Weddellmeer – Das Reich der Kaiserpinguine
Weddellmeer – Auf der Suche nach den Kaiserpinguinen
„Zur Beachtung“ steht gleich auf der ersten Seite der Tourbeschreibung. Selbst wenn man es geschafft hat pünktlich in Ushuaia das Schiff zu erreichen, ist die Tour noch lange nicht sicher. Die Reiseroute dient nur zur Orientierung. Das Programm kann je nach Eis-, Wetter- und Wildtierbeobachtung variieren. Anlandungen sind abhängig von der Verfügbarkeit von Plätzen, Genehmigungen und Umweltbelangen gemäß IAATO-Vorschriften. Der Expeditionsleiter bestimmt operativ vor Ort den endgültigen Tourplan. Wenn die Eisbedingungen günstig sind und die Route nach Snow Hill Island frei von mehrjährigem Packeis ist, hat man die Chance auf einen Schiff-zu-Land-Helikoptertransfer nach Snow Hill Island. Dort befindet sich eine der großen Kaiserpinguin-Kolonien mit etwa 4.000 Brutpaaren. Versuche, Snow Hill Island während der Reisen von 2012 – 2019 zu erreichen, waren nicht immer erfolgreich. Im Jahr 2013 und drei Jahre in Folge (2017 – 2019) waren die Wetterbedingungen günstig, um mit dem Hubschrauber auf Snow Hill Island zu landen und die Kaiserpinguin-Kolonie zu besuchen. Aber auch wenn alles passt, muss nur einer der Passagiere ernsthaft krank werden oder sich verletzen, so dass er eine stationäre Behandlung benötigt. In einem solchen Fall muss das Schiff umkehren und für die Passagiere ist die Tour dann gelaufen. So ist diese Reise mit seinen vielen Variablen durchaus mit den Fahrten, wie sie die Forscher und Abenteurer einst unternahmen vergleichbar.
Tag 1 – Pflaster hinterm Ohr
Das Schiffshorn schallt über den Hafen und durch die Gassen von Ushuaia als sich das Schiff langsam vom Pier löst. Das Ende der Welt, ist der Beginn einer Reise, von der wir vor Jahren nie gedacht hätten, dass wir sie mehrmals machen. Zum zweiten Mal in die Antarktis. Die MV Ortelius nimmt Kurs auf den Beagle-Kanal, der in die Drake Passage mündet. Drake –„lake or shake,“ist das geflügelte Wort unter den Seefahrern und wir hoffen inständig, dass es wiederder „Lake“ ist, denn seetüchtig sind wir im Gegensatz zum Schiff und der Crew nur mit „Scopoderm TTS“ hinter dem Ohr und das auch nur bis zu einer Wellenhöhe von etwa sechs Metern.
Bevor das Schiff Kurs auf die berüchtigte Drake-Passage nimmt, werden in Port William, an der Südspitze von Chile, die drei Helikopter auf das Schiff geflogen. Diese Gelegenheit nutzten die chilenischen Grenzorgane um unser Crew das Leben schwer zu machen und geben die Helikopter zunächst nicht frei. Doch nach intensiven Verhandlungen, es ist nun fast Mitternacht, stehen am Ende des Tages dann doch alle drei Helikopter an Deck.
Tag 2 – Lake or shake?
Wir sind mitten in der Drake-Passage, die diesmal leider kein „Lake“ ist. Zum Glück jedoch, sind die Wellen nur etwa drei Meter hoch, so dass es uns bis auf den schlingernden Gang einigermaßen gut geht. Die Mannschaft kann über diesen Seegang sicher nur müde lächeln.
Niemand kann ermessen welchen Mut die frühen Abenteurer im 19. Jahrhundert haben mussten, sich mit kleinen knarzenden Segelschiffen hinaus auf die offene See und in unerforschte Gebiete zu wagen. Kein Radar, kein Funk, keine Dusche und jede Menge gammelige Nahrungsmittel. Viele Schiffsbesatzungen kämpften hier mit den Elementen und ein nicht unerheblicher Anteil verlor diesen Kampf. Wer wie wir mit einem Pot Kaffee an Deck steht, kann diese Entdecker und Forscher nur bewundern. Währenddessen beobachten wir die gefiederten Begleiter und wer ein gutes Auge hat, entdeckt auch mal den Blas eines Wales der an unserem Schiff vorbeizieht.
Tag 3 – Old Man Drake
Stoisch stampft die MV Ortelius durch die raue offene See. Die kleinen Expeditionsschiffe von Oceanwide-Expeditions benötigen drei Tage bis zur Antarktis. Ihre ständigen Begleiter sind Albatrosse und Kapsturmvögel, die das Schiff unablässig umkreisen. Schon am frühen Morgen folgen den Vögeln die großen Teleobjektive der „Birder-Fraktion“. Auf der Haut die kühle Salzbrise, unendlich das Meer, halten auch wir Ausschau. Es ist sicher, dass es hier Wale gibt, vielleicht taucht einer gerade unter unserem Schiff durch, doch in dieser Weite ist es fast unmöglich einen zu entdecken.
Teile der Wartezeit werden mit Briefings und Vorträgen gefüllt, um sicher zu stellen das es keine Vorfälle gibt. Immerhin haben es schon Passagiere auf dieser Fahrt geschafft, Notfallübungen zu verschlafen, beim Betanken des Schiffes in Ushuaia zuzusehen und dabei eine Zigarette zu rauchen, die Instrumente auf der Brücke des Schiffes mit Speisen und Getränken zu beflecken oder auch im Hangar die Plane von einem Helikopter zu entfernen, um sich dann einfach mal reinzusetzen. Bei Vorträgen über Flora und Fauna, gibt es auf diesem Törn Teilnehmer, die schon eine Stunde vorher im Vortragsraum erscheinen, auf den Sitzen Jacken und anderen Plunder verteilen und wenn der Blick auch nur in die Richtung der Sitzecke geht, so fort ihr freundliches „No, no, no“ rufen. Umgekehrt ist es dann so, dass wenn mal Jemand seinen Platz verlässt um auf die Toilette zu gehen, werden seine Sachen auf dem Sitz einfach beiseitegeschoben der Platz sofort okkupiert.
Von Leuten die sich eine so hochpreisige Reise leisten können, würde ich mehr Sozialkompetenz erwarten. Ich hasse das Pack hier. Fast alle sind ignorante ichbezogen Freaks. „Anouncements“ zum Verhalten auf dem Schiff gibt es unzählige Male. Doch während wir auf der Brücke stehen, schafft es eine ältere Frau ihren halb Liter Becher Tee in den heiligen Hallen des Kapitäns zu entleeren und später erfahren wir, dass einer der Passagiere das Logbuch von der Brücke entwendet hat. Da ist man doch einfach nur noch sprachlos.
Nach eintausend Kilometern überqueren wir die antarktische Konvergenz, welche die natürliche Grenze zur Antarktis darstellt. Nun befinden wir uns in der zirkum-antarktischen Auftriebszone, wo nordwärts fließendes kaltes Wasser mit wärmeren subantarktischen Wassermassen kollidiert. Hier wird es nun spürbar kälter und die Wellen werden immer höher. Vögel die uns bis in die frühen Morgenstunden folgten, sind nun nicht mehr zu sehen.
Tag 4 – Ankunft in der Antarktis
Der Sturm hat in der Nacht an Heftigkeit noch zugelegt. Die Brücke misst 99 Knoten Windgeschwindigkeit. Die Außendecks sind gesperrt, da man sich draußen nur schwer auf den Beinen halten kann. Als ich versuche auf Deck ein Foto zu machen, werde ich von der Crew sofort wieder hineingebeten. Das frühe Aufstehen um 3:30 Uhr war somit umsonst, denn auch der Sonnenaufgang an sich war nicht wirklich schön. Für mich ist sicher, dass wir heute Vormittag nicht mit Zodiaks an Land gehen werden. Während draußen der Sturm heult, Wellen und Eisschollen gegen den Rumpf donnern, entschlummern wir noch einmal in unseren Kojen. Gefangen in unseren Kajüten, harren wir der Dinge die da kommen, während wir an unserem ersten Anlandungspunkt „Brown Bluff“ vorbeituckern.
Am Vormittag flaut der Wind ab und die Wellen schäumen nicht mehr vor Wut. Um 10:03 Uhr kommt dann endlich die Ansage, dass wir auf Devil´s Island anlanden. Nach einem kurzen Marsch über steinige braune Hügel hat man einen grandiosen Blick über eine Bucht, an dessen steinigen Hängen sich eine Adelie-Pinguin Kolonie niedergelassen hat, um ihre Eier auszubrüten. Über der Kolonie kreisen Skuas, die immer wieder versuchen, den Pinguinen die Eier zu stehlen.
Nach einer knappen Stunde, kommt dann auch schon das Kommando, zum Rückzug, da angeblich ein Sturm aufkommt. Da wir als erstes auf der Insel ankamen, haben wir diese Szenerie zum Glück schon abfeiern können. Nach dem Mittag werden dann Rundflüge angeboten. Dabei werden die Passagiere regelrecht in den Helikopter gestopft. Einer neben dem Piloten und der Rest, bis zu vier Personen, auf die Rückbank gequetscht. Für die beiden, die in der Mitte sitzen, hat das dann so gar nichts mit „scenic“ zu tun.
Tag 5 – Snow Hill Island
Über Nacht ist das Schiff an Devils Island vorbei, nach Snow Hill gefahren. Hier werden die Hubschraubervorbereitet. Von hier versuchen wir die berühmte Kaiserpinguin-Kolonie, südlich von Snow Hill Island, mit etwa 4.000 Brutpaaren, zu erreichen.
Als der erste Helikopter startet, stehen wir an Deck und versuchen diesen surrealen Traum irgendwie zu realisieren. Wir haben den Höhepunkt der Reise erreicht! Kein schweres Eis hinderte uns am Zugang zum Weddellmeer und die Wetterbedingungen sind ideal. Nur wenig später sitzen wir in einem der Helikopter und fliegen über ausgedehnte Packeisfelder, auf denen an einigen Stellen Robben liegen. Nach einer viertel Stunde Flug erreichen wir das Base-Camp auf Snow Hill Island. Neben einem Team von „Oceanwide-Expeditions“, haben auch die Kaiserpinguine ein Begrüßungskomitee zur Landing-Site entsendet.
Den einen Kilometer langen Weg bis zur Kolonie der Kaiserpinguine zurückzulegen ist nicht einfach, denn auch abseits der Kolonie stehen kleine Gruppen von Kaiserpinguinen vor einer atemberaubenden Kulisse aus aufgetürmten Eisschollen dessen Bruchkanten in pastell-blau leuchten. Hier beginnt dann das Speicherkarten-Massaker.
Dann kommt die Kaiserpinguine-Kolonie in Sichtweite. Brutpaare soweit das Auge reicht und dazwischen unzählige „Chicks“, die sich an ihre Eltern kuscheln und darauf warten, bis sie sich so weit entwickelt haben, dass sie sich selbst versorgen können. Auf dem Rückweg zum Base-Camp fällt der dramatische dunkelblaue Himmel auf, der einen krassen Kontrast zu den Eismassen darstellt. Am Base-Camp angekommen, müssen wir erfahren, dass die Wettervorhersage das Fliegen nicht mehr zulässt. Nun wird auch klar, wozu die Crew so viel Krempel hier rüber geflogen hat. Es sind Zelte, eine portable Toilette, Survival-Suits, und Essen für fünf Tage. Während der Wind auffrischt, wird das zweite Zelt aufgebaut, in dass sich die auf Snow Hill Island verbliebenen Passagiere hinein kauern. Wir wissen nicht ob es fünf Stunden oder fünf Tage dauert, bis wir evakuiert werden können. Schon nach fünfzehn Minuten beginnen die verknoteten Glieder zu schmerzen. Daher verlassen wir das Zelt lieber und widmen unsere Aufmerksamkeit den Kaiserpinguinen, die inzwischen die Hubschrauber inspizieren. Die dunkle Wolke hat sich etwas aufgelöst. Wenig später bricht Chaos aus. Zunächst heißt es, einer der Hubschrauber versucht ohne Passagiere zum Schiff zu fliegen und dort zu landen. Dann plötzlich will man doch zwei Passagiere mitnehmen, stopft den Heli dann aber mit fünf Passagieren voll. Nächste Anweisung ist; wir fliegen zuerst die älteren Passagiere aus, wobei der Begriff „älter“ nicht definiert wird und auf etwa achtzig Prozent der Passagiere zutrifft. Scheinbar wird das auch nicht an die besagten Älteren kommuniziert, denn wir stehen immer noch mit drei oder vier Anderen am Start Platz. Man kann es nur als Chaos bezeichnen, als wir von einem anderen Guide auffordert werden, den dritten Helikopter zu besteigen. Es hat den Anschein, als würde die Kommunikation unter den Tour-Leadern genauso verbesserungswürdig sein, wie die Kommunikation zu den Passagieren. Das ist uns aber auch ziemlich egal. Wir sitzen im Helikopter und erreichen das rettende Schiff. Die letzten Passagiere, die zum Teil freiwillig auf Snow Hill Island geblieben sind, wurden erst nach fünf Stunden auf das Schiff geflogen. Wir wussten um die geringe Chance Snow Hill Island zu erreichen und sind unendlich dankbar und glücklich dieses Ziel erreicht zu haben.
Tag 6 -Erebus and Terror Gulf & Antarctic Sound
Es ist bedeckt und beginnt zu schneien. Von der Crew erwarten wir schon lange keine wirklich detaillierten Informationen über die weitere Planung. Aber ein Blick aus dem Fenster reicht aus um zu mutmaßen, dass es heute keine Helikopterflüge oder Zodiak Fahrten geben wird. Mit mehreren Lektionen über Flora und Fauna in der Antarktis, versucht man die Passagiere zu unterhalten. Die Durchquerung eines ausgedehnten Eisfeldes, auf denen auch einige Pinguine sitzen, ist dann das Highlight des Vormittags. Gegen 15:00 Uhr erreichen wir Brown Bluff. Doch leider lassen auch hier Wind und Wellen eine Landung nicht zu. Gegen 21:00 Uhr versucht man eine Anlandung, beschädigt dabei aber die Schraube des Außenbord-Motors einer der Zodiaks.
Tag 7 – Duse Bay & Hope Bay
Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel. Doch der Wind bläst immer noch mit 40 Knoten. Weder gibt es Hubschrauberflüge, die für heute über den antarktischen Sound vorgesehen wären, noch ist an Zodiak Fahrten zu denken. Das Schiff verlässt Duse-Bay und nimmt Kurs auf Hope Bay. Zerklüftete Berggipfel blicken durch den Schnee und riesige Eiswälle liegen an den Hängen darunter. Sandsteinfelsen, Lavaströme und Gletscher erstrecken sich soweit das Auge reicht an beiden Seiten des Antarctic Sound. Gigantische Eisberge und Packeis ziehen am Schiff vorbei. Es ist schon ein großes Glück, wenn man hier draußen einzelne Kaiser- und Adéliepinguine auf den Eisschollen erspäht.
Wir dämmern auf unseren Pritschen dahin, als unerwartet die Durchsage kommt; wir machen ein „Continental-Landing“ an der Hope Bay. Die Wetterbedingungen könnten kaum schlechter sein. Es ist nebelig und es schneit. Inklusive der Zodiakfahrten haben wir pro Gruppe eine knappe Stunde Zeit. Am Strand der Hope Bay sind es zehn Minuten Speed Dating mit Adéliepinguinen, Gentoos, Weddellrobben und Skuas. Noch bevor wir mit dem Zodiak zurück auf dem Schiff sind, frischt der Wind auf und wir werden Eimerweise mit kalten salzigen Wasser überschüttet. Zurück auf dem Schiff gehen wir zum Lunch und fallen dann wieder in Warte-Trance, während draußen die argentinische Forschungsstation „Esperanza Base“ vorbeizieht.
Perfektes Timing der Crew! Heute ist mit freier Getränkewahl. Schon vor dem „All you can eat and drink-BBQ“ geraten wir in der Drake Passage in einen Sturm mit einer Windgeschwindigkeit von 60 Knoten. Unser „Scopoderm TTS“ versagt und das Brot was ich reingequält habe, will kurz darauf wieder raus. Ich wechsele mehrmals zwischen Toilette und Bett, bis ich dann irgendwann erschöpft einschlafe.
Tag 8 – Deception Island & South Shetland Islands
Am Morgen, der Sturm hat nachgelassen, geht es mir wieder gut. Kurz nach dem Frühstück erreichen wir Whalers-Bay auf Deception Island. Am Strand von Whalers-Bay, an der Caldera eines aktiven Vulkans, ist das Wasser angenehm warm, so dass Unerschrockene hier Baden gehen können. Sonst ist Deception Island ein trostloser Ort, mit Relikten aus der Zeit des Walfanges. Nur vereinzelt findet man hier Chinstrap- oder Gentoo-Pinguine und Pelzrobben. So sind dann auch alle Landgänger pünktlich wieder an Bord und widmen sich den Vorträgen, dem Kaffeeautomaten oder dösen einfach nur dem Mittagsbuffet entgegen.
Die Vorträge, welche die langweiligen Seetage kürzer erscheinen lassen sollen, sind manchmal ziemlich absurd. „Die Rolle der Frau in der Antarktis“ oder „Die Bedeutung der See in der Kunst“, sind nur zwei Beispiele. Vorträge über die Auswirkungen des Tourismus und der illegalen Fischerei in der Antarktis hätte ich mir eher gewünscht.
Die Sichtung eines Finnwales und eines Buckelwales reißt ein Loch in die Langeweile, doch mehr als ein Blas in weiter Ferne ist nichts zu sehen. Der Nebel wird dichter dann lichter um dann wieder dichter zu werden. Die Windgeschwindigkeit beträgt 32 Knoten, so dass die Angsthasen-Crew auch die Anlandung auf Halfmoon Island und am Foyn Harbor absagen. Uns beschleicht das Gefühl, dass die Tour keine Highlights mehr bieten wird. Die Crew schindet jetzt einfach nur Zeit um nicht einen Tag früher in Ushuaia anzukommen.
Tag 9-10 – Drake Passage
In den letzten Monaten gab es zwischen Falkland und der Antarktis ungewöhnlich viele Stürme. Dies schreibt man der Klimaerwärmung zu. Auch unsere Tour war davon betroffen. Nach zwei erfolgreichen Anlandungen kippte das Wetter und es war meist bedeckt, nebelig und windig. Nun wo wir über die Drake-Passage fahren müssen, werden uns zwei Stürme mit Windgeschwindigkeiten von 60 Knoten und Wellenhöhen von acht Metern vorhergesagt. Glücklicherweise irrt sich auch der Seewetterbericht mal. Doch auch eine Windstärke von 40 Knoten und Wellen mit einer Spitze von sechs Metern setzen uns zu.
Das Bordrestaurant ist nun nur noch zur Hälfte gefüllt und die Außendecks sind gesperrt, so dass es nicht mal möglich ist sich etwas Bewegung zu verschaffen. Der Weg über die Gänge und den Treppenaufgang ist eine echte Herausforderung und so erhöhen wir die Medikation und hauen uns in die Kojen. In der Waagerechten dahin zu dämmern ist die beste Strategie gegen Seekrankheit. Aber auch in der Koje spürt man wie man in die Matratze gedrückt wird, wenn das Schiff sich einen Wellenberg hinaufkämpft. Ist der Wellenkamm erreicht, fühlt man sich eine Sekunde schwerelos, bis das Schiff dann mit einem Wumms ins Wellental eintaucht. So geht das zwei Tage und wir mühen uns im Wesentlichen nur zu den Mahlzeiten aus dem Bett. Sitzen wir längere Zeit oben auf Deck 6 in der Bord-Bar, kommt die Übelkeit zurück. Was nehmen wir bloß auf uns, um einzigartige Momente zu erleben?
Tag 11 – Zurück in Ushuaia
Einen Tag 11 gibt es gar nicht, denn wir haben in der Nacht um 4:00 Uhr bereits in Ushuaia festgemacht. Nach dem Frühstück um 7:30 Uhr kommen in regelmäßigen Abständen Durchsagen, die uns drängen doch endlich das Schiff zu verlassen. Bei der Verabschiedung sind dann alle Dissonanzen scheinbar vergessen und viele fallen sich in die Arme.
Würden wir diese Reise noch einmal machen, wenn sie nichts kosten würde? Eher nicht, denn die vier Tage die man mindestens auf der Drake verbringt, die langen Phasen in denen man nur wartet, die geringe Chance Snow Hill Island zu erreichen und nicht zuletzt die weite Anreise aus Europa ergeben ein sehr ungünstiges „Glück-Leidens-Verhältnis“. Nichtsdestotrotz ist Snow Hill Island „out of this world“.
…weitere Bilder im englischen Trip Log
Danke an Latin Travels für Eure Geduld mit uns 🙂
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