MADAGASKAR

Madagaskar Lemuren Chamäleon

tongasoa eto Madagasikara - Abenteuer statt nur Urlaub

Madagaskar Portrait Katta

INTRO

Madagaskar ist das Sehnsuchtsziel für Reptilienfans und all jene die King Julien aus dem Film „Madagaskar“ besuchen wollen. Abenteurer finden hier auch noch einsame Strände und intakte Natur(reservate). Das Madagaskar bisher von Touristenmassen verschont geblieben ist, hat jedoch Gründe. Die katastrophale Infrastruktur, Probleme bei der Kommunikation und Korruption sowie die Kriminalität machen das Reisen auf Madagaskar schwierig.

 

Wer nach Madagaskar möchte, steht am besten ganz früh auf. Air France startet zwar zu vertretbaren Zeiten von Paris, aber wer einen Zubringerflug aus Deutschland benötigt, muss unter Umständen schon mal um drei Uhr in der Nacht aufstehen. Aus der Stadt der Liebe, geht es direkt nach Antananarivo, wo wir am 10.03.2024 um Mitternacht ankommen. Von dort sind es nur fünf Minuten Fahrt mit dem Bus zum Hotel Le Chalet Raphia. Das für uns vorgesehene Zimmer ist bereits von zwei Kakerlaken, in der Größe einer Hauskatze belegt, doch das Personal kann sie überzeugen auszuziehen.

Antananarivo-Antsirabe

Eine Kuh trottet über den Tennisplatz des Hotels, während wir beim Frühstück die trockenen Baguettes versuchen mit Butter, Ei und Marmelade hinunterzuwürgen. Dann beladen wir den Bus und starten unsere Tour, die zunächst wenig mit Urlaub zu tun haben wird. Über die Nationalstraße RN 7 geht es Richtung Süden. Vorbei an unzähligen Reisterrassen und den typischen roten Lehmhäusern der Merina, durchfahren wir die hüglige Landschaft des zentralen Hochlandes. Unterwegs halten wir an einer Aluminiumgießerei, in der mit einfachsten Mitteln Töpfe, Geschirr und Dekorationsgegenstände hergestellt werden. Am Nachmittag erreichen wir Antsirabe. Diese Stadt ist die Hauptstadt der Halbedelsteine und ehemaliger Thermalort. Bekannt ist die Stadt auch für seine vielen bunten Rikschas. Morgen müssen wir wieder früh raus und da wir vier nach der langen Reise und der kurzen Nacht, mit nicht mehr als fünf Stunden Schlaf, ziemlich fertig sind, verlassen wir das Hotel auch nicht mehr. Das Hotel „Coleur Cafe“ gibt dazu auch keinen Anlass, ist es doch eine Oase in der sich die Lebensrealität Madagaskars einfach ausblenden lässt.

Rikscha Madagaskar moving
Frühstück in der Rikscha in Antsirabe

Antsirabe-Morondava

Die heutige Fahrtstrecke beträgt unglaubliche 440 Kilometer! Da die Straßenverhältnisse als eher schwierig beschrieben werden, wollen wir früh auf der Piste sein. Unser Plan ist es, uns an der Bäckerei, die um 6:30 Uhr öffnet, mit Leckereien einzudecken und unterwegs im Auto zu frühstücken.  Doch die Angestellten der Bäckerei durchkreuzen diesen Plan, denn sie sind zu dieser frühen Stunde einfach noch nicht bereit zu öffnen. Es würde wohl noch etwa 20 Minuten dauern, eröffnet man uns. So fahren wir uns an einem Straßencafé einen Kaffee holen und kehren 15 Minuten später wieder zurück. Die Bäckerei hat nun zwar offen, aber das Angebot kann nur als bescheiden beschrieben werden. Man kann zwischen Croissants oder Schokocroissants wählen und Kaffee gibt es hier auch nicht. Ich ergattere das letzte Fleischbällchen, welches von gestern übrig ist. So kommen wir um 7:02 Uhr aus Antsirabe weg. Durch die entwaldeten Hügellandschaften fahren wir die RN 34 Richtung Miandrivazo. Nur noch zehn Prozent des ursprünglichen Waldes sind durch Nationalparks und Reservate in Madagaskar erhalten geblieben.

Die Straße ist eine Aneinanderreihung von riesigen Schlaglöchern. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 20 Stundenkilometer ist nicht möglich, oft geht es aber auch nur in Schrittgeschwindigkeit voran. Der Präsident von Madagaskar ist ein kluger Mann. Wenn er denn mal auf seiner Insel wohin möchte, nutzt er das Flugzeug. Was unten vor sich geht ist ihm egal.

In Miandrivazo gönnen wir uns eine Mittagspause und in mir reift die Gewissheit, dass es mit dem Sonnenuntergang in der Baobaballee nicht klappen wird. Die Straße wird nun etwas besser, aber nun teilen wir uns das schmale Asphaltband mit den Bauern und Hirten, die von der Feldarbeit kommen. Zu ihnen gesellen sich Ziegen und Rinderherden, Gruppen von Schulkindern in ihren Uniformen und viele Frauen mit ihren Körben auf dem Kopf. So kommen wir auch jetzt nur langsam voran. Doch das ist egal, denn ein dichter Wolkenschleier schiebt sich vom Horizont immer weiter gen Himmel. Um fünf Uhr am Nachmittag ist die Sonne dann weg und es sind noch zwei Stunden bis zur Baobaballee. Wir beschließen zum Hotel durchzufahren und es morgen bei Sonnenaufgang zu probieren.

Das Hotel Kimony Resort liegt abseits der Straße am Strand und lockt mit vier Sternen, weißem Strand und einem Pool. Davon haben wir jedoch meist sowieso nichts, denn auf unseren Reisen kommen wir oft am Abend an und verlassen die Unterkunft wieder am Morgen. Heute sind wir seit 14 Stunden auf der Piste und total fertig. Doch ein letztes „Abenteuer“ gilt es noch zu bestehen.

„Die Straße sei etwas modderig und ein Auto hätte sich schon festgefahren“, offenbart uns die Dame vom Kimony-Resort. Wir sollten kurz vor der Ankunft noch einmal anrufen, damit uns jemand an einer Weggabelung empfängt und einen befahrbaren Weg zum Hotel zeigt. Gesagt getan. Doch an der Weggabelung steht niemand. Wir irren durch die Nacht, fahren wieder zur Gabelung zurück und rufen noch einmal an. Wir fahren dann eine Weggabelung weiter, wo dann zwei Gestalten in der Dunkelheit stehen.

 

Monique, eine junge schwarze Mitzwanzigerin und ein bewaffneter Soldat steigen zu. Wir holpern und schaukeln mit Schrittgeschwindigkeit über Gras und Steine. Links, wo einst der Weg war, ist jetzt kurz nach der Regenzeit ein See an dem sogar Boote liegen. Wir probieren den einen Weg und dann einen anderen. Obwohl unser Bus ein Allrader ist, finden wir keinen passierbaren Weg zu unserem Hotel. Monique, die den Titel Hotel-Managerin stolz vor sich herträgt, weiß nun auch nicht mehr weiter und telefoniert. Sie beginnt alsbald recht unfreundlich mit unserem Fahrer zu lamentieren und hört nicht mehr auf ihn einzureden. Wir sollen nun mit TucTucs zum Hotel fahren und unser Fahrer soll sich in der Stadt irgendwo eine Unterkunft suchen. Nein, das werden wir gewiss nicht tun. Dass das Hotel nur mit einem Landungsboot der US-Marines oder einem Helikopter zu erreichen ist, hätte man auch bei der Buchung erwähnen können. Doch den Touristen erstmal das Geld vom Konto abzubuchen hat oberste Priorität. Die Aktion kostete fast eine Stunde Zeit und es ist inzwischen nach acht Uhr am Abend. Wir brechen ab, setzen die Anzahlung in den Sand und suchen uns ein Hotel in der Stadt. Dieses hat zwar akzeptable Zimmer, aber das Restaurant würde erst morgen offen sein, sagt man uns. Also fahren wir in die Stadt und finden bei „Rasta Men“ ein lauschiges Plätzchen. Stimmung will aber keine mehr aufkommen, da wir alle total durch sind und morgen früh um vier Uhr wieder losfahren, um unser Glück in der Baobab Allee zu versuchen.

Baobab-Allee

Die Anreise zur Baobaballee von Antsirabe an einem Tag ist einfach unmenschlich und die Piste zur Baobaballee ist nach der Regenzeit auch kein Spaß. Hat man den Point of Interest dann endlich erreicht, ist man doch etwas ernüchtert. Die einst freistehenden Baobabs sind nun an vielen Stellen von hochwachsenden Büschen gesäumt. Ein Freistellen ist somit schwierig bis unmöglich. Trotzdem gelingen uns einige brauchbare Bilder.

madagascar baobab oxcart
Fotografisch geht nicht mehr viel in der berühmtesten Straße Madagaskars.

Morondava-Kirindy Nationalpark

In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt, dass die Straße zum Kirindy Reservat so schlecht ist, dass sie selbst mit unserem Allrad-Bus zurzeit nicht befahrbar ist. So muss unser Fahrer ein alternatives Fahrzeug besorgen und wir warten derweil in Morondava. Manch einer, wie ich zum Beispiel, stellt sich vor, dass Morondava ein lauschiger Küstenort mit weißem Strand sei. Doch der Blick auf das Meer ist mit hässlichen Betonbauten und anderen Häusern zugebaut. Dort wo nicht gerade ein Resort ist, ist der Strand übersäht von Müll. Da auch gerade Ebbe ist, vergeht mir die Lust und das Vergnügen ins Meer zu springen, wie ich es mir gewünscht hatte.

Auf der anderen Seite der „Strandpromenade“ hat jemand mit viel handwerklichem Geschick, aus alten Brettern, Latten und Strandgut ein „Restaurant“ zusammengezimmert. Dieses lauschige Plätzchen nutzen wir für unsere Frühstückspause. Ereilt einen das Schicksal und man muss mal auf die „madagassi toilet“, geht man durch die Küche, die man vor dem Essen auch nicht gesehen haben möchte, läuft durch den backyard, durch welchen die Abwässer der Küche rinnen und gelangt dann zu einem, in der Sonne vor sich hin faulenden Müllhaufen, auf dem eine Art Hochstand-Plumpsklo zusammengenagelt wurde. Diverse „Minen“ davor zeugen davon, dass dies selbst den Einheimischen zu ekelig ist. Überlebt man diesen Toilettengang, ist man gegen alle Krankheiten dieser Welt immunisiert.

Nach dieser Erfahrung müssen wir unser ganzes Gepäck auf den Landcruiser mit mehr Bodenfreiheit schnallen und reinstopfen. Dann zwängen sich der lokale Fahrer, ein Guide, unser Fahrer und wir vier, wie die Ölsardinen in die Büchse und wieder geht es los. Zunächst führt uns der Weg wieder durch die Baobaballe. Dann tauchen wir in den Dschungel ein.  Der sandige Pfad durchschneidet in sanften langgezogenen Wellen den Wald. Es ist wie auf einem ruhigen Ozean. Die Wellentäler sind jetzt kurz nach der Regenzeit mit trüben ockerfarbenen Wasser gefüllt. Wenn der Offroader die Wasserlachen durchfährt und man schließt die Augen, kommt es einem vor, als säße man im Sand und die Wellen branden sanft auf den Strand. Manchmal jedoch sind die Wasserlöcher so groß, dass man den Seen Namen geben sollte. Andere Löcher sind so tief, dass der Landcruiser sich festfährt und man aus seiner Strandträumerei gerissen wird. 

Madagaskar Road water
Road 2 Kirindy

Kirindy Nationalpark

Nach vier Stunden Fahrt erreichen wir die Kirindy Forest Lodge, mitten im 125 Quadratkilometer großen Kirindy-Schutzgebiet. „Lodge“ sollte man nicht falsch interpretieren. In Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen hat das Deutsche Primatenzentrum DPZ im Kirindy-Forest eine Forschungsstation aufgebaut, um das Verhalten und die Ökologie von Lemuren und anderen Wirbeltieren zu untersuchen. Auf dem Gelände gibt es für Besucher einfache Holzhütten, die sogar über Solarstrom und Dusche verfügen.

Im Kirindy Forest sind seltene Tierarten, wie der Madagaskarleguan, die Votsotsa (madagassische Riesenratte) und die Fossa, das größte Raubtier Madagaskars, heimisch. Aber auch viele tag- und nachtaktive Lemuren und Sifakas können im Kirindy Reservat entdeckt werden. Am Abend machen wir eine erste ausgiebige Pirsch zur Beobachtung nachtaktiver Tiere.

In der Nacht hat irgendein Nagetier versucht, sich durch die Wand unser Hütte zu nagen. Besonders clever sind die Tierchen scheinbar nicht, denn die Wände sind von Termiten zerfressen und haben schon einige Löcher, die allen Waldbewohnern, die nicht größer sind als eine Ratte, ungehinderten Zugang zu unserem Schlafgemach ermöglichen. Wir hoffen, dass die Wand der Fressattacke bis zum Morgen standhält und schlafen weiter. Der nächste Morgen. Wieder werden es heute 35° Celsius und die Luftfeuchtigkeit kann man greifen. Allein der Gang zum Frühstück löst einen Schweißausbruch aus. Das schreckt uns nicht! Wir machen einen dreistündigen Dschungelwalk und schmoren dann in der Hitze in der Lodge rum, bevor wir dann am Abend einen zweistündigen Taschenlampenumzug machen, um mit unseren Blitzlichtern Chamäleons zu blenden. Zwar ist es nervig und unerträglich heiß, aber leider unabdingbar, wenn man die endemische Tierwelt Madagaskars entdecken will. 

Madagascar Kirindy Lepilemur
Waldschädling auf frischer Tat ertappt! Lepilemur frisst frisches Blattwerk aus den Bäumen im Kirindy NP.

Kirindy - Antsirabe

Am Morgen verlassen wir den Kirindy-Forest und fahren wir auf dem Dschungelpfad zurück nach Morondava.

Hier draußen auf dem Land sind die Menschen auf sich selbst gestellt und helfen sich selbst. Entlang des Weges nutzen einige Bauern den Tag, um nach der Regenzeit mit einem kleinen Spaten die Löcher in den schlammigen Pisten zu füllen. Dafür bekommen sie von den Straßenbenutzern ein kleines Entgelt. Mercedes-Kurzhauber und alte Renault-Busse schaukeln mit Schrittgeschwindigkeit über die ausgewaschenen Wege und transportieren Waren und Menschen zwischen den kleinen Ortschaften und Dörfern. Doch für so manchen Renault-Bus sind die Wasserlöcher einfach zu tief und man sieht sie dann am Wegesrand stehen, während die Fahrer unter dem Bus liegen und versuchen ihn wieder fahrbereit zu bekommen.

Love-Baobab

Wir halten unterwegs am „Love-Baobab“. Dies sind zwei Baobabs, die in gemeinsamer Umarmung gen Himmel gewachsen sind. Nach dem wir in Morondava wieder im „Hotel Select“ eingecheckt haben, fragen wir erwartungsvoll nach dem Restaurant. „No it´s open tomorrow“. Nanu ist heute nicht schon übermorgen? Egal! Wir nehmen am Nachmittag noch einmal die Schlammpiste unter die Räder, um während des Sonnenuntergangs in der „Sunset-Bar“ an der Baobaballe zu chillaxen.

Madagaskar straße LKW
Wasserlöcher, Flussfurten und unbefestigte Straßen. Für einen Mercedes-Kurzhauber kein Problem.

Morondava - Antsirabe

Nun haben wir wieder die anstrengende dreizehnstündige Rückfahrt nach Antsirabe vor uns, wo wir wieder im Hotel „Coleur Cafe“ übernachten und am nächsten Morgen nach Morondava weiterfahren. In den Ortschaften reihen sich links und rechts der Hauptstraßen unzählige kleine Hütten aneinander, die zur Straße hin offen sind. Jede dieser Hütten bietet unterschiedlichste Speisen, Snacks oder fertig zubereitete Lebensmittel an. Gebratenes, Frittiertes, gekochte Eier, Brot, Fleisch das in der Sonne schmort oder auch ganze Mahlzeiten. Und wieder frage ich mich: Wer kauft das alles, wovon leben die Menschen? Es ist in Madagaskar wohl üblich, dass oft über den Tag nur gesnackt wird und Essen selbst zubereiten teurer ist, als sich eine Kleinigkeit an der Straße zu holen. Wird selbst gekocht, wir nur so viel gekauft wie zum Zubereiten der Mahlzeit benötigt wird. Hier gilt noch die Überzeugung, dass Eingefrorenes seinen guten Geschmack verliert. Zudem kann sich nicht jeder einen Kühlschrank leisten und wenn sich jeder einen leisten könnte, wäre das Stromnetz dem sicher nicht gewachsen. 

Unser Auto stand nun drei Tage in Morondava und wurde auch in Antananarivo „eingehend auf technische Zuverlässigkeit überprüft“. Warum ich das in Anführungsstrichen schreibe? Kurz vor Maleimbandy sind die Bremsbeläge links vorne am absoluten Ende ihrer Nutzungsdauer und Metall kratzt auf Metall.

Madagaskar Ambatolampy Street
Straßenszene in Ambatolampy

Elisabeta und Sandra

Mit ihren Eltern und Geschwistern sitzt Elisabeta in der Hütte und gemeinsam löffeln sie Reissuppe zum Frühstück. Als sie fertig sind, steht Elisabeta auf und legt Bananen auf einen großen Blechteller. Dann geht sie wie jeden Tag hinunter zu der staubigen Hauptstraße. Unterwegs trifft sie ihre Freundin Sandra, die heute Kochbananen verkaufen will. Sandra erzählt Elisabeta, dass sie gestern wieder mit einem alten Schulbuch Französisch gelernt hat. Lieber würden die beiden zur Schule gehen, doch ihre Eltern können sich weder die Schuluniform, noch die Bücher oder die Schulgebühr von drei Euro pro Monat leisten. So ist der Ort Maleimbandy die Welt in der sie gefangen sind und es wahrscheinlich auch bleiben werden. Es ist erst neun Uhr am Morgen. Die Sonne brennt erbarmungslos auf die Kinder, die hier auf der Hauptstraße die verschiedensten Waren verkaufen wollen, nieder. Es kommt darauf an rechtzeitig ein neues Fahrzeug zu erblicken, dass hier hält und schnellstmöglich dort zu sein. Die Fahrer der Trucks und die Passagiere der Minibusse sind ihre Klientel. Sie stehen genau richtig als ein silberner Hunday Bus an der Ortseinfahrt hält. Als sie im Innern die Bleichgesichter sitzen sehen, sind sie unsicher. Sie versuchen aber trotzdem ihr Glück, doch keiner kauft ihre Bananen. Der Minibus hat ein technisches Problem und die vier Bleichgesichter steigen aus und suchen entlang der Verkaufsbuden ein Restaurant. Elisabeta, Sandra und andere Kinder folgen ihnen dorthin und bieten weiter ihre Bananen an. Ein anders Mädchen holt geflochtene Körbe und versucht damit ihr Glück. Die Bleichgesichter bestellen Kaffee und kaufen Cola und machen sich auf den Holzbänken bequem. Einer der Bleichgesichter hat einen Rucksack und eine große Kamera, die anderen Smartphones mit denen sie fotografieren. Für Elisabeta, Sandra und die anderen Kinder ist es eine willkommene Abwechslung. Sie lassen sich fotografieren und schauen sich dann die Bilder auf den Displays an. Eine der Bleichgesichter ist eine große weiße Frau mit langen blonden Haaren, die Sandra und Elisabeta nur zu gerne mal anfassen würden. Doch sie trauen sich nicht. Die große weiße Frau zeigt ihnen auf dem Display ein Video, in dem Lemuren tanzen singen und feiern. So etwas Lustiges haben sie schon lange nicht mehr gesehen. Zwar verkaufen sie keine Bananen, aber die fremdartigen Besucher kaufen für die Kinder Kekse, Cola und verteilen Bonbons, die sie in den Schalen unter den Bananen für später verstecken. Dann kommt der silberne Bus angefahren, der inzwischen repariert wurde. Der Fahrer kippt schnell seinen Kaffee hinunter und die Besucher aus der anderen Welt steigen wieder ein. Auf der staubigen Straße verlässt der Bus Maleimbandy. Elisabeta und Sandra schauen dem Bus hinterher und bleiben zurück in ihrer Welt, die eine ganz andere ist.

Madagaskar people childs
Elisabeta und Sandra.

Von Antsirabe nach Antananarivo

Über den grünen Hügeln türmen sich Wolkenberge und Blitze zucken. Bevor es zu regnen beginnt, lässt die untergehende Sonne Landschaft und Himmel in leuchtenden Farben erstrahlen. Es ist schon dunkel, es regnet und die Temperatur ist von 35 ° Celsius am Mittag, auf 19° Celsius gefallen, als wir das Hotel „Coleuer Cafe“ in Antsirabe erreichen.

Am nächsten Morgen fahren wir 189 Kilometer von Antsirabe nach Antananarivo. Fleuris, unser madagassischer Fahrer musste am Morgen wieder einmal zur Werkstatt, da etwas mit dem Auto nicht in Ordnung war. Um halb zehn fahren wir in Antsirabe einige kleine Werkstätten besuchen. Hier werden aus recycelten Müll kleine Autos, Fahrräder und andere Andenken gefertigt. Aus den Hörnern von Zeburindern, die im Schlachthaus anfallen, werden Bestecke, Schalen und Schmuck hergestellt. Eine andere Werkstatt stellt aus Seide Tücher und Shirts her.

Wir schaukeln und schlingern um die Schlaglöcher. Manchmal müssen wir hindurch, da sie einfach zu groß sind um sie zu umfahren. Wir kommen bis Sambaina (ehm. Bahnstation der Nordstrecke) dann ist etwas an der Bremse hinten abgerochen. Unser Fahrer findet einen „Werkstattinhaber“ und wir fahren mit ihm an den Stadtrand und fixen dort tatsächlich die Bremse. 189 Kilometer sind keine große Entfernung, aber in Madagaskar braucht man dafür mit einer einstündigen Pause und der Unterbrechung durch die Panne dann doch wieder neun Stunden.

Madagascar street oxcarts
Straßenszene irgendwo und überall in Madagaskar.

Antananarivo - Ankarafantsika

Heute fahren wir auf der N 4 Richtung Nordwesten. Was soll man noch zu den Straßen in Madagskar schreiben? Man sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass sie anfangs noch einigermaßen fahrbar ist. Sie wird, desto weiter man nordwärts fährt, mit jedem Kilometer schlechter.

Google Maps gibt für die Strecke von Antananarivo nach Ankarafantsika 440 Kilometer und 8 Stunden Fahrzeit an. Google Maps weiß aber nicht, wie dramatisch sich der Straßenzustand in den letzten zwei Jahre verschlechtert hat. Über Serpentinen winden wir uns stundenlang die entwaldeten Berge hoch und auf der anderen Seite wieder hinunter. Dann überqueren wir den Betsiboka River. Weiter geht es durch die Dörfer, vorbei an überfahrenen Hunden und Rindern die vor ihrem Karren zusammenbrechen und nicht weitergehen können. Man wir es nicht glauben, aber in einem Dorf umrunden wir ein Schlagloch in dem noch Wasser stand. Darin schwammen zwei Gänse! Leider hatten wir keine Zeit und es war auch schon zu dunkel für ein gutes Foto. Mit insgesamt zwei Stunden Pause haben wir dann in Summe 14 Stunden benötigt. Wieder den ganzen Tag in der Kauerstellung auf den Kunstledersitzen, der Hintern ist taub und wund und am Rücken pelle ich mich, weil man ständig feucht ist. Von allen „Roadtrips“, die wie je gemacht haben ist dies der härteste, der uns an unsere psychische Grenze führt.

Madagaskar Betsiboka Brücke
Selten herrscht eine solche Idylle auf der stark befahrenden Betsiboka-Brücke.

Parc National Ankarafantsika

Die Blue Vanga Lodge, die wir für unsere Übernachtung ausgesucht haben, ist nur über einen schmalen Sandweg erreichbar, wenn man das kleine Schild an der Straße nicht übersieht. Der Aufenthalt ist nur für wahre Abenteurer geeignet. Essen gibt es nur auf Vorbestellung und einen Kühlschrank mit kalten Getränken wird man vermissen. Dafür sind die Zimmer so aufgeheizt, dass man nur schlafen kann, wenn man total erschöpft und besoffen ist. Aber besaufen kann man sich ja nicht, denn mehr als zwei Flaschen Bier hat man für sechs Gäste und deren Guides nicht.

Am nächsten Morgen wandern wir durch den Nationalpark von Ankarafantsika zur faszinierenden Ambalabongo-Schlucht. Diese Schlucht mit steil aufragenden, farbigen Felsstrukturen ist ein absolutes Highlight hier im Norden und mein persönlicher Favorit. Der Weg durch den Dschungel ist einfach zu gehen, doch es sind schon wieder über 30° Celsius und die feuchte Luft steht. Auf dem Weg sichten wir den nachtaktiven Lepilemur edwardsii (die die im Baum aus den Löchern schauen), Wollemur, Coquerel Sifaka, Hakennasennatter, und das Furcifer rhinoceratus, bei welchem das Weibchen eine tolle pinke Farbe hat.

Furcifer rhinoceratus - die bunten Farben der Chamäleons in den Paarungs-Monaten Februar und März sind der Grund Madagaskar am Ende der Regenzeit zu besuchen.

Mahajanga

Nach einem ausgiebigen Mittagsmal im Nationalpark fahren wir weiter Richtung Westen in die Küstenstadt Mahajanga. Die Fahrt dorthin ist mit zweieinhalb Stunden angesetzt. Daraus wird natürlich wieder nichts, es sind dann dreieinhalb Stunden! Mahajanga selbst ist ein Geschwür aus Müll und Dreck, durchzogen von unpassierbaren Straßen. Die Minibusse, die den öffentlichen Nahverkehr bewältigen, haben keine festen Fahrpläne und halten dort wo jemand aussteigen möchte. Wenn dann vier Minibusse hintereinander vor einem fahren, hält immer einer dieser Busse alle 50 Meter. Da ein Überholen in dem Verkehrschaos kaum möglich ist, kommt man langsamer voran, als wenn man die Strecke laufen würde. So kann man die postapokalyptische Szenerie beiderseits der Straße eingehend beobachten. Hütten, zusammengebastelt aus Holzresten und verrosteten Blechplatten bilden eine scheinbar nicht abreißende Reihe aus Verkaufsbuden. Dahinter erheben sich von Vernachlässigung und Wetter gezeichnete Gebäude, von denen einige noch aus der Kolonialzeit stammen. Einzig rund um die katholische Kirche, an der Strandpromenade und am heiligen Baobab ist es einigermaßen sauber. Meine Bewunderung gilt denen, die mit hölzernen Einachsern schwere Waren durch die Straßen jonglieren. Ist uns schon das Laufen in der Sonne zu anstrengend, so karren diese zentnerschwere Lasten gebückt durch den dichten Verkehr in der sengenden Sonne.  Die Straße hinunter zum Strand ist eine Prüfung für Geduld und Gesundheit. Der Minibus fährt scheinbar endlos über Sandpisten und schaukelt dabei, dass man fürchten muss einem rollt der Kopf von den Schultern.

Dann das, was wir kaum noch für möglich gehalten haben. Der Weg hat sich gelohnt! Das Hotel „Coco Beach“ ist ein Paradies am Strand des Kanals von Mosambik. Kalte Getränke, WiFi, Pool, Bar und nette Reihenhäuschen und Dinner am Strand. Wir wollen nicht mehr weg.

Der Canal Metzinger in Mahajanga mündet im Meer!

Katsepy Halbinsel

Schweren Herzens trennen wir uns nach dem Frühstück vom „Coco Beach“ und machen mit einem gecharterten Boot einen Ausflug zur Halbinsel von Katsepy. Bei der Überfahrt am Morgen, lassen sich unzählige Fischboote mit vom Wind geblähten Segeln beobachten, deren Fischer noch den traditionellen Fischfang betreiben. Nach einer abenteuerlichen Fahrt auf der Ladefläche eines PickUps erreichen wir den Leuchtturm, der 1901 in Paris vorgefertigt und hier zusammengebaut wurde. Ziel unserer kleinen Gruppe sind jedoch die Kronensifakas, die man bei ihrem Spiel in den Baumwipfeln nirgendwo so leicht zu sehen bekommt wie hier.

Nach diesen unvergesslichen Momenten sind wir beim Leuchtturmwärter und seiner Frau zum Mittag eingeladen. Hühner gackern durch die schattigen Räume. Katzen warten wie wir geduldig auf das Mittagsmahl. Derweil dürfen wir den betagten Leuchtturm besteigen. Dann gibt es madagassische Speisen in touristischer Interpretation und kühle Getränke. Misaoatra betsaka, mercie und Dankeschön.

Jetzt aber schnell zurück ins „Coco Beach“ und ab in den Pool.

Goldkronensifakas Katepesy Madagaskar
"What the fuck is that ?!"

Von Paradies zu Paradies

Nun müssen wir endgültig vom „Coco Beach“ Abschied nehmen und verlassen Mahajanga. Eine Stunde Fahrt über einen ausgewaschenen Sandweg sind es bis zur Antsanitia Lodge, von wo wir mit einem Boot abgeholt werden.

Silbern funkelt das Sonnenlicht auf den Wellenkämmen. Vorbei an den hölzernen Booten der Fischer, die mit vom Wind geblähten Segeln zu ihren Fischgründen fahren, durchscheidet unser Boot mit seinen zwei Mal 200 PS starken Motoren die See. Der schneeweiße Strand, der vorüberzieht, wird unterbrochen von beeindruckenden roten Sandsteinformationen. Dann ziehen der „Circe rouge“, ein Canyon mit rotem und weißen Gesteinssäulen am Ufer vorbei. Wenig später steuert das Boot den Strand an. Nach drei Stunden springen wir ins Wasser und sind nun von einem Paradies ins Nächste gelangt.

madagascar cocorel sifaka
Fliegender Cocorel Sifaka in den Bäumen von Terres des Blanches.

Lodge Terres des Blanches

Weit ab von jedwedem Trubel und Touristenmassen, liegt hier im Küstenwald der bis zum Strand reicht, in einem privaten Reservat, die einsame Lodge des Terres Blanches. Die Lodge, die gerademal 16 Gäste beherbergen kann, ist nur per Boot oder Kleinflugzeug erreichbar. Wer das „Robinson-Feeling“, menschenleere Strände, Ruhe und nachhaltigen Tourismus bevorzugt, ist hier an der richtigen Adresse. Im Schatten der Bäume, aus Holz gebaut, mit Palmwedeln gedeckt und mit viel Strandgut dekoriert, entsprechen die Gebäude der traditionellen Bauweise madagassischer Fischerdörfer. Das französische Paar, dass diese Lodge betreibt verwöhnt die Gäste mit aufwendig arrangierten fünf Gänge Menüs, deren Zutaten aus der nahen Umgebung stammen. Nach einer guten Flasche Wein kann man im Himmelbett sanft entschlummern, während in der Ferne die Wellen rauschen.

Madagaskar Terres Blanches sunset
Sonnenuntergang am Strand von Ambovolavo.

Cirque Rouge und Kirambo Village

Auf dem Weg zum Frühstück schwingen sich Coquerel Sifakas durch die Bäume über dem Weg. So kann der Tag beginnen! Vier Tage nur in der Robinson Hütte abhängen ist uns natürlich zu langweilig. So machen wir einen Bootsausflug zum „Cirque Rouge“. Diese von Wind und Wasser geformte Landschaft, die wie aus einer fernen Galaxie anmutet, funkelt im Sonnlicht in außergewöhnlichen Farben.

Wenn die Sonne hochsteht, ist dies jedoch eine Todesszone ohne jeden Schatten. Ohne hitzebeständigen Ganzkörperanzug hält es hier wohl kein Mensch lange aus. Jedenfalls nicht, wenn am Strand das Boot wartet, dass einen zurück an die Robinson-Bar bringt. Auf der Rückfahrt halten wir kurz an interessanten Muschelkalk-Felsen von denen einer sogar einen Bogen bildet.

Ein anderer Ausflug führt uns in das nahegelegene Dorf Kirambo, dass hier entstanden ist, als die Lodge „de Terres Blanches“ gebaut wurde. Einige der Bewohner arbeiten auch heute noch in der Lodge. Kirambo hat 400 Einwohner und 60 Kinder die zur Schule gehen. Wie viele Kinder nicht zur Schule gehen, habe ich nicht gefragt. Bei solchen Besuchen fühle ich mich doch immer etwas eigenartig. Wir kommen in ein solches Dorf, sehen uns die einfachen Holz- und Lehmhütten an, besichtigen die Gärten, knipsen die Einheimischen, sind insgeheim froh, dass wir unter solchen Bedingungen nicht leben müssen, verteilen Almosen, lächeln und winken und gehen wieder. Es ist nicht meine Aufgabe das zu bewerten und das tue ich auch nicht. Doch, wenn man darüber nachdenkt, ist es schon unfassbar, dass es auf diesem Planeten Menschen gibt die sich nicht die Fahrt in die nächste Stadt leisten können, während die anderen um den Globus jetten um sich die schönsten Flecken anzusehen. Zumindest ist es hier so, dass die Lodge das Dorf und die Schule unterstützt, was jedoch zumindest sichtbar keinen Unterschied zu machen scheint.

circe rouge madagascar
Aus der Vogelperspektive ist sehr gut zu sehen wie der Circe Rouge entstanden ist.

Mahajanga

Nach vier Tagen und vier Nächten besteigen wir das Boot und reiten auf den Wellen zurück zur Antsanitia Lodge. Von dort fahren wir mit unserem Bus nach Mahajanga, wo wir eine Mittagspause machen wollen. Doch da es Sonntag ist, haben die meisten Restaurants geschlossen. Nicht so das „La Rotondo“. Die Inhaberin empfängt uns schon am Auto bevor die Türen geöffnet sind. Wie viele wir insgesamt sind, will sie wissen und kommandiert sofort das Personal, damit Tische zusammengeschoben werden. Wir bestellen Getränke und Mahlzeiten. Das Essen dauert eine Weile und zur Überbrückung, so sagt sie, lässt sie uns Brötchen, Schrimps, und gefüllte Teigecken und Rollen bringen. Noch nie haben wir so eine um Service bemühte Restaurant-Inhaberin erlebt. Die Tische biegen sich und wir könnten unser Essen abbestellen, da die Snacks uns ausreichend sattmachen würden. Spätestens hier sollte man misstrauisch werden! Die geschäftstüchtige Inhaberin hat eine Kleinigkeit unerwähnt gelassen. Die Snacks, die sie zur Überbrückung der Wartezeit gebracht hatte, ohne dass wir sie bestellt oder gar danach gefragt hatten, kosten mehr als das Essen für vier Personen, nämlich satte 34 Euro (ein durchschnittliches Monatsgehalt in Madagaskar).

Fischer Segeboot Leuchtturm
Traditionelles Holzsegelboot der lokalen Fischer mit dem Leuchtturm von Katepesy im Hintergrund.

Stoppover

Das Kamoro Hotel in Ambondromamy ist erst seit einem Jahr geöffnet und teilweise noch im Bau. Es gibt nur fünf Flaschen Limonade und Wasser zu kaufen, kein Internet, keine Klimaanlage, nur eine Steckdose auf den Zimmern und beim Duschen ist dann plötzlich kein Wasser mehr in der Leitung. In Madagaskar gibt es auch gute Hotels, diese sind jedoch meist nur an der Küste zu finden und/oder werden von Franzosen geführt.

Madagaskar Women Thanaka
Thanakapaste wird als natürliche Kosmetik benutzt. Sie schützt vor UV-Strahlung der Sonne und wirkt kühlend.

Plastikflaschen

Unser Roadtrip führt uns weiter nach Port Berge, von wo wir auf der RN 4 weiter nach Norden fahren. Entlang der rudimentären Nationalstraße trifft man immer wieder auf Kinder, die Ziegen oder Kühe hüten. Sie freuen sich, wenn dann eins der wenigen Autos mit Touristen an Bord langsam fährt und Süßigkeiten aus dem Fenster reicht. Ein noch höheres Gut scheinen jedoch große leere Plastikflaschen zu sein. Diese sind sehr begehrt als Transportmittel für Wasser oder als Flasche, in der in Sakai eingelegte Mangostücken an der Straße verkauft werden. Wir sammeln all unsere Flaschen und verteilen diese dann in den Ortschaften und an der Straße. Die Kinder die eine Flasche zu greifen bekommen, halten ihre Beute vor Freude schreiend wie Trophäen in die Höhe. Eine dieser Flaschen fällt auf die Straße und rollt den Hügel hinab. Zwei Kinder laufen um die Wette, diese Flasche zu ergattern und freuen sich am Ende mehr über die leere Falsche, als in Deutschland ein Kind über die neueste Playstation zu Weihnachten!

Nach neun Stunden erreichen wir Antsohihy und übernachten im Hotel „Sophia Belle Vue“. Essen gibt es nur auf Vorbestellung und fließendes Wasser nur auf Nachfrage stundenweise. Irgendwas ist immer! Beziehungsweise irgenwas ist immer nicht! Da hier schon Touristen in der Nacht in ihrem Zimmer überfallen wurden, sichern wir unsere Tür des Nachts mit Möbeln.

Madagaskar Blauaugenlemur
Blaue Augen und schwarzes Fell - welches Blauaugenmaki-Weibchen wird da nicht schwach?

Parc Villageois Maromandia

Auf der RN6 sind wir weiter in Richtung Küste unterwegs. Ich fürchte fast zu langweilen, wenn ich mich abermals über den Straßenzustand auslasse. Es lässt sich auch weder mit Bildern noch mit Worten hinreichend beschreiben. Zu Hause kann sich das niemand vorstellen. Bei einem Bild von einem der riesigen Krater in der Straße denken die Leute zu Hause, man hätte ein Bild von einem besonders eindrucksvollen Straßenabschnitt gemacht. Aber nein, macht man ein Bild von einem Schlagloch, in dem ein durchschnittlich gewachsenen Mensch bis zur Hüfte verschwindet, so findet man 500 Meter weiter einen Abschnitt der noch dramatischer ist. Und so geht das zum Teil über 100 Kilometer. Nur wer diese Pisten einmal wirklich befahren hat, kann ermessen, welche endlose Tortur man auf einem Roadtrip durch den Norden Madagaskars durchstehen muss.

Unterwegs stoppen wir in einem kleinen Dorf, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Wald und seine Bewohner zu schützen. Hier haben wir die einmalige Gelegenheit, die seltenen Blauaugenlemuren zu beobachten. So machen wir in der Mittagshitze bei 37° Celsius einen weiteren Dschungelwalk. Und ja, auch wenn wir alle klitschnass geschwitzt sind und so mancher an seine physische Grenze gestoßen ist, der Weg hat sich gelohnt. Wir treffen nach einer knappen Stunde auf eine Gruppe Blauaugenlemuren, die so nah kommen, dass man selbst mit dem Smartphone bildfüllende Portraits machen kann. Danach verlässt uns unser Glück. Seit Tagen schon wütet ein Zyklon an der Ostseite Madagaskars. Nun schieben sich auch hier im Westen dunkle Wolken über die Berge. Dann beginnt es zu regnen. Zunächst freuen wir uns noch darüber, dass sich die Luft abkühlt und die Temperatur auf 25° Celsius sinkt. Doch Sturzbäche aus dem angrenzenden Dschungel ergießen sich auf die Straße und lassen die Schlaglöcher, es sind ja eher Löcher die von ihrer Größe her gut als Feuerwehrlöschteich dienen könnten, zu grundlosen Seen anschwellen. Immer schwieriger wird es diese tiefen Seen zu durchfahren und so quälen wir uns voran bis Abanja.

Madagaskar Blauaugenlemur
Der auf der roten Liste der bedrohten Arten stehende Blauaugenmaki (Eulemur flavifrons), auch Türkisaugenmaki genannt, hat erst seit 2008 den Status einer eigenständigen Art.

Hunday Starex Down

Da wir außer einem bescheidenen Frühstück heute noch nicht gegessen haben, wollen wir in Abanja nach fünf am Nachmittag zu Mittag essen. Doch leider öffnet das Restaurant das wir auserkoren haben erst um 19 Uhr. So beschließen wir in Ankify zu Abend zu essen, da es bis dorthin nur noch 20 Kilometer sind. Unser Hunday Starex müht sich über die Straße durch den Dschungel, beschließt dann jedoch, zehn Kilometer vor dem Ziel den Tag oder auch die Tour mit einem Schaden am Turbolader abzuschließen. Wir versuchen noch ein paar Mal die Karre anzuschieben, doch der Koreaner weigert sich die letzten Kilometer noch zu fahren. Es ist inzwischen dunkel geworden und nur die Blitze des nahen Gewitters erleuchten ab und zu die Szenerie. Wenig später regnet es wie aus Kübeln. Frauen und Kinder werden nun mit dem zweiten Auto evakuiert und die Abenteurer warten im Dschungel auf Rettung. Wir kauern uns in den kaputten Hunday Bus und dünsten vor uns hin.

Madagaskar Night thunderstorm
Der Zyklon "Gamane" kommt näher.

Ankify

Das Rettungsteam ist mit dem Hunday Galopper inzwischen im Hotel „Le Baobab“ angekommen. Dort weiß man nichts von unserer Buchung und es dauert erstmal bis dieses Problem gelöst ist und der verbliebene Offroader uns abholen kann. Egal was man denkt wie lange es dauern könnte. In Madagaskar dauert es immer länger. Die letzten von uns treffen um neun Uhr pünktlich zum Abendessen im Hotel ein. Die Hütten sind wunderschön gelegen mit Sundowner-Terrasse zum Meer hinaus. Doch wieder mal haben wir davon nichts, denn es ist ja tiefschwarze Nacht und morgen früh reisen wir weiter.

Madagaskar Segelboot Kinder
Kinder fahren mit ihren selbstgebauten Spielzeug-Segelbooten auf einem Gezeitenpool um die Wette.

Nosy Be

Graue regenschwangere Wolken hängen am Morgen tief über der See. Die Ausläufer des Zyklons Gamane treffen nun den Nordwesten Madagaskars. Doch zunächst gelingt es uns noch mit einem kleinen Boot nach Nosy Be überzusetzen. Vorüber ziehen kleine Inseln, die wie Nosy Komba (Lemureninsel), von undurchdringlichem Grün bedeckt sind. Es begegnen uns auch zwei kleine Ponton-Autofähren, die von eigentümlichen Selbstbau-Außenbordmotoren angetrieben werden, deren Kettenantriebe auf jeder Seite des Bootes wartungsfreundlich offenliegen. Wir erreichen den Hafen von Nosy Be und es stürzen sich mehr Kofferträger auf uns als wir Gepäckstücke haben. Nosy Be, die gehypte Touristenhochburg an der Westküste Madagaskars, stellten zumindest wir uns als klischeehaftes Strandidyll am Indischen Ozean vor, in dem man durch unzählige Cafés, Bars und Shops tingeln kann. Doch die Stadtlandschaft ist ernüchternd. Einzig gibt es mehr Hässlichkeiten aus Beton und mehr Müll an den Straßenrändern. Man könnte noch erwähnen, dass es hier eine gute Asphaltstraße gibt. Aber wer sucht im Urlaub schon nach guten Asphaltstraßen? Achso, wir sind ja im Abenteuer nicht im Urlaub.

Wir checken im Beachhotel „Chez Senga“ ein, preppen uns für unsere Dschungeltour im Lokobe Nationalpark und steigen in den Mini-Bus. Die Tür ist gerade geschlossen, da beginnt es zu regnen und das Handy von unserem Fahrer klingelt. Die Tour in den Nationalpark wird abgesagt, da es mit dem Boot, welches als einziges die Insel erreichen kann, bei diesem Wetter zu gefährlich ist über das Meer zu fahren. Wir steigen wieder aus und ziehen uns in die 500 Quadratmeter „Che Senga“ Wohlstandsinsel zurück, ungewiss wie es weitergehen wird.

Na, noch jemand Lust auf Baden und Strandromantik an den wunderschönen Stränden von Nosy Be?

Zyklon Gamane

Die Ausläufer des Zyklons Gamane bringen jetzt Regenmengen von 6-30 Liter pro Quadratmeter und starken Wind mit sich. In der Nacht trommelt der Regen auf das Blechdach und schwillt dann zu einem ohrenbetäubenden Rauschen und Zischen an. Sturzbäche reißen Unmengen an Sand ins Meer und färben es ockerbraun vom fortgespülten Sand. Das Militär sperrt den Hafen. Die Katamaran-Tour ist abgesagt, Boote, Fähren, und Flüge gehen keine mehr. Bei seinem Weg zur Nord-Westküste Madagskars lässt der Zyklon mehrere Brücken ein stürzen und kostet 12 Menschen das Leben. Wir sind gefangen im „Che Senga“.

Nosy Be Habor
Hafenszene in Nosy Be.

Lokobe Strict Reserve

Nachdem nach drei Tagen der Zyklon abgezogen ist, können wir am 30.03.24 endlich zu unserer Tour in den Lokobe Nationalpark aufbrechen. Zunächst fahren wir zu dem Fischerdorf Ambatozavary und paddeln von dort in Einbaumbooten der lokalen Fischer zum fünf Kilometer entfernten Ort Ampasipohy. So mancher findet diese Erfahrung sicher spaßig, vergisst man doch leicht dass die Fischer dies täglich tun und mit diesen kleinen Booten aufs offene Meer hinausfahren. Wer am schnellsten paddelt, kann sich am Eingang zum Nationalpark noch eine Pause gönnen, bevor es auf die Wanderung durch den dichten Dschungel geht. Der tagelange Regen hat die Wege aufgeweicht und auf dem schmalen Pfaden, die bergauf und bergab führen, läuft sich wie auf Schmierseife. Ungeduscht und trotzdem nass bis auf den Schlüpper spuckt uns die grüne Hölle nach zweieinhalb Stunden wieder aus. Im Dorf kann man sich mit Wasser erfrischen, es gibt lokale Speisen zum Mittag und es bleibt auch noch genug Zeit auf dem ausgedehnten Kunstgewerbe-Markt die lokale Wirtschaft zu unterstützen.

madagascar lepilemur lokobe
Touristen haben nachtaktiven Hawk-Wieselmaki geweckt.

Schiffbruch

Da nicht alle Besucher bereit sind den zweieinhalb Seemeilen langen Weg auch wieder zurück zu rudern, sollen wir mit einem Motorboot zurück geschippert werden. Nur die Einheimischen wissen davon nichts und teilen ihr Motorboot, dass genügend Platz für uns bieten würde, nicht mit uns. Stattdessen ist der Plan, dass das Motorboot die Einbaumboote im Schleppverband über den Ozean zieht. So manch einer wir jetz rufen: „Na besser als Paddeln“! Erfahrene Seeleute werden sich hingegen eher beschämt der Szenerie abwenden. Wir haben inzwischen schon so manches haarsträubendes Abenteuer überstanden und da hat sich so eine Art „Wird schon alles gut gehen“ Mentalität aufgebaut. Auf der anderen Seite will man ja auch nicht den Aufstand proben oder als Bedenkenträger gebrandmarkt sein. So besteigen wir die rustikalen Selbstbau-Einbaumboote, die dann sogleich eins hinter dem anderen an das hölzerne Motorboot geknippert werden. Die drei Einheimischen machen es auf dem geräumigen Kutter so richtig bequem und los geht die Fahrt.

Die Seefahrerischen Künste der Einheimischen bezeichne ich, wird es mir eventuell nachsehen, als eher bescheiden. Denn diesen lustigen Schleppverband einigermaßen geradeaus zu manövrieren geling niemanden. Vielleicht ist es auch einfach unmöglich. Wir fahren rechts dann links und dann wieder rechts und einfach immer nur Zick-Zack. Dabei beobachte ich den einen Ausleger, die Boote haben nur einen zur Stabilisierung, der tiefer im Wasser zu liegen scheint als auf der Hinfahrt. Ich starre auf die Seile mit denen die wackelige Holzkonstruktion zusammengehalten wird und denke: „Bis zum Dorf hält es hoffentlich noch“. Ich kauere mich so tief wie es geht ins Boot um den Schwerpunkt möglichste tief zu halten. Do plötzlich neigt sich das Boot zu der Seite auf der kein Ausleger ist. Mein  Gehirn weigert sich das zu akzeptieren. Es vergehen drei Sekunden und wir plumpsen Kopf über in den indischen Ozean (korrekt müsste Ambatozavavy Bay heißen, klingt aber weniger dramatisch). In diesen drei Sekunden habe ich meinen Fotorucksack gegriffen. „Der muss aus dem Wasser“, ist mein einziger Gedanke! Ich halte ihn so weit möglich mit ausgestreckten Armen über mir und strampele mich nach oben. Dann ist auch mein Kopf über Wasser und ein anderes Boot aus dem Schleppverband vor uns und ich kann den Rucksack ins Boot stemmen. Caroline ist auch schon wieder über Wasser. Unter Wasser war es so milchig, dass man vielleicht nur einen Meter weit sehen konnte. Sie war unter das Boot geraten und hatte sich den Kopf arg an einem der Holzteile gestoßen. In ein anderes Einbaumboot können wir nicht, die sind alle überladen. So schwimmen wir zum Kutter, und erklimmen Adrenalin gestärkt die hohe Bordwand. Da sitzen wir nun, schon wieder triefnass, auf dem Kutter in der Sonne. Hinter uns der Schiffbrüchige, den wir einfach mit den Resten seines gekenterten Boots zurückgelassen haben, wird immer kleiner. Das ist uns so was von egal! Caroline hat einen Schock, zittert am ganzen Körper. Weint! Kann sich kaum an etwas erinnern. Wir erreichen wieder Ambatozavary. Dort am Strand, mit festem Boden unter den Füßen, sind alle geschockt und Caroline geht es zunächst schlechter als besser. Immerhin sind wir so beieinander, dass wir zum Dorfältesten fahren um uns dort eine „Schadensanzeige“ auf einem formlosen Blatt Papier unterschreiben und abstempeln zu lassen. Das reicht aber noch nicht! Wir müssen noch zur Polizei und zum Militär am Hafen, da die das ja ordnungsgemäß als Bootsunfall für die Akten erfassen müssen. Die Zeit vergeht wie im Flug und unseren Plan heute an Bord des Katamarans zu gehen können wir wieder nicht verwirklichen, da der Skipper sicher zum Sonnenuntergang nicht mehr auf das offene Meer fahren wurde. Wir brauchen eine neue Unterkunft und finden diese ein paar Kilometer weiter im Strandhotel „Nosy Be Hotel & Spa“.

Madagaskar Einbaum Sunset
Ein Bild das bei uns wenig gute Gefühle auslöst.

Unverhofft kommt oft!

Wir befreien den Inhalt unserer Rucksäcke und die Kleidung so gut es geht von Salzwasser und breiten alles in der Lodge zum Trocknen in der Sonne aus und zählen die Toten. Darunter befinden sich mehrere Akkus, das Kindle und das Laptop. Der DJI Controller und das Smartphone haben etwas Anlaufschwierigkeiten, funktionieren wenig später jedoch wieder. Besonders erstaunlich ist das beim Samsung S 10, da es ja mindestens eine Minute unter Salzwasser war.

Wir haben es uns in der Lodge gerade bequem gemacht und müssen am Abend noch für die Rückreise packen, da kommt jemand ganz aufgeregt mit der bebilderten Meldung von MadCham, dass die Nationalstraße RN6 durch den Zyklon unterbrochen worden sei. Eine Rückfahrt nach Antananarivo mit dem Auto wäre somit nicht mehr möglich. Für einen Rückflug gibt es am Freitag noch zwei Plätze. Was tut man dann konsequenter Weise? Das die Meldung eine Fakenews war, konnten wir zu dem Zeitpunkt nicht wissen und hätten es auch nicht überprüfen können.

Langeweile statt Land und Leute. Pool und Strand statt Abenteuer. Den Gezeiten zuschauen statt zu unbewohnten Inseln zu cruisen. Inzwischen würde ich mir auf Nosy Be sogar einen Wasserfall anschauen. Aber wer ist jetzt überrascht wenn ich schreibe: das es dorthin zurzeit keine befahrbare Straße gibt?

Madagaskar road destroyed
Wir hätten auf Trump hören sollen: Alles Fake News!

Parc Zoologique et Botanique "Lemuria Land"

Um dem Tag einen Sinn zu geben besuchen wir den Parc Zoologique et Botanique „Lemuria Land“. Dort gibt es die tagaktiven Kattas, welche die Vorlage für King Julien aus dem Film „Madagaskar sind. Deren Verbreitungsgebiet sind die südwestlichen und südlichen Teile Madagaskars, die wir bei den beiden Reisen auf diese Insel nicht erreichen. Die Lemuren in diesem Park kommen für einige Zeit in Quarantäne und bleiben in Käfigen. Nach einigen Wochen kommen sie auf eine Insel im Freien und werden  dann später in die Freiheit entlassen. Einige von ihnen kommen täglich zur Fütterung zurück in den Park.  So zumindest schildern es die Angestellten des Parks auf unsere Nachfragen. Unstrittig, dass es ein Zoo ist! Es gibt Lemuren, Schlangen, Krokodile, Schildkröten und Chamäleons die nicht frei sind. Doch die Schildkröten zum Beispiel müssen jede Nacht in Gebäuden weggeschlossen und bewacht werden, da schon mehrfach Exemplare gestohlen wurden. Auf dem Schwarzmarkt werden hohe Preise dafür erzielt. In ihrem natürlichen Lebensraum sind sie durch den Menschen weitestgehend ausgerottet worden. Leider sind Zoos schon heute  ein wichtiger Genpool für aussterbende Arten.

Wer die besondere Möglichkeit der physischen Begegnung mit Lemuren ohne Angst auf beiden Seiten machen möchte, hat im  „Lemuria Land“ bei einer Fütterung Gelegenheit dazu.

Madagaskar Lemur Nosy Be
Umstrittener Besuch im Lemuren Park Nosy Be.

Strandidyll

Alle Besucher sind entzückt im Angesicht des heilen tropischen Urlaubsidylls, mit bequemem Liegen unter Palmen. Man erzählt ihnen besser nicht, dass nur 50 Meter neben der Wohlstandsoase ein Bach ins Meer mündet, den die Dörfer oberhalb des Strandes als Abfluss für alle denkbaren Abwässer nutzen. Weniger als einen halben Kilometer entfernt vom Strand waschen die die Einheimischen ihre Autos und Tuc Tucs im Bach. Wenn der Bach bei Regen anschwillt, dann spült er Tonnen von Müll ins Meer. Läuft man den Stand weiter bis zum nächsten Fischerdorf überquert man noch zwei weitere dieser Kloaken. Auf der einen Seite das Meer auf der anderen Seite zerstörte Mauern und Fundamente. Die Belege der Tatsache, dass der Mensch nichts tun kann was die Kraft der Meere in die Schranken weisen könnte. Pass auf wo du hintrittst am Strand! Glasscherben, Medikamentenverpackungen, Schuhe, Kanister und Reste von Allemwas die moderne Zivilisation so produziert. Nur wenig davon kommt wohl aus der „ersten Welt“. Die Menschen die an den Küsten Leben nehmen Neptuns Reich die Lebewesen. Was sie zurückgeben ist nur ihr Müll.

Nose Be madagascar artwork
Madagaskar - Artwork

Antananarivo

Zurück in Antananarivo checken wir im Petite Flower Guesthouse, einem Traum in Gold und Rosa, ein. Emotional ist die Reise zu Ende und der letzte Tag dient im Grunde auch nur als Puffertag. Je nach persönlichem Interesse, hat Tana ohnehin nicht all zu viel an Sehenswürdigkeiten zu bieten und die Wege in Tana sind lang und wenn sie nicht lang sind dann dauern sie lang, weil der Verkehr ein heilloses Chaos ist.

Wir kommen mit auf die Tour zum Königshügel von Ambohimanga in der Provinz Antananarivo Avaradrano. Bis 1794 war hier der Sitz der Könige der Merina und bis 1897 Grabstätte der Könige von Madagaskar. Er ist seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Ort und der befestigte Palast (Rova) auf dem 1468 Meter hohen Hügel bestehen etwa seit dem 15. Jahrhundert. Der größte Teil des Ausbaus zur Residenzstadt fand unter König Andriantsimitoviaminandriana (1740–45) statt. Hier residierte auch ab 1787 Andrianampoinimerina, Angehöriger der Merina-Dynastie, der maßgeblich die Einigung der 18 Ethnien Madagaskars durch Pakte und Hochzeiten vorantrieb. 1794 eroberte er das benachbarte Königreich von Antananarivo und verlegte seinen Amtssitz von Ambohimanga nach Antananarivo. Die äußeren Fortifikationen wurden teilweise erst im 19. Jahrhundert erbaut, nachdem die Hauptstadt bereits nach Antananarivo verlegt worden war. Der oberste Teil des Hügels ist von Wald bedeckt, der die Rova schützen sollte. Erst in den unteren Bereichen wird auf Terrassen Landwirtschaft betrieben. Die Anlage umfasst zudem verschiedene Orte mit religiöser und politischer Bedeutung: den Gerichtsstuhl, eine Quelle, einen künstlichen See, königliche Bäume.

Die Sarkophage der Könige standen auf einem Gelände, das von einem rot-weißen Zaun umgeben war, in hölzernen Hütten inmitten des Palastgeländes. 1897 verlegten die französischen Eroberer in einem vergeblichen Versuch, die spirituelle Macht des Königreichs zu brechen, die Gräber nach Antananarivo und errichteten auf der Grabstätte Kasernen. Diese wurden jedoch bereits 1904 wieder restlos beseitigt.

Ambohimanga hat in den 500 Jahren seines Bestehens religiös und politisch eine zentrale Bedeutung für die Madagassen gewonnen. Es ist ein wichtiges Symbol für die nationale Identität und gleichzeitig eine heilige Stätte, die bis heute von Pilgern nicht nur aus Madagaskar besucht wird. (Quelle: Wikipedia)

Nach einem ausgiebigen Rundgang essen wir im dortigen Restaurant zu Mittag. Äußerlich macht das Etablissement einen netten Eindruck und besticht durch eine grandiose Aussicht. Das Essen jedoch war kalt und unser „Min Sao“ das Schlechteste, dass wir auf dieser Reise hatten. Das wird dann auch durch das peinliche Touristen-Folklore-Hulahup nicht wettgemacht.

Letzte Eindrücke

Aus der frischen Luft hoch oben auf dem Hügel des Königs, geht es wieder bergab in die stickige Luft der Hauptstadt. Doch es geht nicht sozial bergab, denn auch heute wohnen hier außerhalb von Lärm und dicker Luft die besser Sittuierten. Am Rand von Tana kann man Villen entdecken, die einem auch in Beverly Hills oder Hollywood zur Ehre gereichen würden.

Wir erreichen den Handwerkermarkt, der aus aufgereihten Holzbuden inmitten von Reisfeldern besteht. Reis ist das Hauptnahrungsmittel der Madagassen. Das Leben vieler Madegassen dreht sich um den Reis und seinen Anbau. Sie essen Reis am Morgen, zum Mittag und am Abend. Dazu gibt es Fisch, Zebu, Hühnchen oder Gemüse. Doch die heimische Landwirtschaft kann den wachsenden Bedarf nicht decken. 10-15 Prozent des benötigten Reises muss aus Pakistan, China, Singapur, Thailand, Myanmar und Indien importiert werden.

Madagaskar Antananarivo Pollution
Reisfelder und Müllfelder mitten in Antananarivo.

Fazit

Madagaskar hat viele Probleme. Massive Korruption, desolate Infrastruktur, mangelnde und nicht verlässliche Kommunikation und eine schwer zu kalkulierende Gefahr durch eine hohe Kriminalität. Das alles macht individuelles Reisen auf Madagaskar schwer. Auch Guides und Agenturen in Madagaskar sind nicht immer vertrauenswürdig. Auf der anderen Seite ist Madagaskar damit auch vom Massentourismus bisher verschont geblieben. Wer das Abenteuer und die Herausforderung sucht, wird beides hier finden.

 

Dies war eine Privatreise mit dem lizensierten Guide Charles Fleuris. Dieser ist in Madagaskar sehr gut vernetzt, absolut vertrauenswürdig und löst jedes Problem. Ansprechpartner in Deutschland ist Ines Ködel, die in Madagaskar mehrere Schulen gemeinnützig unterstützt und wo immer möglich den Madagassen in ihren schwierigen Lebensverhältnissen hilft.

Kommentare sind geschlossen.