Alaska – Bären und Beaver

31. Oktober 2023 admin

INTRO
Braunbär Alaska niedlich

Halt! Nehmen Sie sofort die Kamera runter, das verletzt meine Persönlichkeitsrechte.

Die schönsten Strände der Welt besuchen, in einem Strandbungalow wohnen und am Nachmittag mit einem kalten Bier in der Hand, an der das Kondenswasser herunterrinnt, auf der Terrasse sitzen und der Sonne bei ihrem Fall Richtung Horizont zusehen. Ja, solche Gedanken beschleichen mich manchmal und meine Frau sehnt den Tag herbei, an dem ich der Abenteuer müde, diese Gedanken Wirklichkeit werden lasse.

Doch das Leben ist kurz und an Stränden gibt es keine spannende Tierwelt, und wenn man nicht gerade wie Tom Hanks in „Cast Away“ auf Nowhere Island angespült wird, auch kein Abenteuer.

Was soll es denn diesmal sein? Ein Land, in dem es auch im Sommer schneien kann. Menschenleere Landschaft durchzogen von eisig kalten Flüssen, von endlosen Wäldern hinter denen sich schneebedeckte Berge und Vulkane erheben. Ein Gebiet, das nur mit dem Wasserflugzeug erreichbar ist und in dem wir allein nur eine geringe Überlebenschance hätten.

“You’re flying to Alaska? Oh, it’s very expensive there. No matter what you like to do there“, sagten unsere Freunde aus Kalifornien, die eher zu den besser situierten Amerikanern gehören und ebenfalls viel reisen. Doch in Alaska waren sie auch noch nicht. Alaska stand schon seit Jahren auf unserer Bucketlist. Doch die Lotterie für die Übernachtungen in Brooks Camp und die Corona-Pandemie hatten in den letzten Jahren diese Pläne immer vereitelt.

Es soll ja wirklich Menschen geben, welche die Reportagen von den Braunbären, die in den Flüssen Alaskas Lachse fangen und ihren tollpatschigen Jungtieren, das Überleben in der Wildnis beibringen, nicht kennen. Wir jedenfalls haben einige davon gesehen, woraus der Wunsch entstanden ist, das einmal mit eigenen Augen zu sehen. So habe ich mich durch unzählige Blogs gegraben, Angebote lokaler Veranstalter verglichen und alle erdenklichen Möglichkeiten durchgespielt, Lokale Flugdienste angefragt und eine riesige Excel Tabelle gebaut, in der aufgelistet war, wen ich angefragt hatte und wer was zu welchem Preis anbietet.

Die Saison ist kurz in Alaska! Sie beginnt im Juni und endet Anfang Oktober. In dieser Zeit versuchen die Wildtiere so viel wie möglich Winterspeck anzusetzen. Die Einwohner von Alaska machen es ähnlich, sie versuchen so viel wie möglich Geld einzunehmen, um damit den Winter zu überstehen. Auf Grund entsprechender internationaler Nachfrage, resultieren dann daraus teils utopische Preise.

Für Foto- und Videographen ist die Saison noch kürzer. Ab Juli ziehen die Lachse bis Anfang August die Flüsse hinauf, die Bären sind ausgehungert und jene mit Nachwuchs aggressiv und dringend auf fettreiche Nahrung angewiesen. Das Wetter in diesen Monaten statistisch betrachtet einigermaßen erträglich. Eine zweite Chance gibt es zwischen September und November, wenn die geschwächten Lachse zurückkommen. Doch dann sind die Bären meist schon fett und träge und das Wetter kann böse Überraschungen bereithalten.

Wer in Alaska Braunbären sehen will hat nur drei Möglichkeiten.

Die günstigste Variante ist, selbst mit dem Auto durch das Hinterland zu fahren und zu versuchen, an einem der Beobachtungsplattformen das Glück zu haben, Braunbären oder Grizzlys zu sehen. Doch habe ich den Blogs entnommen, dass die Wahrscheinlichkeit eher gering ist und die Fotos, die ich sah, waren enttäuschend.

Die zweite Möglichkeit ist zum Beispiel von Homer aus, mit Wasserflugzeugen, Tagestouren zu Flüssen zu machen, an den Braunbären Lachse fangen. Die Tagestouren kosten zwischen 600-1000 Dollar pro Person und dauern 6-8 Stunden. Die Wahrscheinlichkeit hier den Bären nahe zu kommen ist sehr hoch. Doch muss man dort das Erlebnis mit vielen anderen Tagesbesuchern teilen.

Die dritte Möglichkeit, für die wir uns entschieden haben ist, mit einem Wasserflugzeug und einen erfahrenen Guide ins Hinterland zu fliegen und dort für mehrere Tage zu campen. Hier ist garantiert, dass man die Bären so sieht, wie in den schönsten Reportagen. Zudem hat man auch die unterschiedlichsten Lichtverhältnisse und die tief stehende Sonne in den Tagesrandlagen. Sollte es mal regnen oder gar schneien so bleibt immer noch genug Zeit für gute Bilder.

Katmai Nationalparks BärBraunbär, Kodiakbär, Grizzly – Wo ist der Unterschied?

Braunbären gehören zu den größten noch existierenden Landraubtieren der Erde. Er kommt in Nordamerika und Eurasien vor. Braunbären erreichen Schulterhöhen von etwa 1 – 1,5 Meter. Wenn sie aufrecht stehen können sie eine Höhe von drei Metern erreichen. Der Braunbär (Ursus arctos) ist sehr einfach beschrieben das Basismodel der in Nordamerika vorkommenden Arten.

Grizzlys sind eine Unterart der Braunbären, die jedoch nur in Nordamerika, vor allem im nordwestlichen Nordamerika und Alaska zu finden ist.

Das Fell der meisten Grizzlys wird zu den Haarspitzen hin etwas grau. Allerdings gibt es auch blonde oder fast schwarze Grizzlybären. Die Färbung variiert von Region zu Region, womit die Grizzlys nur von absoluten Kennern in der freien Natur klassifiziert werden können. Als Grizzlys werden eher die im Wald lebenden Bären bezeichnet. Da sich diese von Beeren, Früchten und Aas ernähren, sind sie mit bis zu maximal 450 Kilogramm tendenziell kleiner als Braunbären.

Kodiakbären bezeichnet die in Nordamerika lebenden Braunbären, welche man ausschließlich auf Kodiak Island findet. Sie entsprechen in Größe und Gewicht den Braunbären. Sie sind tag- und nachtaktive Einzelgänger und Allesfresser, die sowohl Pflanzen, Gräser, Beeren und Wurzeln aber auch Fleisch sowie Aas zu sich nehmen. Wie alle Bären mögen sie Fisch.

Nachdem Grizzlys um 1970 fast ausgerottet waren, erließ man ein US-weites Abschussverbot. Dieses gilt jedoch heute nicht mehr. Man kann sogar Lizenzen zum Abschuss erwerben. Seit der Trump-Ära ist es auch wieder erlaubt Bären von Hubschrauber oder Boot zu erlegen. Auch Bärenmütter mit Nachwuchs sind kein Tabu mehr. Heute gibt es etwa 200.000 Braunbären, 55.000 Grizzlys und 30.000 Kodiakbären.

Trotz ihres Gewichts von 350 bis 500 Kilogramm können Braunbären eine Geschwindigkeit von über 50 Stundenkilometern erreichen. Weglaufen ist also zwecklos, nur spezielle Verhaltensweisen können einen retten. Wie real die Gefahr ist, zeigt die Statistik. In Alaska wurden zwischen 2000 und 2017 68 Menschen nach Bärenangriffen ins Krankenhaus eingeliefert. Zehn Menschen starben. Zu Bärenangriffen kommt es am häufigsten zwischen Juni und September.

Kodiak- und Grizzlybären waren vom Aussterben bedroht. Nachdem der Abschuss in Nordamerika und Kanada stark limitiert wurde und viele Nationalparks entstanden sind, erholen sich die Bestände. Warum diverse Webseiten aus Alaska, mit Menschen werben, die auf getöteten Bären posieren, erschließt sich uns nicht.

Auf eigene Faust oder mit Guide? Alaska ist teuer und die Verlockung selbst auf „Bärenjagt“ zu gehen daher groß. Zwar gibt es inzwischen an einigen Orten Aussichtsplattformen, doch die Bilder, die man von Leuten sieht die es ohne Guide versuchen sind aus meiner Sicht eher enttäuschend. Wer es auf beeindruckende Bilder abgesehen hat, muss raus in die Natur und so dicht ran wie möglich. Um die eigenen Überlebenschancen zu steigern, ist ein erfahrener Guide zwingend erforderlich. Diese sind teuer – irre teuer – doch das Erlebnis ist viel intensiver!

Kartons Reisevorbereitung Taschen

Es ist dann doch etwas mehr geworden als geplant.

Vorbereitung         

Keine Ahnung ob ich dumm oder einfach nur naiv bin. Wenn man dumm und naiv ist, kann man ja nicht wissen, dass man dumm und naiv ist. So dachte ich, wir fliegen da so nach Alaska und knipsen Bären, einfach so mit den Klamotten die der Kleiderschrank so hergibt. Genau so läuft das aber nicht. Die Schlafsäcke die wir haben sind schon mal untauglich und wir tauschen sie gegen Mumienschlafsäcke, die angeblich bis minus elf Grad vor den Erfrierungstod schützen. Dann müssen wir noch Trekkinghosen, Funktionsunterwäsche, wasserdichte Schuhe, Akkus und Powerbank kaufen. Eine regendichte Kombi aus Jacke und Hose findet sich noch im Kleiderschrank und Stirnlampen haben wir sowieso. Dann stolpere ich in der zweiseitigen „Equipment Liste“ über die Wathose. Klar ich weiß was „waders“ sind, bin mir aber unsicher, ob man die wirklich braucht. Wozu? Wir wollen ja nicht angeln gehen. Nach einigen hin und her Geschreibe sende ich Carl, dem Guide, ein Bild von Wathosen an denen unten Gummistiefel an vulkanisiert sind, bekomme aber nur die Antwort: „yes it works but it is a bit burly to walk with it all day“. Wir bestellen also Waders mit Stiefeln dran. Der Paketfahrer liebt uns, denn ein Drittel seiner Ladung wird er alleine bei uns los. Diese Wathosen sind aber nicht das, was Carl meinte. Einige Tage später, andere Teilnehmer fragten auch nach, schreibt er: “We definitely need waders to be in the water and cross the streams and to move away from bears when we need to give them some space. Rubber boots or similar even hip boots won’t work.“ OK es kann also sein, dass ich mit der Ausrüstung im Wert eines Kleinwagens (kein Elektroauto), in Wathosen über glibschige Steine durch einen eiskalten reißenden Strom in Alaska balanciere. Na hier wird Abenteuer endlich mal ganz neu definiert!

Nach etlichen Nachrichten, Recherchen und einem Beratungsgespräch bei einem lokalen Händler entscheiden wir, uns für Neopren Wathosen mit Füßlingen und passenden Schuhen mit Filzsohle. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen ist, dass Watschuhe mit Filzsohle in den USA, Kanada und Schweden verboten sind. Die wirklich praktikabelsten Wathosen gibt es nur in den USA. Ein rechtzeitiger Hinweis auf diese Marke hätte uns sehr geholfen. Da es nun aber nur noch eine Woche bis zum Abflugtermin ist, nehmen wir das was wir jetzt haben. Alles andere senden wir zurück.

Ankunft Anchorage

Condor bietet Zeitreisen an! Um 15:45 Uhr fliegen wir ab Frankfurt und kommen am gleichen Tag um 15:30 Uhr in Anchorage an. Am Einreisecounter ist einer von vier Schaltern für „Non-Citizen“ offen, so dass es eine gute halbe Stunde dauert, bis wir gescannt, fotografiert und geprüft unseren Stempel im Pass haben. So brauchen wir nicht am Kofferband warten, denn unser Gepäck, liegt schon auf dem Boden. Man ist ja geprägt von den Erfahrungen vergangener Reisen und so eilen wir zur Mietwagenstation, im anderen Terminal, wohl ahnend, welches Drama sich dort abspielt. Die Halle ist schon gut gefüllt mit Reisenden, die auf ihre Autos warten. Ich bekomme dann mit, wie die Angestellte jemandem erklärt, dass das Auto in der gebuchten Klasse erst in fünfundzwanzig Minuten fertig wäre. Kann passieren. Nur sie erzählen die Geschichte jedem, egal welche Klasse die Leute gebucht haben. Eines der Paare sitzt nun auch schon eine Stunde und wartet auf die Karre. Bei der Anmietung vor Reiseantritt gibt man auch seine Flugnummer, Ankunftszeit und gewünschte Anmietzeit an. Aber wozu? Mit diesen Fakten konfrontiere ich die Angestellte am Tresen und sie erzählt, dass sie auf 500 neue Fahrzeuge aus Seattle warten. Aha, dass erzählen sie wahrscheinlich auch jedem und retten sich so über die Saison. Es ist hier wie überall. Kein ausreichendes Personal, astronomische Preise und Null-Service. Zwei Stunden nach der angegebenen Anmietzeit bekommen wir einen Opel Mokka der hier als Buick Encore vermarktet wird. Einst schmiedete Buick Karossen mit einzigartigem Design und motorisierte sie mit acht Liter Motoren, in dem die gesamte Familie einschließlich Onkel und Tanten Platz fand. Heute hat man Mühe zwei Reisetaschen zu verstauen und ist froh, wenn man zu zweit aufrecht drinsitzen kann.

Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel, es sind 20° Celsius und wir sind deutlich zu warm angezogen.

Alaska Sonnenuntergang FloatplaneAnchorage ist eine Betonwüste, in der uniforme Hochhäuser die wenigen verbliebenen historische Holzhäuser verschatten. Es ist Sonntag und die Stadt wirkt wie ausgestorben. Einige Restaurants und die Supermärkte haben geöffnet.  Auf den Supermarktparkplätzen sammeln sich auch die meisten Obdachlosen, von denen es in Anchorage auffällig viele gibt. Einige von ihnen wohnen sogar mit Kindern auf der Straße. Damit sie den Winter in Alaska überleben, öffnet die Stadt im Herbst und Winter Turnhallen und andere Gebäude, in denen sich die Obdachlosen dann retten.

Am Abend besuchen wir den „Floatplane Airport“, einen kleinen See an dessen Ufer sich viele kleine Fluggesellschaften aufreihen, die von hier in die Umgebung fliegen. Unter den hunderten Flugzeugen, verschiedenster Hersteller, finden sich auch die für Alaska berühmten „Beaver“, deren Produktion 1967 eingestellt wurde und einige historische Flugboote, die man nur im Museum vermuten würde. Man kann mit dem Auto unbehelligt rumcruisen und den Wasserflugzeugen beim Starten und Landen zusehen. Flugzeuge und Autos nutzen die gleiche Fahrbahn und hin und wieder kann es vorkommen, dass man einer zweimotorigen Cessna auf den Weg zur Startbahn die Vorfahrt gewähren muss. Auf der anderen Seite des Airport Blvd. befindet sich der internationale Airport auf dem auch „Desert Air“ seine Flugzeuge stationiert hat. Diese Frachtfluggesellschaft setzt noch mindestens vier Super DC-3 (C-117D) in für den regelmäßigen Frachtflugverkehr ein. Die letzten dieser Flugzeuge wurden 1953 montiert!

Brooks

Um 5:30 stehen wir auf, denn wir haben die erste Fähre zum Brooks Camp gebucht. Die Fähren gibt es erst seit zwei Jahren und der preissensible Reisende kann dadurch im Vergleich zum Wasserflugzeug etwa 200 Dollar pro Person sparen. Mit 330 Dollar pro Person ist die Fähre somit ein Schnäppchen. Mit den gefühlten eintausend Pferdestärken peitscht die Fähre, mit ihren dreißig Passagieren über den Naknek River. Draußen sieht es nach Weltuntergang aus. Dunkle Wolken hängen so tief, dass man die Kuppen der Berge nicht sehen kann. Horizont und Himmel verschwimmen in dunklem Blau und wir hoffen, dass es nicht noch anfängt zu regnen. Schon vor der Ankunft am Brooks Camp, kann man mit etwas Glück am Ufer die ersten Bären erspähen. Nach fünfzig Minuten ist das Ufer am Brooks Camp erreicht und als erstes werden die Besucher in die „Bärenschule“ getrieben. Hier werden den ahnungslosen Gästen die Verhaltensweisen auf den Wegen und bei der Begegnung mit Bären eingebläut. Wie schwer die Verhaltensregel bezüglich des Sicherheitsabstandes von fünfzig Metern einzuhalten ist, werden wir noch erfahren. Wir haben noch keine halbe Meile zurückgelegt, als uns ein Ranger vor einem Bären warnt. Wir waren ins Gespräch vertieft und betrachteten die Landschaft. Den Bären hatten wir selbst nicht bemerkt. Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir den Checkpoint an den Plattformen. So früh am Morgen ist der Andrang auf die Plattform an den Brooks Fällen noch überschaubar und wir dürfen eine dreiviertel Stunde dort verweilen.  Die Zeiten werden von Rangern auf Listen penibel vermerkt und kontrolliert. Doch nicht nur die Besucher werden gezählt und überwacht, es wird auch gezählt wie viele Lachse die Fälle hinaufspringen. Die Lachse sind für die Bären überlebenswichtig, um den Winter zu überstehen. Umso verwunderlicher ist es auch, dass selbst hier an den weltberühmten Brooks Fällen, in einem Nationalpark, das Angeln erlaubt ist.

Braunbär Alaska LachseBevor wir zum Frühstücken zurückgehen, besuchen wir die Südplattform, auf der ebenfalls wenig los ist. Auf dem Rückweg stoßen wir dann fast mit einem Bären zusammen der gut getarnt hinter Baumstämmen im Unterholz wühlt. Der Bär entfernt sich dann, verfolgt einen Mann auf dem Wanderweg und entschwindet dann im Wald in Richtung Flussufer.

Während wir beim Frühstück, in einem mit Elektrozaun gesicherten Areal sitzen, folgt die nächste Bärenattacke. Ein Bär nimmt auf seinem Weg zum Fluss die Abkürzung durch das Gelände des Camps vorbei am Besucherzentrum. Die Besucher flüchten ins nahe Gebäude, in die Toiletten und in das eingezäunte Picknick-Areal. Mit einer roten Stange, an dessen Ende ein dreieckiger roter Wimpel hängt, japst die etwas rundliche Parkrangerin dem Bären hinterher und versucht ihn zu vertreiben. Der Bär trottet irgendwann von dannen und auch die dichten Wolken haben sich fast vollständig aufgelöst.

Wir machen uns noch einmal auf den Weg zu den Brooks Fällen. Im besten Licht zählen wir achtzehn Bären, von denen drei mit ihren bis zu drei Jungen unterwegs sind. Die Brooks Fälle sind auch eine Bärenschule in der die Jungen die wichtigsten Fangmethoden lernen; diving, snorkeling und dash & grap (Tauchen, mit dem Kopf unter Wasser suchen und lostürmen und zupacken). Wir haben das Glück ebenfalls alle drei Fangmethoden zu beobachten. Eine vierte Fangmethode ist stundenlang auf einem Felsen, oberhalb der Fälle zu sitzen und zu warten, dass einer der Lachse ins Maul springt.

Für die Verpflegung der Gäste, gibt es im Brooks Camp ein Restaurant, dass auch die Tagesgäste besuchen dürfen. Für schlanke zwanzig Dollar gibt es ein „All you can eat“ Buffet, dass viele Wünsche offen lässt. Das was ein gemütliches Restaurant sein könnte, ist hier nur ein in die Jahre gekommener Essenssaal mit dem Charme einer Betriebskantine aus den 1960er Jahren. Wer hier Steak, Chickenwings, Sparerips oder Pasta erwartet, war noch nicht im Brooks Camp. Das einzige Pasta Gericht ist ein kalter Nudelsalat. Salat nimmt auch sonst die Hälfte des kleinen Buffets ein. Klebereis und etwas, das wahrscheinlich mal Bolognese gewesen war, sind die einzigen Wahlmöglichkeiten für eine warme Mahlzeit, wenn es denn nicht schon fast alle wäre. So ist wieder mal unmöglich, für das gezahlte Geld irgendeinen Gegenwert zu bekommen.

Brooks Camp gehört mit Sicherheit zu den teuersten Destinationen weltweit. Doch die Diskrepanz zwischen Preis und Leistung ist hier besonders drastisch. Nun könnte man annehmen, dass Preis und Leistung die Nachfrage regeln. Doch um hier zu Übernachten muss man zwei Jahre zuvor an einer Lotterie teilnehmen und sich freuen, zu den Auserwählten zu gehören. Die begehrten Quartiere sind einfachste Blockhütten, die fünfzehn Quadratmeter Innenfläche und eine Toilette bieten. Als Nachtlager dienen zusammengenagelte Doppelstockbetten. Die Kosten für die Errichtung dieser in die Jahre gekommenen Hütten schätzen wir auf neunhundert Dollar. Das entspricht dem Preis den eine solche Unterkunft hier inzwischen pro Nacht kostet. In der Saison 2023 kostet ein Bungalow, der mit maximal vier Personen belegt werden kann, exakt 955.00 $ pro Nacht!

Als ich unten am Flussufer entlanglaufe und mir die unzähligen Wasserflugzeuge ansehe die hier inzwischen angelegt haben, ruft mir einer der Piloten aus seiner Maschine etwas zu. Nicht so laut, dass ich es hätte verstehen können. Da ich zwischen den Flugzeugen stand und auf den Fluss geschaut hatte, konnte ich den Bären auch nicht sehen. Als ich ihn bemerke ist er nur noch fünfzehn Meter von mir entfernt. Da einzige was mir bleibt ist stehen zu bleiben, den Bären anzusehen und ihn in knapp drei Meter Entfernung vorbeitrotten zu lassen. Der Ranger, der dem Bären folgte, bekommt daraufhin einen Schreianfall in meiner Gegenwart, was mich wenig tangiert und an der Situation auch nichts ändert.

Inzwischen sind wir auch etwas von Bären gesättigt und überlegen, ob wir versuchen ein früheres Wassertaxi zu bekommen. Die Entscheidung fällt mir schwer, denn niemand von uns beiden hätte heute Morgen damit gerechnet, dass die Sonne so vom Himmel brennt, dass wir nur noch im Kurzarmshirt rumlaufen. Diese seltene Chance sollte man nutzen bis es nicht mehr geht. Doch wir haben mehr erlebt als wir erwartet haben. Haben alles gefilmt und fotografiert und lassen somit das Schicksal entscheiden. Wir fragen am Wassertaxi, und obwohl nur noch die Notsitze frei sind, nimmt man uns mit. Schweren Herzens nehmen wir Abschied von Brooks, dass trotz allem ein landschaftlich einzigartiger Platz ist, an dem man den Bären Alaskas relativ gefahrlos nahekommen kann und der, wenn das Wetter mitspielt, eine sichere Bank für Top-Fotos ist.

Alaska King Salmon

Down Town King Salmon

King Salmon

Es gibt in King Salmon keine “Hop on-hop off” Touren! Man findet wenig im Internet über King Salmon. Wir konnten uns nicht vorstellen, was uns dort erwartet. „Es gibt hier nichts. Nur zwei Restaurants, viele Mücken und White Socks“ war die Beschreibung der Inhaberin des „Antler Inn“ (White Socks sind Beißfliegen).  Fast unnötig zu erwähnen, dass die Behausungen des „Antler Inn“ aus Modulräumen, in dessen Innern infernalisch stinkende Chemiebomben Insekten fernhalten sollen, den Preis von 260 Dollar pro Nacht nicht rechtfertigen. Die weitläufige Fläche der Anlage dient bis hinunter zum Fluss für die Entsorgung alter Fahrzeuge und Baumaterialien. Die vielen freien Zimmer dürften auch ein Indiz dafür sein, dass selbst für gutverdienende Amerikaner hier die Schmerzgrenze überschritten ist. Im Preis ist nicht einmal ein Frühstück enthalten und der einzige Vorteil ist die Nähe zum Flughafen und zum Saloon. Das „Antlers Inn“ ist auch der Treffpunkt für „Expeditions Alaska“, sodass wir hier übernachten müssen.

Der Sockeye Saloon macht seinem Namen alle Ehre, ist er doch ein Saloon wie man sich ihn heute vorstellt. Hier am Tresen und an den Tischen treffen Sport und Berufsfischer, Einheimische, Piloten, Arbeiter, Tourguides und Touristen zusammen. Ab acht Uhr gibt es Frühstück und am Abend kann es beim Public Viewing voll und laut werden. Hinter der Bar erhebt sich ein riesiges Regal mit unzähligen Whiskey und Bourbon Sorten in allen Preisklassen, dessen Angebot auch gut angenommen wird.

Im Supermarkt werden demnächst Griffstangen an den Regalen montiert und Bänke aufgestellt, damit man sich beim Preisschock festhalten oder hinsetzen kann. Eine Packung mit zehn Käse-Scheibletten kostet zum Beispiel 10,19 Dollar. Wir kaufen nur das Nötigste zum Überleben: drei Äpfel (6,56 $), zwei Dosen Cola (3,78 $), eine Gallone Wasser (11,69 $), eine Packung Cornflakes (10,59$), ein Liter Milch (8,78$), 450 ml Mangosaft (6,49$) = 47 Dollar. Da erscheint eine Mahlzeit im Wert von (ab) fünfundzwanzig Dollar in Sockeye Saloon als günstige Alternative.

In den 1940er und 1950er Jahren baute das U.S. Army Corps of Engineers eine 25 Kilometer lange Straße von King Salmon nach Naknek, mit der Bezeichnung Alaska Peninnsula Highway. Wie auch Anchorage und Homer ist King Salmon einer der Drehscheiben für den Tourismus in die umliegenden Nationalparks. Neben den Linien- und Charterflügen starten und landen hier in der Saison täglich unzählige Wasserflugzeuge, so dass man manchmal den Eindruck hat es sind mehr Flugzeuge in der Luft als Mücken.

Wilderness

Der Regen prasselt auf das Blechdach unserer Behausung im „Antlers Inn“ als wir aufwachen. Der Himmel ist eine graublaue Fläche und der Wetterbericht sagt mit 13° bis 17° Celsius bei starker Bewölkung keine wirkliche Änderung für die nächsten beiden Tage vorher. Aber es hört zumindest auf zu regnen. Inständig hoffte ich, dass wir mit einer Beaver fliegen und wir fliegen mit einer Beaver. Eine dreiviertel Stunde lang gleiten wir über die Tundra. Satt grüne Flächen, wechseln sich ab mit kleinen Seen und Flüssen und dazwischen erstrecken sich Wälder mit niedrigen Nadelbäumen. Aus dem kleinen Fenster des Flugzeugs erspähen wir schon die ersten Bären, die in der Tundra umherstreifen. Dann setzt der Pilot zur Landung auf einem See an, und wenig später springen wir mit unseren Wathosen ins Wasser und gehen einige Schritte zum Ufer. Direkt am See liegt das Zeltcamp eingefriedet von einem niedrigen Elektrozaum. Wir beziehen unser Zelt, lauschen den Anweisungen zum benutzen des Pu-Eimers und essen dann zum Mittag.

Zeltcamp Katmai Nationalparks

Unser zu Hause für sechs Tage

Europäer verirren sich nicht allzu oft für mehrere Tage in ein solches Survival-Camp und so sind wir die einzigen Nicht-Amerikaner in der Gruppe. Da ist Ryan, der kontaktfreudige ex-Navy Angehörige (CTM 1 enlisted), der immer und überall einen lustigen Spruch drückt, Gunter, der deutsche, etwas introvertierte Software-Ingenieur aus Kalifornien, Diedra, die ex-Army-Angestellte, die aus Haiti mit posttraumatischer Belastungsstörung zurückkam und jetzt als Hundetrainerin arbeitet und Zane, die in Harvard ihren Doktor in Bio-Mechanik gemacht hat und durchblicken lässt, dass das Geld nicht knapp ist. Sie ist arbeitslos, nimmt jetzt eine Auszeit und definiert sich einzig über die Zahl ihrer Kameraauslösungen. Da sie keine Idee von dem hat was sie fotografieren will, hält sie einfach auf alles drauf was sich bewegt – vielleicht ist ja mal was dabei. Ganz anders unser Guide und der Inhaber von Expedition Alaska. Die ersten Tage dachte ich er hat gar keine Kamera. Aber er holt sie nur raus, wenn Licht und Komposition für ihn wirklich interessant werden könnten. Er ist seit fünfundzwanzig Jahren in Alaska als Fotograf unterwegs und hat wohl alles im Sack! Die wichtigste Person aber ist Chrissy, unsere Köchin, die den Job hat, da sie mit einem der Guides von Expedition Alaska zusammen ist. Wir sind hier wieder mal die Ärmsten.

Ein erster Orientierungsspaziergang offenbart wie auch schon der Flug, dass es meist anders ist, als man es sich vorher vorgestellt hat. Wir befinden uns inmitten einer baumlosen Tundra in der nur hier und da einige Büsche emporwachsen. Nicht weit vom Lager entfernt, hat ein Fluss sich sein Bett metertief in die Tundra gewaschen. Der Fluss ist das Ziel von Bären und Sportfischern, denn zu dieser Jahreszeit wandern abertausende Lachse den Fluss hinauf. Während die Bären am Ufer entlangtrotten sind kaum fünf Meter zwischen ihnen und den Fischern. Doch sie scheinen an Menschen gewöhnt und obwohl sie in Konkurrenz mit ihnen stehen attackieren sie die Menschen nicht. Trotz wirklich widriger Lichtverhältnisse machen wir einige Fotos bevor wir zum Lager zurückkehren.

Trotz Ohrenstöpsel hört man in der Nacht wie der Wind auf die Zeltwände trommelt. Am Morgen nimmt der Wind immer mehr zu und als wir die Ohrenstöpsel rausnehmen, hören wir auch den Regen. Man kann sich beim Zähneputzen kaum auf den Beinen halten so stürmt es. Der Wind schafft es sogar, die Verankerungen der Zeltschüre aus dem Boden zu reißen. Nach dem Frühstück legen wir uns wieder in unsere Mumienschlafsäcke und fragen uns, wie lange die Zelte wohl noch dem Wind und Regen standhalten. Die nächsten vierundzwanzig Stunden geht es nur darum, möglichst warm und trocken zu bleiben. Einziger Lichtblick ist Chrissys, die auf den Campingkochern erstaunlich abwechslungsreiche Mahlzeiten, bis hin zu Brownies und Kuchen zaubert.

Am nächsten Morgen hat der Wind nachgelassen und der Regen aufgehört. Wir kriechen aus dem geduckten Zelt und können endlich mal wieder aufrecht stehen. Es ist zwar immer noch bewölkt, doch da wir uns unbedingt bewegen wollen, können wir es kaum erwarten, nach dem Frühstück wieder zu den Bären am Fluss zu gehen. Nach dem Mittag gehen wir erneut los und um zwei Uhr am Nachmittag kommt dann auch endlich die Sonne raus. Es ist Sommer in Alaska.

Alaska Katmai SonnenuntergangGood Morning Alaska. Es sieht aus als könnte es ein weiterer Sommertag werden. Doch nach dem Frühstück hat der Himmel sich wieder zugezogen. Alle sitzen rum und quatschen. Besonders Carl, unser Guide, strahlt die totale Gleichgültigkeit und Demotivation aus. Carl Donahue ist ein erfahrener Tierfotograf, der hier seit zwanzig Jahren unterwegs ist und der das Verhalten der Bären und die Lichtverhältnisse kennt. Aus diesem Grund habe ich ihn ausgesucht und dass dies die richtige Entscheidung war, wird sich auf dieser Tour noch oft zeigen. Auch wenn es im ersten Moment nicht so scheint, stehen wir immer richtig. Carl weiß wohin die Bären zu welcher Tageszeit gehen und warum. So treffen wir mehrfach auf einen Bären mit drei Jungen und können beobachten, wie die unterschiedlichen Jagdmethoden der Bären belohnt werden. Es sind einzig die Gegenlichtaufnahmen und das Aufstehen zum Sonnenaufgang mit dem sich Amerikaner schwertun.

Etwa zwei Kilometer sind es auf dem schmalen Pfad durch das offene Gelände der Tundra bis zum Rand des Flusses. Von dort hat man einen guten Überblick über die Szenerie. Einmal zählen wir achtzehn Bären, die im Fluss versuchen Fisch zu fangen oder am Ufer ruhen. Dann steigt man hinunter ins Flussbett, watet durch den Fluss und schlägt sich durch das dichte Buschwerk um zu seinem Fotostandpunkt zu kommen. Diesen Weg gehen wir am Tag dreimal, da wir meist nach dem Abendessen noch einmal losgehen und bis zum Sonnenuntergang bleiben. Am Fluss kommen sich Menschen und Bären oft bis auf wenige Meter nahe. Ehrfürchtig und fasziniert stehen wir während solcher Begegnungen wie angewurzelt, und lassen den Bären nicht aus den Augen. Jede Wanderung ist anders und es scheint uns auch als hätten wir viel Glück gehabt. Von 120 Stunden war es nur 48 Stunden bewölkt und hat 24 Stunden geregnet. Wir glauben für einen Sommer in Alaska ist das gut.

Tiefes Dröhnen erfüllt die Luft am Himmel. Man muss die Maschine nicht sehen. Man hört, dass es eine Beaver ist. Der Pilot dreht immer erst eine Runde um die Windbedingungen und die Wellen auf dem See einzuschätzen. Mit dem unverwechselbaren tiefen Sound des Sternmotors schwebt sie niedrig über die sattgrüne Tundra, bevor die Schwimmer auf dem Wasser aufsetzen und mit dumpfen Dröhnen die Wellen durchschneiden. Die Luft vibriert als der Pilot die Maschine an das Ufer lenkt an dem sich unser Zeltcamp befindet. Es ist die Maschine die uns nach sechs Tagen zurück nach King Salmon bringt.

Wie schon erwähnt ist auch die Organisation vor und nach der Tour eine Farce. Da stehen wir am auf der sandigen Straße, auf die der Landungssteg für die Wasserflugzeuge mündet. Den Transfer zum „Antlers Inn“  müssen wir uns selbst organisieren. Für zwanzig Dollar mieten wir dort eine Dusche, ziehen unsere Wathosen und Schuhe aus und packen unsere Sachen für den Flug nach Anchorage. Ein letztes überteuertes Mahl im Sockeye Inn, wo wir uns von Isi je ein Salmon Sandwich mit French Fries aufschwatzen lassen. Die Portionen die dann kommen, reichen für vier Personen. Diedra, können wir gleich noch mit verköstigen und der Doggybag reicht für uns zwei zum Abendessen. Die Rechnung sorgt mit 85 Dollar für die Sandwiches mit einer Cola und einer Limo, für einen weiteren WOW-Effekt. Als dann endlich alle Boxen mit gefrorenen Lachsen ins Flugzeug verladen sind, können wir endlich nach Anchorage starten.

Alaska Railway Train

Personenzug der Alaska Railway am Ufer des Turnagain-Arms in Alaska

Whittier

“Alamo” hat keine Jeep Wrangler in der Vermietung, was mich frustriert, stehen doch etliche in der Tiefgarage, die jedoch den anderen Car-Rental Gesellschaften gehören. Caroline freut es, den wir bekommen einen GMC Yukon, der bei uns glatt als Wohnmobil durchgehen würde.

In der Sonne glitzert der Turnagain Arm. Zu beiden Seiten erheben sich die über 3000 Meter hohe Berge des „Chugach State Parks“ und des „Kenai Wildlife Refuge“. Mit dem GMC-Eisenschwein cruisen wir an unserem letzten vollen Tag über den Highway 1 nach Witthier am Prince William Sound. In Witthier hat einer dieser neunstöckigen Kreuzfahrer der „Princess Cruises“ festgemacht und seine Ladung aus tausenden Menschen gelöscht. Wir können uns glücklich schätzen, die vorletzten beiden Tickets für die Portage Glacier Tour am Express-Check-In zu ergattern.
Der Gletscher ist zu einem traurigen Rest abgeschmolzen und erreicht nur noch auf einem schmalen Stück das Wasser. Fast mutet die Tour wie eine Abschiedsfeier für den Gletscher an. Entertainment für die Passagiere, die für die die Gletschertour 45 Dollar pro Person gezahlt haben, steht nach „Safety first“ an zweiter Stelle. Wir lassen uns von dem amerikanischen Unterhaltungszirkus anstecken, machen „Smotshy“-Bilder und Selfis mit einem Eisbrocken in der Hand und den schmelzenden Gletscher im Hintergrund. Alaska ist eben der Bundestaat der Extreme. Gestern der Versuch anspruchsvoller Tierfotografie und heute Selfis auf dem Touri-Boot. Vor ein paar Tagen bei dreizehn Grad und Regen ins Zelt kuscheln und heute bei 25° Celsius im Kurzarmshirt schwitzen. Im Winter minus vierzig Grad und in den Sommern neuerdings bis zu siebenundzwanzig Grad Celsius.

Von Girdwood fahren wir nach Whittier und schauen uns die Stadt an, die im Wesentlichen nur aus dem Güterbahnhof der Alaska Railroad und dem Hafen mit dem Kreuzfahrt-Terminal besteht. So geht es alsbald wieder zurück nach Anchorage.

Portage Gletschers Alaska

Der schmelzende Portage Gletscher bei Whittier.

An der „Indian Valley Mine“, in der man noch heute nach Gold schürfen kann machen wir einen Zwischenstopp. Die Indian Valley Mine steht für die frühen Bergbau- und Siedlungsaktivitäten auf der dünn besiedelten Nordseite des Turnagain Arm in den 1920er und 1930er Jahre. Ab 1885 strömten Goldsucher in dieses Gebiet. Außer am Crow Creek wurden aber nie nennenswerte Goldmengen gefunden. Während Besucher jeden Kieselstein in der Hoffnung nach Gold umdrehen, gackern Hühner und Enten über den Hof und im Souvenirshop suchen zwei Truthähne Zuflucht vor der Hitze. Die Inhaber der Mine haben die Gebäude weitestgehend so belassen wie sie 1919 gebaut wurden. Die Bretter sind von Sonne und Frost gegerbt und bewahren den Charme der spartanischen Behausungen der ersten Siedler. In der Werkstatt der Mine und auf dem Gelände finden sich überall Relikte aus den letzten zweihundert Jahren. Die Cabin und das Assay-Gebäude sind die ältesten Gebäude am Turnagain Arm und stehen unter Denkmalschutz (National Historic Site).

In Anchorage steuern wir noch einmal den Flughafen mit den der ungezählten Wasserflugzeugen, Flugbooten und kleinen Cessnas an, da der Flugbetrieb dort sehr interessant ist. Flugzeuge und Autos kreuzen die Fahrbahnen und es gibt sogar einen beschrankten Übergang von der Straße zur Start und Landebahn. Die Schranken sind immer geschlossen. Nur wenn eine Maschine von der Landebahn kommend den Taxiway benutzen will, muss der Pilot auf einer bestimmten Frequenz „Mike, Mike, Mike“ sagen, dann öffnet der Tower die Schranke. Dumm nur, dass wir das in diesem Moment nicht wissen. So öffnet sich die Schranke, während wir mit unserem Haus von einem Auto davorstehen und die beiden Cessnas biegen auf den Taxiway ab. Zwischen Tragfläche und Autodach sind dann auch nicht mehr als zehn Zentimeter Platz. Es dauert auch nur wenige Minuten, dann kommt ein Fahrzeug der Polizei, ein Fahrzeug der Airport Polizei, ein Fahrzeug der Airport Organisation und ein weiteres Polizeifahrzeug. Unsere Personalien werden aufgenommen und wir werden darüber belehrt, dass man eine Schulung machen muss um den Taxiway mit dem Auto zu benutzen. Während wir dort zur Untätigkeit verdammt sind, starten zwei Historische Flugboote im regulären Dienst. Das ist wohl das Ärgerlichste daran. Dann sind alle Daten erfasst und wir abermals überprüft und befragt worden. Der Report geht an die FAA und wir hoffen, dass dem keine finanziellen Konsequenzen folgen. Die Greencard gewinnen wir so jedenfalls nicht.

Eagle River State ParkWir fahren in die Berge. In den „Eagle River Nature Center“, wo die Landschaft so aussieht, wie wir uns Alaska vorgestellt haben. Wir laufen den drei Meilen langen Albert Loop Trail. Zum Glück ist es heute nicht so heiß wie gestern, den wir laufen die drei Meilen in einer Stunde und zwanzig Minuten. Es gibt nichts zu sehen. Die Biber schlafen in ihrer Burg, die Bären rauben Angler aus, die Elche haben sich verlaufen und die Vögel warten auf besseres Wetter. „How was it?“ fragt uns der aus Schweden stammende Ranger als wir den Park verlassen. Keine Tiere gesehen nur eine kleine Spinne und eine Ameise.

That was it! Die Reise ist zu Ende. Fast jeder Tag war vollgepackt mit unvergesslichen Erlebnissen. Es war der totale Thrill, als uns die Bären bis auf wenige Meter nahekamen. Wir haben nette Menschen getroffen und sogar eine Freundschaft geschlossen. Es kam uns vor wie vier Wochen und es waren doch nur zwölf Tage.

Weitere Bärenbilder finden sich in der Slideshow auf der Startseite.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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