Senegal & Gambia
Intro
Senegal? Gambia? Klar das liegt in Westafrika. Trotzdem musste ich nachsehen, um mir klar zu werden wo das genau liegt.
Die Nachrichten berichten über Weizentransporte die Odessa Richtung Afrika verlassen, um dort eine Hungersnot zu verhindern. Aber seit wann ist Afrika auf Weizen angewiesen, der dort traditionell nicht angebaut wird?
Vor der Kolonialisierung war neben Fisch, Wild und Früchten, Hirse die Grundlage für Speisen. Mit den Kolonialherren kam dann der Reis nach Westafrika. Doch der Boden im Senegal eignet sich nur wenig für den Reisanbau. So muss auch Reis eingeführt werden. Heute will auch in Afrika jeder der es sich leisten kann, ein Baguette mit Butter und so ist der Senegal,wie viele afrikanische Länder abhängig von Weizenimporten. Das ist aber nicht der einzige Grund. Der karge Boden im Senegal kann die wachsende Bevölkerung seit langem nicht mehr ernähren.
In den Jahren 1960 bis 2021 stieg die Einwohnerzahl in Senegal von 3,21 Millionen auf 16,88 Millionen. Dies bedeutet einen Anstieg um 426,3 Prozent in 61 Jahren. Im gleichen Zeitraum stieg die Gesamtbevölkerung aller Länder weltweit um 160,2 Prozent.*
Was Zeitungen, Reportagen, Statistiken und Nachrichten über den Senegal und Gambia zu berichten wissen ist die eine Seite. Besser man fährt mal hin um zu sehen was man vor Ort so herausfinden und erleben kann.
In und um Dakar
Nach meiner Ankunft in Dakar werde ich abgeholt und zum Lac Rose gefahren. Erster Halt ist die Salzwasserlagune, dessen rötliche Algen dem Lac Rose ihren Namen geben. Hier gewinnen die Bewohner Salz aus der Lagune welches sie verkaufen. Doch seit Jahrzehnten ist in diesem Jahr der Wasserstand des Sees durch starke Niederschläge in der Regenzeit so hoch, das kein Salzabbau möglich ist. Es gab zwischenzeitlich sogar wieder Fische im See, da der Salzgehalt so niedrig war, dass Leben wieder möglich wurde. Nun bleibt den Menschen am See fast ausschließlich das Geschäft mit den Touristen die über den einst rosafarbenen See geschippert werden.
Am Nachmittag geht es mit der Fähre auf die Insel Île de Gorée, einem lauschigen Zufluchtsort ohne Autos, Abgase und Müll.
Überall auf der Inselsieht man Einheimische, die gut gekleidet sind und in Restaurants sitzen und mehr konsumieren als ich es tue. Das irritiert mich, wird doch in unseren Breiten das Klischee vom armen Afrikaner bedient. Doch es gibt wie überall nicht nur Schwarz und Weiß (wie passend an dieser Stelle). Es gibt auch eine gutverdienende Mittelschicht, sowie eine dünne Oberschicht, die sich hin und wieder mal, mit einem BMW X7 über staubige und zerlöcherte Straßen quält.
Yoff Fishing Warf
Mein nächstes Ziel habe ich auf Google Maps gescoutet. Es ist die Yoff Fishing Warf. Doch der Fahrplan für die Fähren von und nach Île de Gorée ist nur eine Absichtserklärung. So warte ich fast eineinhalb Stunden, bis der rostige Pott angetuckert kommt. Bis ich wieder auf dem Festland bin, ist es kurz nach fünf Uhr am Nachmittag. Für zähe Verhandlungen über den Taxipreis ist leider keine Zeit, da sich die Sonne unaufhaltsam dem Horizont nähert und so akzeptiere ich 4000 CFA.
In einem Land, in dem Wolof und Französisch Amtssprache sind, weiß man nie genau wo man ankommt. Zumindest wenn man wie ich weder das eine noch das andere spricht. Auch wenn mich zwischenzeitlich Zweifel überkamen, wir kommen genau da an wo ich hinwollte.
Eine staubige Straße gesäumt von Geschäften auf beiden Seiten, die direkt in den Fischmarkt mündet. Menschen über Menschen, Geschrei, Gewirr, der Geruch nach Fisch und Meer, dazwischen die Katzen und im Hintergrund der Strand mit den unzähligen bunten Booten. Darüber kreisen Raubvögel um sich ihren Teil der Meeresfrüchte zu holen. Mit Pferdekarren wird frischer Fang direkt vom Boot abgeholt und Frauen balancieren große Schüsseln auf ihrem Kopf nach Hause. Die tiefstehende Sonne illuminiert die Szenerie mit weichem Abendlicht. Das ist Afrika, das ist das wirkliche Leben, das begeistert mich. Das Licht nutze ich solange es geht und der Taxifahrer wartet natürlich nicht auf mich, was aber auch egal ist, da es hier am Fischhafen immer genügend gibt.
Westpoint und Museums der schwarzen Zivilisationen
Im Senegal gibt es Kreisverkehre. Doch anders als bei uns, hat hier Vorfahrt wer reinfahren will. Kann sich einer vorstellen, was das in Afrika bedeutet?
Auf einer Landzunge im Westen Dakars liegt der westlichste Punkt des afrikanischen Kontinents. Und wenn man schon mal hier ist, was solls.
In Dakar wird gebaut. Das gibt es auch anderswo. Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele Baustellen auf einmalgesehen zu haben. Hochhäuser, Straßenzüge, ganze Viertel werden neu errichtet. Dakar boomt! Marokkanische, türkische und chinesische Investoren sorgen für einen nie dagewesenen Bauboom. Letztere errichteten auch das „Museums der schwarzen Zivilisationen“. Ein hypermoderner runder Betontempel für Touristenandenken und zeitgenössische Kunst. Haben die schwarzen Nationen wirklich so wenig zu bieten, dass man es nicht mal geschafft hat die zur Verfügung stehenden Räume sinnvoll mit historisch Wertvollem zu füllen? In einem Raum sind Bilder von Verkehrsunfällen ausgestellt und auf einem Bildschirm laufen in Endlosschleife Folgen der Serie „Die dümmsten Autofahrer der Welt“. Das der Besuch dieses Museums Zeitverschwendung ist, kann nur eine Fehleinschätzung meinerseits sein, denn das Museum ist von Afrikanern und Touristen gut frequentiert.
Zeltcamp im Sand
Endlich den Moloch Dakar in Richtung Atlantik verlassen! Lompoul sur Mer heisst the place to be. Am dem hundert Meter breiten Sandstrand liegen hier ebenfalls viele Pirogen die zum Fischen genutzt werden. Doch die Szenerie ist zunächst langweilig, da auf dem Fischmarkt nicht gehandelt wird und auch die Boote am Strand nicht so farbenfrohbemalt sind. Das ändert sich aber abrupt, als die Fischer einige Pirogen zum Strand schleppen. Von dort müssen sie den richtigen Moment abpassen, um sich mit ihren kleinen Booten durch die meterhohen Wellen zu kämpfen. Sie müssen schreien, damit die Kommandos nicht vom Tosen der Brandung verschluckt werden. Die Schraube des Motors könnte beschädigt werden, wenn sie im Sand oder gar auf einem Felsen aufsetzen. Oft lässt sich nicht vermeiden, dass eine Welle über dem Bug bricht und sich hunderte Liter Wasser ins Boot ergießen. Für dieses Schauspiel ist genug Zeit, bevor ich zur letzten Station des Tages aufbreche.
Ernüchternd ist die Fahrt durch das Hinterland Tonnen von Plastikmüll säumen die Straße auch dort wo keine Ansiedlungen sind. Auch weit bis in den Busch hinein findet sich Müll und Abfall. „Wie kann man sein Land so ruinieren“, ist mein spontaner Gedanke. Doch dann fällt mir ein, dass es auch bei uns genügend Menschen gibt die säckeweise Müll in Wäldern und an Feldwegen entsorgen. Wir erreichen Lompul und quetschen uns in einen 4X4 Pick Up der uns in die Sanddünen der küstennahen Wüste bringt. Hier reiht sich Zeltcamp an Zeltcamp. Italiener, Spanier, Franzosen, Marokkaner und Deutsche zerlatschen die Dünen kreuz und quer. Quart fahren, Kamelreiten oder Sand-Surfing machen den Ort zu einem lauten und unausstehlichen Touristen-Hotspot, der anscheinend jedem außer mir gefällt. Ein ausgedehnter Rundgang im Alleingang zeigt das die Bezeichnung Wüste hier nichtzutreffend ist. Es handelt sich lediglich um Sanddünen mit einer Ausdehnung von höchstens vier Quadratkilometern.
Einer der Vorteile einen deutschsprachigen Guide zu haben ist, dass man bequemer an Informationen über die gesellschaftlichen Besonderheiten in dem betreffenden Land kommt. So lausche ich interessiert den Erklärungen über die Eheanbahnung, Kinderehen und über den Umgang mit sexuellen Ausrichtungen. So muss sich der Bräutigam zum Beispiel vor der Ehe entscheiden, ob er monogam oder polygam leben möchte. Dieser Entscheidung muss die Braut zustimmen, damit die Ehe geschlossen werden kann. Das garantiert natürlich nicht, dass sich der Ehemann so er es sich leisten kann, nicht später doch eine oder mehrere Geliebte zulegt.
Auf dem Land werden Ehen aber durchaus auch noch durch die Eltern angebahnt, wobei die Partnerin dabei keine Möglichkeit der Mitbestimmung hat. In der Folge kommt es auch zu Kinderehen, wobei da der wirtschaftliche Faktor, das Kind versorgt zu wissen, eine erhebliche Rolle spielt. Prostitution ist ebenso verbreitet und wird vom Staat ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen geduldet.
Nach einer überraschend gut durchschlafenen Nacht, gibt es um Acht Frühstück wenig später fahren wir durch das Hinterland zu dem Dorf Boulel in dem Stammesangehörige der Peulha wohnen. Eine eingestaubte Solaranlage, ein Brummen und halbfertige aus Ziegeln errichtete Häuser, zwischen denen sich Ziegen und Katzen tummeln und karge Gemüsefelder. Die Freude der Einwohner über den Besuch hält sich in Grenzen. So fahren wir weiter nach Saint Luis, der Stadt die meine Reiseleiterin liebt, da sie „so schön ist und es hier so gute Supermärkte gibt“. Es muss wohl eine Art Berufsethos bei Leuten im Tourismus-Business sein, alles immer möglichst geschönt darzustellen und die Realität komplett auszublenden. Vielleicht bekommt man auch so eine Art blinden Fleck, wenn man seit fünfzehn Jahren in Westafrika lebt. Wahrscheinlich kann man auch nur dauerhaft hier leben, wenn man blind gegen die wahren Zustände hier ist.
Am Ende der Long de Barbarie beziehen wir im Hotel „Diamarek“ unsere Hütten. Es ist etwas abgelegen, hat aber ein gutes Restaurant und einen großen Pool.
Saint-Luis
Wer in Saint-Luis den dem Meer zugewandten Strand der Lagune Barbarie besucht, wird eventuell die Steine bemerken, die im Sand vergraben sind. Es ist der Teil eines Küstenschutzprojektes. Die Küstenerosion bedroht seit einem Jahrzehnt das Fischerviertel. Im Jahr 2004 überspülte ein Sturm die gesamte Halbinsel mit seiner flachen Geografie. Da das Wasser nicht wieder abfloss, beschloss man einen schmalen Graben in der Halbinsel anzulegen, damit das Wasser wieder ins Meer fließen konnte. Doch das Wasser nimmt nur allzu leicht den Sand mit, aus dem die Halbinsel besteht. Heute ist der einst knapp einen Meter breite Graben sechs Kilometer breit.
Viele Menschen wurden bereits umgesiedelt, nachdem ihre Häuser von den Fluten zerstört wurden. Nun ist ein zwanzig Meter breiter Streifen von den Gebäuden und seinen Bewohnern geräumt worden. Tausende Menschen wurden in ein provisorisches Camp, fünfzehn Kilometer landeinwärts umgesiedelt. Viele könnten ihnen noch folgen. Ob Saint-Louis, seit 2000 UNESCO-Weltkulturerbe, dadurch vor der Zerstörung durch den Anstieg des Meeresspiegels geschützt werden kann ist fraglich.
Wer im Senegal in Städten wie Saint-Luis unterwegs ist, dem wird auffallen, dass sich einige Senegalesen unabhängig vom Alter recht feindselig verhalten. Es gibt die Senegalesen, die sich irgendeine Einnahme erhoffen. Diese mühen sich um Freundlichkeit. Doch sonst sind es sogar Kleinkinder die den Mittelfinger hochstrecken oder eben auch Erwachsene, die Schimpftiraden loslassen oder einen mit Sand bewerfen. Gegen das Fotografieren wird überall lautstark protestiert. Nicht weil sie sich in ihrer Privatsphäre gestört fühlen oder wir ihnen gar die Seele rauben. Immerhin gibt es auch im Senegal kaum jemanden der nicht über ein Smartphone mit Kamera verfügt und damit auch fotografiert. Vielleicht ist es einfach der Irrglaube, dass die Touristen mit den Bildern zu Hause Unsummen an Geld verdienen. Warum auch immer – eine Kamera ist hier das absolute Hassobjekt.
Widersprüchliche Angaben!
In Vorbereitung der Reise habe ich nach Reportagen und Berichten gesucht. Schnell stößt man dann auf Berichte über die katastrophale Situation der lokalen Fischer, die immer wieder mit ansehen, wie ausländische Schiffe bis in die maritimen Schutzzonen und die, den lokalen Fischern vorbehaltenen Seegebiete vordringen. Nicht genug, dass die senegalesische Regierung Fischereirechte für lächerliche Beträge von zweieinhalb Millionen Euro pro Jahr an die EU verhökern, Trawler aus Russland, Japan, Südkorea und China, schalten hin und wieder ihr Radar aus um sich illegal an den reichen Fischvorkommen vor der senegalesischen Küste zu bedienen. Die Kontrollen sind wenig effektiv.
Kleinfischer riefen die Bevölkerung im Radio zu Protesten auf und es gab sogar schon einen Fall, in dem zwei Kapitäne gekidnappt wurden um Druck auf die Verantwortlichen auszuüben. Andere Fischer versuchen sich auf andere Art selbst zu helfen und fahren nachts mit ihren Piroggen auf das Meer und versuchen illegal fischende Trawler aufzuspüren. Diese leuchten sie dann mit Taschenlampen an und fotografieren die Kennung. Konsequenzen hat das meist nicht, doch sie wissen sich nicht mehr anders zu helfen.
De Facto haben die Fischer mit ihren traditionellen Fangmethoden keine Chance gegen die High-Tech-Trawler aus der EU und den anderen Ländern. Die Fischereiabkommen, nützen weder den Fischen noch den Fischern, da sie nicht effektiv kontrolliert werden. Diese Abkommen basieren auf der Annahme, es gäbe einen Überschuss an Ressourcen. Sie ignorieren, dass nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen die Meere nahezu leergefischt sind.
Auf der Barbarie haben uns zwei lokale Guides unabhängig voneinander erzählt, dass Boote die mit einem guten Fang nach Hause kommen, am Bug mit Fahnen geschmückt werden. Es sind nur wenige Boote im Hafen, die keinen Schmuck tragen. Mangels Möglichkeiten zum Kühlen, muss der Fang sofort verkauft oder gesalzen werden. Gelingt das nicht, muss der Rest weggeworfen werden. Und es wird sehr viel weggeworfen. Es werden auch neue Fischerboote gebaut und Alte repariert, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass sich die lokale Fischerei durchaus noch lohnt. Für die lokalen Fischer gibt es zudem auch keine Fangquoten. Sie fangen also einfach was ihnen in die Netze kommt. Weggeworfen wird aber nicht nur Fisch. Die Strände und Ufer von Saint-Luis sind übersäht mit Müll von der Plastikflasche bis zu Fragmenten alter Kühlschränke. In der Weltkulturerbestadt kann man hundert Meter am Strand entlanglaufen ohne auf Sand zu treten. Man frag sich ohnehin bei einem Rundgang durch die Stadt wohin die Gelder fließen. Saint-Luis jedenfalls sieht man ihren Status nicht an.
Djoudj-Nationalpark
Um viertel vor Sieben am Morgen starten wir zum Djoudj-Nationalpark. Wie erwartet gibt es hier hunderte Pelikane und einen großen Brutplatz mit vielen Jungtieren. Schwarze Kormorane, Schreiseeadler und viele andere mir unbekannte Vögel kann man hier beobachten. Zum Glück waren wir einigermaßen früh dort, denn als wir zurückkommen standen am Anleger schon zwölf Kleinbusse, Autos und ein Reisebus.
Zurück in Saint-Luis laufe über die Pont Mustapha auf die Barbarie, an den Booten entlang, versuche noch ein paar Bilder zu machen, fliege eine Runde mit der Drohne und versuche dann den Pool zu erreichen.
Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, ist doch das Taxigewerbe hier ein geschäftiges Business. Ich finde einfach kein leeres Taxi in welche Richtung ich auch laufe. So finde ich mich irgendwann auf einem Einspänner wieder, dessen Kutscher seine Frau nach Hause fährt und sich was dazuverdienen will. Zunächst waren 2000 CFA veranschlagt, was ohnehin für eine Kutsche schon viel ist. Unterwegs versucht er den Preis auf 5000 CFA zu erhöhen, da es ja so weit ist. Als wenn sich der Weg unterwegs verlängern würde! Endlich am Hotel angekommen, gebe ich ihm die vereinbarte Summe, quittiere mit einem „Merci“, stimme das mit der Rezeption ab und springe in den Pool.
Den Sonnenuntergang feiere ich am Strand der Barbarie ab. Neben unfassbaren Mengen an Müll findet sich hier auch die Mauer aus Felssteinen die verhindern soll, dass immer mehr Land der Barbarie verlorengeht. Die eingestürzten Häuser dahinter sind stumme Zeugen der verheerenden Stürme, die mit Sicherheit wiederkommen werden.
Touba
In der Nacht hat es geregnet und heute ist der Himmel total bewölkt. Kaum ein Sonnenstrahl durchbricht die dicke Wolkendecke und es ist schwül warm. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt erreichen wir Touba.
Touba ist nicht nur eine Stadt im Senegal, es ist ein Staat im Staat. Locken tut die Stadt mit einem Steuersatz Null. Beherrscht wird sie von der Muriden-Bruderschaft. Jeder der es möchte kann sich hier ansiedeln, so er sich an die Regeln hält. Zuallererst gehört dazu dass man Muslim ist. Die Bewohner Toubas, sind generell gläubiger und strenger in der Befolgung der Regeln des Islam. Dazu gehören unter anderem der Verzicht auf Glücksspiele, Tabak, Alkohol und alle Art Drogen. Touba hat ebenfalls eine vom Senegal abweichende Rechtsprechung, die durch einen geistlichen Würdenträger gesprochen wird.
Allah muss es gut mit Touba meinen, denn als wir die Moschee besuchen, scheint die Sonne erbarmungslos vom Himmel und ich komme um in meiner dicken Jacke und den langen Hosen. Diese Kleiderordnung ist jedoch Bedingung für einen Besuch der Moschee. Wir kommen sogar in eine Beerdigungszeremonie, die von lauten Gesängen und Tänzen hunderter Menschen begleitet wird. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis.
Ansonsten sieht es in Touba aus wie auch anderswo im Senegal, Müll, Staub und in meiner Wahrnehmung zum Teil menschenunwürdige Wohnverhältnisse. Finanziert wird dieses Steuerparadies durch Spenden. Die große Moschee mit ihren sieben Minaretten haben zum Beispiel die Marokkaner gebaut.ToubaOil ist eine Firma die mit Gas handelt und Tankstellen betreibt um damit steueroptimierte Einnahmen zu generieren. Wichtig sind aber auch die Kinder in den Koranschulen, in denen lediglich das Zitieren von Koranfersen gelehrt wird. Rechnen und Schreiben wird nicht gelehrt. Die Koranlehrer von Touba haben eine Armee von Kindern ausgebildet, die ausschließlich zum Betteln abgestellt sind.
Angesichts der wachsenden Armut in den Dörfern schicken viele Eltern ihre Kinder lieber in die Koranschulen statt auf öffentliche, kostenpflichtige und westlich geprägte Schulen. Mit verheerenden Folgen für die Kinder. Acht Stunden Betteln, neun Stunden Koranferse lernen! Kommen die Kinder abends in die Koranschule zurück, müssen sie Lebensmittel oder Geld mitbringen. Mindestbetrag sind 0,80 Eurocent. Kommen sie mit leeren Händen werden sie verprügelt. Schätzungen zufolge sind es landesweit mehr als 80.000 Talibeas, wie die Koranschüler genannt werden. Die Jüngsten gerade mal vier oder fünf Jahre alt. Zusammen erwirtschaften sie ein Jahreseinkommen von dreiundzwanzig Millionen Euro!
So muss man sich auch nicht wundern, wenn man als Europäer auf offener Straße mit eindeutigen Gesten mit dem Tod bedroht wird. In Touba vor der Moschee sprach mich ein älterer Mann an und wollte Geld. Als ich nicht darauf einging verpasste er mir einen Klaps und stieß einen Fluch aus, den ich natürlich nicht verstand. Die Geste jedoch war eindeutig.
Vor der Reise habe ich in Suchmaschinen versucht herauszufinden, was es in Kaolack zu sehen gibt. Ich habe nichts gefunden. Doch ich lasse mich ja gerne eines Besseren belehren. So lasse ich mich auf die Besichtigung des Marktes von Kaolack ein.
Meine subjektive Einschätzung: Kaolacks Markt Straßen sind einfach apokalyptisch. Menschenmassen, hupende Autos im Dauerstau, enge Passagen mit Waren aus Asien und lokalen Agrarprodukten. Wer noch nie auf einem Markt in Afrika war, stürze sich in Staub, Abgase und Gedränge. Jedoch gibt es auf dem afrikanischen Kontinent schönere Städte und Märkte zu erleben. Doch eines fällt immer wieder auf; während die Männer oft nur im Schlabberlook, in alten T-Shirt und abgewetzten Hosen in Erscheinung treten, sind die Frauen oft ein Highlight. Abgesehen davon, dass dunkelhäutige Menschen sowieso auch in den grellsten Farbkombinationen immer gut aussehen, kleiden sich viele Frauen stilsicher mit Kleidern, einem passenden Kopftuch oder Turban ähnlichen Kopfwickeln, an denen hinten kunstvolle Schleifen herunterhängen und mit Schuhen, die wie durch ein Wunder nie staubig werden und schweben so wie aus einer anderen Welt durch die Straßen voller Chaos und Schmutz.
Von Kaolack nach Gambia
An Salzfeldern, Viehmärkten und blattlosen Baobabs vorbei geht es weiter zu den Steinkreisen „ItesMégalithioues Sine Ngayene“. Diese abgelegenen Steinkreise, dessen Ursprung bis heute unklar ist, sind wirklich einzigartig und beeindruckend. Die Stätte stammt etwa aus dem 3. Jahrhundert und wurde 2006 in die Welterbeliste aufgenommen. Allerdings trifft man hier selten auf Besucher.
Wir fahren weiter nach Farafenni zum Grenzübergang von Senegal nach Gambia. Die Grenzformalitäten dauern eine Stunde. Hinter Farafenni überqueren wir den Gambia-Fluss. Es überrascht wohl niemanden, dass ein optischer Unterschied zwischen beiden Ländern nicht festzustellen ist. Einziger signifikanter Unterschied sind die Kontrollen, von denen wir auf knapp einhundert Kilometern zehn passieren müssen. Die Polizei und das Militär überprüfen die Reisepapiere und fallweise auch die Pässe. Als wenn ein Europäer hier illegal einreisen und für immer bleiben würde! Am späten Nachmittag erreichen wir die AbCa´s Creek Lodge am Ufer eines Nebenflusses des Gambia River. Zunächst denke ich das ist die beste Unterkunft die wir bisher hatten. Gelegen am Ufer des Flusses unter Palmen und großen Bäumen. Kleine Hütten in einer grünen Gartenanlage in der sich zahlreiche Vögel und Affen tummeln. Doch der Strom fällt aus, das WLAN funktioniert nicht, das Frühstück wird sich als Enttäuschung herausstellen und morgen Nachmittag wird die Cola alle sein. Da die Lodge von einer niederländischen Familie betrieben wird, waren meine Erwartungen etwas höher.
Neujahr in Gambia
Vielleicht liegt den Afrikanern das fleißige Schuften nicht im Blut. Doch wenn es Feste zu feiern gibt dann laufen sie zu Höchstform auf, dass der träge Europäer nur vor Ehrfurcht in den Staub sinken kann. Stundenlang wird getrommelt und getanzt bis zur totalen Extase. Jeder Leistungssportler würde beim Versuch diese kraftvollen Bewegungen nur kurz durchzuhalten aufgeben müssen. So ist dieses Silvester in der AbCa´s Creek Lodge nicht nur ein Jahreswechsel, sondern vielleicht ein weiteres Puzzleteilchen zum Verständnis Afrikas.
Leben am Gambia-Fluss
Der Besuch des Dorfes Kassagne, dass die Lodge mit Obst und Gemüse, aber auch Möbeln, selbst gewebten Textilien und Holz-Dekorationen versorgt finde ich totlangweilig und radele wieder zurück zur Lodge.
Die Kanufahrt am Nachmittag wird ein ähnlich aufregendes Erlebnis. Es ist Ebbe die Kanäle in den Mangroven sind leer. Ob die Fahrt später stattfindet oder das Boot Räder hat, frage ich. Nein, zwanzig Fußminuten entfernt, ist noch ein Anleger und wir fahren von dort. So trotteen wir durch das Buschland zum Anleger. Dort ist die Wassertiefe nur unwesentlich höher und wir steigen in ein Holzboot ohne Überdachung. Die Sonne brennt erbarmungslos hernieder, während wir durch die flachen Kanäle gleiten. Doch wir haben Glück und sehen drei Krokodile am Ufer. Nur leider hat der Bootsführer vorher in einem Vergnügungspark als Entertainer gearbeitet. Er brüllt: „You see there the crocodile“, „yeah yeah there you see the Kingfischer“. Was natürlich jedes Tier dazu veranlasst sofort das Weite zu suchen. Nun ja ich wusste ja worauf ich mich einlasse.
Fischerdorf Tanji – Banjul (Gambia)
Frühstück soll es ab 7:30 Uhr geben. Da das Personal aber gestern Abend noch bis Mitternacht gefeiert hat, dass man sogar mit Ohrenstöpseln wach wurde, wundert es nicht das nur etwas schlaftunken in der Küche rumhantiert wird. Um etwa Acht gibt es Brot, um zehn nach Acht Marmelade und immer so weiter. Irgendwann gab es auch Crêpes, aber nur zwanzig winzige Stücken für vierzig Gäste. So rinnt die Zeit hin. Doch wir fahren irgendwann los in Richtung Atlantik. Die Straße ist eine Baustelle aus der irgendwann eine moderne Schnellstraße entstehen soll. Rechts und links Automärke, Werkstätten und Neubauten. Alle Autos die in Europa nicht mehr fahren können oder dürfen finden sich hier wieder. Einige fahren noch oder irgendwann mal wieder, der Rest steht mit einer roten Staubschicht bedeckt zu tausenden entlang der Sandpiste. Ich muss schon wieder an „Mad Max“ denken.
Um halb Zwölf erreichen wir das, Zitat Reiseführer: „beschauliche und malerisch gelegene Fischerdorf Tanji“. Ein absolutes Dreckskaff an dessen Strand Touristen die fotografieren wenig willkommen sind. Ich werde sogar mit Fischabfällen beworfen, als ich im Wasser versuche einige brauchbare Bilder zu machen. Der Polizist der den Strand bewacht, ist ganz nett und ich erkläre ihm, dass ich ja nur ein Bild machen möchte um zu Hause zeigen zu können, welche harte Arbeit die Menschen hier leisten müssen. Das nützt am Ende aber auch nicht und es bleibt nur der Rückzug.
Das beste Hotel in Banjul ist das Atlantik Hotel. Ein finsterer zweistöckiger Betonbau eines betrunkenen Architekten der, hätte man noch eine Etage draufgesetzt einfach in sich zusammengestürzt wäre. Da die libanesischen Inhaber wohl vergessen haben das Personal zu instruieren, ab und zu mal den Parkplatz und die Gartenanlagen zu pflegen steht er im Zentrum eines ausgedehnten Müllfeldes. Am Pool haben die Libanesen das Sagen und speilen den ganzen Tag ihren Halal-Rap, dass es unmöglich ist sich zu unterhalten.
Da freut man sich doch glatt auf den Besuch des „Royal Albert Market“ in Banjuls Altstadt mit seinem vielfältigen Angebot an Artikeln. Altstadt bitte nicht falsch interpretieren. Es handelt sich lediglich um vereinzelte marode Gebäude, die noch nicht eingestürzt sind. Ich laufe am Strand zurück zum Hotel und überlege wie ich den Tag morgen für mich retten kann.
Barra – Fort Bullen – Bootsfahrt nach Sipo – Kaolack
Am Morgen stellen wir uns an der Fähre an, die breite Mündung des Gambia-Flusses zu überqueren. Zwar sind einige Fähren recht neu, aber das Afrikanische Chaos beim Boarding und Off-Boarding ist das gleiche geblieben. Busse, Autos und ein buntes, geschäftiges Gewimmel sorgen für ein unvergessliches westafrikanisches Alltagserlebnis.
Auf der Fähre kommt ein jüngerer Gambier die stählerne Stiege auf Oberdeck, wo die Passagiere sitzen und ist schon ziemlich außer sich. Der Aufhänger ist wahrscheinlich wieder das Fotografieren an der Fähre. „Nicht dass der jetzt hier wirklich handgreiflich wird“, denke ich und schaue ihm fest ins Gesicht. Oben angekommen, bemerkt er wohl, dass er nicht alle Passagiere auf seiner Seite hat und beginnt eine flammende Rede in broken english zu halten. Alles verstehe ich nicht, nur irgendwas mit Italiener die die Einwanderer wie Tiere behandeln, dass man uns mit unseren Kameras über Bord werfen sollte, irgendwas mit der EU und dass wir sie endlich wie Menschen behandeln sollen and so on. Dann zieht er weiter in eine andere Ecke. Die ganze Fährfahrt über muss ich darüber nachdenken. Wie absurd, die ganze Welt hilft Westafrika, es gibt gemeinnützige Projekte zahlreicher Staaten, Software für Behörden kostenlos aus Japan. Infrastukturprojekte, Investitionen und technische Unterstützung bei der Energieversorgung. Die Fähre auf der wir fahren wurde in den Niederlanden gebaut und das „Power-Ship“ an dem wir gerade vorbeituckern, und dass Banjul mit Strom versorgt hat die Türkei zur Verfügung gestellt. Was wäre Gambia und der Senegal ohne das alles? Das hätte ich ihn gerne gefragt aber er ist im Getümmel entschwunden. Natürlich fotografieren und filmen die Afrikaner mit ihren Handys auf der Fähre wild um sich. Sollten die auch streben, wenn sie statt Handy eine Kamera hätten?
Auf der anderen Flussseite in Barra grüßt auf einer Landzunge das Fort Bullen. Es ist bereits wieder elf Uhr und es herrschen 35 Grad Celsius. Da unser Fahrer, ich habe seit einiger Zeit den Verdacht, dass er nicht der Hellste ist, weitab in einer Straße in entgegengesetzter Richtung zum Fort Bullen gehalten hat und das Umdrehen „zu viel Zeit kosten würde“ (oder vielleicht Benzin?), soll ich nun zum Fort Bullen laufen. Dort gibt es „interessante“ Führungen zum Thema Sklavenhandel. Es gab schon einige interessante Filme zu diesem Thema, die ich persönlich beeindruckender finde als einen Museumsbesuch. Warum soll ich also dahinlaufen, wenn ich doch fliegen kann? Ist aber auch aus der Luft langweilig.
Weiter geht es nach Toubakouta, einer kleinen Stadt am Sine-Saloum-Delta. Mit einemüberdachten Plastikkahn fahren wir entlang von Mangrovenwäldern zum Fischerdorf Sipo. Hier entdecken wir Schwarzmilane, Pelikane und einen Goliathreiher, bevor wir einen Abstecher in einen Seitenkanal machen. Bei Ebbe in den Mangroven hört man, wenn man still ist, das laute Klacken der atmenden Austern. Habe ich so noch nie erlebt und war echt gut! Das Dorf Sipo ist ein touristisches Projekt um den Reisegruppen das Leben im Delta nahezubringen. Zuerst dachte ich: „Ein Touridorf“ und zögere mitzugehen. Doch die Hoffnung auf ein paar brauchbare Bilder ist dann doch stärker und ich trotte den anderen hinterher.Die hier ansässigen Menschen leben größtenteils vom Fang von Austern und Fischen. Im Dorf gibt es keinen Strom, kein fließendes Wasser und keine Straßen. Die Moschee, die Solaranlage und der Fernseher wurden von einem Italiener finanziert, der hier mit einer Senegalesin verheiratet ist. Es gibt einen Ortsteil für Muslime und Christen, die alles teilen, außer den Frauen. Bis April 2022 war das Oberhaupt des Dorfes eine Frau die mit 110 Jahre verstarb. Nun hat Bintang, die 48-jährige Tochter die Nachfolge angetreten. Wir haben nachgerechnet. Die ehemalige Königin muss also ihre Tochter mit 62 Jahren zur Welt gebracht haben. Mit Zahlen haben es die Senegalesen wohl nicht so.
Es ist spät geworden über die ganze Tragtrödelei und wir fahren in die Nacht, quälen uns durch den immer apokalyptischen Verkehr in Kaolack und rennen zum Abendessen im Hotel Relais de Kaolack.
Kaolack – Joal | Muschelinsel-Fadiouth – Petite-Côte
Es ist bereits wieder nach Neun am Morgen als wir Richtung Atlantik aufbrechen. Vorbei an der neuen Moschee von Kaolack die ich sogleich AKW Kaolack taufe. Das Bild sagt wohl warum. Fertig geworden ist der islamische Brüter scheinbar nicht, denn es wachsen schon Bäume in einigen Gebäudeteilen.
Dann passieren wir den größten Baobab der Welt! Ne, natürlich nur des Senegal. Dieser ist eingerahmt von gemauerten Verkaufsständen und auf dem Gelände tummeln sich diverse Reisegruppen. Steige ich aus? Ja doch, um wenigsten zu dokumentieren wie hässlich die Szene ist. Hier kaufe ich mir auch eine überdimensionale Maske, ohne eine Ahnung zu haben, wie ich die nach Hause bekomme.
Weiter geht es auf dem Landweg nach Joal, wo eine Brücke die Muschelinsel Fadiouth mit dem Festland verbindet. Ähnlich wie die Insel Île de Goréebei Dakar, ist dies ein autoloser Zufluchtstort, in dem man ein bisschen herumbummeln kann. Die meisten Wege haben einen losen Belag aus Muscheln, was ein schöner Kontrast zu den Gebäuden ist. Auf der kleinen Nachbarinsel, befindet sich ein Friedhof, auf dem Katholiken und Muslime gemeinsam ihre letzte Ruhe finden.
Nun steuern wir unsere Final Destination an und ich kann nicht verhehlen, dass ich mich darüber freue.
Der Name Hotel Club Royal weckt Erwartungen. Der eine oder andere ahnt es sicher schon. Nun weiß ich, warum die Ortsangaben in Google Maps so verwirrend waren. Das Hotel wird abseits der Strandes angezeigt, soll aber ein Strandhotel sein. Es ist das Hotel der kurzen Wege. Vom Parkplatz bis zur Rezeption sind es nur 999 Meter! Ich mache ein Upgrade auf ein Zimmer mit Seaview für nur fünfzehn Euro pro Tag und werde nicht mal stutzig. Mein Zimmer ist aber lediglich doppelt so groß wie die anderen, dafür aber über zwei Etagen. Zurück an der Rezeption sagt man mir: „We don´t have seaview rooms“. Da die Standardzimmer dunkle Pattere-Löcher mit Ausblick auf den Wirtschaftshof sind, belasse ich es dabei und richte mich ein. Garten Möbel muss ich selbst nach oben auf den Balkon tragen und die Möbel abwischen.
Dann suche ich mein Gepäck. Nach einem zwei Kilometer Marsch durch die Anlage entdecke ich es an der Rezeption und hole es mir selbst. Wir sind eben in Afrika, besser gesagt in Westafrika.
Mbout
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, beginne ich etwa um zehn Uhr meinen „Beachwalk“ nach Mbout. Das ist ebenfalls ein Ort den ich mir schon zu Hause ausgeguckt hatte, da hier aus der Luft auffallend viele Pirogen zu sehen waren.
Bei einer Entfernung von fünf Kilometern rechne ich damit, nach dem Mittag zurück zu sein. Zunächst geht es an anderen Hotelanlagen entlang. Der Strand ist hier, wenn auch nicht sauber, so doch wenigstens nicht so vermüllt wie an den anderen Stränden die ich besuchte. Dann folgen verlassene Gebäude, aufgegebene Hotelanlagen von denen einige vom Sturm beschädigt oder schon ganz eingestürzt sind. Hier und da liegen noch die Überreste von Booten hoch oben am Strand, die ein Sturm dorthin geschleudert hat. Nun liegen die ausgeweideten Bootskörper wie die Überreste eines toten Fisches in der Sonne.
Erreicht man nach wenigen Kilometern die Strände, die nicht von Hotels beansprucht werden, ändert sich das Bild noch dramatischer. Ein erster Stopp muss her, denn ich fürchte viele Gelegenheiten zum Pausieren wird es vor Mbout nicht mehr geben. Ich kehre in ein Hotel ein, dass wegen Bauarbeiten geschlossen hat, zu meinem Glück ist jedoch die Bar offen. Mit Cola gestärkt geht es weiter Richtung Mbout. Irgendwie habe ich mich verschätzt, denn es zieht sich ohne Ende. Ein Fußgänger geht vielleicht fünf Stundenkilometer, aber nicht am Strand und nicht mit zehn Kilo Rucksack!
Die Pirogen am Strand werden jetzt immer zahlreicher und die Müllberge immer höher. Schon ziemlich verausgabt erreiche ich den Fischmarkt von Mbout, mache meine Fotos und kehre um.
Auf dem Rückweg brauche ich eine ausgiebige Pause und schleppe mich dann in mein Reihenhaus ohne Service. Es ist vier Uhr am Nachmittag. Ich springe in den Pool und will noch mindestens zehn Runden schwimmen. Doch meine Beine krampfen und nach fünf Runden muss ich aufgeben.
Das war’s dann also. Senegal mit einem Abstecher nach Gambia. Interessant ja, lehrreich auch, doch vor allem desillusionierend. Orte voller Müll, Dreck und Einwohner die uns nur dulden, weil wir Geld mitbringen, sind nicht mehr die Zutaten für meine bevorzugten Destinationen. Von Westafrika habe ich nun erst mal genug.
Quellen:
* Laenderdaten.info
Veronika Staltmanis, Tourguide, Westafrika-Spezialistin
Barcelona oder Tod“, Peter Heller, Filmkraft Filmproduktion München, 2016
„Das Leid der Talibés“, Alexander Göbel, 09.07.2016
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