IRLAND

Irland Dublin 2023

30. November 2022

Man kann an vielen Orten Englisch lernen und an vielen Orten sind auch die Nebenkosten nicht so hoch und das Wetter besser. Da Irland ein EU Staat ist, die Formalitäten einfacher sind, und wir noch nie in Irland waren, entschieden wir uns für die „Emerald-School“ in Dublin.

Am Flughafen BER bringen wir Check-In und in zweieinhalb Stunden hinter uns und erreichen unseren Flieger noch mit knapper Not. Dass die A 320-200 der Air Lingus, fünfundvierzig Minuten zu spät abhebt kümmert uns wenig, da wir ja keinen Anschlussflug haben. Das geht nicht jedem Passagier so. Auf dem Flughafen Dublin sind wir ein gutes Team. Unsere Koffer kommen fast als erste, dann kaufen wir das „Leap-Ticket“ und etwas Wegzehrung und auch die Übernahme der Mietwagenpapiere dauert nicht lange.

An der Station des Shuttle Busses, der uns zur Mietwagenstation bringen soll, steht neben vielen anderen Wartenden eine dörre Enddreißigerin, die sichtlich bemüht ist die Fassung zu bewahren. Unter ihrem wütenden Gesichtsausdruck arbeitet jeder Muskel, was sie noch angespannter wirken lässt. Warum wird uns bald klar.

Einen Busfahrer von Europcar sehen wir dreimal Gäste abholen. Auch Sixt holt regelmäßig seine Klienten ab. Nur von Thrifty kommt niemand. Die Trockengrasziege ruft zweimal am Schalter von Thrifty an, proklamiert lautstark ihren Unmut, doch nichts passiert. Nachdem wir fünfunddreißig Minuten und die Trockengrasziege eine Stunde gewartet haben, kommt der schäbige Minibus von Thrifty, in den natürlich die über dreißig Wartenden, die sich inzwischen angesammelt haben, nicht alle reinpassen. Aber Hauptsache wir sind drin!

Nordirland

Nach einer Stunde sitzen wir dann in unserer angemieteten Plastiktonne mit der Bezeichnung Peugot 2008 und rasen über die M1 (Primärstraße/Autobahn) zum „Giants Causeway“, der 1986 zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Die 40.000 vulkangeschmiedeten Basaltsäulen an der Küste, die wie eine Treppe für Riesen ins Meer hinabfallen, sind durchaus einen Besuch wert. Doch wenn nicht gerade Flut ist oder der Wind die Wellen zu Bergen auftürmt, ist dieser Ort wenig spannend. Das dies die meist besuchte Sehenswürdigkeit Nordirlands ist, sagt schon einiges über die landschaftlichen Reize der Insel aus.

Giants Causeway

Oben auf der Klippe blickt das strahlend weiße „The Causeway Hotel“ über den Nordatlantik. Das 1836 erbaute Gebäude ist eine Zeitkapsel. In den Räumen fühlt man sich wie in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Zwischen den zusammengewürfelten alten Möbeln, beleuchtet von ebenso alten schummrigen Lampen jongliert das Personal die Speisen zu den Tischen. Dabei sind die Serviceangestellten auch nicht im ersten Moment als solche zu erkennen. Die rundlichen und etwas ungepflegten Damen wirken eher als hätten sie einen Altkleidercontainer geplündert. Doch die Gäste, deren Durchschnittsalter sechzig Jahre beträgt kümmert es wenig, Hauptsache es ist wie Anno Pups. Die exponierte Lage und das historische Ambiente bekommen jedoch die höchste Bewertung. Die zehn Pfund Parkgebühr werden bei einem Besuch des Etablissements gutgeschrieben und so ist das sogar ein Schnäppchentipp.

Wir öffnen die Zimmertür und stehen augenblicklich in Flammen. Die beiden überdimensionierten Heizkörper sind so heiß, dass man sie nicht berühren kann. Die Temperatur in dem winzigen Zimmer beträgt annähernd vierzig Grad. Während wir daheim für den Weltfrieden frieren, heißt es hier schwitzen fürs Klima. Wir würden auch kalt duschen um zu verhindern Brandblasen zu bekommen, können aber den Mechanismus der Dusche nicht verstehen. Wie wir am nächsten Morgen erfahren, muss man erst an einer der Strippen ziehen, die von der Decke hängen, bevor man den elektrischen Wassererhitzer einschalten kann. Nun ja, Duschen ist optional.

Nord Irland Dark HedgesDark Hedges

In der Nach tobt lautstark ein Sturm mit sintflutartigem Regen über der Küste, sodass wir davon trotz Ohrenstöpsel wach werden.

Der Morgen ist grau, das Frühstück ist mau. Nein Stimmt nicht. Die gefürchtete „Porridge Kanone“ kommt nicht zum Einsatz. Es gibt Bohnen, Spiegeleier, Müsli, Wurst, Toast und frisches Brot, Obst und Säfte. Nur der Style ist eben irisch. Wir verlassen um halb acht am Morgen den Gemischtmöbelladen und fahren zu „Dark Hedges“, einem der Insta-Spots aus „Game of Thrones“. Dass dies selbst an dunklen regnerischen Tagen wie heute zu spät ist, ahne ich. Mehrere Dreibeine und einige Touristen wandeln schon in der einzigartigen Allee. Doch das ist nichts zu den Menschenmassen, die sich hier im Verlauf des Tages einfinden. Will man Bilder ohne Menschen und mit Stimmung einfangen, so bleiben wohl nur noch die Stunden um den Sonnenaufgang, denn wie am „Giants Causeway“ wird auch nach Sonnenuntergang hier noch mit Smartphones geblitzt.

Weder das Klima, das Wetter, noch die Spots, die hier das Prädikat sehenswürdig tragen, zecken uns so wirklich. Ein toller Slogan für den Nordirland-Tourismus wäre: „Fahren sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!“

Um noch einige irre Impressionen aus Nordirland einzufangen, wählen wir für die Rückfahrt nach Dublin die landschaftlich spannendere Route über die Coast Road A2 von Cushendall über Larne, Whitehead nach Belfast. Hier schauen wir uns die „Freedom-Wall“ an, die einst den katholischen, vom protestantischen Teil Belfasts trennte. Nach einem kurzen Stopp am neuen Titanic Museum, fahren wir wieder auf die M1 und geben Gas. In Dublin checken wir im „Ariel Haus“ ein. Nicht das hier das Preis-Leistungs-Verhältnis gut wäre aber das vier Sterne Haus ist inklusive Frühstück und Parkplatz günstiger als eine abgeranzte zwölf Quadratmeter Buchte mit Schrankbett auf Airbnb.

Dublin

Dublin ist teuer! Das ist allgemein bekannt. Das Dublin aber auch hässlich und langweilig ist wird nur allzu gern verschwiegen. Trotzdem versuchen wir der Stadt alles abzuringen, was es hier so zu sehen und erleben gibt.

Die Lebenshaltungskosten sind so angestiegen, dass einige die es sich leisten können oder verrentet wurden die Stadt ins Hinterland verlassen. So stehen viele Häuser und Wohnungen zum Verkauf, während Normalverdiener an den Stadtrand ziehen müssen, dass sie sich das Leben in den Stadtgrenzen nicht mehr leisten können.

Einige unserer Lehrer im „Emerald-School“ erzählten, dass sie bis zu drei Jobs machen und trotzdem den Energiezuschuss des irischen Gouvernements brauchen, um ihre Rechnungen zahlen zu können. Eine Lehrerin, die am Trinity College Psychologie studiert hat, kann auch nur mit zwei Jobs in Dublin „überleben“. Tausende Jobs gingen 2022 bereits verloren, da in der zu erwartenden Rezession Firmen wie Google, TikTok, Meta, Oracle, Intel und viele andere Stellen ab- oder gar nicht erst aufgebaut haben.

Zu Hause fällt uns das vielleicht nicht auf, aber hier in Dublin kann man die ausufernde Armut nicht übersehen. Überall wo sich windgeschützte Ecken bieten, haben sich Obdachlose eingerichtet. An einen Abend, an dem wir die Grafton Street herunterliefen, haben wir uns über die lange Menschenkette gewundert, die sich dort versammelt hatte. Als wir wieder später dort zurückliefen, sahen wir das dort Essen an Obdachlose ausgegeben wurde. Und es waren Hunderte die dort warteten.

Die Community der Reiseblogger beschreibt die Grafton Street, die Anne´s Street und die Anne´s Lane als “toll, überwältigend oder umwerfend“. Ist man dort, wird man enttäuscht sein, wie wenig die Adjektive zutreffen. Die Grafton Street ist nur eine Shopping-Meile im Gewand historischer Fassaden und die Anne´s Street ist nichts weiter als eine laute Bierstraße.

Einzig die Zozimus Bar in der Anne´s Lane ist eine geschmackvolle Oase der Ruhe, mit guter Küche und einer eindrucksvollen Bar.

Die über 200 Jahre alte “Ha´Penny Bidge”, schwingt sich spektakulär unspektakulär über den Liffey River. Die Nähe zum Touristen Hot Spot Temple Bar hat die stählerne Konstruktion, die abends nicht einmal beleuchtet ist, zu einem Wahrzeichen Dublins und einem Insta-Spot werden lassen.

“Du kannst nicht nach Dublin reisen ohne ein Guinnes zu probieren”, ist ein ungeschriebenes Gesetz. Gesetze brechen, besonders wenn sie ungeschrieben sind ist allemal spannender als dem Mainstream zu folgen! Bei bis zu acht Euro für ein Pint (0,5683 Liter) fällt der Verzicht auch leicht. Dass es für die “Guinness Storehouse”  Tour keine Karten mehr gab, hat uns nicht wirklich trauern lassen. Ein schwarzes Tor, alte Brauereigebäude und nutzlose Andenken. Jede Besichtigung einer Erlebnisbrauerei in Franken oder Hessen ist interessanter!

The Long RoomMindestens hundert Menschen stehen vor der alten Bibliothek des Trinity College an. Karten kann man nur online kaufen und wir ergattern gerade so noch zwei Tickets für die letzte Tour. Nicht nur die Professoren müssen sich hier um Sponsoren bemühen, auch die Touristen, die für den Eintritt 18 Euro zahlen, sind eine wichtige Einnahmequelle für das privatfinanzierte College. Bei 18 Touren pro Tag, mit nur 100 Besuchern pro Tour, an nur 300 Tagen im Jahr, bringt das dem College 86,4 Millionen Euro pro Jahr.

Bei den Touren schiebt man sich vorbei an „Erklär-Tafeln“, die Treppen hoch am Book of Kells vorbei, hinauf in die historische Bibliothek, mit über 200.000 Büchern, die für die meisten der eigentliche und einzige Grund für den Besuch sind. Auf dem Weg hinaus muss man einen Souveniershop sinnlosem Nippes, bedruckt mit dem Logo des Trinity College durchqueren.

Das moderne Gebäude am Meeting House Square in Temple Bar ist noch ein Geheimtipp. Für Fans der Fotografie gibt es hier ständig wechselnde Ausstellungen irischer Fotografen. Der Eintritt ist frei, doch da die Öffnungszeiten (9.00-17:00 Uhr) mit unseren Schulzeiten kollidierten, blieb uns der Zugang verwehrt.

Es gibt unzählige Pubs in Dublin. Es gibt einfache Pubs, heruntergekommene Pubs und Pubs mit prächtigen Fassaden. „Temple Bar“ ist nicht das schönste Pub! Es ist wohl aber das bekannteste Pub in Temple Bar. Täglich entstehen hier eine Millionen Selfies. Meist ist die Ecke so voller Menschen, dass das eigentliche Pub kaum sichtbar ist. Die Entdecker fragen die Einheimischen nach ihrem Lieblingspub oder suchen sich selbst das schönste aus.

Im Schatten der „Highlights „von Dublin liegt südlich das Georgian Quarter, dass vielleicht auch wir nicht besucht hätten, läge es nicht in Laufweite unserer Unterkunft. In der Fitzwilliam Street Upper, befindet sich zwischen dem Merrion Square und der Leeson Street die längste gregorianische Häuserzeile der Welt. Die Eingangstüren im Georgian Quarter sind oft bunt bemalt und einige davon besitzen auch noch ihre kunstvollen Oberlichter. Die Türen in diesem Viertel sind so beliebt, dass sie sogar einen eigenen Instagram Account haben.

St. Patrick’s Cathedral in Dublin, ist die größere der beiden Kathedralen der anglikanischen Church of Ireland in der Stadt. Sie ist nicht Sitz des Bischofs, dies ist die etwas kleinere Christ Church Cathedral. Am Nachmittag ist der Park der Kirche stark frequentiert.

Wieder ein Insta-Spot, wieder eine Brücke. Die 2009 eingeweihte Samuel Becket Bridge, benannt nach dem in Dublin geborenen Schriftsteller, befindet sich in den ehemaligen Docklandsund symbolisiert eine Harfe, das Symbol Irlands.

Roadtrip Irland – Freitag nach der Schule fahren wir mit dem Auto nach Clonmacnoise (132 Km, 1:41 h, über M6 und M4). Dort übernachten wir bei Jo und Jacky. Er ist pensioniert, betreibt das kleine B&B und sie arbeitet als Krankenschwester im „Portiuncula University Hospital“ in Galway. Jos Sohn arbeitet bei einem englischen Unternehmen als Monteur europaweit. Interessant, da wir uns immer fragen von was, außer Landwirtschaft, die Menschen hier draußen zwischen den Büschen leben. Jo mag auch die Abgeschiedenheit und das Wetter hier auf dem Land. Einer seiner Brüder hat ein Haus in Alicante. Er war einmal dort, doch der Trubel in der Hafenstadt war ihm zu viel.

Irland Clonmacnoise iconicClonmacnoise, am Fluss Shannon, ist eine ehemalige Klosteranlage aus dem 6. Jahrhundert. Im Oktober 1979 wurde die Anlage von Pabst Johannes Paul II besucht. Seitdem ist die Ruinenanlage zu einem der meistbesuchten Spots für Touristen geworden.
Bis nach Sonnenuntergang streifen wir auf dem Gelände umher, bevor wir zurück zu Jos B&B fahren.

Jo bereitet ein köstliches irisches Frühstück, dass vom Nährwert her, einem Bergarbeiter für den ganzen Tag ausreichen würde. Dann verlassen wir die nette Familie und fahren nach Kylemore Abbey (157 km, 2:11 h, über M6 und N59). Diese Route nimmt nun etwas Zeit in Anspruch. Sie führt wie vielerorts im Hinterland über Straßen, an denen keine zwei Autos aneinander vorbeipassen und an denen sich eng am Fahrbahnrand die hohen Hecken schmiegen.

Da sie über Straßen führt, die kaum mal einen Kilometer gerade verlaufen, ist ein Überholen anderer Fahrzeuge kaum möglich. Hinzu kommen Verkehrsteilnehmer, die auf Grund ihres vorgeschrittenen Alters die Verkehrslage selbst auf einem verlassenen Supermark-Parkplatz nur schwer überschauen könnten.

Kylemore Abbey ist zumindest für mich das klischeehafte Abbild eines englischen Schlosses in malerischer Landschaft.  Ja, ich weiß, wir sind in Irland! Das Schloss beziehungsweise die Abtei hieß einst Kylemore Castle und wurde 1868 als Privathaus für die Familie von Mitchell Henry, einem englischen Arzt aus London erbaut. Henry stammte aus einer wohlhabenden Familie, die in der Textilherstellung in Manchester tätig war. Nachdem er in der Mitte der 1840er Jahre auf seiner Hochzeitsreise zum Kylemore Lough  gereist war, ließ er das Schloss erbauen und siedelte dorthin um.

Irland Kylemore-AbbeyNachdem dem zweiten Besitzer, der Herzog von Manchester, das Geld ausgegangen war, kauften 1920 die irischen Benediktinerinnen das Schloss und die Ländereien der Abtei und richteten dort ein Mädcheninternat ein, dass erst 2010 geschlossen wurde.

Die „Final Destination“ dieses Tages ist „Cliff of Moher“ (156 Km, 2:39 h, über N59 und N67). Die Kunst des Reisens besteht darin, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Nicht nur das ist uns gelungen, sondern wir haben sogar noch genügend Zeit für ein Mittagessen im Square Circle.

Cliffs of MoherWir können es kaum glauben, im Square Circle können wir mit Blick aufs Meer bei 17 Grad Celsius draußen an den Tischen sitzen und Eis essen. Für unsere Wanderungen am Cliff entlang, sind wir viel zu warm angezogen. Streckenweise wären kurze Hose und T-Shirt ausreichend gewesen.

Auf etwa vierzehn Kilometer ragen die Cliffs of Moher steil aus dem Nordatlantik empor. Nahe Hag’s Head beträgt die Höhe noch hundertzwanzig Meter, in der Mitte am O‘ Briens Turm sind es zweihundertvierzehn Meter. Der Sonnenuntergang wird auf dem gesperrten „Pollboy Lookout“ fotografisch abgefeiert und in der Tat erfordert die Wanderung dorthin eine gewisse Todessehnsucht. In Liscannor schlagen wir unser Nachtlager in einem zehn Quadratmeter Zimmer im „Vaughans Anchor Inn“ auf. Zum Glück ist das Zimmer so winzig, denn schon diese zehn Quadratmeter kosten 140 Euro!

Der Morgen ist trüb und bewölkt. Nachdem wir bei unserer Fahrt durch Galway von dieser Stadt nicht so begeistert waren, entscheiden wir uns über die R 505 (133 Km, 3 h) nach Cashell zu fahren.

Auf dem Rock of Cashel blickt eine beeindruckende Ruinenanlage weit über die Landschaft. Erste Gebäude entstanden im 5. Jahrhundert. Der Rock of Cashel war der traditionelle Sitz der Könige von Munster. Die heute noch sichtbaren Gebäude auf dem Gelände stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Im Jahr 1101 schenkte der König von Munster, Muirchertach Ua Briain, der Kirche seine Festung auf dem Felsen.

Cork English Market

Im English Market in Cork.

Cork, besteht im Wesentlichen aus Pubs und Restaurants. Wer, wie in einigen Reiseführen beschrieben, gregorianischen Prachtstraßen erwartet wird eventuell enttäuscht sein. Cork ist so beliebig und austauschbar wie viele irische Städte auf unserer Tour. Das Jugendliche Flair hat die Stadt durch ihre Studentenszene, die auch Theater und Kinos am Leben erhält. Der „English Market“, 1788 eröffnet, ist eine Markthalle, dessen Geschichte interessanter ist als, die Halle selbst. Einzig der Brunnen aus Marmor erinnert noch an die Zeit als die Engländer Irland regierten. Hier finden sich lokale Produkte und frische Meeresfrüchte, sowie ein Café und Restaurant auf der Empore.

Ein Besuch eines ordinäreren Pubs, wie zum Beispiel dem „Old Oak“ können wir nur dringend empfehlen. Hier kann man besonders zu fortgeschrittener Stunde die bemerkenswertesten Gestalten, in wirklich ausgefallenem Dress bewundern.

Auch die Innenraumgestaltung weicht leicht von den aufgehübschten Touristen-Pubs ab. Räume, möbliert mit Interieur aus den späten achtziger Jahren und dem Charme einer Bahnhofshalle. Zwei Bartresen sorgen dafür, dass der Alkohol nicht aufhört zu strömen. Von Freitag bis Sonntag sorgen Livemusik und Mottopartys für Stimmung unter den illustren Gästen. Drei Sicherheitskräfte und diverse lädierte Möbel und gesprungene Scheiben sind ein Indiz dafür, dass es hier in der Nacht richtig abgehen kann. Solange sind wir aber nicht geblieben.

Die allgemeine Begeisterung für Cork können wir nicht nachvollziehen und so fahren wir am Morgen weiter.

Irland Kerry KinsaleKinsale ist vor allem ein Besuch wert, da es nicht so scheißen langweilig ist wie Cork. Schon von dem natürlichen Yachthafen bietet sich ein schöner Blick auf die beschauliche Stadt. In den engen Straßen, zwischen bunten Häusern,  bummeln wir ohne Autolärm und Touristenmassen. Letztere werden erst am späten Vormittag in Busladungen angeliefert. Es sind an diesem Sonnabend im Oktober 23° Celsius bei fast wolkenlosem Himmel und so lassen sich zwei Stopp Over im „Cosy Café und im Café “The Flying Poet“ nicht verhindern. Wer daran interessiert ist wie man Irlands Landschaft gekonnt in Szene setzt, sollte am Fotoladen von Giles Norman vorbeischauen. Von allen Städten die wir in Irland besucht haben ist Kinsale die einzige, die uns gefallen hat.

Am Nachmittag treffen wir in Kilkenny ein. Ein Bummel durch die mittelalterlichen Gassen ist am Abend ganz nett aber unter dem Strich ist auch Kilkenny wie beliebige andere Städte in Irland, Kirchen, Pubs, Restaurants und Geschäfte wie sonst auch überall. Einzig der Besuch der Bar „Hole in the Wall“ sticht hier positiv hervor.

Am Ende einer unscheinbaren schmalen Gasse, gelangt man durch eine Tür in der Wand in den Innenhof eines alten Gebäudes. Hier befindet sich die kleine Bar mit zwei Innenhöfen und gemütliche Räumen in denen man sitzen, fläzen und sogar liegen kann. Die junge irische Eigentümerin versucht den Laden trotz aller Widrigkeiten am Leben zu erhalten. Anscheinend hat sich in diese Ecke noch keiner der Reiseblogger verirrt, der daraus einen Insta-Spot gemacht hat.

Die Sonne strahlt bereits über die sattgrünen Wiesen als wir Klikenny verlassen. Wir fahren nach Glendalough (106 km, 1 h 20 über M9 und R756). Die gut erhaltene Klosteranlage von Glendalough, liegt in einem malerischen Tal, dass am Morgen perfekt von der Sonne ausgeleuchtet wird. Hier in einem Tal der Wicklow Mountains, zwischen hoch aufragenden Bergen und dunklen Wäldern, glaubt man nicht in Irland zu sein. Wir mühen uns die ersten am Morgen auf dem Gelände zu sein, denn Glendalough liegt nur etwa fünfzig Kilometer von Dublin entfernt. So ist es für viele aus Dublin und aus dem Umland ein leicht zu erreichendes Ausflugsziel am Wochenende und wie wir ja bereits erfahren haben ist die Auswahl an interessanten Ausflugszielen in Irland limitiert. Schon um 9:30 Uhr erreichen die ersten Busse den Parkplatz der Anlage. Der Busparkplatz reicht für zehn Busse und ist bis zum Nachmittag immer voll belegt. Direkt vor Ort gibt es auch ein Hotel und eine Jugendherberge. Somit ist die Anlage tagsüber meist total überlaufen.

In Dublin findet unsere 16 tägige Reise ein Ende. Doch bevor wir zum Flughafen fahren, laufen wir noch die zwei Kilometer lange Mole entlang, an dessen Ende das „Poolbeg Lighthouse“ auf die Irische See blickt.

 

Belfast Freedom Wall

Die Bombay Street in Belfast hinter der „Freedom-Wall“.

Der Nordirlandkonflikt – Die Geschichte Irlands ist eine Geschichte der Demütigung der Iren durch das britische Königreich. Zuvor schon von Großbritannien beherrscht, gehörte Irland ab 1801 zum Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland. Das britische Königshaus siedelte gezielt Waliser und Briten in Irland an um Unabhängigkeitsbestrebungen im Keim zu ersticken. Gewinne aus Produktion und Landwirtschaft wurden nach England transferiert und nur das Allernotwendigste in die Infrastruktur Irlands investiert. Über Jahrhunderte als Menschen zweiter Klasse behandelt und im eigenen Land entrechtet, beginnen sich Teile der irischen Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu wehren. 1916 kommt es zum Osteraufstand, der jedoch scheitert. Eine der Folgen der Unabhängigkeitsbewegung ist der sogenannte anglo-irische Vertrag. Nach Jahrhunderten der Fremdherrschaft erkämpfen sich die Iren 1921 damit einen weitgehend unabhängigen Staat. Doch dafür müssen sie den britischen Besatzern enorme Zugeständnisse machen, welche die irische Nation bis heute spaltet. Erneut eskaliert die Gewalt und es kommt zu einem blutigen Bürgerkrieg.

Im August 1969 eskalierte die Lage in Belfast, nachdem ein neunjähriger Junge durch einen Querschläger, abgefeuert aus einem britischen Panzerfahrzeug getötet wurde. Protestanten brannten ganze Straßenzüge in katholischen Vierteln nieder. Acht Tote, 750 Verletzte und 1505 vertriebene katholische Familien waren das Ergebnis der zweitägigen Unruhen

Weitere Tiefpunkte der Gewaltspirale markieren der „Bloody Sunday“, am 30. Januar 1972, bei dem britische Fallschirmjäger 13 unbewaffneten Menschen, bei einer Demonstration in der nordirischen Stadt Derry, erschossen. Am Bloody Friday, dem 21. Juli 1972, explodierten in Belfast zweiundzwanzig durch die IRA gelegte Bomben, die neun Personen töteten und 130 verletzten. Bis heute ist die Ruhe trügerisch. 2012 erklärte die IRA ihre Neugründung und im Januar 2013 kam es zu blutigen Zusammenstößen von Loyalisten und Nationalisten in Belfast.

Die Meinung unter den Irländern ist sicher nicht homogen. Bei einigen Irländern, die ich auf die Geschichte angesprochen habe, spürt man aber eine Art von Verbitterung, bei anderen geradezu Wut und Frustration.

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