Toiletten, Tüten und andere Mittel für oder gegen die Seekrankheit
Kreuzfahrten sind voll im Trend und so macht sich ein Teil der Reisenden sicher Gedanken über die Seekrankheit. Neidvoll blicken wir auf die etwa zehn Prozent der Menschen die umso mehr Freude am Törn empfinden, je höher die Wellen werden.
Bei allen anderen Menschen wird bei zunehmenden Seegang, durch die widersprüchlichen Informationen des vestibulären, visuellen und somatosensorischen Systems an das Gleichgewichtszentrum im Kleinhirn, der Botenstoff Histamin ausgeschüttet. Im Zentralnervensystem ist Histamin ein Neurotransmitter, der an der Auslösung von Übelkeit und Erbrechen beteiligt ist. Histamin ist ein wichtiger Botenstoff für den gesamten Organismus und der Schlüssel zur Bekämpfung der Seekrankheit.
Was dagegen tun? Wer der medizinisch-chemischen Keule abgeneigt ist, könnte zunächst folgende Verhaltensweisen ausprobieren. Reich an Histamin ist Spinat, Tomaten, Rotwein, Bier und Weizenbier. Meiden sollte man Salami, Hartkäse, Dosen-Thunfisch, Ketchup, Pizza. Arm an Histamin sind frischer Fisch, Fleisch, Frischkäse und Obst. Bei der Aufnahme von Vitamin C sinkt der Histaminspiegel im Blut. Vitamin C Bomben wie Orangen, Kiwi oder Äpfel bauen Histamin am schnellsten ab!
Wir haben täglich, ein nur in der Apotheke erhältliches Vitamin C Präparat eingenommen. Dieses hat uns aber nicht vor dem auf dem kleinen Schiff um sich greifenden Erkältungsvirus geschützt. Die Wirkung gegen Seekrankheit war auf Grund anderer Medikation nicht nachweisbar. Allerdings gilt als sicher, dass es Seekrankheit vorbeugt, aber bei wirklich hohem Seegang auf offener See nicht hilft.
Homöopathische Mittel: Zintona ist das schonendste Präparat gegen Seekrankheit, auf dessen Wirksamkeit jedoch bei schwerem Seegang kein Verlass ist.
Seaband, sind zwei elastische Armbänder mit einer eingearbeiteten Halbkugel, die an beiden Armen gleichzeitig Druck auf den Akupunkturpunkt P6 erzeugen.
Unsere Reisebekanntschaft nutzte diese Bänder, die aber bei starkem Seegang ihre Wirkung, so sie denn je vorhanden war, quittierten.
Antihistaminika bei leichteren bis mittelschweren Fällen:
Cinnarizin – gibt es rezeptfrei aus dem Ausland, weitgehend ohne Nebenwirkungen
Itinerol B6 – sollte man nur für leichten Seegang nutzen, da die Wirkung unterschiedlich bewertet wird
Cinnageron – macht weniger müde als andere Mittel
Diphenhydramin – Tabletten gegen Reiseübelkeit
Dimenhydrinat – gibt es als Reisekaugummi oder Reisetabletten. „Travacalm Original“ haben wir in Australien rezeptfrei gekauft und es half sehr gut. „Travacalm natural“ mit Ingwer macht nicht müde, wirkt aber auch weniger.
Stugeron – soll bei manchen schon Wunder bewirkt haben, es wurden aber auch Fälle bekannt denen es wenig geholfen hat.
Antihistaminika bei schweren Fällen:
Scopolamin wird in der Fachpresse oft als das wirksamste Mittel gegen Seekrankheit beschrieben. Es enthält keine Substanzen die Histamin abbauenden, sondern wirkt lediglich dämpfend (60-Mal stärker wirksam als Promethazin). Wir nutzten das als Pflaster um es hinter das Ohr zu kleben. Es gibt den Wirkstoff über drei Tage gleichmäßig ab. Es kann von starker Müdigkeit begleitet werden. Bei uns war die Müdigkeit manchmal spürbar aber kaum störend. Die Wirkung war gut, allerdings nur bis zu einer Wellenhöhe von 12 Metern. Das Schiff war 90 Meter lang und 14 Meter breit! Größere Schiffe, die auch über Stabilisatoren verfügen, kompensieren diese Wellenhöhen deutlich besser als kleine Expiditionsschiffe.
Promethazin – 2-3 mal wirksamer als Diphenhydramin und Dimenhydrinat
Vomex, ist ein rezeptfreies Mittel gegen Erbrechen und Übelkeit und ist speziell auch für Reisekrankheit zu empfehlen. Vomex gibt es als Dragees, Zäpfchen und auch als Saft. In Foren wird von Müdigkeit aber auch von der guten Wirksamkeit berichtet.
Stugeron, ähnlich Cinnageron, Medikament mit dem Wirkstoff Cinnarazin 15mg. Soll sehr wirksam sein. Man nimmt 2 Tabletten vor Antritt der „Reise“ und dann alle 8 Std eine weitere.
Wenn starke Beschwerden und Erbrechen bereits vorhanden sind:
Metoclopramid (als Zäpfchen oder Tropfen, rezeptpflichtig, oft verabreichen Schiffsärzte dieses Mittel)
Nach dem Studium diverser Dissertationen, dem Befragen von Ärzten und Betroffenen, sowie unseren eigenen Erfahrungen kann man vereinfacht zusammenfassen: wer zu Seekrankheit neigt, dem helfen keine homöopathischen Mittel! Nur die schulmedizinische Keule kann Seekrankeit verhindern oder lindern.
Je nach Anfälligkeit und Stärke der medikation, muss man damit rechnen, dass bei starkem Seegang trotzdem temporär Symptome der Seekrankeheit auftreten. Diese werden aber erfahrungsgemäß nach dem Besuch der Toilette besser. Wer weinig oder gar nicht Seekrank wird, der kann sich die homöopathischen Mittel sparen, da der Körper sich dann nach drei Tagen auf den Seegang eingestellt hat und keine Symptome auftreten.
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