NAMIBIA FOTO QUICKY
01.05.2015-15.05.2015
INTRO – Ich träumte von Afrika, von schwarzen Menschen deren Blut die Erde über Jahrtausende rot färbte. Von flirrender Hitze und von Weite. Von einer Weite die so groß scheint wie der Himmel. Ich träumte von Steppen über die riesige Herden ziehen und von Wüsten die so still sind, als würden sie Geheinisse auf ewig bewahren. Ich träumte von Namibia.
Anreise Flughäfen sind auch nicht mehr das was sie mal waren, denke ich als wir durch das zubetonierte und überdachte Erdinger Moos laufen. Fast unmerklich haben sich Airports zu gigantischen Einkaufscentern gewandelt, in denen „Luxury Marken“ eine symbiotische Verbindung mit Food Courts eingehen. Nur die Passkontrollen und die unauffälligen Hinweisschilder zu den Gates erinnern an die eigentliche Bestimmung der Gebäude. Es ist der 1. Mai 2015 und es regnet in Strömen. Graue Wolken, grauer Regen, grauer Beton, graue Blechfassadenvohangelemente. Bei diesem trostlosen Anblick verdrängt die Vorfreude auf die Sonne Afrikas die Reiseroutine.
HN-TXL 30 min, TXL-MUC 55 min, MUC-JNB 10,5 h, JNB-WDH 2h = 18,5h Reisezeit
02.05.2015 – Zehneinhalb Stunden sind vergangen, als der Airbus A 340-400 der South African Airlines am Gate des größten Shoppingcenters in Johannesburg zum stehen kommt. Bevor man jedoch shoppen kann, muss man in Südafrika einreisen. Transitreisende die in andere Länder weiterfliegen, reisen jedoch nicht wieder aus. Ich stelle mir vor wie Polizisten landesweit nach den Personen suchen, die einreisten aber mit Gabelflügen über andere Länder zurückreisten, behördlich erfasst jedoch noch in Südafrika sind. Es gibt viele Dinge während einer Flugreise die ich nicht verstehe.
Für die Einreiseformalitäten und das Anmieten des vorgebuchten Autos in Windhoek gehen eineinhalb Stunden drauf. Nun gilt es sich erst mal wieder an Linksverkehr und Schaltung zu gewöhnen. Der Flughafen von Windhuk liegt 40 Kilometer südlich der Stadt, die unser erstes Ziel ist. Hier kaufen wir erst mal Wasser und ein paar Lebensmittel ein, bevor wir zum Bahnhof, zur Kirche und zur Reiterstatue fahren. In Windhuk können wir jedoch nichts finden, was uns zu einem Aufenthalt veranlassen könnte, daher fahren wir zügig weiter.
„3 Prozent des Solar Energiepotenzials von Namibia würden ausreichen ganz Europa mit Strom zu versorgen“ verkündet ein überdimensionales Werbebanner auf den Flughafen in Windhoek. Eine visionäre Ankündigung, die jedoch realitätsferner nicht sein könnte. Nördlich von Windhoek wurde gerade wieder das 30 Jahre alte Kohlekraftwerk Lafrenz in Katutura in Betrieb genommen. Solarpanele sieht man im Stadt- und Landschaftsbild weniger als in Deutschland. Statt selbst Visionen unzusetzen plant man stromabwärts der Epupa Falls einen Staudamm, der die Natur und den Stamm der Himbas vernichtend treffen würde.
Düsternbrook Farm – Diese Farm mit familiärer Atmosphäre, die am ECO Award teilnimmt, steht für einen Tourismus auf Augenhöhe mit der Natur und den Einheimischen. Achtzehn Kilometer abseits der Hauptstraße liegt hier die erste Gästefarm Namibias. Schon die Anfahrt durch die abwechslungsreiche Hügellandschaft ist für so manchen sicher ein kleines Abenteuer. Neben Gamedrives und Reitausflügen kann man auf dem Farmgelände auch diverse Wanderrouten auf eigene Faust entdecken und nicht selten trifft man auf Bergzebras, Impalas, Nilpferde, Pelikane und Giraffen. Die Sichtung eines Leoparden und von Geparden ist garantiert. Wir wohnen im Hippo Chalet inmitten der Wildnis an einem Wasserloch, etwa drei Kilometer vom Haupthaus entfernt. Zum Abendessen gibt es Impala Antilope, die hier auf der Farm selbst erlegt wurde. Man betont, dass immer nur die Tiere geschossen werden, von denen es am meisten gibt um die Bestände nicht zu gefährden. Vor kurzem fotografiert und jetzt auf dem Teller.
03.05.2015 – Früh um fünf werden wir jäh durch einen Maus geweckt, die in Carolines langen blonden Haaren wühlt. Es ist einen relativ große Maus mit ockerfarbenem Fell. Das possierliche Tier ist nicht besonders ängstlich und lässt sich vom Strahl unserer Taschenlampe den Weg zu Tür weisen. Ich werde nie vergessen wie der dicke Hintern der Maus scheinbar mühelos durch den nur einen Zentimeter breiten Spalt unter der Tür hindurch glitt. Ich lag noch lange wach und grübelte wie sich ein Wirbeltier so platt machen kann.
04.05.2015 – Düsternbrook Farm – Keethmanshoop – „Biegen sie in 488 Kilometern links ab“ sagt das Navi hinter Windhoek! Genauso so wie es klingt ist die Route von Windhoek nach Keethmanshoop auch zu beschreiben. „Transkalahari“ heißt die gut asphaltierte Landesstraße B 1, die schnurgerade die namensgebene Landschaft durchschneidet. Abwechslung bieten nur die überdimensionalen Funkmasten die hier und da die Landschaft überragen und die Kommunikation sichern. Wenn man es schafft am Steuer nicht einzuschlafen und dadurch tödlich zu verunglückt, erreicht man auf halber Strecke den Ort Mariental. Hier bilden die Tankstelle, das Fastfoodrestaurant „Wimpys“ und der Supermarkt das touristische Epizentrum.
Das Schützenhaus in Keethmanshoop von 1907, welches das älteste Klubhaus im südlichen Afrika sein soll, mag ja historisch gesehen wertvoll sein, zum Übernachten ist es aber aus meiner Sicht keine gute Wahl. Das Restaurant und die Zimmer versprühen bestenfalls den Charme einer Jugendherberge aus den frühen 60´er Jahren. Keethmanshoop selbst ist ein trostloser Ort an dem, besonders an Wochenenden die Selbstversorgung zum Problem werden kann. Da sicher fast alle Besucher, die diesen Ort anfahren den Köcherbauwald besuchen wollen, kann man auch gleich dort auf der Farm Gariganus übernachten oder campen. Zudem spart es auch Kosten für den Parkeintritt und Mahlzeiten. Wer genügend Zeit mitbringt kann hier mehrere Touren unternehmen und auch Geparden sehen. So haben wir uns auf eigenen Kosten in die Farm Gariganus umgebucht.
„Giants Playground“ und Köcherbaumwald sind zwei überschaubare Areale, die in je einer Stunde erschöpfend erwandert sind. Beide Areale bieten aber besonders zu Sonnenauf- und untergang immer wechselnde Motive und Lichtstimmungen, so dass man aus fotografischer Sicht hier auch mehrere Stunden verbringen kann.
In Lüderitz ist die Hoffnung gestorben. Diesen Eindruck hatten wir zumindest während unseres Aufenthaltes. Als wir vor unserer Pension „Waterfront“ hielten, wirkte diese total verlassen. Neben dem Eingang prangte ein großes Schild mit der Aufschrift „FOR SALE“. Doch nachdem wir den Hauskeeper durch klingeln aus seiner Lethargie geweckt hatten, wurden wir sehr freundlich empfangen und es klärte sich auf, dass die Pension schon seit einiger Zeit aus Altersgründen zum Verkauf steht, jedoch Buchungen bis 2016 hat. Lüderitz selbst wirkte an diesem Feiertag wie ausgestorben und die wenigen Touristen fanden sich im Restaurant an der Waterfront. Es ist wohl das Flair der äußerlich renovierten Gebäude aus der vorletzten Jahrhundertwende und der Charme eines verschlafenen Hafenstädtchens, das potenziellen Besuchern das Gefühl vermittelt, diesen Ort einmal besucht haben zu müssen. Die Namibische Eisenbahn hat die gesamte Strecke von Windhoek nach Lüderitz aufwendig sanieren lassen. In der Zukunft sollen hier Touristenzüge, vor allem aber Erztransporte zum Hafen die Stadt und den Hafen beleben. Lüderitz hat aber außer der „Ghost City“ in Kolmannskuppe und dem Diaz Point nicht viel zu bieten.
Während unseres ausgiebigen Mittagessens im Restaurant „Ritzi´s“ an der Waterfront sitzen wir bei fast unerträglichen 30° Celsius in der Sonne. Noch können wir uns nicht vorstellen, dass die Temperaturen hier selten so angenehm sind. Nach dem vergeblichen Versuch irgendwo ein Eis zu kaufen, machen wir eine kleine Stadtrundfahrt und fahren danach Richtung Dias Point. Dieser Ausflug gehört wohl zu den interessantesten Unternehmungen die man hier machen kann. Gleich hinter Lüderitz in den Lagunen stehen oft Flamingos und suchen im Schlick nach kleinen Meerestieren. Fährt man dann weiter Richtung Dias Point wechseln Landschaft und Klima dramatisch. Wolken ziehen vom Meer wie ein Nebel über die weiten Flächen. Sureal ragen spitze schwarze Felsen aus grauem Sand, gerahmt von den trocken gefallenen roten Lagunen. Es gibt Wegabschnitte auf denen die Landschaft so total unwirtlich erscheint, dass man sich auf dem Mond wähnt. Hat man die felsige Küste erreicht, thront hoch über der Landzunge seit 1910 ein stählerner Leuchtturm auf einem Felssteinsockel und blickt auf den Atlantik. Als wir am Dias Point aus dem Auto aussteigen, frisiert uns ein feuchter kalter Wind vom Meer, die Haare zu einer neuen wilden Trendfrisur. Die letzten Tage in der Kalahari habe ich mich in langen Hosen und hohen Chucks abgeschwitzt und jetzt trage ich Badeschlappen und eine dünne weiße Leinenhose – wie passend! Hätte der Hauskeeper nicht sagen können: „Zieht euch Wintersachen an“? Nun ja, trotz der widrigen Witterung und der Tatsache, dass die Brücke hinüber zum Dias Point ein Jahr zuvor zusammengebrochen ist, hangeln wir uns von Stein zu Stein hinüber zu dem grauen Felsen. Auf dem Fels steht die Replik eines steinernen Kreuzes, dessen Original Bartolomeu Dias 1488 nach der Umsegelung des Kaps der Guten Hoffnung errichtete. Wenige Augenblicke gedenken wir seiner großen Tat, bis uns die Finger klamm werden und wir völlig durchgefroren den Rückweg antreten. In der Hoffnung, dass es in Lüderitz noch angenehm warm ist, fahren wir zurück. Doch auch diese Hoffnung stirbt. Schon bevor die Sonne hinter dem Horizont versinkt, fallen auch in Lüderitz die Temperaturen ins Bodenlose. Es sind vielleicht noch 9° Celsius und wir ziehen alle warmen Sachen an die wir dabei haben und uns fällt wieder ein was wir gar nicht mögen. Die Kälte. Man kann hier am Abend nicht mal mehr chillig auf der Trasse sitzen ohne sich wie ein Eskimo zu kleiden oder zu frieren. Da heute Feiertag ist, bleibt uns nur das „Penguine Restaurant“ im Nest Hotels als Nahrungsquelle. Hier treffen wir auch auf die wenigen Pauschaltouristen die in Lüderitz übernachten und scheinbar bevorzugen fast alle diesen Allerwelts-Hotelbunker als Quartier. Entgegen der Bewertung in unserem Dumont Reiseführer ist die Küche hier jedoch herausragend. Eine heiße Dusche und wir verkriechen uns in unsere Betten während die Hunde in den umliegenden Straßen bellen, heulen und sich bei Revierkämpfen gegenseitig zerfleischen.
05.05.2015 Leise rieselt der Sand. Sand und Wind kennen keine Türen, keine Fenster, keine Mauern. Er dringt überall ein und frisst was immer Menschen ihm in den Weg stellen. Die alte Diamantenmine Kolmannskuppe ist schon lange verlassen und geplündert. 1956 gaben die letzten Diamantschürfer auf und verließen die Stadt. In den 1960iger Jahren wurde alles Eisen demontiert und nach Japan verschifft. Heute versucht man diesen Ort zu erhalten und als Touristenattraktion zu etablieren. So kann es schon mal vorkommen, dass ein Reisebus eine 40 köpfige Reisegruppe auf dem Gelände abkippt, die dann eine Führung mitmachen, bei der man dann selbst kaum noch etwas mitbekommt. Am besten man ist gleich morgens um 8:00 Uhr dort, wenn der zu besichtigende Teil geöffnet wird. Um diese Zeit ist man auf dem Gelände meist alleine unterwegs und kann die Endzeitstimmung in den verlassenen Gebäuden, die doch eines Tages von der Wüste Namib gefressen werden, auf sich wirken lassen. Wir haben uns in der Minenstadt zwei Stunden aufgehalten.
Auf dem Weg nach Aus machen wir an der Bahnstation Garug einen kurzen Halt um ein paar der Pferde, die von den deutschen Schutztruppen (was für eine dümmliche Bezeichnung) hier zurückgelassen wurden, abzulichten. Etwa 140 Pferde leben heute noch in der Wüstenlandschaft und haben sich in ihrer Lebensweise den Bedingungen angepasst. Den Ort Klein Aus Vista würde man sicher als letztes in Afrika vermuten und es sind auch nur die Oryx Antilopen an der Wasserstelle die ein Hinweis auf den Kontinent sind auf dem man sich gerade befindet. Auf dem Weg in das Ghost Valley fühlen wir uns wie in einer der typischen Landschaften des amerikanischen Südwestens. Schon in den 1930iger Jahren war das „Ghost Valley“ ein beliebtes Ausflugsziel für ein lauschiges Picknick bei 40° Celsius. So wie einst der kulerische Deutsche machte, als er hier mit seiner Familie war. Als sie wieder los wollten streikte sein Auto. Wütend über sein unzuverlässiges Auto, zündete er die Karre kurzerhand an. Auch 85 Jahre nach diesem denkwürdigen Tag steht das Wrack hier als Warnung, nur mit zuverlässigen Fahrzeugen diese in der Hitze flimmernde Landschaft zu durchqueren.
Wir schaffen es mit Motorkraft bis Aus und kehren im „Bahnhofshotel“ für ein paar chillige Stunden ein, bevor wir weiter nach Helmeringhausen fahren. Etwa zehn Kilometer hinter Aus geht links die Schotterpiste C 13 ab. Fünfundfünfzig Kilometer fahren wir nun durch die ausgedörrte Landschaft der Kalahari. Rechts Sand und kleine harte Grasbüschel. Links Sand und kleine harte Grasbüschel Geradezu das breite Schotterband mit den Maltahöhen am Horizont. Hinter uns eine Staubschleppe und darüber die unerbittliche Sonne. Nach 55 Kilometern erreichen wir den Abzweig der D 707. Diese 126 Kilometer lange Schotterpiste ist die schönste Straße des Landes. Das ist nicht unsere Wertung sondern die der Dumont Autoren. Da wir nicht alle Landesstraßen abgefahren sind, können wir nicht sagen, ob dies die schönste Straße des Landes ist. Die Durchquerung der Karas Region und der Maltahöhen ist aber weit abwechslungsreicher als die Transkalahari. Man durchfährt beeindruckende Felsmassive, vorbei an Herden von Oryx Antilopen die einträchtig mit Straußen grasen. Köcherbäume klammern sich zwischen Steinen an den kargen Felshängen fest und hin und wieder erspäht man sogar grüne Bäume. An einer großen Farm mündet die D 707 auf die C 27, wo wir nach rechts Richtung Helmeringhausen abbiegen. Bei einem letzten Fotostopp in den Maltahöhen signalisiert der linke Vorderreifen durch schüchternes Zischen, das er ein Opfer der Schotterpisten geworden ist. Wir mäßigen daher unser Tempo und jagen nur noch mit hundert Stundenkilometer über die steinige Schotterpiste und durch enge Gattertore und hoffen, dass der Reifen noch bis Helmeringhausen zur Tankstelle durchhält. Er hält, jedoch ist die Tankstelle um halb Sechs bereits geschlossen. Gleich gegenüber befindet sich unsere Unterkunft und wir müssen die Reparatur auf den nächsten Morgen verschieben. Das „Helmeringhausen Hotel“, einzige Übernachtungsmöglichkeit im Ort, der genau genommen nur aus einer Farm, einen Getränkeshop und einer Tankstelle besteht, ist eine Oase inmitten vom Nichts. Unvergesslich ist auch hier ein Abendessen unter dem Nachthimmel mit Millionen Sternen. Es wird Springbock, mit Sqush, einer Kürbisart und Gemüse gereicht.
06.05.2015 Helmeringhausen – Sossusvlei Die liebevoll gestaltete Anlage des „Helmeringhausen Hotels“, im Schatten großer Bäume ist so schön, dass man sie nur ungerne wieder verlässt. Der Hotel Garten ist auch das Zuhause einer zahmen Stockente die beim Frühstück mit zwei Katzen am Tisch ihren Anteil einfordert, einer Impalla Antilope, welche sich streicheln lässt, sowie zweier Hunde. Während wir Frühstücken wird unser Reifen für nur 5 € auf der gegenüber liegenden Tankstelle repariert. „Der beste Apfelkuchen in Namibia“ ist ein Prädikat, dass ich der geschäftstüchtige Betreiber des „Helmiringhausen Hotels“ selbst verliehen hat. Wir kaufen zwei Stücken und bereuen später nicht einen ganzen Kuchen mitgenommen zu haben. Die Steine knallen in die Radkästen des Toyotas und in jeder leichten Kurve genießen wir die Drift. Eine Staubschleppe hinter uns und die Hügel des Roolrand vor uns fahren wir auf der Schotterpiste zunächst 101 Kilometer bis Betta. Hier an der Tankstelle checken wir unsere Reifen. Alle noch OK! 40 Kilometer hinter Betta haben wir dann wieder einen platten Reifen. Dieser ist zwar schnell gewechselt, doch fährt von nun an die Angst mit was wir wohl machen, wenn noch ein Reifen der C 27 zum Opfer fällt. Die 128 Kilometer bis Sesriem schaffen wir ohne weitere Panne, müssen jedoch auf der Tankstelle den aufgeschlitzten Reifen erst mal wieder reparieren lassen. Dann fahren wir zum Haupttor des „Namib Naukluft Park“. Hier werden wir registriert. Etwa einhundert Meter weiter müssen wir uns an der Rezeption des Parks melden und werden dort erneut mit allen Daten registriert. Dann dürfen wir zur „Sossusvlei Dune Lodge“ fahren. Dort müssen wir unser Auto auf einem kleinen Parkplatz abstellen und werden von einem Shuttle einhundert Meter bis zum Hotel gefahren. Dort werden wir mit einer Einweisung empfangen, die uns über alle nur denkbaren Banalitäten aufklärt, wir werden wieder auf einen Formular registriert und müssen uns dann noch mit allen Daten in ein Buch eintragen. Auch hier haben wir uns für schmerzliche 190 Euro umquartiert, da die von uns beauftragte Agentur „langjähriger Spezialanbieter für Individualreisen nach Afrika“ es nicht geschafft hatte, uns in der Lodge im Nationalpark ein Zimmer zu buchen. Durch einmal fasch abbiegen, was uns 80 zusätzliche Kilometer bescherte, die Reifenwechsel sowie die zeitraubenden Registrierungs- und Einweisungsrituale ist mein Zeitplan für diesen Tag zur Makulatur geworden und der Pool und das Chillen müssen vom Programm gestrichen werden.
Die staatlichen, sowie die privaten Tourveranstalter haben ein nachvollziehbares Interesse ihre Touren zu füllen und geben nur sehr ungern und dann auch nur unvollständig oder falsch Auskunft an Individualreisende zu den besten Fotolocations und den dazu gehörigen besten Zeiten im „Namib Naukluft Park“.
Auf der 60 Kilometer langen asphaltierten Straße reihen sich je nach Sonnenstand die Fotomotive wie an einer Kette auf, jedoch wird es erst ab Kilometer 40 wirklich interessant. Hier geht links ein gesperrter Weg zu einer Düne ab, welche im Gegensatz zu Düne 45 nicht verbaut und zerlatscht ist. Der Kamm der Düne 45 ist von den Touren die diese Düne besteigen zerstört und die zum Sonnenuntergang davor parkenden Fahrzeuge machen gute Aufnahmen hier unmöglich. Eine Besteigung ist hier die einzige Möglichkeit um nach einigen hundert Metern zu guten Bildern zu kommen. Im weiteren Verlauf der Straße in Richtung Westen werden die Dünen immer beeindruckender und das Wüstenfeeling intensiver.
07.05.2015 Sossusvlei, Hidden Vlei und allen voran Death Vlei sind die „Most Wanted“ aller Besucher im „Namib Naukluft Park“. Sie können sowohl auf geführten Touren als auch auf eigene Faust erreicht werden. Als Selbstfahrer ist ein 4X4 Fahrzeug, Allraderfahrung, sowie ein Kompressor zum regulieren des Reifendrucks unabdingbar. Ab 7:00 Uhr bis 15:00 Uhr sind diese zumeist von hohen Sanddünen umgebenen Tonpfannen ausgeleuchtet. Der frühe Vogel sieht oft schlecht, da es eben noch dunkel ist. An dem verblichenen Hinweisschild zum Death Vlei fahren wir daher zunächst vorbei. Sobald es dämmert ist der Weg nicht mehr zu verfehlen. Millionen Fußspuren, wie die einer Infanteriedivision ziehen sich als breite Schneise durch den Wüstensand. Nur wer auf dem Parkgelände übernachtet, kann hier morgens als erster sein. In diesen ersten Stunden des Tages liegt absolute Stille über dem Death Vlei mit seinen Jahrhunderte alten fossilen Bäumen. Gegen sieben kommen die ersten Besuchergruppen, die großen Reisegruppen folgen gegen halb neun und um neun ist jeder Fleck und jeder Baum in Death Vlei belagert. Spätestens dann kann man an den Hotelpool zurückkehren und auf das Schauspiel am Abend warten. Das Hidden Vlei haben wir mangels Zeit nicht besuchen können, das Sossusvlei ist aus meiner Sicht langweilig. Für wirklich ausgiebige Erkundungen und gute Fotos braucht man hier mindestens zwei volle Tage.
Wir verlassen um 12:00 Uhr die Tankstelle in Sesriem. Zurück nach Windhoek gibt es mehrere Routen. Zum Beispiel die D 19 und C 24 über Rehoboth nach Windhoek mit 308 Kilometern, auf der man sich auf einer schlechten Schotterpiste über Berg und Tal Serpentinen quält oder man wählt die Route über die C 19 in entgegengesetzter Richtung nach Mariental und dann die B 1 nach Windhoek. Auf letzterer Route, die wir wählten, benötigt man sieben Stunden bis Windhoek. Wir hatten jedoch nur fünf Stunden für die Strecke zur Verfügung, da wir bis 17:00 Uhr das Auto zurückgeben mussten. Wir fuhren die 535 Kilometer mit einem Fotostopp und zwei Tank- und Einkaufsstopps in 4 Stunden 58 Minuten. Vor der Nachahmung wird ausdrücklich gewarnt!
08.05.2015 Düsternbrook Farm Nach dem Höllenritt gestern widmen wir heute die Zeit bis 14:00 Uhr der Erholung. Am Nachmittag gehen wir auf Leoparden und Geparden „Pirsch“ mit Sichtungsgarantie. In wie weit diese Art der Tiervermarktung OK ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Auf der echten Pirsch am Abend zeigt sich die Landschaft auf der Farm im schönsten Licht, während Warzenschweine, Giraffen, Flußpferde, Gnus, Oryx, Kudus und der kleine Steinbock die letzten Strahlen der Abendsonne genießen.
09.05.2015 Düsternbrook Farm – Kalt ist die Morgenluft als wir die 12 Kilometer Bergtour auf dem Gelände der Düsternbrook Farm fahren. Zwei Pullover und Mütze schützen uns vor dem Auskühlen auf dem offenen Fahrzeug. Nirgends ist eine ebene Fläche zu sehen. Hügel reiht sich an Hügel, dichte grüne Bäume bewalden die Hänge. Felsen und Dornenbüsche machen es unmöglich zu Fuß abseits der Wege das Buschland zu durchqueren. Auf steilen steinigen Wegen quält sich der betagte Toyota die steilen Hänge hinauf. Es riecht nach heißem Öl und irgendwann will der Motor nicht mehr. Erst nachdem der Fahrer unter der Motorhaube werkelte, setzt sich das klappernde Gefährt wiederwillig in Bewegung und schaukelt knarrend durch Löcher und über Steine. Das wache Auge erspäht einen Steinbock, Oryx Antilopen, Fischadler und manchmal sogar Bergzebras. Doch das eigentliche Erlebnis ist es, im weichen Morgenlicht, diese für Afrika fast schon untypische Landschaft der Khomas Region zu erleben.
Glück brauchten schon die Ureinwohner bei der Jagd und genau so brauchen auch die Touristen heute Glück bei ihrer Jagd nach den digitalen Trophäen von den Tieren Afrikas. Die Pfade der Tiere bleiben ihr Geheimnis. So sollte man auch nicht enttäuscht sein, wenn man die BIG5 nicht auf einer Reise zu sehen bekommt.
10.05.2015 – Düsternbrook Farm – Etosha NP
„Was heute?“ Der Fahrer für unseren Transfer von der Düsternbrook Farm nach Windhoek war echt überrascht. So sitzen wir drei Stunden ausgecheckt auf der Farm rum bis wir um 10:30 Uhr, drei Stunden später als avisiert abgeholt werden. This ist he african way to travel! Nun rast der Fahrer wie ein Irrer nach Windhoek Dort steigen wir aber nur in ein anders Auto um, das uns zwei von Windhoek zum Etosha National Park bringt. Dabei passieren wir dann abermals die Einfahrt zur Düsternbrook Farm, was eine sinnlose Fahrstrecke von 96 Kilometern bedeutet. Auch dieser Fahrer rast nun mit über 140 Stundenkilometern die 423 Kilometer lange Strecke zum Etosha NP. Als wir an der „Etosha Eagle Tended Lodge“ ankommen, erfahren wir, dass diese geschlossen ist. Daher ist die exklusive sowie noble Espacha Lodge & Spa unsere Unterkunft. In der weitläufigen Anlage haben wir ein geräumiges Haus, das hier Chalet genannt wird. Das Badezimmer verfügt sogar über eine Innen- und eine Außendusche. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Nationalpark in einer nicht gerade mit Niederschlägen gesegneten Region, verfügen die Bäder zusätzlich noch über eine Badewanne. Über den beiden Waschbecken prangt ein Messingschild auf dem zu lesen ist: „ Water is pecious – do not wastet.“ Im mondän gestalteten Restaurantbereich säuselt leise Fahrstuhlmusik. Doch bei aller Nobles mit der man sich hier gibt vermissen wir Latte Machiato, Eis oder einen Auswahl an Leckereien zum Kaffe. Stattdessen wird den Gästen abgestandener Filterkaffe und Einheitskuchen offeriert. Aber für ein paar Stunden genießen wir die schöne Umgebung, die wir so auf unseren Reisen nur selten als Unterkunft wählen. Sechs Gäste finden sich zum Abendessen im geräumigen Restaurant ein und können sich so platzieren, dass man sich gegenseitig kaum sehen kann. Währende ein Fünf-Gänge-Menü, zubereitet von europäischen Sterneköchen wird gereicht, plärrt nun laute Jazzmusik aus dem Amerika der 30ér Jahre durch den Raum. Die Frage, was das Personal wohl über die Gäste denkt, geht mir immer wieder durch den Kopf. Ich persönlich brauche so viel Luxus wie einen rostigen Nagel im Kopf.
11.05.2015: Espache Lodge – Ich schreibe die Lodge als Ortsbezeichnung, denn wir sind gar nicht im Etosha NP und hier gibt es auch weit und breit keinen Ort. Man hat uns in der Luxus Lodge gegen unseren Willen einquartiert, damit die Lichter nicht ganz ausgehen oder weil der belgische Betreiber hohe Provisionen zahlt. Sinn macht die Übernachtung hier nur wenn man Luxus und opulentes Essen priorisiert. Bis um Etosha NP, unserem eigentlichen Reiseziel, ist es von hier noch einmal eine nervtötende Stunde Fahrzeit. Um Sechs Uhr starten wir mit dem offenen Jeep von der Lodge zum Etosha NP. Als wir am Anderson Gate ankommen sind wir trotz Windschutz und Decken steifgefroren. Im letzten Morgenlicht erwischen wir noch einige Zebras, unzählige Antilopen, Black Faced Impala (leben nur im Etosha), Kori Bastard,(Vogel) und anderes Getier aus der zweiten Reihe der Nahrungskette. Bis 10:30 Uhr fahren wir hoffnungsvoll über die breiten Schotterpisten des NP und machen dann eine Pause in Okaukuejo. Eine knappe Stunde später sind wir, wieder jeder Regel über das Verhalten der Tiere und das Fotografieren, im Park unterwegs. Die Waschbrettpisten im Park geben uns den Rest. Es hört und fühlt sich an als würde man in einem Eisenfass, gefüllt mit Schrauben einen steinigen Hang runter rollen. Wenn ich vorher eine Schraube locker hatte, jetzt ist es mehr als nur eine! Das Buschland und die Flächen sind von Tieren wie leergefegt. Die Sonne brennt von einem blassblauen Himmel herunter und uns rennt nichts vor die Linse was irgendwie eine Erwähnung wert wäre. Kurz bevor wir den Park verlassen müssen, fahren wir noch einmal zum Wasserloch an der Lodge in wo immer noch zwei Löwen im Schatten dösen. Zurück in unserem Wohlfühlkosmos klingt der Abend im Restaurant bei einem Fünf-Gänge-Menü aus, welches zugegebener äußerst deliziös ist.
12.05.2015 Espache Lodge – Wir tun was wir gestern taten. Nicht das wir unter den beschriebenen Bedingungen wirklich Lust darauf hätten, aber es vergrößert zumindest die Chancen auf eine Nashorn Sichtung um ein Prozent. Das eine Prozent ist aber manchmal das Zünglein an der Waage. Um 8:33 Uhr haben wir ein Black Rhino entdeckt. Nur 150 Meter vom Schotterweg entfernt liegt es auf einer Ebene und schläft. Wir machen ein paar Belegdateien und fahren nach Okaukuejo zurück und frühstücken dort bevor wir zum Rhino zurückkehren. Es liegt unverändert da und wir warten und warten und warten und warten und warten und warten. Nach eineinhalb Stunden erhebt es sich und trottet Richtung Wasserloch wo sich dann endlich ein paar schöne Format füllende Motive ergeben. Als das Rhino dann Richtung Busch zum nächsten Schläfchen aufbricht, machen auch wir uns wieder auf den Weg nach Okaukuejo um dort die Zeit des grauenvollen Mittagslichtes zu überbrücken. Leider gönnen wir uns etwas zu viel Ruhe, denn während wir chillen, versammeln sich am Wasserloch der Lodge 25 Elefanten. Zwar erwischen wir noch einige, doch die Gruppe ist schon dabei das Wasserloch wieder zu verlassen. Unser nächstes Ziel ist das Pan Wasserloch. Besonders viel ist hier auch nicht los, nur ein paar Giraffen und Antilopen geben sich die Ehre. Dann ergibt sich noch ein Griraffenpanorama bei dem alle ihre Hälse aus den Bäumen recken und am Ondongab Wasserloch posieren noch einmal ein Löwe und eine Löwin Format füllend in der Sonne, bevor wir den Park verlassen müssen. Endloses Buschwerk zieht am Fenster vorbei. Es scheint als könnte man hineinlaufen und laufen und laufen. Immer kämen nur Büsche. Bis über den Horizont. Die ganze Welt nur mit Buschwerk bedeckt. Dann kommen auf der anderen Straßenseite nur Büschel harter Gräser, deren Spitzen in der untergehenden Sonne zu leuchten beginnen. Die letzten Strahlen der Sonne tauchen die Landschaft in magisches Zwielicht bevor sich das Tuch der Nacht über Etosha legt.
Kurz vor unserem Hotel erlegt ein Kleinbus mit Touristen noch eben mal ein Kudu. Der Kleinbus sieht nach Totalschaden aus, das Kudu ist tot und die Touris rennen wie aufgescheuchte Hühner über die Straße aber es ist, außer dem Kudu, niemandem etwas passiert.
Welcom back, we was miss yo“. „How are yo?“„How was your day“? sind nur drei de Fragen mit denen wir vom geschulten Personal im Minutentakt bombardiert werden, dass es schon fast lächerlich ist. In Anbetracht der Tatsache, dass mit uns einen Reisegruppe anreist und die Auslastung der Lodge auf 50 Prozent steigt, sind alle vom Manager noch einmal instruiert worden und ganz aufgeregt. Während wir unser fünf Gänge Menü mit abgespreizten Fingern mit Silberbesteck verspeisen, jagen Fledermäuse wie kleine Düsenjäger durch das halboffene Restaurant und schaffen es sogar auf dem Deckenventilator zu landen. Auf dem Weg zurück zum Chalet Nr. 11 laufen uns ein Stachelschwein und ein Hase vor die Füße.
13.05.2015 Das ich das noch erleben darf! Nach dem Frühstück wird uns eine einstündige Massage zuteil. Die erste in meinem Leben! Dann ist noch etwas Zeit auf der Terrasse unseres Chalets Nr. 11. Zu chillen, bevor wir mit unserem Gepäck in einen VW Polo gestopft werden, mit dem man uns zurück nach Windhoek transferiert. Der Fahrer ist das direkte Gegenteil des ersten Fahrers. Während der erste einen sehr Zeit sparenden Fahrstil hatte, fährt dieser nun auf der für 120 Stundenkilometer zugelassenen B 1 selten schneller als 100 Stundenkilometer. So brauchen wir für die Strecke mehr als fünf Stunden. Eine Nacht in Windhoek, bis wir am Morgen abgeholt und zum Flughafen gefahren werden.
Windhoek Town –WDH 30min, WDH-JNB 1:40h, JNB-FRAU 10:45h, FRA-TXL 1:00h= 25h Reisezeit
Quelle:
MERIAN – „Namibia“ – 2014
Nelles Tour Guide – Namibia/Botswana 2013
DUMONT – Namibia – 2014
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