VIÊT NAM NEWS

Vietnam Dzao People

12. Januar 2020

Nord Vietnam landscape photographyEs ist wohl schon lange her, dass Vietnam ein Geheimtipp für Backpacker war. Millionen von Touristen besuchen inzwischen das Land, dessen Küste sich über 3.000 Kilometer entlang des Meeres erstreckt. Die meisten sind heute wohl Pauschalreisende, welche oftmals sehr ähnliche Routen nutzen. Immer schwerer wird es, das ursprüngliche Vietnam zu finden. Mit dem ursprünglichen Vietnam sind nicht alte Fassaden kolonialer Gebäude oder Tempel oder gemeint. Es ist vor allem die Lebensweise, die Arbeitsmethoden, die Unterschiede zwischen den Volksstämmen und eine betonfreie und unvermüllte Umwelt, die für mich ein ursprüngliches Vietnam darstellen.

Das Reiseunternehmen „FarRail“ des Berliner Fotografen und Publizisten Bernd Seiler, nimmt die Herausforderung an, in einem touristisch erschlossenen Land wie Vietnam den Begriff Reise neu zu erfinden. Seit dreizehn Jahren organisiert er weltweit Reisen, die wohl nur mit dem Prädikat außergewöhnlich oder speziell zu umschreiben sind. Selbst die Süddeutsche Zeitung, das ZDF, Arte und 3Sat berichteten über seine Touren. Das neue Tourkonzept, zu finden unter FarRail Plus.com , will neben den touristischen Hot Spots einen möglichst authentischen und tiefen Einblick in die Lebensrealität der Menschen geben. Doch in Ländern die auf Massentourismus programmiert sind, ist es zum Teil eine Herkulesaufgabe Denkblockaden und bürokratischen Starrsinn zu überwinden um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden.

Vietnam Hanoi Mopeds

Cubs nennen die Vietnamesen kurz ihre Mopeds und Motorräder. Dreissig Millionen stolze Zweiradbesitzer gibt es unter den geschätzten neunzig Millionen Vietnamesen. Zum Vergleich, in Deutschland sind vier Millionen Krafträder zugelassen.

Cubs nennen die Vietnamesen kurz ihre Mopeds und Motorräder. Dreissig Millionen stolze Zweiradbesitzer gibt es unter den geschätzten neunzig Millionen Vietnamesen.
Zum Vergleich, in Deutschland sind vier Millionen Krafträder zugelassen.

01.05.2013 – 02.05.213
Berlin TXL – München MUC – Doha DOH –Bangkok BKK – Hanoi HAN, das ergibt eine Reisezeit von der Haustür bis zum Hotel in Hanoi von 24 Stunden. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Hanoi sieht man bereits bevor man den Roten Fluss kreuzt die Bauprojekte des wirtschaftlichen Aufschwungs. An beiden Flussufern erstrecken sich die Villenviertel der Mittelschicht, und über den Roten Fluss wird eine gigantische Brücke erreichtet, die ab 2015 die Stadt direkt mit den Flughafen verbinden wird. Doch zum Thema Wirtschaft kommen wir am Ende des Berichtes.
Nachdem wir im Hotel „Sofitel Legend Metropole“ eingecheckt haben machen wir noch einen Abstecher in die Stadt und essen im Café Restaurant 69 (34 Gia Ngu, Hoan Kiem, Hanoi, Tel: +84 439352396) zu Abend. In dem 300 Jahre alten Haus wird in rustikalem Ambiente vietnamesische Küche angeboten.
Danach gehen wir in das Highlands Café (3th floor, Nr. 1,3,5,7 Dinh Tien Hoang street, Hoan Kiem). Hier im Cafè sitzt man wie auf einem Rang und beobachtet den scheinbar chaotischen Verkehr auf der Kreuzung darunter.

Hanoi Street Food Vietnam

Hanoi Chicken Masacre

03.05.3013
Das es sich um die Hauptstadt des Landes handelt wird einem schon am ersten Tag klar. Durch den quirligen, chaotisch scheinenden Verkehr und die vielen Händler erscheint sie zunächst wie viele andere asiatische Metropolen.
Doch Hanoi ist zu unserer eigenen Überraschung sauberer als andere asiatische Städte.
Unsere Stadtrundfahrt führt uns zuerst zum Tempel of Literature und zur Zitadelle Dran Quac (Thang Long) aus dem Jahre 1010, welche zum Weltkulturerbe gehört. Das Ho Chi Minh Mausoleum hat am Freitag geschlossen, einen kurzen Abstecher dorthin machen wir dennoch.
Möchte man das Mausoleum besuchen, sollte man zwei Stunden einplanen. Es ist verboten Taschen, Rucksäcke, Handys, Fotoapparate oder Ähnliches in das Mausoleum mitzunehmen. Es ist verboten die Hände in den Taschen zu haben, zu sprechen, zu lachen, stehen zu bleiben und was sonst noch alles. Nicht, das es mich danach gelüsten würde, den toten Onkel Ho in seiner Glasvitrine zu fotografieren, über ihn Witze zu machen oder gar zu lachen.
Doch Einrichtungen zu besuchen, die über eine so langee Liste von Verboten verfügt, lehne ich strikt ab. Zudem ist es aus meiner Sicht auch total absurd, sich einen Leichnam unter Glas zu betrachten, sei es nun Lenin, Onkel Ho oder ET.
Für Einheimische die ihren Onkel Ho verehren und das Bedürfnis verspüren ihn einmal mit eigenen Augen zu sehen habe ich noch Verständnis. Das Mausoleum jedoch zu einer Touristenattraktion herabzuwürdigen ist sicher nicht im Interesse des Verstorbenen.
Nachdem wir die Einsäulenpagode besichtigt haben fahren wir in das Restaurant „Dinh Lang“ am Hoan Kiem See.

Eine gelungene Überraschung ist die einstündige Fahrt in Fahrradrikscha durch die Gassen der Altstadt, welche auch als 36-Gassen-Viertel bekannt ist.
Im 15. Jahrhundert ließen sich nördlich des Schwertsees verschiedenste handwerkliche Zünfte nieder. Nahezu jede Gasse gehört einer anderen Handwerkszunft. So findet man die Gasse der Seilmacher, der Korbflechter, der Schmiede und natürlich die Kunstgewerbetreibenden. Hunderte Mopeds, Fahrräder und Rikschas drängen sich durch die Gassen, die von morbiden Häusern gesäumt werden. Künstlerisch verlegte Stromleitungen, lassen uns ehrfurchtsvoll vor dem Elektriker verneigen, der sich dort zurechtfindet, statt sich im Kabelgewirr für immer hoffnungslos zu verheddern.
Natürlich ist die Altstadt inzwischen sehr touristisch geworden. Jedoch kann man hier immer noch das alte Vietnam finden.
Der Fortschritt in Vietnam sowie der westliche Einfluss hat Hanoi noch nicht komplett verändert.

brigg work Vietnam Hanoi people photography

Umstapeln der Ziegel im Brennofen einer Ziegelei.

04.05.2013
Am Morgen verlassen wir Hanoi und fahren zunächst zur der neu errichteten Buddah Statue in Phat Tich, die jedoch weniger interessant ist als der dort ebenfalls zu findende Tempel in dem der Mönch Chuyet Chuyet zu sehen ist. Chuyet Chuyet starb im 16. Jahrhundert, hockend im Gebet vertieft und wurde durch Schichten von Laquer mumifiziert und bis heute erhalten.
Nach diesem kleinen Stoppover, fahren wir weiter zu einer Ziegelei in der in traditioneller Weise Ziegel hergestellt werden. Die Arbeiter hier bekommen zehn Dollar pro Tag und können so lange und so viel arbeiten, wie sie wollen.
Eine Schicht läuft acht Stunden, doch wenn genug Aufträge da sind können sie auch zwölf oder mehr Stunden arbeiten. Einige der Arbeiter arbeiten zwei bis drei Wochen durch und übernachten in einfachsten Bretterbuden neben der Ziegelei. Dann fahren sie für einige Tage nach Hause.
Die Ziegel werden in Handarbeit gefertigt, getrocknet und in den Brennöfen mittels Holzfeuern gebrannt.
Der Eigentümer hat in die Anlage 250.000 Dollar investiert.
Ein Brennzyklus dauert 45 Tage. Die geformten Steine trocknen etwa vier bis zehn Tage bevor sie in den Brennofen gestapelt werden. In 25 bis 27 Lagen werden bis zu 100.000 Steine in den Ofen gestapelt. Dies dauert wie auch das Brennen jeweils zehn Tage. Einen Tag kühlen die Steine ab bevor sie dann in mühevoller Arbeit ebenfalls in zehn Tagen aus dem Ofen geholt werden.
Danach muss der Ofen, bevor er wieder verwendet wird, repariert und verputzt werden.
Neunzig Prozent der Steine sind zum Verkauf geeignet. Für einen Stein bekommt der Eigentümer 1000 Dong. Die Gesamtbetriebs- und Lohnkosten für eine Brennofenfüllung betragen rund 800 Millionen Dong.
Wer von den Besuchern es möchte, kann hier auch selbst Ziegel auf Karren zum Trocknen fahren, oder beim Aufstapeln helfen.

Bevor wir uns nach Halong City aufmachen, besuchen wir eine Töpferei und schauen uns dort die Fertigungsmethoden an und kaufen einige Andenken.
In einem traditionellen Stufenofen, der zum Brennen der Keramik zugemauert wird, werden die Tonwaren dreißig Stunden gebrannt. Dann kühlen sie vier Tage ab bevor der Ofen aufgebrochen wird. Beeindruckend war die künstlerische Routine der Frauen, die zum Verzieren großer Töpfe nicht mehr als zehn Minuten benötigten.

Letzte Station des Tages ist das „Halong Plaza Hotel“ in dem wir uns für eine Nacht betten.

Vietnam Halong bay City night photography

Halong City

05.05.2013
Es ist erst sechs Uhr am Morgen, als wir das nächste Highlight in Halong City besichtigen. Der Fisch- und Gemüsemarkt. Von halb fünf Uhr am Morgen werden hier die Fische angelandet, welche die Fischer in der Halong Bucht und auf dem Meer in der Nacht gefangen haben. Zusammengebundene Krebse versuchen sich zu befreien, Fische zappeln in Plastikschalen, gnadenlos trennen scharfe Klingen Fischköpfe vom Rumpf und entfernen die Schuppen.
Kleine, nicht verkaufstaugliche Krebse und Fischschuppen schwimmen in der Lache aus, Blut und Wasser, welche die gesamten Betonfläche bedeckt. Händler verhandeln lautstark mit den Käuferinnen die hier für Restaurants, Hotels und die Touristenschiffe in der Halong Bucht einkaufen. Die frühe Stunde, der Geruch und der Schmutz hält die meisten Touristen vom Besuch solcher Orte ab. Doch das ist das wirkliche Vietnam.

Zurück im Hotel, müssen wir jedoch uns und und unsere Kleidung einer Grundreinigung unterziehen, bevor wir zum Frühstück gehen können.
Nach dem Frühstück ist es dann endlich soweit, wir starten mit dem Schiff „HAIAU“ zum Cruising in der Halong Bucht und können unser Glück kaum fassen.
Nach einem Tag mit bescheidenem Wetter und Nieselregen, kommt nun die Sonne raus.

Noch vor dem Mittagessen machen wir eine Kajaktour durch Felsentunnel zu einem kleinen See. Die Fahrt ist zwar ganz interessant, doch offenbart sich aus der niedrigen Perspektive, welche unbeschreiblichen Mengen Müll in der Bucht treiben. Von Plastiktüten über Styroporteile bis hin zu Matratzen ist fast alles dabei, was die Industrie so hervorbringt. Verantwortlich dafür sind vor allem die Touristenschiffe, die meist nach Einbruch der Dunkelheit alles in der Bucht entsorgen was an Müll anfällt. Vor allem das ist der Grund warum wir uns das Baden in den Buchten verkneifen.
Nach der Rückkehr und einem reichhaltigen Mittagessen fahren wir zu einer Fischerfamilie, die auf dem Boot in der Bucht unter einfachsten Bedingungen lebt. Der Mann und seine Frau sowie ein Hund teilen sich eine sechs Quadratmeter große überdachte Fläche, die wohl kaum als Kajüte bezeichnet werden kann. Auf einer größeren Insel nahe Haiphong besitzen sie noch ein Haus. Insgesamt einen Monat bleiben sie von zu Hause weg.
Vier Netze mit einer Gesamtlänge von zweieinhalb Kilometern werden am Abend ausgelegt. Am frühen Morgen wird der Fang eingeholt und zu einem der schwimmenden Dörfer gebracht, wo sie von einem Zwischenhändler aufgekauft werden, der sie an die Restaurants und Hotels weiterverkauft.

Von dort fahren wir zu einem der schwimmenden Dörfer. Mit uns tun das hunderttausende andere Touristen im Jahr. Um in die Bucht hineinzugelangen muss man nun auch Eintritt zahlen. Die schwimmenden Dörfer selbst dürfen von Touristen nicht mehr besucht werden. Man gelangt nur noch in eigens dafür hergerichtete Häuser, in denen es jedoch nur Andenken zu kaufen gibt.
Im Grunde eine gute Regelung die Menschen dort in Ruhe zu lassen, statt die Dörfer täglich mit hunderten Touristen, die in die Wohnzimmer gucken wollen, zu fluten.

Bei Sonnenuntergang erwischen wir noch zwei Segelboote die vor der Silhouette der Karstfelsen dahinsegeln.
Ein mit Erlebnissen vollgepackter Tag neigt sich dem Ende. Unvergesslich der Moment, als wir mitten in der Halong Bucht Wein schlürfend den Sonnenuntergang genießen.

An einer der durch Bojen gekennzeichneten Liegeplätze übernachten wir.
Es gibt in der Halong Bucht drei Liegeplätze. In der Saison liegen bis zu 500 Boote an je einem Liegeplatz. Derzeit werden 1.100 Touristenboote betrieben. Das dunkle lackierte Holz der Schiffe, welches dem traditionellen Design in etwa entsprach, ist nun an fast allen Booten weiß übergestrichen worden.
Die Angestellten an Bord verdienen rund 12 Millionen Dong (440 €) pro Monat. Für die Touristenschiffe gelten vorgeschriebenen Routen, die nicht verlassen werden dürfen. Will man die Routen ändern oder zu einem anderen Hafen, muss man ein anderes Schiff chartern. Dazu braucht man aber auch eine besondere Genehmigung, die wiederum die Bürokratie ankurbelt und Berge von Papier produziert.
Einige Zettel von diesem Papierkram schimmern grünlich und haben eine 100 mehrfach auf beiden Seiten stehen.
430 Dollar für vierstündige Bootsfahrt auf einem kleinen Klipper sind für vietnamesische Verhältnisse eine stattliche Summe.

Halong Fish Market Vietnam Halong bay City people photography

Halong Fish Market

06.06.2013
Gegen acht Uhr am Morgen erreichen wir die Tropfsteinhöhle „Hang Sung Sot“ Den Eingang, hoch über den Schiffsanlegeplatz, erreicht man über 140 Stufen In der Höhle sind Wege angelegt die man auch mit Hackenschuhen oder Badeschlappen begehen kann. Diese Attraktion ist mit allem ausgestattet was das Touristenherz begehrt. Andenkenläden, Getränkestände, gesicherte Wege und Pinguinpapierkörbe. Natürlich muss man auch Eintrittsgeld entrichten, um die bunt illuminierte Höhle zu sehen. Wir brauchten für die Durchwanderung siebzehn Minuten. Später steigen wir auf ein kleineres Boot um, dass uns zum Hafen von Cua Ong bringt. Dort wartet ein Bus auf uns, mit dem wir weitere 155 Kilometer nach Norden reisen. Unser Tagesziel ist die Stadt Lang Son nahe der chinesischen Grenze. Von Cua Ong führt die Straße zunächst durch eine von Kohleminen zerfurchte Landschaft, die nach etwa zwanzig Kilometern immer ländlicher wird. Viele der Hügel rechts und links der Straße sind gerodet worden, um mehr Fläche für Reisterrassen zu gewinnen. Die Straße zur Grenze nach China wird Stück für Stück erneuert, ist aber noch nicht fertig, und so gibt es auch noch einige unbefestigte Abschnitte. Auf einem dieser sehr schmalen Abschnitte hatte sich ein LKW festgefahren, der einem anderen LKW ausweichen wollte und dabei im Schlamm steckenblieb. Bis der LKW mittels eines Stahlseils wieder auf die Straße gezogen war und zwei Kilometer rückwärts bis zum nächsten Dorf gefahren war, wo beide aneinander vorbeifahren konnten, verging eine Stunde. Erst als wir wieder unterwegs waren fing es an, wie aus Kannen zu regnen, und es regnete noch, als wir in Lang Son ankamen. Unsere Übernachtung ist das „Muong Thanh Lang Son Hotel“ (Nr. 68 Ngo Quyen street, Vinh Trai Lang son City, Tel: +84 25386 6668, Fax: +84 25386 8689 www.muongthanhlangson.vn). Das Hotel ist von Chinesen für chinesische Geschäftsleute gebaut worden und wird auch entsprechend geführt. Die vier Sterne des Hotels stehen für kaltes Essen, abgenutztes Interieur, schmuddelige Teppiche und eine unterkühlte Atmosphäre.

Vietnam Halong bay City sail boat photography

Halong sunset

07.05.2013
Unglaublich, im Hotel trafen wir eine deutsche Touristin, die mit einem Guide alleine unterwegs war. Sonst sind wir die einzigen Touristen in der Gegend.
Um 8:10 Uhr starten wir zu unserem Roadtrip weiter nach Norden. Während der 135 Kilometer bis Cao Bang ist die Landschaft hügelig und von Reisfeldern, Reisterassen und kleinen Dörfern geprägt. Spektakulär wird die Szenerie hinter Cao Bang. Hier lebt die Minderheit der Lolo, die einst aus China einwanderten. Die Bauern in dieser Region, die meist weit abgelegen von Dörfern und Städten wohnen, gehen meist nur ein Mal in der Woche ins Dorf, um Besorgungen zu machen. Ein bis zweimal im Monat gehen sie mit Feldfrüchten oder Tieren zum Markt und tauschen sie gegen Dinge die sie benötigen.
Atemberaubende Berglandschaften bieten unzählige Motive, bleibende Erinnerungen und lassen die Fahrt wie im Flug vergehen. In der Region Bao Lac wurde Bauxit gefunden. Zum Abtransport des Rohstoffes, wurden die acht Gebirgspässe und die unbefestigte Straße bis Bao Lac ausgebaut. Unser Tagesziel das Hotel „Song Gam“ in Bao Lac, welches wir kurz vor 19:00 Uhr erreichen. Das beste Haus am Platze gibt sich einen lokalen Stern.
Nach europäischem Standard wäre ein schwarzes Loch als Klassifizierung angemessen. Zum Abendessen besuchen wir eines der typischen Straßenrestaurants im Ort.

Vietnam Halong bay City fisher boat photography

Fischer in der Halong Bucht.

08.05.2013
Am Morgen liegen vor dem Hotel die größten toten Kakerlaken, die ich je gesehen habe. Entweder sind sie beim nächtlichen Regen ertrunken oder sie haben sich einfach überfressen. Da das Hotel nicht zum Verweilen einlädt überspringen wir zunächst das Frühstück und fahren los Richtung Ha Giang.
Etwa fünfundzwanzig Kilometer hinter Bao Lac beginnen die Gebiete in denen die Volksstämme der Nung, der Dzao, der Hmong und der Lolo leben. Diese Stämme leben größtenteils bis heute sehr traditionell, unterscheiden sich in Aussehen und Kleidung. Diese Volksgruppen leben bis heute größtenteils sehr traditionell, unterscheiden sich in Aussehen und Kleidung deutlich von den Viet.. Die Häuser der Lolo sind aus einem Geflecht aus Ästen erreichtet und werden dann mit Lehm verputzt, die Häuser der Hmong sind traditionelle Stelzenhäuser aus Holz, mit Bambus verkleidet und mit Schilfmatten gedeckt. Aber auch in den abgelegenen Tälern haben Handy, und Gummischuhe schon Einzug gehalten und die traditionelle Bauweise der Häuser weicht der Bauweise aus Betonquadern und Ziegeln. Die Landschaft in dieser Bergregion kann mit dem Attribut spektakulär nur unzureichend beschrieben werden. Das sich unser Busfahrer verfahren hat und wir auf einer viel längeren Route über Nebenstrecken nach Ha Giang gefahren sind, ist wohl eher ein Glücksfall, da diese Route durch noch unberührtere Landstriche führt, auf denen nicht einmal lokale Busse verkehren.
An der Straße nach Ha Giang liegt in einem beschaulichen Tal der kleine Ort Sa Phin. Hier besuchen wir den Hmong King Palace. Die Vuong Familie des Huang Clan vom Stamm der Hmong war von China anerkannt und hatte ihr eigenes Herrschaftsgebiet. Während der französischen Kolonialherrschaft, wurden die Hmong von Frankreich unterstützt, um das Grenzgebiet zu China zu sichern. 1900 wurde Vương Chính Đức als König anerkannt. Die Haupteinnahmequelle der Hmong Könige war der Opiumhandel. Der heute erhaltene Palast wurde zwischen 1902-1903 von chinesischen Architekten erbaut.
Seine Loyalität gegenüber den französischen Kolonialherren bewies der König als es zu Beginn der 1940er Jahre zu Aufständen lokaler Gruppen kam, die er half niederzuschlagen. Als Anerkennung wurde er von den Franzosen in den Rang eines Generals mit einer entsprechenden Uniform erhoben.
Man bekommt in dem Gebäudekomplex einen ungefähren Eindruck vom Leben der Königsfamilie in der damaligen Zeit.
Für diese Tagesetappe von 222 Kilometern benötigten wir zwölfeinhalb Stunden. Wir sind der Route über folgende Stationen gefolgt: Bao Lac – Meo Vac (990 m üNN) – Ma Pi Leng Gorge View (1370 m üNN) – Sa Pinh, Meo Palace (1.370 m üNN) – Dong Van (1.060 m üNN) – Yen Minh (435 m üNN) – Mien River Gorge (470 m üNN) – View Point Happy Room (1.005 m üNN) – Quan Ba/Tam Son (890 m üNN) – Ha Giang.

Letzte Station des Tages sind die harten Pritschen des zwei Sterne Hotels „Huy Hoan“ in Ha Giang.

Zuordnung der Personen und Volksgruppen die wir fotografierten:
Nung (Num) Wasserbüffel in der Kurve)
Dzao (Frauen mit schwarzen Kostümen)
Hmong (Frühstückspause)
Lolo und Hmong (die den Berg hochkommen und die Frauen mit den Pajettenkleidern und bunten Tüchern)
Dong Van (Mittagspause)
Dzao (letzter Halt an Straße, Frauen mit Büffeln und Holz in Trachten)

Nordvietnam. street photography gas station

Straßenszene in Nordvietnam. Der blaue Behälter ist eine der typischen handbetriebenen Mopedtankstellen.

09.05.2013
Wir nehmen die vorletzte Etappe über 230 Kilometer nach Thai Nguyen in Angriff. Allerdings kommen wir nicht weit bis wir wieder einmal einen spontanen Halt für ein Foto einlegen.
Das Objekt unseres Interesses ist eines der traditionellen Holzhäuser, von denen es in der Umgebung von Ha Giang noch recht viele gibt. Die Regierung ist jedoch gegen den Bau der traditionellen Holzhäuser, da der Rohstoff inzwischen zu knapp ist und ein wertvolles Exportgut darstellt. Wir sahen jedoch auch Holzhäuser die gerade neu errichtet wurden. Durch den hohen Preis für das Holz ist der Bau der Holzhäuser teurer, als der Bau von Häusern aus Beton- oder Ziegelsteinen.
Spontan war in diesem Haus der Besuch der Familie vom Stamm der Tay möglich. Ihr Haus wurde 1969 errichtet. Die Lebensdauer eines solchen Hauses kann 500 Jahre betragen, da es natürlich belüftet wird und die Hauptträger aus Edelholz (Ironwood) gefertigt sind. Das Dach ist mit einem Geflecht aus Palmenwedeln gedeckt und muss etwa alle dreißig Jahre neu gedeckt werden.
Die Familie, die wir besucht haben lebt vom Reisanbau, den sie auf 5.000 Quadratmeter Pachtland betreiben. Zwei Mal im Jahr können sie ernten. Auf dem Grundstück um das Haus bauen sie noch etwas Gemüse an und halten Enten in einem Teich. Das Land, was sie beackern, gehört dem Staat. Die Pacht war schon immer sehr gering, aber in den letzten vier Jahren verlangte der Staat überhaupt keine Pachtgebühren.
Sie haben zwei Töchter und einen Sohn. Die Töchter leben in der Nachbarschaft und der Sohn in Ha Giang, wo er in einer kleinen Fabrik arbeitet.

Weiter geht die Reise durch Reis- und Maisfelder und durch viele kleine Orte. Auffallend ist, dass entlang der Straße von Ha Giang nach Thai Nguyen die Vermüllung der Orte, im Vergleich zu den Gegenden die wir vorher durchfuhren, dramatisch zugenommen hat.
Acht Kilometer vor Thai Nguyen erblickt man die ersten Anlagen des Stahlwerks von Thai Nguyen. Das Stahlwerk produzierte im Vietnamkrieg Stahl für Nordvietnam und wurde aus diesem Grund mehrmals von den amerikanischen Luftstreitkräften bombardiert. Die Produktion wurde jedoch nie unterbrochen.
Rund um Thai Nguyen werden die Erze abgebaut und veredelt. Vor einigen Jahren wurde das Werk privatisiert und wird heute von mehreren privaten Gesellschaften betrieben.
Derzeit wird viel investiert, und die Anlagen werden erneuert oder neu errichtet.
Nach neun Stunden Fahrt, inklusive Fotostopps und Mittagspause kommen wir am Tor des Stahlwerks in Thai Nguyen an.
Wir haben eine Genehmigung um Teile des Stahlwerks besichtigen zu können. Neben moderner Technik wird heute auch noch uralte Technik zur Herstellung des Stahls verwendet. Zu sehen, unter welchen martialischen Bedingungen die Arbeiter hier Stahl produzieren, ist sicher ein Schlüsselerlebnis. Ohne nennenswerte Schutzkleidung wird an den Anlagen in denen der über tausend Grad heiße Stahl produziert wird gearbeitet. Wir sahen sogar einen Arbeiter mit T-Shirt bekleidet, der über den Graben mit dem flüssigen Stahlabstich sprang. In dieser Vorhölle beobachteten wir das Inferno eines Stahlabstiches aus wenigen Metern Entfernung. In das Sujet aus verrußten Gebäuden, rostigen Hochöfen und den ölig schimmernden schwarzen Pfützen passt nichts besser als die Dampflokomotiven, die auch heute noch auf dem Gelände des Stahlwerks für den Verschub der Schlackewagen eingesetzt werden. Drei Stunden beobachten wir verschiedene Stationen der Herstellungsprozesses bevor wir uns im Hotel „Dong A II“ nach einer Flasche Rotwein zu Bett begeben.

Halong Vietnampeople photography Dzao ethnische Gruppe

Die Dzao stellen mit 650.00 Menschen eine der größten ethnischen Gruppen in Vietnam. Sie verehren die Geister ihrer Ahnen und halten Tieropferzeremonien ab.

10.05.2013
Die schmuddelige Fernverkehrsstraße Nr. 3 ist unser Weg zurück nach Hanoi. Wir nehmen Abschied von Wäldern, Reisfeldern und bunten Märkten. In Hanoi angekommen stoppen wir an der Long Bien Brücke. Diese wurde im Vietnamkrieg oft bombardiert, doch immer sofort wieder mit den Stahlprodukten aus dem Stahlwerk in Thai Nguyen repariert. Die Verbindung über den Roten Fluss war somit nur ab und zu kurzzeitig ununterbrochen. Wir hatten sogar das Glück einen Personenzug auf der Brücke zu sehen.
Nach dem Stopp an Bahnhof und Brücke fahren wir in das Restaurant „Quan An Ngon“, 18 Phan Boi Chau, Quan Haon Kiem, Tel: (04)39428164. Mit dem herausragenden vietnamesischen Essen und dem chilligen Ambiente ist das unser Tipp für Essen in Hanoi. Frequentiert wird das Restaurant nicht nur von Touristen sondern auch von den besser situierten Einwohnern Hanois, die für eine entsprechende Geräuschkulisse sorgen.
Am Nachmittag bummeln wir noch einmal durch die Altstadt, beglücken Souvenirhändler mit mehr als zwei Millionen Dong und lassen uns für einen Café und ein Eis im „Green Tangerine Restaurant“ nieder. Das Café befindet sich in einem wunderschön restaurierten Kolonialgebäude aus dem Jahr 1928. Der anspruchsvollere Gaumen bekommt hier auch französische Rotweine, mit 100 Punkten bewertet, zum Preis von etwa 3.750 Euro und auch alles andere hier hat seinen Preis. Das historische Ambiente, abseits vom Straßenlärm im Innenhof des Gebäudes ist es einen Besuch allemal wert. Wir lassen es uns auch nicht nehmen, die Annehmlichkeiten des Hotels „Sofitel“ zu genießen, schwimmen im Pool und sitzen an der Bar.
Einige aus der Gruppe sind unterdessen zur Massage in die Stadt gegangen und kamen völlig begeistert zurück. Nach vier Tagen im Bus kauern ist eine Massage wohl auch die ultimative Lösung für Verspannungen.
Die uns empfohlenen Adressen für die Massagen, ist der Massagesalon neben dem Long Bien Hotel und der getestete Massagesalon neben dem Van Xuan Hotel in der Luong Ngoc Quyen 15. Kosten für eine 75 minütige Ganzkörpermassage betrug 10 €.
Nein, die Reise war nicht als kulinarische Erlebnisreise ausgeschrieben. Ich stelle das nur voran, um Missverständnisse zu vermeiden, denn der nächste „Programmpunkt“ ist das Restaurant „KOTO Hanoi Training Center No 9“, (Lane 52/28, To Ngoc Van, Tay Ho District, Hanoi, Tel: +84-437184573). Hier werden vor allem Straßenkinder in einem gemeinnützigen landesweiten Projekt zu Kellnern und Köchen ausgebildet.
Auch dieses Restaurant hat uns, was Ambiente und die Qualität des Essens angeht absolut überzeugt.
Den Abschied von Hanoi und Vietnam feiern wir, wenn es auch noch zwanzig Stunden bis zum Abflug hin sind, in der Disco des Hotel Melia hoch über den Dächern Hanois (44B Lý Thường Kiệt, Trần Hưng Đạo, Hoan Kiem District, Hanoi, Tel:+84 4 3934 3343). Disco mit internationaler Elektromugge, Nebelkanone, leichten Mädchen, dicken Geschäftsleuten und sehr guten Long Drinks.
Müde fallen wir nach Mitternacht ins Bett.

Vietnam people photography Thai Nguyen stellwork

Das Inferno von Thai Nguyen.

11.05.2013
Die Altstadt Hanois lädt immer wieder zu einem Bummel ein. Man kann sicher tagelang durch die Gassen schlendern und dabei immer wieder Neues entdecken. Eine Straße mit vielen Cafés ist zum Beispiel auch die Bát Sú in der Altstadt. Mit der zentralen Lage eignet sich die Altstadt auch für einen Abreisetag, an dem man nicht so viel Zeit hat. Viele chinesische Touristen sieht man, wenn sie mit Elektromobilen in Gruppen zu zehn Personen durch die Straßen gefahren werden oder die Hot Spots besuchen. Die chinesische Mittel- und Oberschicht stellt den Hauptteil der Touristen, gefolgt von Australiern und Japanern. Europäer sind geführt von den Franzosen nur noch eine marginale Größe. Der Ausbau des Flughafens, die neue Schnellstraße nach Hanoi, sowie die unzähligen Hostels, Hotels und Projekte für Neubauten von Hotels sind die sichtbaren Zeichen, dass der Tourismusboom vor allem aus China und Indien weiter anhält.
Ich hoffe es fällt niemanden auf, dass ich jetzt versuche eine Überleitung von der Altstadt zur Wirtschaft hinzubekommen.

Der industrielle Sektor, welcher stark von ausländischer Nachfrage abhängig ist, beginnt sich nach der weltweiten Krise, die am 17.09.2008 seinen Anfang nahm, langsam zu erholen.
Die wirtschaftliche Entwicklung Vietnams ist jedoch zum großen Teil von ausländischen Unternehmen abhängig, die ihre Produktion nach Vietnam verlagern, da die Lohnkosten in Vietnam um ein Drittel niedriger sind, als die in den boomenden chinesischen Industriezentren. Ob das langfristig ein Konzept zur positiven sozialen Entwicklung in Vietnam sein kann, wird erst die Zukunft zeigen.

Aussagen zu den Löhnen sind genauso schwierig, wie eine Aussage zur Verteilung der von den Vietnamesen erwirtschafteten Werte.
Der Mindestlohn eines Fabrikarbeiters in einer vietnamesischen Fabrik beträgt etwa 120 € im Monat. Der Mindestverdienst von Arbeitern im produzierenden Gewerbe bei westlichen Firmen ist deutlich höher und liegt bei etwa 200 €. Büroangestellte verdienen in den Metropolen Vietnams ab 200 € aufwärts. Die Angestellten haben in so fern Pech, dass die Lohnsteigerungen in der Vergangenheit fast vollständig von der Inflation und den Preissteigerungen aufgefressen wurden.
Inhaber und Angestellte privater Reiseunternehmen können es auf über 1.000 € bringen. Bauern und Fischer, welche die Menschen im Land ernähren, verdienen zwischen 100 € und 200 €.
Die höchsten Löhne und Gehälter werden in und um Ho Chi Minh City und der Landeshauptstadt Hanoi gezahlt, wo sich zahlreichen Auslandsinvestoren ansiedeln.

Fakt ist, dass die Verteilung von unten nach oben offensichtlich gut funktioniert und das es einigen Menschen, nicht nur in Hanoi und Saigon, sehr gut geht. Auffällig war die große Zahl an neuen Bentleys, Porsche Cayenne, BMW 5 und X 6 zu denen sich dann unzählige Mercedes C Klasse gesellen.

Vietnampeople photography Traditionelles Holzhaus Ha Giang

Traditionelles Holzhaus in der Umgebung von Ha Giang

Fazit
Ich kann mich nicht erinnern auf einer meiner bisherigen Reisen in so kurzer Zeit so viele unterschiedliche Eindrücke und Informationen über Land und Leute bekommen zu haben. Unser deutsche Reiseleiter Bernd Seiler hat nicht nur ein Gespür für fotografische Motive, er hat auch erstklassige Verbindungen und begleitet jede Tour persönlich. Besonders erwähnen möchte ich unseren lokalen Begleiter Koon Ny, der uns die Wünsche von den Augen abgelesen hat. Jeden Sonderwunsch hat er ohne Murren erfüllt. Er hat in Restaurants die Küche übernommen und für uns so gekocht, wie wir es mochten, mit uns über den Krieg, das Land und Leute gesprochen, uns unsere Lieblingskekse gekauft und uns mit Kartentricks unterhalten.
Er war einfach der beste lokale Guide den ich/wir in den letzten dreiundzwanzig Jahren hatten. Die Reise wurde ständig flexibel den Gegebenheiten und unseren Wünschen angepasst.
Wir konnten mit Einheimischen sprechen, die wir spontan ausgewählt hatten und die sich nicht in Vorzeigehäusern oder Projekten, ausgesucht von großen Veranstaltern, befanden. Wir besuchten eine Ziegelei, eine Töpferei, ein Stahlwerk, Bauern und einen Fischer.
Wir wagen zu behaupten, dass wir durchaus hinter die touristische Fassade des Tigerstaates schauen konnten.

Für uns ist die Neudefinition des Begriffes Reise damit gelungen und wir haben in diesem Reiseunternehmen sicher nicht das letzte Mal gebucht. .

Vietnam street photography Hanoi Dance of Light

Hanoi Dance of Light

Quellen:
eigene Recherchen vor Ort
Bernd Seiler, FarRail Plus
Lonley Planet, 3. deutsche Auflage, Juni 2012
Koon Ny – lokaler Begleiter
Ministry of Labour 2011
Invalids and Social Affairs (MoLISA) 2011
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 201
Raoul Rigault, 2009

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