NEW YORK CITY – APRIL 2009
Die Einreise in die Vereinigten Staaten, bekleidet mit einem T-Shirt auf dem das Konterfei Chè Guevaras prangt stellt keine Mutprobe mehr dar. Die Einreise für Greencard Besitzer dagegen kann in einigen Fällen eine Probe für die Nerven werden. Während mein Freund als Tourist lässig einreisen kann, verfinstert sich die Mine des Officers am Immigration Counter als es um meine Person geht.
You move to the United States? No. I´m only visit New York with my Boyfriend for shopping and sightseeing. Der Blick wird noch finsterer. Why don´t you move to the United States? Eine ehrliche Antwort wäre jetzt wohl nicht klug! Ohh…, first we are are look arround for some chances….and maybe we move to the United States next year. Seine Gesicht sieht jetzt wie ein Gewitter aus. Why not yet? If you have the Greencard you have to move! Have you a permission to stay for any length of time out of the United States? Ähhm… ich verstehe erst nicht weil man es ja auch nicht verstehen kann. The employee of the consulate sad it´s adequate to enter the United States one times per year. Er schaut mich an und sagt: It wasn´t a US Officer! Go there to the US police office. You can explain your situation there. Ich laufe zum Büro der US Polizei, der Einwanderungsbehörde oder Keineahnungwas. Ein Polizist schaut sich meine Unterlagen an, fragt was ich will, schickt meinen Freund mit harschen Worten in die Touristenzone zurück und ich setze mich auf eine der Wartebänke. Nach einiger Zeit bin ich dran, trete an den Schalter. Aus psychologischen Gründen scheint der Bereich so gestaltet, dass das jeweils um Einreise bittende Individuum zu den US Beamten heraufschauen muss. Nun geht die Befragung wieder von Vorne los. Offensichtlich ist genau bekannt wann ich welche Ausbildung abgeschlossen habe, welche Universität ich besucht habe und wann ich wo in welcher Position gearbeitet habe. America want yo! Such well trained and studyed persons like you, have great chances to get the best jobs. Why don´t you move to the United States? Not this year. First we look arround and so on and so on…… If you don´t move the next year to the United States, we will deprive the Greencard. Mit dieser Drohung entlässt man mich nach zwanzig Minuten in die Osterferien. Mein Freund wartet schon gelangweilt auf den Koffern und wir fahren mit dem Taxi nach Down Town New York. Das Morgans Hotel, 237 Madison Ave Ecke 37 th Street, eine stylische Unterkunft mit winzigen Zimmern und Blick auf das Empire State Building, ist unser Heim für die nächsten fünf Tage.
I don’t like cities but I like New York
Globalisierung ist hier nicht nur ein Schlagwort. Hier wird sie gelebt, hier ist sie greifbar und sichtbar. New York war globalisiert, bevor das Wort kreiert wurde. Von hier ging die Globalisierung aus. An der Börse und in den Bürotürmen wird der Takt geschlagen nach dem die Welt Jahrzehnte tickte. Kaum ist noch auszumachen wer New Yorker und wer Besucher ist. Kein Kontinent und kein Land, dass hier nicht mit Gesichtern vertreten ist. In den tiefen Schluchten der Wolkenkratzer, draußen in Broocklyn oder in der Bronx, alle eint ein Wille. „To make it there“ (1). Vorankommen, sich durchbeißen und es schaffen, nach oben schwimmen oder einfach überleben. Hier gibt der Broker dem rastergelockten Jamaicaner, der seine Habe im Einkaufswagen geborgen hat, einen Quarter und die gehetzte Büroangestellte versucht den Kriegsveteranen an der Ecke zu übersehen.
Obwohl die Stadt auf den flüchtigen Besucher abweisend wirkt und sich auch mir die Liebe der New Yorker zu ihrer Stadt nur sehr langsam erschließt, übt New York auf mich eine rational nicht erklärbare Faszination aus. Abgesehen von den unendlichen Shoppingversuchungen, sind es auch die Momente des Innehaltens. Als mein Freund eine Stunde lang an der Bow Bridge im Central Park rumfotografierte, saß ich auf einer Bank im Central Park , aß meinen Kuchen aus dem Hotel und schaute auf das Dacota Building. Diese Momente sind es, die einem bis ans Lebensende im Kopf bleiben.
Die meiste Zeit jedoch waren wir wie alle Touristen, jagten nach günstigen Marken oder Designerartikeln oder nach Motiven die schon tausend mal besser abgelichtet wurden. Shoppen mit meinem Freund macht auch keine wirkliche Freude. Während ich glückselig alles anprobiere oder anschaue, krempelt er alles auf links um mir zu sagen aus welchem Land die Waren stammen. „Schau mal die UGGs sind aus China, hier das Abercrombie & F Shirt ist aus Kambodscha, da klebt noch Blut von Kinderhänden dran, hier die Gummistiefel sind aus China – Hautkontakt mit dem Zeug ist so giftig wie tausend Zigaretten“. Danke schön für die gute Kaufberatung. Das ist eben Globalisierung zum Anfassen oder mit Hautkontakt wie mein Freund sagen würde. Fünf mal aber zum Flat Iron zu latschen, weil er es nicht schafft es beim ersten mal richtig ins Licht zu setzen ist völlig ok. Dort angekommen mault er weil wieder irgend was nicht passt und schickt mich Kaffee holen und verlangt einen Donat. Den hätte er sich ja selbst holen können wenn er sich nicht zu schade wäre, sich hinter fünf anderen Menschen anzustellen. Er meint es sei eine Verschwörung, der Laden sei immer leer und es könne kein Zufall sein, dass wenn er ausgehungert nach stundenlangem Fußmarsch einen Schokodonat kaufen möchte, sich unmittelbar vor ihm fünf fette Individuen in den Dunkin Donat schieben, die sicher Stunden brauchen ihre 100.000 Kalorien zu ordern.
(1) to make it there – vorrankommen, es schaffen – aus „New York, New York“ von Frank Sinatra
Caroline Witt – April 2009
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