MUZIRU MUZUNGU
Der Name Uganda ist von dem im südöstlichen Teil des Landes gelegenen, vom Stamm der Bantu bewohnten Königreich Buganda abgeleitet. Das Land grenzt im Südwesten an Ruanda, dass durch den Völkermord im Jahre 1994 traurige Berühmtheit erlangte. Im Norden grenzt Uganda an den Sudan und im Süden an Tansania und Kenia. Die Grenze zu Tansania und Kenia verläuft in Teilen durch den Victoriasee. Im Westen grenzt Uganda an die Demokratische Republik Kongo. Kongo, Victoriasee, Ruanda, dass klingt sehr nach Abenteuer. So finden wir uns um 5:50 Uhr am Flughafen Berlin Tempelhof ein, um in Entebbe um 23:30 Uhr auf die Gruppe zu treffen, mit er wir dann zwei Wochen on the road sein werden. Nachdem wir für50 USD das Visum erstanden haben und unser Gepäck vom Band gezogen haben, beginnt die Reise afrikanisch. Niemand, der uns abholen will ist zu finden. Auch einer der Koffer ist nicht in Entebbe angekommen. Nun heißt es warten. Zum Glück gibt es Bier und so lässt sich die laue Nacht schon mal genießen. Nachdem sich der Flughafen fast völlig geleert hat, entdecken wir einen Fahrer vom Hotel oder er uns. Wir sind müde, checken nur noch schnell im Hotel ein und hauen uns auf´s Ohr.
Den nächsten Tag beginnen wir um 6:00 Uhr. Wir genießen ein englisches Frühstück, afrikanischer Interpretation ein. Das Rührei oder Omelette ist wie überall in Uganda weiß und das Auge isst ja bekanntlich mit. Ich probiere es mit einem Muffin, der wie sich herausstellt, eine Konsistenz hat die etwas an Gummi erinnert. Da selbst der Toast süß ist halte ich mich an Früchte, Kaffee und Zigarette. Es stellt sich heraus, dass unser Fahrer irgendwann später kommt, da das Auto defekt ist. Da das Hotel direkt am Victoriasee liegt, laufen wir zum Stand und staunen über den schlechten Ausblick, dass dreckige Wasser und den Müll am Strand. Nach einer Stunde ist Ivan unser Fahrer und Guide mit einem Minibus da und wir stellen uns an den Stau nach Kampala hinten an. Wir fahren zum Büro der örtlichen Agentur um dort das Auto zu tauschen, denn der Bus der eben noch 90 km/h mit sieben Leuten und Gepäck lief ist angeblich defekt und wir tauschen ihn gegen einen uralten Toyota Land Cruiser. Nachdem das Gepäck mit Mühe und Not verstaut ist, ein Kofferfehlt ja „glücklicherweise“ und sich sechs Leute und der Fahrer reingefaltet haben, fahren wir mit verknoteten Gliedmaßen nach Fort Portal. In Mubende machen wir eine kurze Pause. Fort Portal liegt auf 1.525 Metern am Rande der Rwenzori Berge. Auf dem fünfeinhalb Stunden langen Weg dorthin können wir erste Reiseeindrücke sammeln. Heute ist im engeren Sinn der erste wirkliche Urlaubstag. Schimpansentrecking steht auf dem Programm. Na dann los zum Kibale NP. Auf dem Weg dorthin das erste Postkartenmotiv, bei dem über einem, wie mit Aquarellfarben gemaltem Tal, über dem Nebelschwaden hängen, die Sonne aufgeht. Wir können angeblich nicht anhalten – ist zu gefährlich. Zwei Kilometer weiter ist es dann nicht mehr gefährlich und wir halten an einer Stelle von wo der Ausblick langweiliger nicht sein könnte. Nach einem weiteren Kilometer halten wir an einer anderen Stelle und machen Kackbilder vom Rwenzori Gebirge. Vielleicht gibt es wirklich Reisende die mehrere Trekking Touren buchen, aber in keinster Weise mit den Verhaltensregeln in NPs und gegenüber den Tieren vertraut sind. Für alle Fälle gibt es daher vor dem Start der Gruppen ein Briefing und selbstverständlich müssen wir uns alle ordnungsgemäß mit allen Personaldaten in das Besucherbuch eintragen. Nun stolpern wir mit zwei anderen Gruppen zu je sechs Personen durch den Regenwald auf der Suche nach unseren nächsten Verwandten. Die sitzen hoch in den Bäumen, warnen sich gegenseitig vor den nahenden Touristen und lachen sich schlapp. Nur kurze Blicke kann man auf einige Chimps erhaschen und auch von den Waldelephanten entdecken wir nur Spuren. Nach drei Stunden kehren wir zurück und in ein neu errichtetes und sehr schönes Restaurant ein. Hier kann man im Freien sitzen und wir sind die einzigen Gäste. Eines hat bei Gruppenreisen Priorität – geregelte Mahlzeiten. Angenehm gesättigt fahren wir weiter zum Bigodi Wetland Reservat, ein Feuchtbiotop, welches trotz aller Bemühungen nicht trockenzulegen war. So machte man aus der Not eine Tugend und aus dem Sumpf eine Reservat, in dem Touristen (an der Nase) herumgeführt werden. Mit einer sehr wortkargen Frau, die hier lebt, umrunden wir dieses Reservat in der Gluthitze des Nachmittags. Die einheimische Begleiterin verströmt dabei derart intensiven Schweißgeruch, dass man nicht hinter ihr gehen möchte. Während der Rückfahrt nach Fort Portal, fängt es wie oft am Nachmittag, zu regnen an. Zum Dinner gibt es Spaghetti, Kartoffeln, Currygemüse, schwarzgebratenes Hähnchengemetzel, zähes Steak und Obst. Während einige Reiseteilnehmer über die Tücken der deutschen Krankenversicherung streiten, schaut unser Guide Ivan etwas ratlos in die Runde. Begriffe wie Krankenversicherung und viele andere Dinge, die wir als Problem betrachten sind in Uganda ein Fremdwort. Bei einer Arbeitslosenquote von nahezu 50 % haben die meisten Menschen sicher andere Probleme, als was bei wem zu wie viel Prozent erstattet wird.
Vier von Sechs versuchen heute Morgen das versäumte Sonnenaufgangsbild nachzuholen. Jedoch kann man einmalige Gelegenheiten nicht nachholen, deshalb heißen sie so und man trauert ihnen nach. Auch dieser Versuch scheitert, da es sehr bewölkt ist. Nicht selten hat dichte Bewölkung Regen zur Folge. Bis zum Frühstück um halb acht ist es so dunkel geworden, dass wir Licht bräuchten, wenn es denn funktionieren würde. Während des Gewitters fahren wir in Richtung Äquator und Ivan meint: „Ich glaube Regenzeit hat begonnen“. Tolle Aussichten! Um die Mittagszeit treffen wir am Äquator ein und es hört auf zu regnen und es wird wieder etwas freundlicher. Als wir am Nachmittag am „Queen Elisabeth NP“ eintreffen, machen wir zuerst eine Pirschfahrt und haben Glück. Löwen aus zehn Metern Entfernung, Elephant,Warzenschwein, Ugandakob, Wasserbock, Oryxantilope, Büffel, Weißkopfseeadler, Rothkehlfrankolin, Marabu, Hammerkopf, Kuhreiher, Glanzstar, Palmengeier, Webervogel und Necktarvogel können auf der fotografischen Abschussliste abgehakt werden. Der „Queen Elisabeth Park“ im Süden Ugandas, liegt am Eduard- und Georg See. Mit über 600 Vogel- und 100 Säugetierarten ist er ein Ort der ein Gefühl für das ursprüngliche Afrika vermitteln kann. Eine traumhafte Lage wählte man für die edle aber preiswerte Mweya-Lodge. Sie liegt auf einem Hochplateau mit Blick auf den Kasingakanal, der die beiden Seen verbindet. Auf dem Gelände der Mweya-Lodge kann man den ganzen Tag Warzenschweine beobachten. Am späten Nachmittag kommt ein Hippo den Berg hoch auf das Gelände der Lodge gestapft. Das ist natürlich die Sensationfür die anwesenden Touris, die sich todesverachtend bis auf wenige Meteran das Hippo heranwagen. Ein kurzes Schnauben, eine ruckartige Bewegung, alle schreien auf und schon ist der Abstand wieder deutlich vergrößert. Aber auch das Hippo hält sich nicht an die empfohlenen Sicherheitsabstände und latscht einen Meter an der Außenterrasse vorbei und entlässt aus dem hinteren Ventil noch einen halben Kubikmeter Hippogülle in die Blumenrabatte sprudeln. Boaahh – was für eine Show!
Kurz nach sechs Uhr torkeln wir mit 35 anderen Touris, die auf Pirschfahren wollen, zum Kurzfrühstück. Der Himmel wirkt düster und ab und zu zucken Blitze in den Wolken. Trotzdem fahren wir in den Park. Alle Tiere haben sich vor dem nahenden Unwetter versteckt und wir sehen außer einer Fleckenhyäne nichts Erwähnenswertes. In einigen Teilen des „Queen Elisabeth Parks“ ist es aufgrund des dichten Buschwerks ohnehin schwierig zu fotografieren. Ich hätte sicher gute Bilder vom Blitze durchzucktem Himmel über dem Kasingakanal machen können, wäre ich in der Lodge geblieben – aber wie war das mit den einmaligen Gelegenheiten?. Stattdessen fahren wir mehr als zwei Stunden über matschige und holprige Pisten durch den Regen und starren in den Busch. Nach dem opulenten zehn Uhr Frühstück, ist Zeit zur freien Verfügung und das Wetter bessert sich. Da in der Lodge keine individuellen Aktivitäten angeboten werden, müssen wir die Zeit mit Postkarten schreiben und Vögel knipsen totschlagen. Der Lunch um halb eins verdient ebenfalls das Prädikat opulent und in dieser Küche hat man die afrikanische Interpretation der Pizza zu Vollendung gebracht. Vollgefuttert und faul werden wir nach dem Mittag die 200 Meter bis zur Anlegestelle bergab herunter gefahren.Von dort schippern wir in einem Blechkahn über den Kasinkanal und machen Millionen von Vogel- und Hippobildern. Da wir alle aufgegessen haben ist uns der Wettergott wohlgesonnen und beschert uns am Abend einen schönen Sonnenuntergang. Nach dem Lunch sitzen wir bei Rotwein noch bis nach zehn zusammen. Bis um sieben Uhr können wir heute ausschlafen bevor wir uns beim Frühstück zum Wettessen treffen. Der Land Cruiser verlässt um kurz nach acht das Gelände der Lodge. Unser Ziel ist der Bwindi NP. Nachdem wir von der asphaltierten Hauptstrasse runter sind, ist die Straße durch den „Queen Elisabeth Park“ Richtung Ishasha sehr schlecht und wird mit jedem Kilometer schlechter. Für einen Toyota Land Cruiser kein Problem. Für einen Toyota Land Cruiser, der irgendwann in den 80´er Jahren das Licht der Welt erblickt hat, der seit langem unter dem Ersatzteilmangel leidet und mit sechs Touristen, Fahrer und allem Gepäck beladen ist, eine Reise zum Schrottplatz. Doch bis dahin kommen wir nicht. Irgendwo hinter Kiseny, ich sagte noch, wir sollten dort Bier holen, gibt es einen Knall und eine weitere Federlage und das Federauge ist ausgebrochen. Um elf Uhr sitzen wir bei 30 ° Celsius auf einer staubigen Schlaglochpiste ohne Schatten, ohne Handyempfang und ohne Bier fest. Da wir keine andere Wahl haben, schleppen wir uns mit Schrittgeschwindigkeit zur Polizeistation am Tor zum Park. Diese Station besteht zwar nur aus Blech- und Lehmhütten, an dem Polizeiauto wird ebenfalls gerade geschraubt, aber es gibt wenigstens Handyempfang und einen schattigen Platz unter einem Baum. So gut wie möglich versuchen wir die Zeit zu verbringen. In der Zwischenzeit ziehen nagelneue Offroader besetzt mit zwei Tourisplus Fahrer an uns vorbei. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sonnen sich auch die beiden neueren Land Cruiser auf dem Gelände des lokalen Büros in Kampala in der Sonne. Während wir unter dem Baum Ameisen und die Zeit totschlagen, fotografiere ich Frösche, Eidechsen und Blechhütten. Eine vernünftige Alternative zu den Touristen – Hochglanz – Afrika – Postkartenmotiven. Nach fünf Stunden kommt dann doch noch ein Auto der lokalen Agentur. Ein baugleicher Toyota Land Cruiser bringt etwas Werkzeug, welches wie Altmetall aussieht. Altmetall in jedem Fall ist die Feder in Einzelteilen die mitgebracht wurde. Der Fahrer stinkt wie ein Wunderbaum und macht sehr aufgesetzt auf guteLaune. Er versichert uns, das Problem sind logischerweise die schlechten Straßen, nicht die schrottreifen, verbastelten und geflickten Uraltkarren von Churchilltours. Wahrscheinlich glaubt er, dass wir das glauben. Nachdem wir den katastrophalen Teil der Straße hinter uns gelassen haben, prügelt der Fahrer mit biszu 70 km/h über die Schlaglochpisten und durch die Ortschaften, dass man glaubt die Karre würde jeden Moment auseinanderbrechen. Um 18:45 Uhr erreichen wir den Parkplatz des „Lake Kitandara Tent Camp“. Die Zelte haben Licht, eine Terrasse, ein Bad mit Badewanne!, eine Dusche und eine Toilette. Auf Grund der Feuchtigkeit riecht es etwas gammelig. Von jedem Ort aus hat man einen schönen Blick auf den Regenwald und ausder abenteuerlichen Küche werden leckere Speisen gezaubert.
Auf den heutigen Tag sind wir schon lange gespannt. UNESCO Weltnaturerbe ist das Prädikat dieses 310 km² großen „Bwindi Impenetrable Nationalparks“, der auf einer Höhe von 1.190 – 2.607 Metern liegt. Nach letzten Schätzungen leben in diesem Hochlandurwald noch etwa 340 Flachland-Gorillas. Im Bwindi-Impenetrable Nationalpark wurde 1999 von Rebellen eine Gruppe ausländischer Touristen entführt und später acht von ihnen ermordet. Die Gorillas sind hier die Hauptdarsteller. Schon um 6:30 Uhr stehen wirauf, frühstücken, nehmen unsere „have to“ Lunchpakete welche in einer Tupperbox fast ein Kilo Lebensmittel enthalten und laufen zur nahe gelegenen NP Station. Dort sehen wir zuerst ein Video über die famosen Schönheiten Ugandas und danach gibt es die obligatorische Einweisung in die Verhaltensweisen im NP. Dann werden die Gruppen eingeteilt. Unsere Gruppe fährt eine Stunde einen steinigen, schmalen und steilen Weg hinauf zu dem Punkt an dem das Trekking starten soll. Optimale Bedingungen. Die Sonne scheint, es regnet nicht. Mit den teuersten Wanderequipment, Lunchpaketen, Wanderstöcken, Regenkleidung, Handschuhen, Mützen, einem Hektoliter Wasser, mehreren Trägern und bewaffneten Parkrangern brechen wir auf. Die Guppe ist wohl gerüstet für einen mehrtägigen Marsch durch den Dschungel. Mit Sicherheit könnten auch kleinere Operationen durchgeführt, oder Opfer eines Flugzeugabsturzes gerettet werden. Unter Aufbietung aller Kräfte bahnen uns die Führer einen Weg durch das Unterholz und dank ihrer Erfahrungen werden wir uns sicher auch nicht verirren. Es geht in einem Tempo vorran, dass es uns erlaubt hätte einen Rollstuhlfahrer mitzunehmen. Zehn Minuten nachdem wir aufgebrochen sind erreichen wir das Ziel. Einige Gorillas langweilen sich im Unterholz oder schlafen. Die Anderen der Gruppe Habinyanya mit insgesamt 22 Mitgliedern verstecken sich wirkungsvoll und kümmern sich nicht um gute Bilder. Nur zwei Babys spielen etwas miteinander, doch es fällt so wenig Licht durch die Baumkronen, dass ein Fotografieren unmöglich ist. Die Guides achten genau darauf, dass wir nach einer Stunde die Gruppe wieder verlassen. Bereits um 12:30 Uhr sind wir wieder im Zeltcamp. Was tun in diesem Straßendorf das nur auf Gorillatourismus ausgerichtetist. Es gibt keine individuellen Alternativangebote. Also Andenken runterhandeln, Bier saufen und auf eigene Faust in der prallen Sonne nach Kanunga laufen und Kinder beschenken. Als wir am Abend zurück kommen ist Ivan mit unserem Toyota eingetroffen. Er erzählt uns, dass der Schaden nur notdürftig repariert werden konnte,da er weder Ersatzteile noch eine entsprechend ausgerüstete Werkstatt auftreiben konnte. Jedoch war der selbsternannte Oberingeneur von Kihihi sehr zuversichtlich, dass wir mit viel Glück Ruanda erreichen oder vielleicht auch nicht. Weitere Ersatzteile sowie der noch fehlende Koffer sollen von den aufopferungsvollen und engagierten Mitarbeitern von Churchilltours zu unserer Lodge in Ruanda nachgesendet werden. Nach dem Dinner sitzen wir noch lange zusammen und meine Reiseaufzeichnungen werden vorgelesen. (hier die jugendfreie Version)
Das Frühstück besteht aus angekohltem Toast und vorkompostiertem Annanas, Butter und Saft der nach einer Minute ausflockt – unten Fruchtextrakt oben Zuckerwasser – lecker! Aus dem löslichen Kaffee und viel Zucker lässt sich ein einigermaßen kalorienhaltiges Frühstück zusammenrühren. Nachdemwir unsere überdimensionalen Masken, die wir gestern hier kauften, auf das Dach gebunden haben, starten wir in Richtung Ruanda. Nach 39 Kilometern über eine Straße die in Deutschland nicht das Prädikat Feldweg bekommen würde, stellt sich ein was eigentlich immer klar war. Die Feder beginnt sich wieder in ihre Bestandteile aufzulösen. Diesmal im Dschungel und mit Handyempfang. Man kann oder will uns nicht helfen und Ivan setzt alles auf einen Karte und fährt sehr langsam weiter. Die schöne Landschaft des Bwindi NP und des Gebietes des Forrest Elephant Reserve genießend schleichen wir bangend dahin. Jedes Schlagloch kann das Ende sein. Wie durch ein Wunder erreichen wir den Stadtrand von Kisoro. Niveaugleich kreuzen wir die Start- und Landebahn des Flughafens, fahren vorbei amehemaligen Flüchtlingslager der Kongolesen, auf dem noch ein UNICEF Zeltsteht und erreichen mit knurrenden Magen das Travellers Rest Hotel. Hier finden wir Asyl und eine sprudelnde Bierquelle. Kisoro ist ein quirliges Städtchen voller Leben und Abgase. Im Krieg wurden viele Häuser zerstört, doch dank des Fleißes der Ugandaer stehen die meisten in Beton gegossen wieder da. Auch der Gorillatourismus ist wiedererstarkt und man sieht immer wieder Mzungus auf der Durchreise in der Stadt und im Travellers Rest. Leider wurden allein in der Saison 2007 im Grenzgebiet zu Ruanda zehn Gorillas von Rebellen abgeschossen. Dies macht die Tiere sehr scheu und die Wahrscheinlichkeit einer Sichtung sinkt. Einige der rebellierenden Stämme wollen an den Einnahmen durch den Tourismus beteiligt werden. Um Druck auszuüben und vollendete Tatsachen zu schaffen werden Gorillas abgeschossen- frei nach dem Motto: Bekomme ich es nicht, sollst du es auch nicht haben! Keine Ahnung wer wie was und warum – Fakt ist, dass die Stammesfehden in diesem Gebiet unter der Oberfläche weitergehen und die Gorillas nur abgeschossen werden, um dem Saat Ruanda, Uganda und Kongo zu schaden. Die Touristen sollen verschwinden, da die Rebellen an den Einnahmen nicht beteiligt werden. Der Schritt wieder Touristen zu entführen und zu töten ist kein Großer. Es gibt 53 Stämme in diesem Gebiet die man sicher nicht alle unter einen Hut bekommt. China sendet Waffen an die Staaten, die USA an die Rebellen- der kalte Krieg geht weiter. Nach unserem Rundgang durch Kisoro müssen wir noch eine weitere Stunde auf Ivan, der mit unserem Auto zur Werkstatt gefahren ist, warten. Frisch zusammengeschweißt geht es weiter zur Grenzstation Cyanika die nur durch die abgeschlossenen Schlagbäume als solche zu erkennen ist. Die Formalitäten für sieben Personen dauern nur eine halbe Stunde. Mit der afrikanischen Gründlichkeit, die hier an den Tag gelegt wird, wäre es sicher kein Problem täglich hundert Leute unkontrolliert über die Grenze zu bringen. Ein bisschen geschäftig umherlaufen und schon glauben alle man würde gerade die Grenzformalitäten erledigen. Kontrollieren tut dies dann niemand mehr. Hinter dem Schlagbaum eine andere Welt. Siedlungen überall, Bananenfelder soweit das Auge reicht. Dazwischen Felder zum Anbau anderer Früchte und Nahrungsmittel. Die Straßenränder voller Menschen, Fahrräder und Matatus. Der Hang des Vulkanes Sabinyo ist ebenfalls zur Hälfte bereits besiedelt. Ein auffällig glattes und neues Asphaltband mit Fahrbahnmarkierung zieht sich durch das Land. Der jetzige Präsident Paul Kagame hat den Bau dieser Straße, der durch die STRABAG realisiert wird, initiiert und verkündet: „Die Straße ist für das Volk, ich habe sie für euch gebaut.“ Dies nahmen die Menschen so wörtlich, dass kaum ein Verkehr mehr möglich war. Inzwischen haben die meisten gelernt, dass Autos stärker sind, Vorsicht ist jedoch immer noch geboten. Um 18:30 Uhr treffen wir im Mountain Gorila Nest Camp ein. Hier hat man inmitten der zersiedelten und übervölkerten Landschaft ein Golfresort aus dem Boden gestampft, in dem man die Realitäten dieses Landes bestens ausblenden kann. Auch tummeln sich hier viele Inder, die auch in Ruanda die Versklavung der Menschen auf den Plantagen vorantreiben. Für die 155 Kilometer die wir heute zurückgelegt haben, benötigten wir 10 Stunden 15 Minuten. Dass entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,12Km/h. Das wäre auch mit dem Fahrrad machbar gewesen. Der Koffer ist da!!! Das wir den heutigen Tag so erleben können verdanken wir wohl in erster Linie Dian Fossey. Sie war tief beeindruckt von dieser Landschaft aus immergrünen Bambuswäldern, Grasland, Sumpf- und Heideflächen, vor dem Hintergrund der erloschenen Vulkane. Fossey lebte und forschte hier einige Jahre. Diese Landschaft im Nordwesten Ruandas ist heute der „Parce Nationaldes Volcans Ruanda“. Taucht man in die geheimnisvolle Intimität des Regewaldes ein, wird man begleitet vom Gesang der vielfarbigen Vögel und den Rufen der Goldaffen. Doch bei aller Artenvielfalt – eine Gattung stielt allen die Show – die Berggorillas.
Der Tag beginnt wie ein ganz normaler Urlaubstag. Wir sind um 5:30 Uhr aufgestanden und verkosten um sechs Uhr das Frühstück. Die Vorzüge einer Nobelherberge liegen unter anderem auch darin, dass die Buffets immer eine reichhaltige Auswahl an Essbarem bereit hält. Frisch gestärkt verlassen wir das Ressort und müssen auf dem Parkplatz auch nicht lange nach unserem Toyota suchen. Wir gehen einfach zu der gammeligsten Karre und liegen immer richtig. Nach einer kurzen Fahrt zur Verwaltung des „Vulkan Nationalparks“, wo wir uns zunächst wieder anmelden müssen, geht dann alles seinen langwierigen Gang. Video kucken, Kaffee trinken und zuschauen, wie sich der Platz langsam mit Abenteuer- und wanderlustigen Touristen füllt. Einige sehen aus als wollten sie den Everest bezwingen andere sind in weißer Hose gekommen. Schätzungsweise 45 Touris stehen nun auf dem Gelände herum. Da zunächstdie Fahrer ihre Einweisung bekommen ist es bis zur Aufteilung der Gruppen noch etwas Zeit und es beginnt langweilig zu werden. Als letzter kommt eine Mischung aus King Kong und Jabba mit seiner Freundin auf den Platz geschlendert. Seine Begleiterin sieht aus, als hätte er sich schon dreimal versehentlich auf ihr Gesicht gesetzt. Dieser rastergelockte zwei Meter große schwarze Koloss wiegt mindestens 200 Kilogramm und ich frage mich still:“Wer soll diese gigantische Ansammlung von Fettzellen auf den Berg wuchten?“ Da er aber nur hellbraune Wildlederhalbschuhe, eine beigefarbene Hose sowie ein Shirt in der gleichen unpassenden Farbe trägt, die ihn noch gigantischer wirken lässt, ist nicht davon auszugehen, dass er am Trekking teilnimmt. Endlich werden die Gruppen aufgeteilt. Unsere Gruppe geht zu einer Gorillafamilie bei der einem der Männchen der Arm von einem LKW abgetrennt wurde und bei der eine weite Anfahrt über einen schlechte Straße nötig ist. Die Ruandis geben den Fahrern aus Uganda immer die schlechtesten Touren. Zu allem Überfluss werden Jabba und seine Freundin oder was immer das sein soll, unserer Gruppe zugeteilt. Düstere Aussichten für unsere Gruppe. Jabba und seine Freundin haben weder Trekkingsachen, feste Schuhe, Wasser, oder was absolut naheliegend wäre, Nahrungsmittel dabei. Als wir losfahren, zündet sich Jabba in seinem Auto, logischerweise braucht er ein eigenes, erst mal eine Zigarette an. Klar mache ich ja auch ab und zu und verstehen kann man es auch denn Rauchen macht ja bekanntlich schlank. Als Trekkingvorbereitung jedoch halte ich es für nicht sehr geeignet. Nach kurzer Fahrt endet das von STRABAG gezogene Asphaltband und es beginnt etwas, für das es noch keine Verbalextreme gibt. Zwischen den kargen Hütten und Feldern liegt auf zwei Meter Breite ein Geröllband aus fest gefahrenem Lavagestein. Die Brocken unterschiedlicher Größe sind entweder spitz oder messerscharf, an manchen Stellen jedoch fehlen sie und sind durch knietiefen rotbraunen Schlamm ersetzt. Das die Steine ihre Aufgabe Reifen zu killen erfüllt haben, erfahren wir erst bei unserer Rückkehr. Es schaukelt nach links, es schaukelt nach rechts, rauf und runter, wir setzen auf und fahren uns fast fest. Das alles geschieht in einer Geschwindigkeit, die ein Nebenherlaufen mühelosmöglich macht. So werden wir auch die gesamte 40 minütige Fahrt von Kindern begleitet, die überall von den Grundstücken angelaufem kommen. Kinder, überall Kinder. Sie schreien Bottoro, give money, give pen oder give sweet.
Angekommen am Ausgangspunkt starten wir mit Trägern, bewaffneten Soldaten sowie den Rangern. Zunächst geht der Marsch über einen Feldweg bis zum Anstieg des Vulkankegels. Nach höchstens 800 Metern, am Waldrand stoppen wir für eine weitere Einweisung. „Everybody OK?“ Klar sind alle OK, war ja noch nix! Außer auf Jabba und seine pizzagesichtige Begleitung müssen wir fünf Minuten warten, bis er schweißüberströmt angestampft kommt. Dann geht es entspannt durch einen Bambushain. Der Weg wird aber schnell anspruchsvoller und der Bambuswald immer dichter. Da es in der vergangenen Nacht ausgiebig geregnet hat, ist der Weg sehr schlammig. Nein, schlammig beschreibt es nicht wirklich. Der Weg ist eine knapp einen Meter breite und mehr als knöcheltiefe ausgetretene Rinne, angefüllt mit einem Brei aus Büffelkacke und Waldboden. Immer steilergeht es bergan, in einem schmalen Tunnel, den die Guides in den Bambuswaldgeschlagen haben. Die feuchte Schwüle und die Höhe von bis zu 2.750 Metern trennt die Spreu vom Weizen aber auch die über fünfzigjährigen schlagen sich tapfer. Fast überflüssig zu erwähnen, dass es Jabba nicht schafft. Alle hundert Meter müssen wir auf ihn fast dreißig Minuten warten. Unter seinem inzwischen schweißgetränkten Shirt versucht sein Herz die drei Kubikmeter Fett mit Sauerstoff zu versorgen, wobei sein gesamter Leib beängstigend pumpt, so dass man glaubt er bekommt jeden Moment einen Infarkt. Das ständige Warten nervt und selbst die geduldigsten aus unserer Gruppe werden zunehmen militanter. Nach dem dritten Zwangshalt beugen sich die Guides dem Gruppendruck und wir lassen den wabernden Koloss zurück. Nun geht es zügiger weiter durch den schmatzenden Brei und bei jedem Schritt saugen sich die Schuhe fest und lösen sich dann mit geräuschvollem Schmatzen. Schuhe und Hosen verschmelzen scheinbar unter der anhaftenden braunen Pampe. Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir eine Lichtung auf dem Berggrat. Dort hinten in einem Busch guckt der erste Gorilla aus dem Blattwerk. Die Guides gehen vor und wir müssen zunächst zurückbleiben obwohl wir vor Aufregung fast platzen. Dann gehen auch wir los und ein letztes Mal durch einen grünen Tunnel bevor auch wir sprachlos auf einer kleinen Lichtung stehen. In einer, nein in keiner Entfernung! Wir stehen mitten in der Gruppe einer Gorillafamilie. Es scheint, als würden sie uns nicht wahrnehmen. Sie groomen, sie kämpfen, sie chillen, die Babys klettern herum, andere klettern auf Bäume und stürzen herunter und nicht selten schrumpft die Entfernung zu uns auf einen Meter – als wären wir gar nicht da. 75 Minuten die man niemals vergessen kann. Kurz bevor die Zeit um ist, kommt Jabbas Frauchen angeschnauft und versucht jemanden zu finden der ihre 20 € Kamera bedienen kann. Dann das Unfassbare – Jabba betritt die Bühne! Irgendwie haben es die Träger geschafft ihn den Berg hochzuziehen, wobei er aber mindestens einmal nach hinten in den Brei gefallen sein muss, so wie er aussieht. Als der tiefschwarze rastagelockte Jabba aus dem Busch tritt, ergreifen zuerst die Gorillamütter ihre Kleinen und suchen Deckung hinter Büschen. Die gesamte Gorillafamilie, die bisher fotogen in der Sonne döste beginnt sich aufzulösen. Wir sind bereits fast fünfzehn Minuten über der Zeit und müssen los. Unfassbar auch, dass sich nun Jabbas kroatisches Dummchen ereifert und meint ihnen würden jetzt ebenfalls sechzig Minuten bei den Gorillas zustehen. Doch welchen Sinn sollte der Aufenthalt jetzt noch haben, wo die Gorillas im Angesicht des Grauens das Weite suchen. Der Abstieg ist leicht. Die Vorsicht sich beim Aufstieg möglichst wenig einzusauen ist der Erkenntnis gewichen, das diese Mühe ganz und gar vergebens ist. Wir sehen nun aus wie die Schweine und dreckig sind wir außerdem. Inzwischen ist es sehr warm geworden und wir sind erstaunt wie die Zeit vergangen ist. Seit dem Start unseres Fußmarsches sind bereits fünf Stunden vergangen. Inzwischen hat Ivan wieder mal einen Reifen gewechselt und es beginnt wieder die spannende Fahrt in Schrittgeschwindigkeit über die Steine die nur auf eine Gelegenheit warten unsere Reifen aufzuschlitzen und durch die Schlaglöcher für die unser Auto eine leichte Beute ist. Ich renne immer wieder mal ein Stück vor um Fotos zu machen. Ein Musiru Mzungu in Dschungelkriegerbemalung und Kamera – da laufen selbst die Kinder verängstigt in die Deckung. Welches Glück wir hatten zeigt sich bei unserem Eintreffen in der Lodge, als es zu regnen beginnt. Ich hole Zigaretten und besichtige noch zwei der typischen Straßengeschäfte. In der Zwischenzeit sind zehn Träger mit einer Trage damit beschäftigt den Kadaver aus Burundi den Berg herunterzuwuchten. Nun geht alles seinen gewohnten Gang. Caroline duscht, ich bade, die fränkische Fraktion holt Hektoliter Bier und erzählt an jeder Ecke Geschichten, wir packen und warten an der Bar auf das Dinner. Es regnet wie aus Kübeln.
Es regnet immer noch als ein fehlgeleiteter Wake up call in Person eines stark pigmentierten Angestellten uns um 5:40 Uhr aus dem Bett holt. Um sechs Uhr werden pünktlich die gereinigten Schuhe und Hosen geliefert. Nach dem Frühstück werden die Koffer und Taschen in den Toyota gepresst und alle falten sich in ihre Sitze. Schnell besuche ich noch einmal die Keramikausstellung, die anderen sollen ja nicht warten. Als ich wieder herauskomme, sind alle wieder ausgestiegen und laden dass Gepäck aus. Die gestrige Fahrt hat wieder einer der Reifen mit seinem Leben bezahlt. Nach fünfzehn Minuten laden wir wieder ein und fahren los. Der graue Himmel hängt tief und wir fahren durch den Regen wieder zurück über die Grenze nach Kisoro in Uganda. Dort kehren wir wieder in das Travellers Rest Hotel ein und kurbeln gewaltigdas Geschäft an, da Ivan ein weiteres Mal versuchen will in der hiesigen „Werkstatt“ das Auto für die nächsten 50 Kilometer fit zu machen. Langeweile lässt einige von uns in einen Kaufrausch fallen und ich versuche immermal wieder einige Eindrücke mit der Kamera einzufangen. Nach dreieinhalb Stunden kommt Ivan mit der zusammengefrickelten Karre zurück und ist ganz stolz auf das handwerkliche Meisterstück. Auf zur nächste Etappe. Wieder vorbei am verlassenem Flüchtlingscamp,quer über den Flughafen verlassen wir Kisoro. Auf der rotbraunen unbefestigten Hauptstraße quälen wir uns wieder die Berge hoch. Mit uns sind in beiden Richtungen auch viele LKW unterwegs aber nicht alle fahren. Einer hat einen Achsbruch, ein anderer eine Reifenpanne. Ein dritter ist von der Straße abgekommen und lehnt nun im Straßengraben an der Felswand. Wir schlängeln uns überall vorbei kommen aber nicht weit. Einer der Hinterreifen ist nach 20 Jahren und 10 Runderneuerungen aufgerissen. Mangelhaftes Werkzeug macht den Reifenwechsel zu einer Tortur aber nach einer halben Stunde ist es geschafft. Eingekeilt zwischen Koffern, Rucksäcken und dem Pappkarton mit unserer 135 € Maske aus dem Kongo, jagt Ivan den Toyota über die Piste und endlich erreichen wir auch wieder einmal eine Asphaltstraße. Wir durchfahren viele Ortschaften und auch Kabale. 1907 bereiste Winston Churchill das Gebiet des heutigen Uganda. Seine Reiseimpressionen schilderte er im „My AfricanJourney“. Auf Grund seiner schwärmerischen Schilderungen bürgerte sich der Name „Perle Afrikas“ ein. Ich bezweifle, dass seine Schilderungen nach einer Reise durch das heutige Uganda ähnlich schwärmerisch ausfallen würden. Die ständigen Pannen fordern nun ihren Preis. Das geplante Ziel den Mburu NP mit dem „Mantana Luxury Tent Camp“ erreichen wir nicht. Stattdessen rasen wir nach Mbarara und übernachten im „Rwizi Arch Hotel“. Die Speisekarte ist wie immer reichhaltig doch nur wenige Gerichte sind wirklich verfügbar. Was soll´s, wir sind in Afrika, Whiskey kostet 2 € und Coca Cola nur Einen!
Nach einer Nacht in einem Kakerlaken verseuchten Zimmer, nicht größerals ein Handtuch, ohne viel Schlaf trotten wir Viertel nach Sechs zum Frühstück. Das es seit dem Höhepunkt beim Gorilla Trekking nur noch bergab geht war klar und so ist auch hier das Frühstück der Kochkunst Tiefpunkt. Gut, ich gebe zu, Frühstück bedeutet mir was und ich messe hier durchaus mal mit europäischen Maßstäben. Doch nach zwei Wochen hängen sicher auch dem geneigten Leser die immer gleichen Cerealien zum Hals raus. Auf dem Parkplatz wechselt Ivan schon wieder einen Reifen. Vor dem Hotel sieht es wie auf einer Müllkippe und ein Marabu pickt Essbares aus dem Abfall. Zunächst fahren wir zum Lake Mburu NP. Bis in die 50´erJahre gab es hier Jagttourismus, unter dessen prominenten Teilnehmern unter anderem auch Ernest Hemingway zu finden war. Die letzten Elephanten wurden aber erst im Bürgerkrieg abgeknallt und die letzten beiden Löwen von Viehzüchtern vergiftet. Leider sind die Tiere daher in diesem Park immer noch sehr scheu. Im Jahr 2000 wurde der Park auf Grund des Siedlungsdrucks um 30 Quadratkilometer verkleinert und ist heute der kleinste Nationalpark Ugandas. Leoparden bekommt man nur sehr selten zu sehen. Impalas, Warzenschweine, Wasserböcke, Meerkatzen und Adler sind ein gängiger Anblick. Auf der nächsten Etappe nach Jinja prügeln wir 150 Kilometer bis zum Äquator. Hier ist ein Touristen Hot Spot mit Andenkenläden und Restaurants. Auch wir legen hier einen längere Pause ein und nehmen einen Snack und es scheint ich bin der einzige, der es hier ätzend findet. Auf der nächsten Etappe über Kampala nach Jinja wird es wieder spannend denn unser Getriebe beginnt kaputt zu gehen. Die Tatsache, dass sich seit heute die Hintertür von innen nicht mehr öffnen lässt und das die Lenkung immer mehr Spiel bekommt gerät dabei zur Nebensache. Wir sind gezwungen in Kampala der Werkstatt einen Besuch abzustatten. Die können nichts machen außer Öl nachfüllen aber angeblich hält das Getriebebis zum Ende der Tour. Eine halbe Stunde hängen wir an dem wohl schrecklichsten Ort in Kampala rum, an dem es keinen Schatten, dafür aber Schrott und Müll gibt. Zur Abwechslung gibt es mal einen Verkehrsunfall zu bestaunen, war ja auch mal Zeit bei der Art wie hier gefahren wird. Um 18:00 Uhr erreichen wir das King Fisher Resort bei Jinja mit Blick auf den Victoriasee. Der Name King Fisher Resort hat durchaus seine Berechtigung. In dem brackigen Poolwasser kann man eines der hundert schreienden Kinder fischen und die Hütten werden dem Standard der Behausung eines einfachen Fischers durchaus gerecht. Heute Morgen genieße ich den Sonnenaufgang am Nil der jedoch wegen starkerBewölkung fototechnisch eher enttäuschend ausfällt. Nach dem ebenfalls enttäuschenden Frühstück soll es heute bereits um halb Elf eine Bootsfahrtauf dem Nil für uns geben. Das ist mir dann doch zu blöd und ich laufe die gut vier Kilometer die Gleise entlang, über die Nilbrücke, bis zum Bahnhof nach Jinja. Dort sonnen sich drei blaue Henschel – Dieselloks in der Sonne und es gelingt mir mit etwas smalltalk die zwei Sicherheitsdamen milde zu stimmen und sie erlauben mir von der rangierenden Lok ein Foto zu machen. Wenig später kommen zwei bewaffnete Polizisten und finden das nicht so toll und ich verweise auf die Mädels. Die Verwirrung kann ich nutzen und entwische Richtung Bahnhofsgebäude. Das schmucklose und heruntergekommene Gebäudeensemble läd nicht zum Verweilen ein und ich winke mir ein Mopedtaxi. Down Town, Clive- Ecke Mainstreet springe ich ab und laufe durch die Stadt. Jinja ist die zweit größte Stadt Ugandas, doch Städte sind wie Dörfer nur größer. Häuser mit mehr als einem Stockwerk sind außer in Kampala die Ausnahme. Uringestank mischt sich mit Autoabgasen. Die Gehwegplatten, so vorhanden, liegen wahllos herum und das Chaos auf den Straßen wird gesäumt von Geschäften, bei denen man sich fragt, wie die Menschen von dem leben können, was sie dort verkaufen. Die im Reiseführer gelobten historischen Gebäude zeigen sich in Form weniger heruntergekommener Fassaden. Blicke in die Seitengassen erinnern an das zerbombte Nachkriegsdeutschland und die Konstruktion und Ausführung der wenigen Neubauten lässt einen instinktiv die Strassenseite wechseln. Häufiger sind mit Wellblech umrahmte Bauruinen. Der Höhepunkt des heutigen Tages soll der Besuch der Bujagali Falls sein,die seit dem Bau des Staudammes keine Wasserfälle mehr sind sondern nur Stromschnellen. Der vermüllte Ort läd nicht lange zum Verweilen ein und so fahren wir nach einem Bierstopp in der dortigen Bar wieder zurück nach Jinja, um den dortigen Markt genauer in Augenschein zu nehmen. Nicht nur Obst, Gemüse, Gewürze und handgemachte Kleidung sondern auch alles was die chinesische und indische Wirtschaft an Wertlosen zu bieten hat, kann man hier kaufen. Die Gänge sind sehr eng und die Stände aus alten Holzbalken, Folie, Pappe und verrosteten Wellblech zusammengenagelt. Was ist für Touristen das Faszinierende daran? Würde es einen solchen Markt in ihrem Heimatort geben, würden zumindest einige der Touristen, die hier kaufen und staunen, die Nase rümpfen und zu den ersten gehören, die ein Verbot eines solchen Marktes unterstützen würden. Wir versuchen in Jinja ein attraktives Restaurant zu finden, doch alles ist voller Mzungus die wir erst verscheuchen müssen, bevor wir einen schönen Platz mit Blick auf das Straßenleben bekommen. Im „Source of Live“ ander Clive Road chillen wir über eine Stunde, bevor wir wieder zurück inden Touristenknast gefahren werden. Dort sitzen wir am Ufer des Victoriasees bevor wir beim Abendessen die Katzen füttern.
Sonnenaufgang am Victoriasee. Heute wie im Bildband. Ein letztes Frühstück- auch qualitativ. Koffer verladen, Andenken auf das Dach binden, reinfalten und losfahren. Wir haben eine Programmänderung herbeigeführt und besuchen statt dem langweiligen Nationalmuseum den Mbaira Forest NP wo wir nocheinmal einen zwei Stunden Marsch durch den Regenwald machen. Das Highlight jedoch ist die mitten im Regenwald gelegene und erst im Oktober 2007 eröffnete „Rain Forest Lodge“. Diese architektonisch anspruchsvolle und erstklassige Lodge bietet neben erstklassigem Essen neun Häuser mit mehreren Zimmern die alle Ausblick auf den Regenwald haben, eine Sauna und einen Pool in dem ich allein umgeben von Baumriesen schwimmen konnte. Uns ist natürlich allen am Schutz desRegenwaldes gelegen und einige verabscheuen Dekadenz, aber dieses Erlebnis hatte schon was Besonderes. Bis 15:00 Uhr genießen wir dort den letzten Tag bevor wir mit dem gewaschenen aber noch immer schrottreifen Toyota nach Entebbe aufbrechen. Die Durchfahrt von Kampala benötigt eine Stunde. Überall ist Stau und es stinkt, dass einem die Luft wegbleibt. Jetzt lernen wir die strengen europäischen Abgasnormen wirklich zu schätzen. Überall über der Stadt kreisen Schwärme von Marabus die sich über die Tonnen von Müll einer Großstadt freuen. Dreckig und verschwitzt wie wir sind, kehren wir in Entebbe im „The Windsor Lake Victoria Hotel“, dem wohl vornehmsten Laden des Landes, zum Dinner ein. Für Unsummen essen wir dort und lassen die Reise Revue passieren. Um Missverständnissen vorzubeugen: Uganda ist ein reizvolles und überaus interessantes Reiseziel, welches einen zweiten Besuch lohnt. Wir sind von jedem freundlich empfangen worden. Ivan spricht ein sehr gutes Deutsch, hat jedes Problem gelöst, hat nicht nur gute Verbindungen sondern ist darüber hinaus sehr engagiert und erfahren. Einzig die Risikobereitschaft und Gleichgültigkeit von Churchilltours die mit nicht verkehrssicheren und schrottreifen Fahrzeugen operieren um ihren Gewinn zu maximieren, ist zu bemängeln.
UNGLÜCKLICH
Bei einem Busunglück im Südwesten Ugandas sind möglicherweise bis zu 50 Menschen verbrannt. Nach Berichten lokaler Radiosender überschlug sich der Bus am Donnerstagabend und ging in Flammen auf. Dutzende Passagiere seinen mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser gebracht worden. Der Unfall habe sich 130 Kilometer entfernt von Kampala ereignet. Der Bus sei vermutlich viel zu schnell unterwegs gewesen und war dabei , einen
Lastwagen zu überholen.
Berliner Morgenpost, Freitag 28.03.2008
DIE AUTOBATTERIE – (Eine Geschichte die ich mir nicht ausgedacht habe)
In Kisoro hat es sich zugetragen, das jemand einem eine Autobatterie gestohlen hat. Doch wie es der Zufall manchmal will, hat der Bestohlene sehr schnell erfahren wer der Dieb war. Er ging zu ihm und verlangte seine Batterie zurück. Doch der Ertappte wollte sie nicht so einfach wieder hergeben. Nach längerem lautstarken Hin und Her gelang es dem Eigentümer der Batterie sie wieder an sich zu bringen.
Nun stand der Entlarvte ohne Batterie und ohne Gesicht da und rief dem Eigentümer hinterher: „Wenn Du die Batterie mitnimmst, töte ich dich“. Unbeeindruckt ging er mit seiner Batterie wieder nach Hause. Zwei Tage später fand ihn seine Frau hinter dem Haus.Der Kopf wurde mit einer Machete vom Rumpf getrennt, was dann wohl todesursächlich war. Diese Ungerechtigkeit musste von der Familie gerächt werden. Die Morddrohung machte es auch überflüssig lange nach dem Täter suchen zu müssen. Zwei Männer der Familie des Getöteten zogen zum Haus des vermeintlichen Mörders. Der Rachefeldzug war nur schlecht vorbereitet und sie verfügten nur über ein sehr altes und stumpfes Beil. Das Eintreffen der beiden, über dessen Absichten wenig Zweifel bestehen konnte, wurde von den Nachbarn beobachtet, die jemand los schickten, die Polizei zu holen. Alles ging nicht so leicht wie gedacht und als die Polizei eintraf, waren die beiden immer noch im Haus damit beschäftigt, ihrem Opfer den Kopf vom Rumpf mit dem stumpfen Beil abzuhacken. Als die Polizei das Haus betrat und die Sauerei erblickte, meinten sie mit einen Klang von Langeweile und Enttäuschung: „Was sollen wir hier, der ist ja schon tot! Da können wir jetzt auch nichts mehr machen. Jetzt könnt ihr das hier auch zu Ende bringen“. Dann fuhren sie wieder zur Polizeistation zurück.
Gut wenn man bei der Polizei Freunde hat.
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