NORDCHINA 2004 – FROZEN STEAM

China Railway Winter

2. November 2023 joerg

China Nordchina Winter Industrie Kohle Jalai Nur Dampflokomotive JingpengWas für ein Dreck! Nordchina scheint nur aus Brauntönen und Schwarz zu bestehen. Nur wenn der Winter dann einmal gnädig ist und alles mit einer dünnen Schneeschicht überzieht, dann ist die Landschaft für einige Stunden mal etwas reizvoller anzusehen.  Von dem Moment an jedoch, wo die Schneekristalle den Boden berührt haben, beginnt der Fallout aus Fabriken, Kraftwerken und die Abgase der Millionen Fahrzeuge den Schnee mit einer schwarzen Schicht zu überziehen.

What a mud! North China seems to consist only of color shades of brown and black. Only if the winter is gracious and everything covered with a thin layer of snow, the landscape, for a few hours, is somewhat a little bit prettier. From the moment where the snow crystals have touched the ground, the fallout from factories, power plants and exhausts of millions of vehicles begins to coat the snow with a black layer.

Warum  fährt man dann dorthin? Weil es das letzte Land der Welt ist, in dem Dampflokomotiven in nennenswerter Stückzahl noch im täglichen harten Betriebseinsatz zu sehen sind. Zugegeben es sind wohl weltweit nicht mehr als tausend Menschen, die dort das  befremdliche Hobby pflegen, diese Lokomotiven zu fotografieren.

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Jingpeng Pass Sumit

Why the hell would you go there?  Because it is the last country in the world where you can see a significant quantity of steam locomotives still used in heavy day-to-day operations. For sure, there are probably not more than a thousand people in the world who travel to China and pursue the strange hobby of photographing these locomotives.

Der weite Weg zum Kohletagebau nach Jalai Nur hat sich gelohnt. Nahe der Grenze zur Mongolei erstreckt sich auf einer Fläche von 16 sqkm der größte Steinkohletagebau der Welt. Als sicher größter Arbeitgeber in der Gegend beschäftigt der Tagebau 20.000 Menschen! Während im Sommer wenn Kohle abgebaut wird, bis zu 40 Lokomotiven der Klasse SY eingesetzt werden sind es im Winter nur 17 Lokomotiven. Doch bei Temperaturen um die -30 ° C ist die Szenerie unbeschreiblich.

The long journey to the coal mine at Jalai Nur has paid off. Close to the border to Mongolia extends an area of 16 sqkm, the largest open-pit mining operation in the world. As the largest employer in the area, the company employs 20,000 people! During the summer, when coal is mined, the company uses as many as 40 steam locomotives of the SY class. Only 17 steam locomotives are in action during the winter. Cold clear skies and temperatures around -30 ° degrees Celsius make the scenery indescribable.

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Depot Daban

Zungheer
Den Bus oder den Zug? Ich muss nicht lange überlegen und klettere auf den Führerstand. Mit Pfiffen verständigen sich die Personale der beiden Lokomotiven und stampfend setzen sich 2500 Tonnen in Bewegung.
Die Steigung ist schwer und die Gleise sind überfroren. Nur mühsam klettert die Tachometernadel über 40 km/h, während die Auspuffschläge die Stille des Abends zerreißen. Das Kesselmanometer hat die 9 Atmosphären Marke unterschritten. Unablässig öffnet sich die Feuertür, taucht den Führerstand in höllisches Rot und die beiden Heizer füttern den hungrigen Schlund mit Kohle.
Die Lokomotiven arbeiten an der Reibungsgrenze. Immer wieder beginnen die Räder zu schleudern. In dem Tunnel, der nicht zu enden scheint, legt sich feuchter Abdampf auf  die Armaturen und Handräder. Qualm legt sich auf die Zunge und brennt in den Augen. Endlich entlässt der Tunnelmund die beiden Lokomotiven und den Zug in die Weite. Die beiden Lokomotiven scheinen gegen die letzte Steigung anzuschreien. Hellgrau zeichnet sich der Dampf  vor der  Dunkelheit ab und  schreibt eine endlose Dampffahne in den nachtblauen Himmel. Glühende Funken regnen wie Sterne vom Himmel. Der Zug wird immer schneller, der Scheitelpunkt ist überschritten, der Tachometer zeigt 65 km/h. Mit einem Ruck wird die Lokomotive in die letzte Kurve gezwungen, hinter der die Lichter der Stadt auftauchen.

China Nordchina Winter Industrie Kohle Jalai Nur Dampflokomotive JingpengTravel by bus or train? I do not have to think long about this and I climb up into the cab of the steam engine. The staff uses whistles to communicate between the locos that are pulling the heavy train. With powerful stomping, slowly, the two locomotives set the 2,500 ton train in motion. The slope is steep and the tracks are frozen. Laboriously, the speedometer needle climbs above 40 km / h as the exhaust strokes transcend the silence of the evening. The Kesselmanometer falls below the 9 atmosphere limit. Incessantly, the fire hole door opens and bathes the cab in hellish red light. The two heater men feed the hungry maw with coal.
The locomotives are working on the friction limit. Again and again, the wheels begin to overrunning again and again. In the tunnel, which does not seem to end, moist exhaust steam hangs on the taps and hand wheels. Smoke settles on the tongue and burns the eyes. Finally the tunnel mouth comes into sight and expels the two locomotives and the train into the vastness. The two locomotives seem to shout against the final climb. Light gray is distinguished from the steam of the dark and writes an endless steam plume in the night-blue sky. Glowing sparks rain like stars from the sky. The train gains speed as the summit is exceeded.  The tachometer reaches the 65 km/h mark. With a jerk, the locomotive will be forced into the last corner, beyond which the city lights arise.

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Thunder above Si Ming Yi Bridge.

Nachruf
Schwere Lokomotiven – lange Züge – Volldampf voraus! Auch im 21. Jahrhundert gibt es noch eine „richtige“ Eisenbahn. Die JiTong Railway in der Provinz Innere Mongolei, setzt zu Beginn des Jahres 2004 vor den bis zu 10 Güterzugpaaren pro Tag Dampflokomotiven ein. Die Züge sind mit je zwei Loks der Klasse Quan Jin (Fortschritt) bespannt. Sie schleppen, einem Naturereignis gleich, die tausende Tonnen schweren Züge über die verschlungene Strecke mit ihren steilen Rampen – der Jingpeng Pass. Doch die Tage sind gezählt. Neuesten Meldungen zu Folge werden ab Mitte 2004, wenn auch sicher nicht sofort auf der Gesamtstrecke, so doch zumindest schrittweise Diesellokomotiven den Verkehr übernehmen. Wenn auch noch hier und dort in der Welt dampflokbespannte Züge verkehren werden, so geht doch mit dem Erlöschen des Feuers in der letzten QJ der JiTong Railway eine Ära zu Ende. Die Traktionsart, welche die industrielle Revolution mobil machte, die Entfernungen schrumpfen ließ, die Kontinente besiedelte und die entlegensten Gegenden an die Märkte der Welt anschloss, wird für einen begrenzten Zeitraum für Zuckerrohrmühlen, Stahlwerke und Kohleminen Züge befördern. Jedoch wird man sie in wenigen Jahren nur noch vor Sonderzügen zu besonderen Anlässen antreffen.

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Briggwork Valley

Obituary
Heavy locomotives – long trains – full steam ahead! Even in the 21st century, there remains a „real“ railway. At the beginning oft he year 2004, the JiTong Railway, in the province Inner Mongolia, up to 10 freight trains per day pulled by steam locomotives. Like a natural phenomenon, they pulled  thousands of tons of heavy trains on the winding track with its steep ramps – the Jingpeng Pass. But the days are numbered. The latest news is from mid-2004.  Although, certainly not expected to take over immediately on the total distance, the diesel locomotives will gradually overtake the tractive output . If even here and elsewhere in the world, steam locomotives continue to haul trains, the extinction of the fire in the last QJ of JiTong Railway will bring the end of an era. Gone is the type of traction, which made the industrial revolution mobile, shrank the distances between the populated continents, and connected the most remote Areas.

For a small period, steam locomotives will continue to work for sugar mills, steel works and coal mines. But, in ten years, you will only see the steamy dinosaurs forging ahead with special trains and on special events.

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