EIN NACHMITTAG IN BANGKOK

Bangkok

13. Januar 2020

bangkok-traffic-jam-taxi-tuc-tuc-bus-brabusIch war wirklich unvoreingenommen und hatte nur positive Assoziationen zu Thailand. Doch einige Bewohner der Millionenmetropole haben dafür gesorgt, dass mein Bild dieses Landes zumindest einige Schrammen bekommen hat.  Soll ich mich wirklich wundern, dass die Stadt- und Englischkenntnisse von Taxifahrern in Bangkok trotz geringer Erwartungshaltung eher enttäuschend sind?
Muss man akzeptieren, dass ein Tuc Tuc Fahrer in Bangkok, schon mal über das doppelte für die gleiche Fahrtstrecke verlangt, wie der Fahrer eines vollklimatisierten Taxis?

Fast zwei Tage waren Andreas H. und ich in Bangkok. Es war eine Art Stoppover auf dem Rückflug aus Myanmar. Einige Stunden Zeit hatten wir noch zur Verfügung bis unser Flug zurück nach Deutschland starten würde und obwohl die Müdigkeit drauf und dran war uns zu übermannen, beschlossen wir noch etwas zu unternehmen. Einen Floating Market hatten wir noch nie gesehen und wir hörten es soll irgendwo bei Bangkok einen solchen Markt geben. Recherchen beim Hotelpersonal ergaben, dass der bekannteste Markt zwei Stunden Fahrzeit außerhalb der Stadt liegt. Einen weiteren kleinen Floating Market innerhalb des Stadtgebietes sollte es auch noch geben. Obwohl dort am Nachmittag nicht mehr allzu viel los sein würde – wir wollten dahin.
An der Rezeption orderten wir ein Taxi und baten das Hotelpersonal dem Taxifahrer unser Ziel zu nennen. So setzte sich das Taxi in Bewegung. Der Fahrer wusste immer wieder mit seinen Englischkenntnissen zu überraschen. Kam der Verkehr etwas ins stocken, so gestikulierte er mit den Händen den Verkehr nachahmend und sagte „Bangkok bad, Bangkok bad“. Jedes Mal wenn wir ein Einkaufszentrum in der Vororttristesse passierten, geriet er völlig aus dem Häuschen und schrie begeistert „Super Supermarket – walking shopping, walking shopping“. Ja, ja ganz toll – das gibt es sonst nirgends auf der Welt.

Thailand Bangkok Tierquälerei Taxi Tuc Tuc Tiger

Ein ganzer Mann posiert mit seiner asiatischen Gespielin vor angeketteten drogensüchtigen Tigern!

Nach weit über einer halben Stunde Fahrt sahen wir aus dem Fenster immer noch nichts außer Schnellstraßen und Betonwohnviertel. Wir rätselten wo denn hier wohl ein Markt oder wenigsten ein Fluss sein sollte. Das Taxi verließ die Schnellstraße und die Fahrt schien sich dem Ende zu neigen.
Doch wir waren nicht bei einem Floating Market. Der Ort an den man uns gebracht hatte sah wie ein Zoo aus. Nun, da wir schon mal da waren und man mit der verbliebenen Zeit nichts besseres mehr anfangen konnte, beschlossen wir uns dann eben Tiere anzuschauen. Doch es war und ist kein Zoo sondern eine „Tiershow“ mit „Jumping Crocodils“, „Abnormal Crocodils“ und „Trekking Elephants“. Zur Erbauung der Besucher werden auch noch einige Affen unter erbärmlichen Bedingungen in Einzelhaft gehalten. Der Knüller jedoch sind die zwei Tiger im Eingangsbereich. Sie sind an zwei ca. 30 cm langen Ketten am Boden verankert. Jeder der sich mal ganz toll fühlen möchte, kann sich hinter ihnen fotografieren lassen und dabei den Schwanz hochhalten. Tierquälerei hat in Thailand Tradition. Ob es die Tiger im buddhistische Kloster Wat Pa Luangta Bua Yannasampanno sind die für Touristen dort gehalten werden, ob es die tausenden Hunde sind die für Restaurants gefangen und erschlagen werden oder ob es eben dieser Zoo ist, in dem Tiger, Affen, Krokodile oder andere Arten zusammengepfercht werden. Thailänder scheinen besonders skrupellos, wenn es darum geht Tiere zu vermarkten. Das wo man uns abgeladen hat, ist ein Tier KZ und länger als eine halbe Stunde halten wir es dann dort auch nicht aus und treten den Rückweg an.
Vor dem Eingang steht auch gleich wieder ein klimatisiertes Taxi. Wie sich nach kurzer Fahr herausstellt, scheint der Fahrer außer unserem Hotel nicht nur den direkten Weg den wir gekommen sind zu kennen, sondern auch verschlungene Pfade. Er biegt nach kurzer Fahrt links Richtung Highway ab und jagt in berauschendem Tempo an der Peripherie der Stadt entlang während sich der Fahrpreis zu schwindelerregenden Höhen aufschaukelt. Als wir das Stadtgebiet von Bangkok wieder erreichen, dreht er sich zu uns um und fragt wo denn das Hotel „China Town“ wäre. Ein Narr, wer annehmen würde, es wäre im Stadtteil Chinatown. Abermals zeigen wir es ihm auf dem Stadtplan, doch die darauf abgebildete Stadt scheint er zum ersten Mal zu sehen. Als er drei Kreuzungen weiter abermals Passanten fragt und ein dümmliches Gesicht auflegt, lasse ich mich dazu hinreißen ihn zu fragen, wer von uns beiden in Bangkok lebt und Taxi fährt. Nach weiteren drei Kreuzungen steigt er wiederum aus, um irgendwo nach dem Weg zu fragen.

Thailand Bangkok Tierquälerei Taxi Tuc Tuc TigerNun fangen die Ereignisse sich an zu überschlagen. Da der Fahrpreis bereits 30 % über dem der Hinfahrt liegt und die Hoffnung, dass wir mit ihm unser Hotel erreichen zu schwinden beginnt, wechseln wir kurzerhand in ein Tuc Tuc. Doch wegen der verstopften Straßen kommen wir auch damit nicht weit. Das Taxi verfolgt uns und wir müssen abermals die Fahrt unterbrechen. Nun werden wir von dem Taxifahrer, der uns folgte beschimpft und es sicher gut gewesen, dass wir nicht verstanden haben was er sagte. Wenig später erreicht auch die Polizei den Ort des Geschehens. Die Fahrt ist endgültig zu Ende. Der Taxifahrer wird nun mehr nur noch von Wut und Adrenalin gesteuert und versucht trotz Anwesenheit der Polizei mich zu verprügeln. Der Polizist kann Schlimmeres verhindern. Da wir nicht bereit sind den vollen Fahrpreis für eine Fahrt an einen uns völlig unbekannten Ort zu bezahlen müssen wir mit auf das Revier.
Auf dem Revier versucht der Taxifahrer immer noch sein vermeintliches Recht mit Gewalt durchzusetzen. Nach einiger Wartezeit auf dem Polizeirevier beginnen „diplomatische Verhandlungen“. Die Polizei telefoniert mit der Ausländerpolizei, diese mit uns und dann wieder mit der Polizei. So geht das hin und her. Die Taktik riesige Umwege zu fahren und die Unkenntnis der Stadt, scheint sich für den Taxifahrer negativ auszuwirken. Anfangs sollen wir den Gesamtpreis bezahlen, dann nur 200 Baht und später einigen wir uns auf 150 Baht, denn wir haben nicht vor den Aufenthalt auf der Polizeistation noch um Stunden auszudehnen. Inzwischen ist auch der Chef des Taxifahrers und ein Übersetzer der Ausländerpolizei eingetroffen. Letzterer erweist sich als sehr hilfsbereit, denn er erklärt uns wir wären nur etwa fünf Minuten von unserem Hotel entfernt und zeigt uns den Weg.
Doch den Weg zeigt er nicht nur uns, sondern auch dem Taxifahrer. Der holt uns mit einem riesigen Stein bewaffnet einige Blocks weiter ein, um uns zu erschlagen. Die Situation wird bedrohlich. Glücklicherweise gelingt es uns auf den übervollen Straßen dermaßen viel Aufsehen zu erregen, das er von seinem Vorhaben ablässt. Wir müssen uns nun immer noch durchfragen, erreichen aber zu Fuss und körperlich unversehrt das Hotel.

Auf Wiedersehen im Land des Lächelns.

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