PERU BACKPACK 2002

Peru Titicaca Amatani

21. Januar 2023

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani

Schatten unseres Pick Up´s an einer Felswand im Colca Canyon-Peru

Hinflug – Nach Madrid starten wir erst mit eineinhalb Stunden Verspätung und kommen eine halbe Stunde vor Mitternacht dort an. Bis wir im Hotel „La Obra“ unsere Häupter auf die Kissen betten, ist es halb eins. Nach einem super Frühstück fahren wir mit dem Bus wieder zum Flughafen, von wo wir um 12:40 Uhr  mit einem A 340 nach Lima fliegen. Beim Landeanflug haben wir schon einen Ausblick auf die schwarzen Kordilleren. Eine Unterkunft für die erste Nacht haben wir von zu Hause im Internet gebucht. Das Hotel in einer abgelegenen Gegend kostete uns 60 Dollar. Hätten wir es vor Ort gebucht hätte es 20 Dollar gekostet. Das gesamte Zimmer ist nur etwa zehn Quadratmeter groß und die Decken reichen nur für eine Person. Um 21:00 Uhr sind wir im Bett und gucken auf DW-TV die Katastrophenbilder des Elbehochwassers. Zum Frühstück gibt es Toast, Marmelade, Tee und einen Café den man aus einem Sud selbst zusammenmixen muss. Um 9:40 Uhr fliegen wir dann über Cusco nach Arequipa. Von hier oben bestaunen wir wieder die Gipfel und Täler der Anden. Bis es plötzlich heftige Turbolenzen gibt. Die Maschine beginnt zu ruckeln als würde sie über einen schlechte Straße fahren, sackt dann plötzlich ab und verliert hundert Meter an Höhe. Dann geht es wieder hinauf, bevor wir wieder absacken. Ich war nicht angeschnallt, werde an die Decke geschleudert und falle dann im Gang zu Boden. Glück gehabt, nichts Ernstes passiert. Als ich angeschnallt auf dem Sitz Platz genommen habe, werde ich zwar nicht mehr herumgewirbelt, mir wird jedoch übel. Während das Flugzeug noch zwanzig Minuten bis zur Landung noch weiter durchgeschüttelt wird, fülle ich meinen Mageninhalt in eine Papiertüte.
Etwas blass entsteigen wir in Arequipa der Maschine. Trotten mit unserem Gepäck zur Autovermietung und mieten einen Toyota Hilux Pick Up. Im „Casa del Klaus“ essen wir jeder eine Pizza Havayana bevor wir das Kloster Catalina besichtigen. Am Plaza Principal beobachten wir, wie der Brunnen mittels eines Tanklastwagens gefüllt wird und lassen uns von südamerikanischem Flair berieseln. Auf dem Bahnhof müssen wir erfahren, dass es zwischen Arequipa und Puno leider nur noch Güterverkehr gibt. Nach Puno gibt es also nur die Alternative mit einem Nachtbus zu fahren oder das Flugzeug zu nehmen. Am Plaza Prinzipal essen wir mit Blick über den Platz und auf die koloniale Gebäudekulisse zu Abend.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani17.08.2002 Noch vor dem Frühstück mache ich einen Rundgang durch die Altstadt und fotografiere im Morgenlicht das eine oder andere Motiv. Während der Planungen zu unserer Peru Reise, stieß ich auf Bilder von Condoren in den Anden, aus nächster Nähe fotografiert. Das wollte ich unbedingt sehen. Mit einer Flügelspannweite von drei Metern gehören sie zu den größten Raubvögeln der Erde und sind wie viele Arten vom Aussterben bedroht.
Die Suche nach konkreten Informationen zum Aufnahmeort und der Zeit gestaltete sich sehr schwierig. Wie es der Zufall aber manchmal so will, half uns ein Globetrotter den wir flüchtig kannten und der dort schon war.

Mit diesen Informationen machten wir uns nach dem Frühstück auf in die Anden. Kurz hinter Arequipa endet die Asphaltstraße und wir fahren durch eine Staubwolke aufgewirbelt von LKWs und Bussen auf einer steinigen Sandpiste. Desto weiter man in die Bergwelt der Anden hineinfährt, desto geringer wird der Verkehr und irgendwann sind wir alleine auf der Straße unterwegs. Der Staub verzieht sich, rechts und links stehen Lamas, Alpacas und Vicuñas vor der Andenkulisse. Gletscherzungen reichen bis an den Rand der Straße. Auf der Hochebene sieht es aus wie auf dem Mond und einige Male ist die Piste nicht mehr auszumachen. Als wir mal pinkeln müssen, strengt es uns schon unglaublich an fünf Meter zu laufen. Leichte Kopfschmerzen mahnen zur Langsamkeit, denn wir sind auf 4800 Meter Höhe. Nach viereinhalb Stunden Fahrt, voller interessanter Impressionen, kommen wir in Chivay an.

Wir mieten uns in einem einfachen Hotel ein und Caroline isst ein Hühnchen. Auf dem Weg zum Cruz del Condor nehmen wir Indigene mit, die zu den kleinen Siedlungen trampen. Nach über einer Stunde kommen wir in Cabanaconde an. Cruz del Condor ist ein Aussichtspunkt am Colca Canyon, der einer der tiefsten Canyons der Welt ist. Der Colca Canyon frisst sich auf 60 Kilometern von Chivay durch die Anden. Von den Bergspitzen bis zur Talsohle sind es bis zu 3400 Meter. Steht man am „Cruz“ blickt man 1750 Meter in die Tiefe. Die Condore kreisen etwa zwischen 7 und 9 Uhr und zwischen 13 und 15 Uhr. Sie nutzen in diesen Stunden die Thermalwinde und schrauben sich am Morgen langsam an den Felswänden nach oben und am Abend wieder hinunter. Als wir am Nachmittag ankommen, kreisen bereits mehrere Condore. Eine dreiviertel Stunde bleibt zum Fotografieren bevor sich der Himmel bewölkt.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani18.08.2002 Die Nacht war grausam. Ich hatte Kopfschmerzen und Caroline Bauchschmerzen. Völlig verpennt starten wir um 4:45 Uhr zum Cruz del Condor. Im tiefschwarz der Nacht sieht der Weg anders aus, zum Glück gibt es nur diesen einen und Abzweigungen gibt es auch keine, so das man sich nicht verfahre kann. Um 6:00 Uhr sind wir am Ziel. Die ersten Condore steigen jedoch erst um 7:00 Uhr mit der Thermik aus den Tiefen des Colca Canyons auf. Wir sind da schon tiefgekühlt und müssen uns kurz im Auto aufwärmen. Provozierend und wie zum Spass fliegen einige etwa drei Meter über den Köpfen der staunenden Menschen hinweg. Es ist windstill, kaum einer spricht und während ein bedrohlicher Schatten über den ockerfarbenen Sand gleitet, hört man für einen Moment das Zischen der riesigen Schwingen, die die Luft durchschneiden. Um halb Neun sind dann zehn kleine Touribusse eingetroffen und es beginnt voll zu werden. Cruz del Condor ist noch ein Geheimtipp, allerdings werden die Condore inzwischen mit Fleisch angefüttert um das Erlebnis zu garantieren. Wir treten die Rückreise an, laden in Chivay Getränke und Schokolade und fahren über den Patapampa Pass zurück nach Arequipa. Von der Passhöhe hat man einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Vulkane, von denen der Chachani mit 6.057m wohl der höchste ist. Wieder verliert sich die Piste in der Steinwüste und wir finden den Weg nur in dem wir den Staubwolken anderer Autos folgen. In Arequipa steuern wir zuerst den Flughafen an, um einen Flug Richtung Puno zu buchen. Ein Zimmer für die Nacht finden wir im „Hostal Arequipa Inn“ für 28 Dollar. Etwas schwieriger ist es ohne Stadtplan das Büro der Autovermietung für die Rückgabe des Mietwagens zu finden. So sehen wir viel von der Stadt bis wir einen Taxifahrer anheuern uns dort hinzuführen. Am Plaza de Armas essen wir zu Abend und liegen um acht im Bett und schreiben Postkarten.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani19.08.2002 Das war wohl die erste Nacht in der wir gut geschlafen haben und auch das Frühstück war grandioso. Wir schlendern noch eine Stunde durch das morgendliche Arequipa bevor wir mit dem Taxi zum Flughafen fahren. Lan Peru bringt uns für 79 Dollar nach Juliaca und ein Taxi fährt uns für 45 Soles von Juliaca nach Puno. Der Taxifahrer hat Todessehnsucht, überholt in Kurven und im Gegenverkehr, rast mit 110 Km/h durch Ortschaften, wobei sein Daumen nie den Kontakt mit der Taste der Hupe verliert. Das Hotel „Manco Kapa Inn“ ist recht einfach aber mit 15 Dollar sehr preiswert. Nachdem wir dort unsere Sachen abgeworfen haben, gehen wir zum Bahnhof um zu schauen wann die Züge nach Cusco fahren. Danach gehen wir zum Hafen wo das Dampfschiff „Ollanta“ von 1923 liegt. Lima heisst die zentrale Straße in Puno, in der man alle Touristen trifft. Hier gibt es Bars, Restaurants und mehrere Strickwarengeschäfte, in denen sich die Globetrotter für die kalten Nächte einkleiden können. Die Ponchos, Pullover, Schals, Mützen, Handschuhe und Hosen sind alle von der indigenen Bevölkerung aus der Wolle der Lamas, Alpaccas und Vikunjas selbst gefertigt. In einem lokalen Reisebüro entdecke ich ein beeindruckendes Poster eines Sonnenuntergangs hinter einem Tor aus Felssteinen. Wir fragen wo das ist. Auf Amatani im Titicacasee. Minuten später halten wir zwei Tickets für einen zweitägigen Bootstrip dorthin in der Hand.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani Taquile20.09.2002 – Amatani Nightmare – In unserem Zimmer sind es gefühlte zehn Grad Celsius und wir liegen unter den Decken, die wir immer noch bis zum Hals hochgezogen haben. Wider Willen stehen wir auf, waschen uns mit eisigem Wasser, greifen unser Gepäck, treten auf die Straße hinaus und warten. Unzählige Collectivos (Minibusse) hüllen sich in blauen Abgaswolken, drängeln sich hupend die staubige Strasse hinunter. Unser Shuttle-Bus kommt jedoch nicht. Bevor es Gewissheit wird, dass wir unser Schiff nur noch als Punkt am Horizont sehen werden, nehmen wir uns lieber selbst ein Taxi zum Hafen.
Im Hafen liegen viele Boote und es dauert eine ganze Weile bis wir herausgefunden haben, welches der Boote von der Agentur „Best Way Adventure“ ist. Als wir dort ankommen ist es schon fast voll. Ein primitiver fünf Meter langer Kahn, mit einem Holzaufbau Marke Eigenbau der etwas vor Wind und Regen schützen soll und des Nächtens der Crew als Unterkunft dient. Mit über einer halben Stunde Verspätung, also südamerikanisch pünktlich legt das Boot ab.
Zunächst fällt der Blick auf das völlig zugemüllte Ufer und auch auf dem Grund des Hafens sieht man im klaren Wasser Tonnen von Müll liegen. Als erstes werden die Uros Inseln angefahren. Die Uros waren eine ethnische Volksgruppe, welche um den Titicaca See siedelte. Sie ernährten sich von Ackerbau, Viehzucht und Fischerei. Auch Kleidung und Tonwaren wurden selbst hergestellt. Als der Einfluss der Inka immer größer wurde, versuchten sie auf den See auszuweichen und errichteten schwimmende Inseln aus Schilf. Doch dort waren sie zwar vor den Inkas sicher, nicht jedoch vor den Kolonialschergen der spanischen Krone, die die Uros fast ausrotteten. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die letzten Uros, als Indianer ohnehin nie als vollwertige Menschen betrachtet, assimiliert. Die letzte Uro Frau starb 1959.
Die heutigen Uros Inseln sind lediglich schwimmende Andenkenmärkte und ein mit Laiendarstellern besetztes „Indianer Disneyland“. Ein Besuch füllt zumindest die Kassen einiger Indio Familien. Ob man an diesem  Zirkus teilnehmen möchte muss dann jeder für sich selbst entscheiden. Es scheinen zumindest einige Familien ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen und wenn das so ist, dann tut man ja doch etwas Gutes für die Menschen vor Ort.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani Taquile

Amatani B&B

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani TaquileUnser vollbesetztes Boot hüllt sich in eine Wolke aus Abgasen und Benzingestank und tuckert im Schutz des Schilfs über den See. Als es hinter dem Schilfgürtel auf den offenen See hinaus fährt, schlingert das Boot über die Wellen. Wem von den Abgasen nicht schlecht geworden ist, der wird spätestens jetzt blass. Es dauert auch nicht lange bis sich an der kleinen Schiffstoilette eine Schlange bildet. Die Toilette ist auch nur ein Bretterverschlag der von der Größe her um einen kleinwüchsigen Menschen herum zusammen genagelt wurde. So können alle Mitreisenden an dem Leiden im Innern teilhaben.
Auf etwa halber Strecke verschluckt sich der Motor. Das Benzin ist alle. Einer der Besatzungsmitglieder eilt zum Heck und bittet die Passagiere auf den Bänken aufzustehen. Unter den Bänken befinden sich diverse Plastikanister die als Tank dienen. Mit geübten Handgriffen wird der Schlauch aus dem leeren Kanister gezogen und in einen vollen gesteckt. So dann wird der Schlauch mit Klebeband wieder abgedichtet und schon blubbert der Motor wieder los. Wir setzen uns auf die Bank, dessen Geheimnis nun gelüftet ist und wundern uns nun auch nicht mehr über den üblen Benzingestank. Nach elenden vier Stunden Fahrt über den Titicacasee legen wir an der Insel Amatani an.
Am Hafen werden je zwei oder drei Personen auf eine indigene Frau aufgeteilt, welche die Touristen zu ihrem Heim führt. Alle wohnen in der Nähe der Ortes und des Hafens. Wir laufen über die abschüssigen Felder welche mit aufgeschichteten Steinmauern umfriedet sind und haben dabei einem atemberaubenden Blick über den Titicacasee. Die Frau bringt uns zu ihrem Heim, welches weit abseits des Dorfes am Ufer des Titicacasees liegt. Hier auf den Inseln im Titicacasee gibt es keine Hotels. Es ist ein Konzept des sanften Tourismus, dass die wenigen Besucher bei den Einheimischen zu Hause übernachten. Für Touristen ist es wohl eine der direktesten Arten das Leben hier kennen zu lernen und für die Einheimischen ein interessanter Nebenverdienst. Das Haus ist aus Lehmziegeln, das Dach mit Wellblech gedeckt. Im staubigen Innenhof rennen Hühner und Meerschweine durcheinander. Wir steigen mit unserem Gepäck eine handbreite Holzstiege empor und ducken uns durch die niedrige Tür. Ein Bett, ein Tisch auf dem eine Kerze steht, zwei Stühle ein kleiner Schrank, gekalkte Wände und einige Poster aus Zeitschriften an der Wand. Kein Licht, kein fließendes Wasser. Es ist das Zimmer der Tochter, die derzeit an der Universität studiert, erfahren wir. Die Küche ist in einem separaten Stall auf dem Hof untergebracht. Die Wände sind vom offenen Feuer russgeschwärzt und auf einem Holzklotz liegen noch die Reste eines zerstückelten Meerschweins.
Zum Mittag bekommen wir eine Art Graupensuppe, in der lilafarbene Eier, ungeschälte Kartoffeln und irgendwelche Rüben schwimmen. Der Tee wird aus Blättern gekocht, dessen Geschmack an Minze erinnert. Da die Menschen hier nur Quechua sprechen, beteuern wir in Gestikulationssprache wie gut es uns gefällt und wie sehr es geschmeckt hat. Wir laufen 250 Höhenmeter bergauf, dorthin wo auch die anderen vom Boot abhängen. Hier kann man Andenken und Getränke kaufen. Die Jungend spielt Fussball und ich suche das Motiv. Zum Sonnenuntergang baue ich mein Stativ auf und komme genau zu den Bildern die ich mir erhofft hatte. Da der Titicacasee in Aquatornähe liegt, wird es hier so schlagartig dunkel, als würde jemand die Sonne ausknipsen. In der hereinbrechenden Dunkelheit laufen wir über die mit Steinmauern eingefriedeten Felder ohne wirklich den Weg zu kennen oder gar zu sehen. Doch wir finden die Hütte und verkriechen uns in unserem Verschlag. Im Kerzenschein bauen wir aus dem zu Verfügung stehenden Nestmaterial ein Bett, dass uns hoffentlich vor dem Tod durch Erfrieren schützen wird. Da es auch jetzt schon empfindlich kalt geworden ist, beschließen wir in unseren Sachen zu schlafen. Ich will auch nicht verheimlichen, dass ich die Schuhe anbehalten habe.  Mit aller Kleidung und Schuhen liegen wir bewegungslos unter den schweren Decken. Es ist eisig kalt im Zimmer, eine Heizung gibt es nicht. Unter uns raschelt es und als wir die Ursache suchen, entdecken wir durch die Ritzen der Bretter auf dem Fussboden, dass die Familie nun unter uns im Stall schläft. Sie räumen ihre eigenen Zimmer für die Touristen. Irgendwann in der Nacht weckt uns ein Geräusch. Verschlafen blicken wir zum Fenster. Draußen weht der Wind Graupelkörner gegen die Scheibe, dessen Einfachverglasung der Kälte nichts entgegenzusetzen hat. Ein paar Stunden sind es nur noch bis zum Morgen und wir versuchen noch etwas zu schlafen.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani Taquile

Strickender Mann

21.09.2002 Morgengrauen! Es ist noch dunkel als wir mit der Zahnbürste im Mund am Feldrand stehen. Die Erfahrung der Toilette wollten wir uns auf jeden Fall ersparen. Wir beschließen die Abreise etwas vorzuverlegen, um so das Frühstück zu umgehen. Leise packen wir unsere wenigen Sachen, essen schnell einen unserer Müsliriegel und schleichen uns davon. Doch wir werden erwischt und freundlichst zum Frühstück eingeladen. Doch für die kulinarischen Erfahrungen die man hier bei den einheimischen Indios machen kann, sind wir noch nicht bereit. Wir verabschieden uns so freundlich und dankbar, wie wir es trotz Sprachbarriere ausdrücken können und laufen zum Hafen. Dort angekommen wecken wir die Bootsbesatzung und machen es uns gemütlich, denn es sind noch zwei Stunden bis zur Abfahrt. Um acht Uhr springt der Motor an und das Boot steuert die Insel Taquile an.

Der Wind bläst über den Titicacasee und das Boot rollt über die Dünung. Es dauert nicht lange bis die Toilette wieder besetzt ist und alle Reisenden blass sind. Zum Glück dauert die Überfahrt nur eine Stunde. Vom Hafen steigen wir eine steile Treppe zweihundert Meter in die Höhe. Der Weg über die Insel zum anderen Hafen, an dem uns unser Boot wieder aufnehmen wird, beträgt etwa vier Kilometer. Der Titicacasee liegt auf einer Höhe von 3810 Metern und so wandert man auf Taquile auf rund 4000 Höhenmetern, was einem Flachlandeuropäer schon ganz schön ausbremsen kann.

Im Gegensatz zu Amatani ist Taquile dichter besiedelt und landschaftlich schöner. Berühmt ist die Insel durch die strickenden Männer die man auch heute noch hier und dort beim Stricken beobachten kann. Die Insel wird fast nur durch Tagestouristen besucht und Hotels gibt es auch hier bis heute nicht. Dadurch hat sich die Gemeinschaft der Taquileños ihre Unabhängigkeit und Ursprünglichkeit bewahrt.
Am anderen Ende der Insel besteigen wir das Boot und fahren in vier Stunden zurück nach Puno. Diesmal ist es glücklicherweise windstill, so dass die Toilette nicht zum Entleeren diverser Mägen genutzt wird. Dafür hüllt sich das Boot wieder in seinen eigenen Abgas- und Bezingestank. Es gibt auf dieser Fahrt immer einen Grund aus dem einem schlecht werden kann.
In Puno angekommen fahren wir zum Bahnhof um Tickets nach Cuzco zu kaufen. Doch PERURAIL hat beschlossen, diese Strecke mal eben zwei Tage nicht mit Personenzügen zu bedienen. So sitzen wir weitere zwei Tage in Puno fest. Da die Stadt außer Abgasen und unbeschreiblicher Hässlichkeit nicht viel zu bieten hat, sind es zwei sehr entspannte Tage.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani Taquile22. + 23.09.2002 Nach einer Nacht in der wir etwas Schlaf nachgeholt haben, bummeln wir zur Bäckerei „Ricos Pan“, wo es die leckersten Kalorienbomben der Stadt gibt. Wir schlagen die Zeit mit einem Ausflug zur nationalen Hochland Universität tot und besichtigen das Dampfschiff „Yavario“. Das ehemalige Postschiff ist frisch restauriert und hat einen privaten Eigner. Es soll für gut zahlende Touristen, die bereit sind 250 Dollar pro Tag auszugeben auf dem Titicaca See fahren. In der Schiffswerft, die eher wie ein Schiffsfriedhof aussieht, wird an dem Dampfschiff „El Inca“ herumgewerkelt und man kann hier auch einen Pullmann Wagen, einen Dampfkran sowie andere verkehrshistorische Raritäten bestaunen. Wir machen einen Ausflug in die Vororte, die sonst sicher nie einen Touristen sehen. Häuser aus grauen Beton, kaum Farbe, keine Bäume und die Strassenränder, welche als Müllentsorgungszonen genutzt werden. An einer staubigen Kreuzung sehen wir uns auf einem Markt um und realisieren, dass der Teil von Puno in dem wir wohnen noch der schönste Teil ist. Zwischen den Besuchen der kulinarischen Glanzlichter der Stadt erklimmen wir östlich der Stadt einen Hügel, von dem man einen atemberaubenden Überblick über Puno und den Titicacasee hat. Ansonsten bleibt uns nur durch die Stadt schlendern, Andenken zu suchen, Kuchen zu essen und  Zeit vertrödeln – aber das ist alles halb so schlimm, denn von den blauen Abgasen der vielen Autos sind wir total high.

24. + 25.09.2002: Auf nimmer Wiedersehen fucking stinkendes Puno! Um 8:25 Uhr verlässt der PERURAIL Zug den Bahnhof Richtung Cusco, wo wir hoffen das Bilderbuch-Peru zu finden. Nun gibt es zehn Stunden Kino. Gezeigt wird ein peruanischer Landschaftsfilm auf dem immer wieder andere Bergpanoramen gezeigt werden. Dazwischen gibt es Einblicke in kleine und größere Ansiedlungen. Nur durch eine Glasscheibe getrennt sind Peruaner und Touristen. Erstere schlafen in unbeheizten Lehmhütten auf Strohmatten, die anderen geben einen peruanischen Durchschnittsjahreslohn für eine 385 Kilometer lange Zugfahrt aus. An der Station La Raya erreicht die Strecke eine Höhe von 4.470 Metern. Hier wird gehalten, die Passagiere können aussteigen, zu Mittag essen und einen Kaffee kaufen. In Cusco angekommen sieht es aus wie in Puno – überall Müll! Das Hotel Mara, welches wir uns ausgesucht haben ist gepflegt und geschmackvoll eingerichtet aber leider etwas abgelegen. Zum Glück kostet ein Taxi ins Zentrum nur 2 Soles. Die Außentemperatur ist identisch mit der Innentemperatur und wie bitter kalt es in der Nacht werden kann wissen wir ja nun. Cusco ist wirklich eine interessante Stadt, in der die Mauern Geschichte atmen und in der fast jeder Stein davon berichtet mit wie viel Blut und Brutalität die Spanier hier aus einer Inkastadt einen katholischen Außenposten errichtet haben. Die zentrale Tourizone ist der Plaza de Armas und die ihn umgebenen Gebäude. Alles sehr nett und pittoresk. Hochwertige Handwerkskunst als Andenken. Pizza und Schokoladenkuchen anstelle peruanischer Küche. Wir müssen erst mal zur Bank denn günstig ist die Tourizone nicht.
Am nächsten Morgen sind wir um acht auf dem Bahnhof und ergattern zwei der letzten Fahrkarten für den Touristenzug nach Agua Calientes am nächsten Tag. Agua Calientes? Ja, das ist der Ort unterhalb von Machu Picchu. Nun müssen wir den Tag mit Urlaub füllen. Mit einem Taxi fahren wir zur alten Inkafestung Saqsaywaman, oberhalb von Cusco und wandern von dort zurück zur Stadt. Am Plaza de Armas sitzen wir stundenlang auf einem der Balkone und beobachten das Treiben unten auf dem Platz. Auf dem Weg zum Schmalspurbahnhof, nur mal gucken, kommen wir über einen indigenen Markt wo es Obst, Gemüse, Früchte, rohes Fleisch, abgehackte Schafsköpfe und allerlei Zauberkraut zu kaufen gibt.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani Taquile26.08.2002: Unser Vermieter drückt uns ein Lunchpaket in die Hand, die Uhr zeigt 5:00 Uhr und wir besteigen das Taxi zum Bahnhof. Vor dem Bahnhof ein unglaubliches Gedränge. Auf dem Bahnhof Züge im neuen PERURAIL Design, die ausschließlich Touristen nach Machu Picchu bringen. Die Nutzung der Tren Sozial (reguläre Züge) ist seit kurzem nicht mehr erlaubt. Bei der Ticketausstellung wird der Pass verlangt, um sicher zu stellen dass sich keiner den überhöhten Fahrpreisen entziehen kann. Nach der Abfahrt windet sich der Zug eine halbe Stunde lang, durch enge Kurven und Spitzkehren, vor und zurück die steilen Berghänge hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Vor dem Zwischenhalt in Ollantaytambo gibt es im Zug sogar ein leckeres Frühstück. Weiter rattert der Zug durch das grüne Tal des Urubamba Flusses. Nach etwa vier Stunden kommt der Zug in Agua Calientes an. Diesen Ort stellt man sich am besten als Müllkippe mit Häusern vor. Das Hotel „Machu Picchu Inn“ ist ausgebucht aber wir finden in einem namenlosen Hostal ein „lauschiges“ Zimmer für 25 Soles. Im gepflegten Restaurant „Inka Wast“ schlürfen wir eine Hühnersuppe und gehen uns dann Bustickets für den Bus nach Machu Picchu kaufen. Als wir um 12 Uhr oben in der Anlage ankommen, ist alles voller Touristen. Es ist schwierig Fotos zu machen. Bis um 17:30 Uhr bleiben wir auf dem Berg. Auf der Fahrt nach unten, rennt ein Junge, gekleidet in Inkatracht, neben dem Bus her und schneidet den Weg dabei geschickt ab. So ist er schneller als der Bus und ruft bei jeder Passage des Busses seinen Inkagruss zu. Unten an der Hängebrücke über den Urubamba hält der Bus und nimmt den Jungen bis Agua Calientes mit. Von den Fahrgästen sammelt er auf diesem Stück einen guten und verdienten Obulus ein. Das macht er zwei bis drei Mal am Tag und nimmt dabei sicher mehr ein als ein peruanischer Arzt. In Agua Calientes fährt der Bus über einen Markt, der an die Busse und die Fensterhöhen angepasst ist. Aus dem Fenster kann man sich Souvenirs greifen die dann entsprechend abkassiert werden.

27.08.2002 Der Wecker klingelt um 5:30 Uhr und wenig später stehen wir an der Haltestelle um den ersten Bus hoch nach Machu Picchu zu bekommen. Zum Glück haben wir schon am Vortag die Tickets gekauft, denn die Schlange ist jetzt schon lang obwohl der Ticket-Verkäufer wahrscheinlich noch schläft. Oben angekommen ist die Enttäuschung groß. Es scheint so als würde die Sonne heute nicht durch die Wolken brechen. Ich beschließe den Waynapicchu zu besteigen. Unten muss man sich an einem kleinen Checkpoint in ein Buch eintragen damit es auffällt, falls mal jemand in die Tiefe stürzt. Nach 45 Minuten bin ich oben und in gleichen Moment fängt es an zu nieseln du alles ringsum ist in dichte Wolken gehüllt. Auch der Abstieg auf dem schlammigen schmalen Weg ist anspruchsvoll. Unten warten wir weiter auf die Sonne, die sich dann um 13:00 Uhr endlich mal kurz zeigt. Wir fahren wieder hinunter nach Agua Calientes, essen eine Pizza und fahren am Nachmittag wieder mit dem Zug nach Cusco. Die ersten Stunden können wir uns noch mit aus dem Fenster schauen und Karten speilen vertreiben. Aber als es im Wagon so dunkel wie draußen geworden ist, da die Beleuchtung nicht funktioniert, bleib nur noch warten. Aber ein Highlight kam noch. Oben am Beginn der Spitzkehren hinunter nach Cusco hat man einen unvergesslichen Blick auf das Lichtermeer der Stadt.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani Taquile INKA

Cusco

28. + 29.08.2002 Wir wollen ausschlafen, werden aber vor Kälte schon um 7:30 Uhr wach. Nach dem Frühstück bummeln wir zum Urpicha Park, in dem die von Henschel gebaute Lok 123 ausgestellt ist. Davor grast fotogen ein Lama. Wir schlendern durch die Stadt schauen uns dies und das an, kaufen Flugtickets nach Lima, gehen Essen. Caroline stellt sich ihren Ängsten und lässt angefütterte Tauben auf dem Plaza de Armas aus der Hand picken. Dann stoppen wir die Zeit die man nicht von fliegenden Händlern angesprochen wird. Mehr als 45 Sekunden sind es nie. Am Abend fahren wir zu einem Aussichtspunkt um das Lichtermeer der Stadt auf Film zu bannen, während über den Bergen im Hintergrund ein Gewitter tobt. Die Schlafsituation hat sich verbessert, denn wir bekomme auf Nachfrage nun einen Ölradiator. Auch der nächste Tag ist eine Herausforderung, denn unser Flug geht erst am nächsten Tag und in Cusco kennen wir nun jede Ecke. Züge und Flugzeuge fotografieren, am Plaza eine Parade von Krankenschwestern, Gymnasiasten, Polizei und völlig gelangweilten Soldaten beobachten. Wir besuchen eine Fotoausstellung die Fotografien von 1950, aufgenommen nach einem verheerenden Erdbeben und einige Portraits aus dieser Zeit zeigt. Auf der Fahrt mit dem Taxi durch die Stadt, bleiben wir im Stau stecken. Verursacht wird er von einem einhundert Meter langen Beerdigungszug. Toll anzusehen und auch zu fotografieren. Wir besuchen die Kathedrale Santo Domingo, die wie viele Kirchen und Paläste auf den Mauern der Inkagebäude erreichte wurden, nach dem diese zerstört wurden. Im Restaurant „Bagdad“ lassen wir mit Blick auf den illuminierten Plaza unseren Aufenthalt in Cusco enden.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani Taquile30.08.2002 Bevor wir nach Lima fliegen, lasse ich mich noch nach Santa Ana fahren um Bilder von den Zügen in den Spitzkehren zu machen. Die Bewohner von Santa Ana haben kein Geld für ein Taxi, daher ist es recht schwierig von dort ein Taxi zurück in die Stadt zu bekommen. Als es mir endlich gelungen ist, wird der Fahrer von der Polizei angehalten, da er verkehrt herum durch eine Einbahnstraße fuhr. Sein Fahrgeld ist dahin und der Zug nach Puno, den ich noch fotografieren wollte ist weg. Mit einem Collektivo fahre ich zurück zum Hotel.
In Lima suchen wir uns das Hotel „Las Palmas“ aus. Es liegt direkt neben einer Disko und kostet 20 Dollar. Nach dem Einchecken gehen wir in die historische Altstadt. Am 30.08. wird in Lima Santa Rosa de Lima gefeiert und alle sind auf den Beinen. Das Militär demonstriert Stärke mit Panzern und die Polizei zeigt bei jeder Gelegenheit wie laut sie auf ihren Pfeifen trillern kann. Das Museo de la Nation wir vom Reiseführer wie folgt beschrieben: „eines der sehenswertesten Museen Perus“. Unser Eindruck war der eines hässlichen Betonklotzes, in dessen Innern lediglich alte Krüge und Szenen aus Pappmaschee ausgestellt sind. Ebenso enttäuscht waren wir vom Museo Oro del Peru (Goldmuseum). Das die Inka von den Spaniern ausgeplündert wurden, dafür können die Peruaner nichts aber ein bisschen mehr Kreativität bei der Gestaltung hätte man sich wünschen können. Das Museum ist für die spärlichen Goldreste die dort ausgestellt sind auf jeden Fall zu groß. Begeistert waren wir von der Taxifahrt in einem Käfer. Am Nachmittag treffen wir uns mit unserer Internet-Freundin Irma und fahren gemeinsam zur Autovermietung am Flughafen. Dank ihrer Hilfe bekommen wir eine Pick Up  für 116 Dollar. Das Restaurant „La Rosa Nautica“, in dem wir am Abend ganz romantisch zu dritt essen gehen, wurde 1911 eröffnet.  Es befindet sich auf einer Seebrücke, die in den Pazifik gebaut ist. Auf der Seebrücke bis zum Restaurant befinden sich einige kleine Souvenirgeschäfte, bei denen das Preisniveau jedoch ziemlich hoch ist. Am Ende der Seebrücke befindet sich das Restaurant mit zwei großen Räumen sowie einer Bar. Vom Restaurant aus hat man am Tag einen fantastischen Blick auf den Pazifik. Das Essen ist hervorragend und die Preise sind ausgesprochen moderat. Für uns drei hat das Abendessen mit Vorspeise, Hauptgang und Getränken haben wir 68 Dollar bezahlt.

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Panamericana durch Lima

01.09.2002: Genug Zeit vertrödelt! Ein kurzes Frühstück und wir starten mit unserem Auto, um ein Stück in die Anden Richtung San Bartolome zu fahren. Desto weiter wir uns mit dem Auto vom historischen Stadtzentrum entfernen, desto apokalyptischer werden die Stadtlandschaften. Erst hinter Ricardo Palma, klart der Himmel auf und grüne Büsche und Bäume säumen den Straßenrand. Der Zug den ich fotografieren will, kommt jedoch erst um 10:30 durch San Batolome, was unseren Zeitplan obsolet werden lässt (Kriesenstufe 1). Als die Fotos dann im Kasten sind rase ich zurück nach Lima wo wir auf die Panamericana abbiegen und weiter nach Pisco fahren. Der Abschnitt nach Pisco hat so gar nichts mit der unserer Vorstellung von der Traumstraße Panamericana zu tun. Immer wieder passiert man hässliche Ortschaften, noch hässlichere Industrieanlagen und die Asphaltstraße ist gesäumt von einer Milliarde Tonnen Plastikmüll. Pisco selbst ist da nicht besser, doch Caroline findet ein super schönes Hostal. Schnell buchen wir noch einen Bootstrip für den nächsten Tag, um geschützte Tierarten zu belästigen, bevor wir weiter zur Oase Huachachina fahren. Ich mahne zur Eile denn der Weg dorthin ist noch weit (Kriesenstufe 2).  Der Weg nach Huachachina ist nervig wenn man es eilig hat. Collectivos (Minibusse), Schlaglöcher, gesperrte Abschnitte weil dort irgendwie gerade ein Fußballspiel stattfindet, schlechte Beschilderung und Peruaner die mit dem Finger im Hintern Schlangenlinien fahren, erschweren das Vorankommen (Kriesenstufe 3). Die von dem erwähnten Globetrotter empfohlene Oase selbst entpuppt sich als Enttäuschung. Um einen brackigen Tümpel reihen sich marode Gebäude und allenfalls ist dies eine Oase für illegale Müllentsorgung. Beim Einparken fahre ich dann auch noch vier Meter zu weit und versenke den Allrader im Wüstensand. Was Essen gehen ist auch nicht möglich, denn die beiden Restaurants machen den Eindruck, als gäbe es die Lebensmittevergiftung zu jeder Mahlzeit gratis dazu (Kriesenstufe 4). OK, nun organisiere ich erst mal Jemanden, der uns aus dem Sand herauszieht, was auch gelingt. Nach dem wir etwas durch die Dünen gestapft sind, beschließen wir wieder nach Pisco zurückzufahren. Mit mäßigem Tempo cruise ich die Panamericana entlang und halte Ausschau nach Fotomotiven – nichts zu entdecken. 600 Kilometer haben wir frei und am ersten Tag sind wir nun schon 500 Kilometer gefahren. Zurück in Pisco entferne ich unter widrigsten Bedingungen erst einmal die Tachopese, damit wir nicht noch 150 Dollar für die zusätzlichen Kilometer nachzahlen müssen. Dann wartet die erste Mahlzeit auf Caroline. Ein vertrocknetes, zum x-ten Mal aufgewärmtes totes Huhn, alter Salat und fettige Pommes.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani Taquile02.09.2002: Trotz nächtlicher Party nebenan haben wir einigermaßen geschlafen und die Kriesenstufe ist auf 1 gesunken. Zum Frühstück gibt es Brötchen unlimited und ich esse Fünf! Es nieselt als wir draussen auf den Bus warten der uns zum Hafen bringt. Der Nationalpark Paracas und Islas Ballestas ist von hier keine zehn Kilometer entfernt aber hier gibt es überall Fischerei, Fischmehlfabriken, Industrie und Werften. Auch den Müll der überall präsent ist lässt sich nicht ausblenden. Als wir mit dem Boot losfahren ist es immer noch bedeckt und nur 12 ° Celsius kalt oder warm, wie man es subjektiv empfindet. Das Motorboot jagt über das Meer und ab und zu werden wir von Seevögeln begleitet, die prüfen ob wir ein Fischerboot sind, bei dem sich leicht Beute machen lässt, wenn der Beifang über Bord geworfen wird. Vom Boot aus ist auf der Halbinsel Atenas das Scharrbild zu sehen, welches wie die Scharrbildern von Nasca entstanden ist. Auf dem Weg zur Insel Ballestas schauen immer wieder Seelöwen neugierig aus dem Wasser. An der Seelöwenkolonie haben wir ganze fünf Minuten Zeit zum schauen und fotografieren. Dabei umschwirren uns hunderte Vögel doch wir, die es sonst immer trifft, bleiben als einzige vor den Guano Angriffen verschont. Wir entdecken sogar zwei Pinguine, die jedoch recht unfotogen auf dem Felsen herumstehen. Man tuckert noch etwas um die Felsen herum und dann werden wir noch in eine beeindruckende Grotte gefahren. Das wars und das Schnellboot jagt ohne Halt wieder zurück zum Hafen. Dort warten Pelikane am Kai darauf sich Teile des frisch angelandeten Fangs zu stehlen. Mutig gehen sie in einem unbeobachteten Moment zu den Fischen schnappen sich einen, der dann sofort den Schlund hinuntergleitet. Sie sind dabei wenig ängstlich, da sie an Menschen gewöhnt sind. Bis der Bus uns wieder zurück in die Stadt bringt vergeht noch eine noch eine halbe Stunde, so kommen auch die Andenkenverkäufer und Imbissbudenbesitzer auf ihre Kosten. Auf einem Tresen steht ein Pinguin der einer Frau dort gehört. Es sieht nicht so aus als würde er sich wohlfühlen. Er träumt sicher davon mit Artgenossen durch das Wasser zu gleiten, zu spielen und Fische u fangen. Stattdessen muss er sich hier von den angekarrten Touristen angrabschen lassen. Wie kann man so degeneriert sein und das schön finden? Zurück in Pisco kaufen wir etwas Proviant, holen unser Auto und fahren bei trübgrauem Wetter auf der Panamericana die 225 Kilometer zurück nach Lima. Durch das Verkehrschaos von Lima müssen wir uns bis zum Flughafen durchschlängeln, wo wir das Auto abgeben. Mit einem Taxi geht es wieder zurück zum Hotel. Im Restaurant „Blumenthal“ gehen wir sehr deliziös essen, danach gibt es Leckeis und Fernsehen im Bett.

Peru Lima Panamericana Condor Colca Canyon Cabanaconde Machu Picchu Cusco Titicaca Uros Amatani Taquile03. + 04.09.2002  Die letzten beiden Tage in Lima verbringen wir im südamerikanischen Tempo. Wir chillen lange im „Café Cafe“ (Martir Olaya 250, Miraflores), schlendern durch die Straßen wobei ich versuche Filmmaterial zu kaufen und Motive zu finden. Zufällig entdecken wir das Postmuseum und das Telegrafenamt, das wir dann auch besichtigen. Caroline will dann auch mal typisch peruanisches essen gehen und so kehren wir ins Restaurant „Bohemia“ ein. Sie bestellt Spaghetti Napoli, in denen sie dann beim Verzehr eine Riesenkakerlake findet, typisch südamerikanisch eben. Eine Taxi-Odysse führt uns zu einem Händler der mit alten amerikanischen „Intercontinental“ Bussen handelt. Wie ich darauf kam dahin zufahren, kann ich nicht mehr nachvollziehen, aber ich wollte so ein paar alte Busse fotografieren. Als wir einem Ausflug zum Strand machen, kommt sogar mal die Sonne raus. Wir treffen uns noch mal mit Irma und gehen am Abend gemeinsam im „La Gomar“ essen.

Dann ist die Zeit des Abschieds gekommen. Wir stopfen unsere Sachen in ein uraltes Toyota Kombi Taxi, dessen Heckklappe sich praktischerweise nicht mehr öffnen lässt und fahren zum Flughafen. Die einstündige Fahrt kostet vier Euro! Verkehrschaos, Abgase, Schlaglöcher und fliegende Händler sind unsere letzten Eindrücke aus Lima.

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