CHEMINS DE FER DE LA CORSE (CFC) – 1992

Korsika Eisenbahn Schmalspur

13. Januar 2020

  • Stadtimpression Bonifacio
    Stadtimpression Bonifacio
  • Moderne X 97050 Einheit auf dem Vecchio Viadukt.
    Moderne X 97050 Einheit auf dem Vecchio Viadukt.
  • Hafeneinfahrt Bonifacio
    Hafeneinfahrt Bonifacio
  • Glockenturm der Kirche von San Quilico und alter Wachturm.
    Glockenturm der Kirche von San Quilico und alter Wachturm.
  • Steilküste und Stadt Bonifacio.
    Steilküste und Stadt Bonifacio.
  • Im Gebirge, kurz vor dem Scheitelpunkt der Strecke.
    Im Gebirge, kurz vor dem Scheitelpunkt der Strecke.
  • Fähre von Bonifacio nach Sardinien.
    Fähre von Bonifacio nach Sardinien.
  • Tierische Begegnungen sind auf Corsikas Straßen an der Tagesordnung.
    Tierische Begegnungen sind auf Corsikas Straßen an der Tagesordnung.
  • Blick auf den Hafen von Calvi.
    Blick auf den Hafen von Calvi.
  • Das Tunnelportal in Bastia, wird vom Mohr, dem Wappenzeichen Corsikas gekrönt.
    Das Tunnelportal in Bastia, wird vom Mohr, dem Wappenzeichen Corsikas gekrönt.
  • Stilleben im Hafen von Bastia.
    Stilleben im Hafen von Bastia.
  • Renault-Triebwagen auf dem Tramway de Balagne.
    Renault-Triebwagen auf dem Tramway de Balagne.
  • Griechische Landschildkröte auf Corsika.
    Griechische Landschildkröte auf Corsika.
  • Blick auf den Bahnhof Bastia.
    Blick auf den Bahnhof Bastia.
  • Das von Gustav Eiffel entworfene Viadukt bei Vivario.
    Das von Gustav Eiffel entworfene Viadukt bei Vivario.
  • Ein Güterzug ist aus Bonifacio in Bastia eingetroffen
    Ein Güterzug ist aus Bonifacio in Bastia eingetroffen
  • X 2000er Einheit an der Galerie bei Francardo
    X 2000er Einheit an der Galerie bei Francardo

KORSIKA: 180 Kilometer vor der Küste Frankreichs und 83 Kilometer von der italienischen Küste entfernt, im Mittelmeer ragt ein 8682 Quadratkilometer großer Fels aus dem Wasser. Die Griechen nannten den Fels „Kallista“ – die Schöne. Die Genuesen, denen die Insel im 14 Jahrhundert gehörte, erkannten anscheinend die Schönheit der Insel nicht und verkauften sie 1769 an Frankreich. Der Führer der Korsischen Unabhängigkeitsbewegung Pascal Paoli übergab die Insel 1793 an England. Der Korse Napoleon Bonaparte, der 1769 auf Korsika geboren wurde und der französischen Republik diente, widersetzte sich dieser Handlung und bewirkte, dass Korsika Teil des französischen Staatsgebietes wurde. So blieb es bis heute und der politisch geschichtlichen Abhandlungen sei damit auch genüge getan.

Transkorsika Eisenbahn – Geschichte

Die Industrialisierung erfasste Ende des 19. Jahrhunderts auch abgelegene Gebiete Frankreichs. Verbunden mit der Hoffnung auf wirtschaftliches Wachstum und mit Blick auf strategische Belange sollte es auch auf Korsika eine Eisenbahn geben. 1878 waren die Planungen für eine Eisenbahn in der Spurweite 1000 Millimeter abgeschlossen und der Bau konnte beginnen.

20.000 Arbeiter schufen mit Spitzhacken, Sprengstoff, Schweiß und Blut eine Eisenbahn die damals ein ingeneurtechnisches Glanzstück darstellte und von deren Art heute nur noch wenige existieren. Baumaterial und Verpflegung wurde mit Maultieren in die unwegsame Bergwelt gebracht. Prozesse gegen Grundbesitzer und Demonstrationen gegen die Bahn verzögerten die Arbeiten immer wieder. Gegen die Besitzer der Reisekoffer-Post-Beförderungsunternehmen stiegen Maultiertreiber und Fuhrmänner auf die Barrikaden, da sie um ihre Existenz fürchteten. Technischer Fortschritt lässt sich jedoch mit Protesten und Prozessen nicht aufhalten und so wurden 1888 die ersten beiden Strecken eröffnet.

Die im 2. Weltkrieg völlig zerstörte Strecke an der Ostküste bis Porto Vecchio wurde 1935 fertig. Geplant war auch eine Verlängerung bis Bonifacio im Süden und Ersa am Cap Corse. Die Kriegsverluste waren beträchtlich: 25 Personenwagen, 250 Güterwagen, 4 Lokschuppen und 3 Triebwagen wurden Opfer der Kampfhandlungen. Das diese Verluste nicht wieder ausgeglichen wurden, ist der steigenden Bedeutung des Autos, aber auch dem Verwaltungschaos zuzuschreiben. Der Staat hat zwar die Baukosten übernommen, die Verwaltung aber immer wieder in private Hände gegeben. Nach dem die Bahngesellschaft ab 1970 immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten geriet, sollte sie 1982 stillgelegt werden. Proteste der Inselbewohner die auf ihren „U Trigihellu“ (Der Zitternde) nicht verzichten wollten, verhinderten dies.

In der Folge wurde 1983 die Chemins de fer de la Corse (CFC), ein Tochterunternehmen der SNCF gegründet. Nach der Stillegung einer Zweigstrecke in den 40´er Jahren beträgt die Streckenlänge heute 231 Kilometer. Es gab sogar Pläne zur Umspurung auf Normalspur, welche jedoch nie in die Tat umgesetzt wurden. Mitte der 80´er Jahre wurden dann aber endlich 20 Millionen Franc  in die Erneuerung des Bahnkörpers und neue Fahrzeuge investiert. Der Einsatz von Dampflokomotiven endete in den 50´er Jahren. Das heute älteste Fahrzeug ist ein Billard Triebwagen Nr 503, von 1939, der jedoch nur noch auf den Werkstattgelände eingesetzt wird. Die Triebwagen 201-208 von 1945 sind in rot/beige lackiert und verkehren im Sommer auf der Balagneroute. Mit den 305 PS starken Motoren können sie es auch heute noch mit den Fahrzeugen der X 2001 – 2005 Serie der Baujahre 1975 und 1976 aufnehmen. 1981 wurden 500 PS starke Triebwagen der X 5001 – 5002 Serie angeschafft. Die neuesten Modelle stammen von 1989/90 und kosten 11 Millionen Franc pro Stück. Die Ersatzteilbeschaffung für die Altfahrzeuge wird immer schwieriger. Von den 31 Technikern im „Hospital“ in Casamozza ist deshalb Improvisationstalent gefragt. Viele Oldtimer rosten scheinbar unbeachtet vor sich hin, doch von ihnen kann man doch einmal eine Tür oder nach einem Unfall gleich ein ganzes Heck gebrauchen. Am Rand türmen sich die Fahrgestelle. Sie sind unentbehrlich, da auch jede Neuanschaffung auf Schmalspur umgerüstet werden muss.

Von Bastia an der Ostküste ausgehend, verbindet sie via Ponte Leccia, die Hafenstädte Ajaccio an der Westküste und eine Zweigstecke erreicht Calvi an der Nordküste. Die 73 Kilometer lange Teilstrecke von Ponte Leccia nach Calvi wird mehrmals täglich bedient. Öfter jedoch ist die Bahn auf den 22 Kilometern zwischen Calvi und L’IIe-Rousse unterwegs. Die dort verkehrende „Tramway de la Balagne“ ist eine Art Bäderbahn, die die Strände an  bis zu 21 Orten und Haltepunkten im Sommer 15 mal und im Winter zehnmal täglich miteinander verbindet. Auf der spektakulären, 158 Kilometer langen Strecke nach Ajaccio, müht sich der Dieseltriebwagen bis zu 30 Promille Steigungen hinauf. Der Scheitelpunkt der Strecke befindet sich 906 Meter hoch über dem Meer in der Nähe von Vizzavona. Er schaukelt  über 51 Brücken die mehrfach den Fluss Golo überqueren.  Besonders hervorzuheben ist die imposante Brücke vor Vivario, die von Gustav Eiffel geplant und gebaut wurde. Felsmassive werden von 43 Tunnels durchbohrt  und wo kein Raum für einen Bahndamm war, heften sich Galerien an die Felshänge  Einige sind so marode, dass sie nur mit Schrittgeschwindigkeit befahren werden können.
Der schönste Streckenabschnitt liegt zwischen der alten Hauptstadt Corte und Ajaccio. Für das vier Stunden lange Erlebnis Bastia – Ajaccio zahlt man etwa 20 €.1/3 des Fahrpreise fließt weiterhin in die Erhaltung der Eisenbahn.

Die Korsen lieben ihren „Trinichello“, den kleine Zug. Sie schätzen ihn auch als den menschlichsten Zug, setzen sich aber bequemerweise in ihr Auto aber immer mit dem festen Vorsatz: „Man müsste mal wieder mit dem Zug fahren“. Als Besucher der Insel sollte man diesen Vorsatz in jedem Fall in die Tat umsetzen, denn auf keine andere Art kann man in kürzerer Zeit und preiswerter die schönsten und unzugänglichsten Teile der mediterranen Bergwelt entdecken. Rund 700.000 Passagiere zählt die Bahn pro Jahr. Die Hälfte davon sind Touristen.

Neben der Eisenbahn lieben die Korsen natürlich auch ihre Haustiere. Da sie ja auf einer überschaubaren Insel leben, dürfen die meisten auch frei herumlaufen. Dies betrifft auch Kühe, Bullen, Schweine und Ziegen. Die haben wenig Vorstellung von Straßen- oder Bahnverkehr und schon gar keinen Fahrplan. Es kommt so auch immer mal wieder zu spannenden Begegnungen auf Gleis und Straße.

Quelle: Schröder/Pagenstecher
Korsika
Verlag Martin Velbinger, Gräfeling
München 1990

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