KONGO – Herz der Finsternis

River Congo Kongo

4. November 2025 joerg

Kongo River Congo

Ethnologie und Geschichte

Die frühesten Spuren menschlicher Besiedlung im Kongobecken werden auf zweitausend Jahre vor unserer Zeitrechnung geschätzt. Die Einwanderer kamen aus nördlicheren Regionen Afrikas und brachten Nahrungsmittel und Kulturpraktiken ihrer Heimatgebiete mit. Sie beherrschten die Herstellung einfacher Stein- und Eisenwerkzeuge und die Töpferei.

Ab dem 10. Jahrhundert wanderten aus dem heutigen Gebiet Nigerias die Batéké und andere Bantustämme, in das untere Kongobecken und siedelten dort. Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte entstanden dort verschiedene Königreiche. Am Ende der 15. Jahrhunderts landeten portugiesische Seefahrer rund um das Mündungsgebiet des Kongo-Flusses. Die Portugiesen unterhielten Handelsbeziehungen zu den dort lebenden Stämmen. König Nzinga Mbemba Afonso I. (ca. 1456-1543), Herrscher über das küstennahe Kongo-Königreich, hatte so gute Beziehungen zu Portugal, dass er sich nach seiner Krönung 1506 freiwillig christlich taufen ließ.

Den portugiesischen Handelsleuten folgten britische, französische und niederländische Händler und beanspruchten immer mehr Land im Kongo, wodurch sich das Verhältnis zu den Europäern zunehmend verschlechterte.

Der Engländer Henry Morton Stanley durchquerte als erster Europäer ab 1874 den afrikanischen Kontinent und im späteren Verlauf auch das Kongobecken. Henry Stanley wollte den Kongo in das Vereinigte Königreiche eingliedern, doch in England hatte niemand Interesse daran.

Leopold II. von Belgien, der in der Okkupation von Kolonien bisher nicht erfolgreich war, las die Berichte von Stanley mit großem Interesse. Am 10. Juni 1878 traf er Stanley und betraute ihn mit der Aufgabe den Kongo für den König zu erwerben. Leopold II. und Missionsgesellschaften finanzierten die Expedition.

Stanley war fünf Jahre lang offizieller Vertreter Leopolds II.  im Kongo und begann mit dem Bau einer 200 Kilometer langen Piste von der Mündung des Flusses Kongo, entlang der Kongofälle bis zum Pool Malebo, von wo aus der Kongo schiffbar war. Kleine Dampfschiffe wurden stückweise zum Stanley Pool geschafft und dort zusammengebaut. Stanley gründete eine Stadt, die er nach seinem Gönner Leopoldville nannte (heute Kinshasa). An dem 1500 Kilometern langen Flusslauf wurden weitere Stationen geplant und gebaut.

Im November 1884 wurde im Reichskanzlerpalais in der Wilhelmstraße die Kongokonferenz einberufen. Sie wurde im Februar 1885 mit der Unterzeichnung der Kongoakte abgeschlossen. Darin vereinbarten Frankreich, England, Spanien, Österreich-Ungarn, Belgien, Dänemark, Italien, Niederlande, Portugal, die USA, das Osmanische Reich, Russland und Schweden-Norwegen die Beendigung des Sklavenhandels und die Aufteilung des Kongobeckens in Portugiesisch-Westafrika, Französisch-Kongo und Belgisch-Kongo.

1960 wurden alle diese Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen. So finden sich im Kongobecken heute die folgenden Staaten:

  • Republik Kongo 1960 (vorm. belgisch)
  • Demokratische Republik Kongo 1960 (vorm. belgisch)
  • Zentralafrikanische Republik 1960 (vorm. französisch)
  • Cabinda, Provinz Cabinda, Angola (seit 1975angolanische Exklave)

Es folgten Regime, die gestürzt wurden, Präsidenten die ermordet wurden und Bürgerkriege. Marien Ngouabi rief 1969 die Volksrepublik Kongo aus und installierte mit Hilfe der Sowjetunion den Sozialismus. Bis zum Zusammenbruch des sozialistischen Systems 1991 war die Parti Congolais du Travail die einzig herrschende Partei in der VR Kongo.

Nun traten die Cobra-Milizen, unter der Führung des aus dem französischen Exil zurückgekehrten Denis Sassou-Nguesso auf den Plan. Die Cobra-Milizen siegten 1999 über die Milizen des amtierenden Präsidenten Pascal Lissouba und des ehemaligen, unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Bernard Kolelas. Seit dieser Zeit ist Sassou-Nguesso ohne Unterbrechung als Präsident des Landes an der Macht.

Söldner Maschinengewehr KongoAktuelle Lage in der Zentralafrikanischen Republik

Im Dezember 2020 schlossen sich sechs Rebellengruppen zur Coalition des patriotes pour le changement (CPC) zusammen. Sie versuchten die Präsidentschaftswahl in der Zentralafrikanischen Republik 2020/21 zu stören, weil der ehemalige Präsident François Bozizé, den sie unterstützen, nicht erneut zur Wahl zugelassen worden war. Sie griffen landesweit Städte an und brachten sie unter ihre Kontrolle. Nach der Wahl, die Touadéra gewonnen hatte, konnte die Armee der Zentralafrikanischen Republik Stück für Stück Territorium zurückerobern. So war Mitte April 2021 wieder fast die ganze Westhälfte unter der Kontrolle der Regierung. Diese Erfolge wurden möglich mit der Hilfe mehrerer ausländischer Unterstützer: die MINUSCA-Friedenstruppen, die russische Gruppe Wagner, die UN-Friedenstruppen und ruandische Soldaten.

In der Demokratischen Republik Kongo dauern die bewaffneten Konflikte bis heute an. Die Bürgerkriege bekommen Nummern, und derzeit zählt man den dritten Kongokrieg. Mai-Mai-Milizen gegen Tutsi und Hutu gegen Tutsi, M23-Milizen, die Miliz Allied Democratic Forces (ADF, Alliierte Demokratische Kräfte) und viele andere im Dauerkonflikt, bei denen die UN-Truppen meist nur hilflose Beobachter und die Bevölkerung die Opfer sind.

Während einer parlamentarischen Krise im Zusammenhang mit der Wahl des Parlamentsvorsitzes führte am 19. Mai 2024 Christian Malanga, Vorsitzender und Gründer der Oppositionspartei United Congolese Party (UCP), die ihren Sitz im Exil der Vereinigten Staaten hat, einen Putschversuch an, der von den Sicherheitskräften des Präsidenten Félix Tshisekedi abgewehrt wurde. Bei dem Versuch wurden von den Sicherheitskräften mehrere der Angreifer verhaftet und vier weitere getötet, darunter Christian Malanga selbst.

Für die Konflikte in allen Staaten im Kongobecken, sind in erster Linie die ehemaligen Kolonialmächte verantwortlich. Sie zogen die Grenzen und ignorierten dabei Stammes und Siedlungsgebiete. Nach der Unabhängigkeit installierten sie Machthaber, die das Land in ihrem Interesse weiter ausplünderten. Im „kalten Krieg“ war der Kongo den Rivalitäten der Großmächte ausgeliefert. Später traten auch andere Akteure auf den Plan, die Interesse an Diamanten und Öl und anderen Rohstoffen haben. So wird die Geschichte der Länder des Kongobeckens durch korrupte Machthaber, Söldner und Rebellen mit, aus unserer Sicht, willkürlichen Tötungen und Bombardements fortgeschrieben.

Aerial Rainforest Kongo Natur im Kongobecken

Im Kongobecken wachsen nach Amazonien die zweitgrößten zusammenhängenden Regenwälder der Erde. Der WWF schützt die wichtigsten Wälder der Erde. Tropische Regenwälder bedecken nur sieben Prozent der Erdoberfläche und sind Heimat der Hälfte aller Arten von Pflanzen und Tieren. Unzählige Arten kommen im Kongobecken vor. Viele davon sind endemisch – das heißt, sie leben weltweit ausschließlich in dieser Region.

Neben Nebelwäldern und Gebirgen findet man im Kongobecken insbesondere Tiefland-Regenwälder im Einzugsgebiet des Kongo-Stroms. Den Wäldern kommt als Kohlendioxid-Speicher eine wichtige Rolle zur Stabilisierung des globalen Klimas bei.

Das Kongobecken ist das Herz Afrikas und befindet sich im Äquatorialbereich. Dieses ausgedehnte Tiefland-Becken wird geprägt durch den Kongo-Fluss und umfasst etwa ein Viertel des weltweit noch vorhandenen tropischen Regenwaldes. Er ist nach dem Amazonas-Regenwald der zweitgrößte Regenwald der Erde. Die Regenwälder, auf einer fünffachen Fläche Deutschlands, erstrecken sich von den Küstenländern Kamerun, Gabun, Äquatorial-Guinea und der Republik Kongo über die Zentralafrikanische Republik (ZAR), die Demokratische Republik Kongo bis nach Uganda, Ruanda und Tansania.

Im Kongobecken leben über 400 Säugetier-, 1.000 Vogel- und über 10.000 Pflanzenarten. Schimpansen, Bonobos, Waldelefanten und Waldbüffel, Bongoantilopen, Waldgiraffen sowie der Westliche Flachlandgorilla und der Grauer-Gorilla haben hier ihr Zuhause. Der Bestand der Grauer-Gorillas wurde Mitte der 1990er Jahre auf etwa 17.000 Tiere geschätzt, laut letzten Schätzungen von 2015 existieren weniger als 3.800 Grauer-Gorillas. Das ist ein Rückgang von 77 Prozent!

Die westliche Welt, also wir, brauchen die Bodenschätze des Kongobeckens für unseren „Fortschritt“. Für Kobalt, Kupfer, Zink, Silber, Diamanten, Germanium, Uran, Zinn, Tantal/Coltan, Wolfram und Gold fällen wir auch den letzten Baum! Bis 2030 werden weitere 30 Prozent des Waldes im Kongobecken zerstört sein.

Bushmeat Kongo

Bushmeat gehört zum Kongo wie Bratwurst zu Deutschland.

Formulare

Schon lange war es einer meiner Träume auf dem Kongofluss durch den undurchdringlichen Regenwald zu fahren und diese einzigartige Natur, fern von Lärm und Zivilisation, mit eigenen Augen zu sehen und vor allem zu erleben.

Doch wie umständlich es ist in den Kongo einzureisen, ist uns erst in der Vorbereitung der Reise bewusst geworden. Backpacker-Reisen in die Republik Kongo dürften wohl nahezu unmöglich sein. Es ist eine Einladung nötig um überhaupt ein Visum beantragen zu können. Und die Menge an Dokumenten, die es mitzuführen gilt, ist absurd.

12.- 13.10.2025 Anreise, Berlin-Frankfurt- Addis Abeba-Brazzaville in der Republik Kongo.

Schon am BER wird kontrolliert, ob man ein gültiges Visum hat. Die Angestellten von Äthiopien Airlines kontrollieren das in Frankfurt zur Sicherheit noch einmal. In Addis Abeba kommen wir aus dem Flugzeug und werden abermals kontrolliert und gehen dann den Weg der „International Transfers“, der jedoch in einer weiteren Sicherheitskontrolle mündet. Dort fertig gepiesackt, darf man dann das Flugzeug nach Brazzaville besteigen. In Brazzaville angekommen, wird man bei Verlassen des Flugzeugs von einem weiteren Mitarbeiter aufgelauert, der die Tickets kontrolliert. Das muss man nicht verstehen. Andere Länder andere Sitten. Spannend wird es dann bei der Einreise. Augenscan, Fingerabdrücke scannen, Einladungen abgeben und dann zum Kofferband. Dort gibt es viele Flughafenmitarbeiter die sich allesamt an dem Gepäck abarbeiten. Sie sammeln die Gepäckbelege ein, kleben die auf ein Papier und tragen dahinter ein wer was wann mitgenommen hat. Anscheinend kam es zu häufig vor, dass Gepäck von Leuten mitgenommen wurde, denen es gar nicht gehörte.

Nachdem wir im Hotel eingecheckt haben, gehen wir auf Nahrungssuche in der Betonwüste Brazzavilles. Sofort werden wir eingehüllt in die blauen Abgasschwaden unzähliger Autos und Lastkraftwagen. Wir balancieren über einen schmalen Randstreifen, der in ferner Zukunft vielleicht mal ein Gehsteig werden könnte. Der Blick ist meist nach unten gerichtet, damit man nicht in eines der tiefen Löcher fällt, die irgendwo in der Kanalisation oder einfach nur im Kongo münden. Untermalt wird unser kleiner Spaziergang vom ohrenbetäubenden Motorengeräusch und von unablässigen Hupen der Fahrzeuge. Wer Brazzaville dann satt hat, kann sich ins „Pauls“ flüchten. Diese herausragende Bäckerei mit Restaurant, unter belgischer Leitung, ist eine europäische Oase unweit des Kongoflusses. Mit Kratzen im Hals und im Kopf ganz schwummerig von den Abgasen, wanken wir wieder zurück zum Hotel. Aus dem Infinity-Pool des Radisson blickt man auf den Kongo an dessen anderem Ufer sich die Skyline von Kinshasa aus dem Dunst schält. Bis zum Abendessen halten wir noch durch und fallen dann nach 32 Stunden tot ins Bett.

Reisebericht
Congo Oesso Tankstelle

Mopedtankstelle in Oesso

Into the Jungle

Mit einer nur für uns gecharterten Embraer E 175, fliegen wir am Vormittag von Brazzaville in den Norden der Republik Kongo nach Ouesso. Leider ist die Wolkendecke so dicht, dass von dem Regenwald des Kongo kaum etwas zu erahnen ist. Von Oesso fahren wir mit zwei Speedbooten flussabwärts bis zu einer Brücke, die die Chinesen hier für den Abtransport tropischer Hölzer errichtet haben. Seitdem ist der River Shanga geteilt, denn die Brücke ist so niedrig, dass bestenfalls die Einbaumboote der Einheimischen hindurch passen.

Hinter der Brücke liegt die „Princesse Ngalessa“. Dieses war einst das Schiff des Innenministers. Da es jedoch zu groß war und selten genutzt wurde, baute man es zum Hotelschiff um. Für Strecken die wir auf dem Sangha und dem Kongo Fluss zurücklegen, ist dieses nun unser zu Hause.

Nur fünf Minuten mit dem Boot entfernt befindet sich ein Kriegerdenkmal aus dem ersten Weltkrieg, dass an eine Schlacht erinnert, in der sich französische und deutsche Soldaten 1914 im Dschungel gegenüberlagen. Die deutschen Truppen versuchten dabei von Kamerun aus ihr Territorium zu erweitern. Lange wurde um den Grenzverlauf, der sich immer hin und her verschob, gekämpft. Kein Ruhm, keine Ehre nur Blut und Tot für nichts. Ein Beispiel für die Sinnlosigkeit eines jeden Krieges. Die Deutschen blieben in Afrika nur eine Fußnote der Geschichte und Frankreich entließ nur 46 Jahre später sein Territorium des Kongobeckens in die Unabhängigkeit.

Ein Tross aus 25 Touristen spaziert durch Oesso. Aliens are in the town und so fühle ich mich auch. Wir sind Fremdkörper und können bestenfalls erahnen, wie es ist hier zu leben. Feldfrüchte, Kakao, Fisch und Tropenholz sind die Waren mit denen die Menschen hier handeln können. Sehr präsent sind inzwischen aber auch chinesische Billigprodukte, die sich in den Geschäften entlang den Hauptstraßen den Markt erobert haben. Fast schon feindselig ist die Stimmung auf dem lokalen Markt, als die mit schussbereiten Kameras bewaffneten Aliens ihn im Gänsemarsch durchqueren. So treten wir dann den geordneten Rückzug an, ohne wirklich viel über das Leben in Oesso gelernt zu haben.

Borderlines

15.10.2025 Der frühe Vogel ist ein Frosch! Beziehungsweise tausend Frösche, die offenbar keinen Schlaf brauchen und sich in den Inseln aus Wasserhyazinthen zusammengerottet haben, um uns mit lautstarkem Quaken aus dem Schlaf zu holen. Der Dschungel schält sich aus dem Morgennebel am Sangha Fluss, der träge dahinfließt, während wir frühstücken. Dann brechen wir auf in das Dzanga-Sangha-Schutzgebiet. Zu beiden Seiten des Flusses nichts als das unermessliche Blätterdach des Primärregenwaldes. In dem riesigen Regenwaldbäumen, die ihr Blätterdach bis über die Uferlinie ausbreiten, warten viele Vögel auf Beute. In diesem undurchdringlichen ewigen Grün würden wir Menschen aus der sogenannten ersten Welt keine Woche lebend überstehen.

Da es die chinesische Brücke unserem Schiff unmöglich macht, den Sangha Fluss stromaufwärts zu fahren, müssen wir die Strecke von 160 Kilometern mit Motorbooten zurücklegen. Unterwegs müssen wir dabei in Oesso, an der Grenzstation zur Zentralafrikanischen Republik und in Kudo zur Erledigung der Formalitäten anhalten. Für die Bewohner der kleinen Dörfer entlang des Flusses sind die Grenzen nahezu bedeutungslos. Sie wechseln zum Jagen und Fischen von einem Staat zu anderen.

Kein Regenwald ohne Regen! Das müssen auch wir erleben, als wir auf dem Fluss von Regen und Gewitter überrascht werden. In Gummi-Ponchos eingehüllt wie in Kokons, jagen wir mit den Booten über weiter den Sangha Fluss aufwärts, während um uns herum die Blitze die Wasseroberfläche treffen. Welchen Schutz bietet unser Aluminiumboot, frage ich mich in Gedanken? Doch auch das schlimmste Gewitter ist irgendwann vorübergezogen und die Sonne erobert den Himmel über uns. Das weiche Nachmittagslicht streichelt Bäume und Büsche am Flussufer und wohl jeder auf dem Boot saugt still diese Atmosphäre ins sich auf. Hinter einer Flussbiegung kommt der Ort Bayanga in Sicht und wir erreichen wir die Sangha Lodge. Hier hören wir uns zunächst einen Vortrag zu den Verhaltensregeln in der Lodge und dann über die „Rules of Jungle“ an. Das dauert leider so lange, dass ich meine geplante Sunset-Fotosession verpasse.

 

Dzanga Bai Elefant

Das Netz quillt über von Bildern der Dzanga-Bai. Daher mal eine andere Sicht auf die Dzanga Bai.

Dzanga Bai

Voller Erwartung machen wir uns auf den Weg. Auf einer selbstgebastelten Fähre aus zwei Kanus über die man ein paar Bretter gelegt hat, überqueren wir den kleinen Flussarm an unserer Lodge. Dann fahren wir mit den Landcruisern zur Nationalparkverwaltung des WWF. Dort gibt es lange Diskussionen darüber wer von unserer Gruppe was und wann besuchen darf. Wir, die in der Sangha Lodge nächtigen, will man nicht mitnehmen, da es irgendwelche Animositäten zwischen der Sangha Lodge und der staatlichen Dodi Lodge gibt. Dann können wir nicht fahren, da Bäume auf die Straße gestürzt sind, wenig später sollen Elefanten die Straße zerstört haben. Im Kongo gibt es vieles, dass wir nicht verstehen. Statt des Gorilla-Treckings werden wir nun doch für die Dzanga Bai eingeteilt. Bai bedeutet Lichtung und die Dzanga Bai ist weltweit der beste Platz um Waldelefanten zu sehen. Erst 2010 wurde durch genetische Tests nachgewiesen, dass es sich bei dieser Art um eine eigene Spezies handelt und die Elefanten, nicht wie vorher angenommen, von den Elefanten in der afrikanischen Savanne abstammen. So fahren wir auf einer blutroten Sandpiste weiter durch dichten Dschungel. Nach 40 Minuten ist die Fahrt zu Ende, denn ein Baum ist hier vor einer viertel Stunde auf die Straße gestürzt. Glücklicherweise genau an der Stelle, an der wir ohnehin unsere Wanderung begonnen hätten. Nach dem Briefing zu den „Jungle-Rules“ wandern wir los. Durch den dichten Dschungel geht es auf einem schmalen Pfad hinunter zu einem Fluss. Barfuß folgen wir dem Flusslauf und biegen dann wieder in den Dschungel ab. Wir balancieren über Wurzeln und Holzplanken bis wir das Trompeten der Waldelefanten in der Ferne hören. Dann öffnet sich der Wald und wir erreichen die hölzerne Plattform die der WWF hier für seine Beobachtungen und Forschungen errichtet hat. Fünf Stunden verbringen wir hier und beobachten die Elefanten wie sie kämpfen spielen, baden und aus tiefen Löchern mineralhaltiges Wasser saugen. Die Mineralien sind der eigentliche Grund warum Tiere wie Waldelefanten, Bongos, Rotbüffel, Waldschweine und Pinselohrschweine diese baumlose und schlammige Ebene aufsuchen. Aber irgendwann muss jeder diesen einzigartigen und magischen Ort auch wieder verlassen. Auf der Rückfahrt setzt sintflutartiger Regen und Gewitter ein, der bis zum Abend anhält. Am Ende des Tages stellt sich die Frage; Sollten Touristen diesen Ort überhaupt besuchen oder wäre es nicht besser die Tiere in ihrem Habitat nicht zu stören?

Diese abgelegene Region ist ein Paradies für Wilderer. Je mehr Touristen hier für dieses Erlebnis Geld bezahlen, desto mehr Schutz wird es für die Tiere und den Wald geben können. Das ist ein Fakt, der für viele Regionen Afrikas gilt.

Congo Pygmäen BaAkaJungledrum

17.10.2025 Singend und klatschend, stehen die Pygmäen zu beiden Seiten der staubigen Sandstraße, als unsere Fahrzeuge am Morgen im Dorf Mossapoula eintreffen. Jeder möchte mitkommen auf die Jagt im Regenwald. Sie drängeln, schreien und versuchen alle die Ladeflächen der Pick-Ups zu entern. Angestellte der Nationalparkverwaltung versuchen Ordnung in das lebendige Chaos zu bringen. Sie rufen, zählen, winken ab – heute sollen auch einmal andere mitfahren, nicht immer die Gleichen. Irgendwann sind die Pick-Ups dann voll mit Menschen und mit Netzen für die Jagt. Lautstark singen und klatschen die Frauen auf der Ladefläche, während wir durch den Wald fahren. Dann dimmt der Wald das Licht, die Luft wird noch feuchter, der Boden weich. Die Kronen der Baumriesen bilden ein Dach, das kaum einen Sonnenstrahl hindurchlässt. Dann stoppen wir. Die Pygmäen springen von den Ladeflächen, nehmen die Netze und legen sie in die Mitte des Weges. Alles geschieht mit einer Selbstverständlichkeit, als folgten sie einer unsichtbaren Choreografie.

Eine Zeremonie beginnt. Stimmen erheben sich, Füße stampfen, Hände klatschen. Der Rhythmus wächst, dehnt sich, füllt den Wald. Es sind Lieder, die älter sind als jedes Buch, Gebete an die Geister, die hier wohnen. Ich spüre Gänsehaut. Vielleicht hört der Wald wirklich zu, denke ich.

Die BáAka lesen den Wald wie ein offenes Buch. Seit Jahrtausenden leben sie in seinem Rhythmus, lesen in seinen Zeichen wie in einer vertrauten Schrift. Sie wissen, welche Pflanze heilt und welche tötet, welche Rinde gegen Kopfschmerz hilft, welche Blätter Bauchkrämpfe lindern, welche Wurzel das Gift eines Schlangenbisses neutralisiert – und welches Baumöl als „Pille danach“ wirkt. Sie nehmen nur was sie brauchen, damit der Wald sich regenerieren kann. Die Jagd beginnt. Die Pygmäen sind schnell. Rufe hallen durch das Dickicht, von hier und dort. Ich verstehe kein Wort, doch der Sinn ist klar. Die Tiere erstarren, hören, zögern. Dann treiben die Jäger sie in einem großen Bogen zusammen, ein halbkreisförmiges Spiel zwischen Menschen und Tier. In die Netze gehen Waldgazellen, Perlhühner, manchmal nur ein paar kleine Tiere – doch nichts wird verschwendet. Alles wird mit der Familie geteilt. Diese Jagdausflüge können mehrere Tage aber auch bis zu zwei Jahren dauern. Dann ziehen ganze Familien nomadisch durch den Wald und übernachten in provisorischen Hütten aus Zweigen und Blättern. Wasser finden sie selbst in der Trockenzeit, in dem mit der Machete Äste eines bestimmten Baumes abgeschlagen werden. Aus den Schnittstellen fließt dann das Wasser fast wie aus einem Wasserhahn.

Kommen die erfolgreichen Jäger aus dem Wald zurück, gehen sie zum Fluss um sich dort zu reinigen. Die Pygmäen des Kongo sind jedoch keine Langweiler, denn auch diese Reinigung wird zelebriert. Dabei schlagen sie mit den Händen so geschickt auf das Wasser, dass dabei Geräusche wie von Schlaginstrumenten entstehen. Zu diesem Jungledrum wird laut gesungen und nach jedem Lied tauchen sie in die Fluten des Flusses. Das ist die Welt der Pygmäen des Kongo, mit lebendigen Traditionen und Riten, ohne Eile, ohne Zivilisationsmüll und mit dem lebendigen Glauben an die Geister des Waldes.

Westlicher Flachland Gorilla Gorilla Trecking

18.10.2025 – Nach dem zwei Gorillamännchen 2024 im Abstand weniger Monate gestorben waren und sich die Gruppen im Dschungel verstreut hatten, war kein Gorilla-Trecking mehr möglich. Für den Nationalpark und die beiden Lodges war das wie eine zweite Corona-Epidemie.  Glücklicherweise fanden die Weibchen nach ungewöhnlich kurzer Zeit, Anfang 2025, zwei junge Männchen, die die Führung der Gruppen übernahmen. Diese begann man an Menschen zu gewöhnen, so dass heute wieder eine Gruppe mit elf Mitgliedern besucht werden kann.

Von der WWF Station, wo die Corona Tests für die Besucher durchgeführt werden, fahren wir auf einer roten, ausgefahrenen Sandpiste durch den dichten Dschungel. An der Rangerstation von Hokou Bai angekommen, ist für jeden Besucher der Vortrag zum Verhalten bei den Gorillas obligatorisch. Vor dem Betreten des Waldes, müssen die Schuhe desinfiziert und die Hände noch einmal gewaschen werden. Dann verschluckt uns der Regenwald. Über Bachläufe und durch dichtes Gestrüpp geht es immer tiefer hinein in die grüne Hölle. Wir laufen gebückt durch tiefhängende Äste und überwinden umgestürzte Bäume. Bei den Gorillas angekommen, kriechen wir durch das Unterholz um eine gute Fotoposition zu finden. Von der elfköpfigen Gruppe bekommen wir nur den Silberrücken zu sehen und das auch nur suboptimal. Das ist die Natur! Sie bestimmt ob wir die Lucky Guys oder die Looser sind. Nach drei Stunden tauchen wir völlig verdreckt und durchgeschwitzt wieder aus dem Dschungel auf und es ist klar – heute waren wir die Looser!

 

Olivmagaben-Trecking

19.10.2025 – Schon am Abend zuckten Blitze über den Abendhimmel gefolgt von Donnergrollen. Ein Gewitter über dem Sangha River sorgte für eine spektakuläre Lichtshow. In der Nacht begleitete das Klopfen der Regentropfen auf dem Schilfdach den Gesang der Insekten. Leider regnet es auch am Morgen immer noch. Trotzdem machen wir uns auf den Weg zur 30 Kilometer entfernten Station von Hokou Bai, wo wir schon gestern zum Gorillatrecking starteten. Es regnet ohne Unterlass. Eine Stunde durch Morast, durch Bäche und durch tropfnassen Regenwald müsste man auf sich nehmen, um Olivmangaben zu sehen. Daher wählen wir diesen Ausflug ab, während die Nimmermüden ihr Glück versuchen. Auf dem Weg zurück entdecken wir im Dickicht neben der Straße zwei Waldelefanten. In respektvollem Abstand beobachten die Bewohner einiger kleiner Hütten die Tiere. Als einer der Elefanten etwas dichter an die Straße kommt, nimmt ein Vater zweier Kinder seine Kleinen auf dem Arm und rennt davon. Die Angst vor den Tieren scheint tief verwurzelt zu sein und kommen Elefanten oder Leoparden den Dörfern zu nahe werden sie nicht selten erschossen.

 

Sangha River Cruise

20.10.2025 – Nach dem Frühstück jagen wir mit den Speedbooten flussabwärts von Bayanga zurück in die Republik Kongo. Der Außenborder brüllt, die kalte Morgenluft schneidet ins Gesicht. Hinter einer Flussbiegung erscheint eine ungewöhnlich große Silhouette auf dem Wasser. Blöd glotze ich dahin um rauszufinden was das ist. Ich hätte ja auch das Teleobjektiv auspacken können. Es sind zwei Flusspferde! Aufgeschreckt von den drei Motorbooten tauchen die natürlich ab. Drei Boote, drei Motoren, eine Handvoll Menschen – und irgendwo da unten, zwei tonnenschwere Kolosse. Sie schauen nur noch kurz aus dem Wasser, um zu sehen ob die Luft wieder rein ist.

Wir gleiten weiter über den Sangha River, halten an den Grenzstationen, um die Formalitäten in schäbigen Bretterbuden zu erledigen. Die Strömung zieht uns flussabwärts und wir brauchen über eine Stunde weniger Fahrzeit, als auf unserer Fahrt stromaufwärts. Vorbei zeihen kleine Fischercamps, wo Männer in schmalen Einbaumbooten von Ufer zu Ufer gleiten. Rauch steigt aus den Feuerstellen, Kinder winken, und irgendwo klingt das Klappern eines Kochtopfs durch den Dschungel.

Am Nachmittag erreichen wir die „Princesse Ngalessa“ mit Klimaanlage und Getränkeflatrate. Am Abend legt sich ein goldener Schleier über den Sangha River. Das Wasser glüht wie flüssiges Kupfer. Die Bäume am Ufer verwandeln sich in schwarze Silhouetten. Sie spiegeln sich im dahinfließenden Strom bis sie in tiefem Schwarz mit ihm verschmelzen. Der Sangha trägt das Licht davon – leise, majestätisch, bis zum Morgen.

drum Kongo Music

Schweiß, Trommeln, Ekstase – Lebensfreude!

Ndzengi

21.10.2025 – Gestern am späten Abend ist am Ufer des Dörfchens Ikélemba ein Raumschiff gelandet. Die Fischer die am Morgen einen großen Bogen um das stählerne Ungetüm paddeln mussten, trugen die Botschaft in den Ort. Sofort rennen die Kinder des Dorfes hinunter zum Ufer des Sangha River. Da liegt es! Drei Stockwerke hoch und so lang wie ein Regenwaldbaum hoch ist. Um besser zu sehen klettern sie alle auf einen Busch am Ufer, dessen Zweige sich unter der Last der vielen Kinder weit nach unten biegen. Als sie die Menschen mit der blassen Haut erblicken, beginnen sie zu singen. Die blassen Menschen winken zurück und holen ihre Kameras. So geht das eine Weile, die Kinder singen und die Bleichen fotografieren. Zwischen ihnen der Graben der Welten.

Dann erhebt sich der monotone Gesang der Maschinen und das Stahlmonster bläst schwarzen Qualm in die klare Luft. Langsam entfernt sich das Raumschiff vom Ufer, wendet, umschifft Untiefen und steuert weiter flussabwärts.

Kongo Feuer Geist

Der Dzengi und sein Schatten.

Als das Schiff die kleine Bucht von Tokou erreicht, steht am Ufer schon das halbe Dorf. Die Bewohner des Ortes stehen am Ufer und singen. Der Gesang, voll von Freude und Erwartung hallt weit über den Fluss.
Die Sonne bricht durch Wolken, als wolle auch sie zusehen. Die Fremden Wesen aus einer anderen Welt betreten vorsichtig das Ufer.
Doch kaum haben sie den Boden betreten, saugt die Menge sie in sich auf.
Ein Strom aus lauten Stimmen, Händen, Lachen und Singen, angeführt von extatischen Trommlern zieht durch Tokou. Staub wirbelt auf, Füße stampfen, Körper drehen sich im Kreis. Einige tanzen schon in Trance, berauscht von Bewegung, Musik, und auch vom selbstgebrannten Schnaps.

Auf dem sandigen Platz unter den hohen Palmen versammeln sich dann alle zur Begegnung der Völker, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Blicke treffen sich, vorsichtig, neugierig, scheu und doch voller Sehnsucht.
Zwei Welten stehen sich gegenüber und für einen Augenblick ist da Vertrautheit.

Die Neugier bricht sich Bahn. Leise zuerst, dann mutiger: Wie findet man bei euch Arbeit? Was arbeitet ihr? Wie findet man einen Partner, ein Zuhause, ein Morgen? Die interessanteste Frage; würden wir es akzeptieren das ein Weißer einen Schwarzen heiratet? Die Antwort ist ein verhaltenes ja. Stehe ich jedoch inmitten dieser Menschen so glaube ich; Wir sind alle Menschen und jeder sollte die gleichen Rechte und Chancen haben.

Dann dürfen wir kurz Teil des Alltags der Menschen werden. Eine Frau zeigt, wie man aus Heilpflanzen Medizin kocht, wir errichten eine Hütte aus Ästen und Blättern und versuchen uns im Anfertigen eines Schilfkorbs.

Für die Ndzengi-Zeremonie am Abend wird ein Feuer entzündet. Abermals werden die Trommeln geschlagen und die Lieder erheben sich über die Wipfel der Bäume. Seinen Leib hat noch nie jemand erblickt, sein Haar aus Blättern darf man nie berühren. Mit jedem Schritt lodert das Feuer höher, Funken stieben, in den nachtschwarzen Himmel. Die Menschen singen und tanzen, die Schatten tanzen mit. Aus der schwarzen Nacht erscheint er dann. Der Waldgeist. Er schwebt hin zu den Menschen. Langsam erst, dann schneller. Er ist riesig und wird dann wieder klein, seine Bewegungen wild.

Sie singen, sie schreien, sie klatschen im Rhythmus der lodernden Flammen und für einen Moment war alles eins – Mensch, Erde, Geist, Rausch.

Dann – ein gleißender Funkenregen und der Ndzengi verschwindet, so plötzlich wie er gekommen war. Nur das Knistern des Feuers bleibt, während in der Ferne mystisches Wetterleuchten den Himmel erhellt und fast glaubt man das Wispern des Ndzengi aus dem Wald zu vernehmen: „Tanzt, singt und lebt – ich werde euch geben was ihr braucht, wenn ihr mich nicht missbraucht“.

Grüne Hölle oder Wunderwelt des Lebens?

22.10.2025 – Der Himmel ist grau und schwer voller dichter Wolken. Über Wald und Fluss liegt ein Schleier aus Dunst. Die Insekten und Vögel scheinen noch zu schlafen. Nur einige Wenige einheimische paddeln mit ihren Einbaumbooten durch den Kanal im Tokou-Pikunda-Nationalpark.

Nach dem Frühstück gleiten wir mit Booten durch Kanäle die fast vollends mit Wasserhyazinthen bedeckt sind. Die Sonne hat die Wolken inzwischen aufgelöst und es ist feucht und schwül. Äste großer Mahagoni- und Kapokbäume ragen von Ufer zu Ufer und spannen ein grünes Dach. An einer flachen Uferstelle landen wir an und machen uns mit einheimischen Führern auf den Weg durch den Wald. Die Männer schlagen mit Buschmessern den Weg frei. Orchideen blühen hoch oben in den Kronen, Pilze leuchten am Boden, Ameisen bauen ihre Straßen. Eidechsen verstecken sich unter Blättern, ein blauer Schmetterling schwebt über der Kolonne aus Abenteurern. Elefantenspuren hier, Bongo-Antilopenspuren dort. Alles ist miteinander verbunden. Als wir mit den Booten wieder zurückfahren kommen wir an einer Fischfalle vorbei. Eine Python hat sich darin verfangen. Der Fischer hat ihr mit dem Buschmesser die Zähne ausgeschlagen. Ihr Todessurteil! Das über zwei Meter lange Tier wird ins Dorf gebracht und aufgeteilt. Ein wichtiger Proteinlieferant für die Menschen am Fluss.

Als die „Princesse Ngalessa“ am Nachmittag den Ort Pikounda erreicht, ziehen dunkelblaue Wolken auf. Blitze zucken, Donner grollt und Regen setzt ein. Ein tropischer Regen zwingt die Besucher für den Rest des Tages an Bord zu bleiben.

 

Congo Fisher traditionalCrossing the Equator

23.10.2025 – Das Gewitter ist vorübergezogen und die Nachhut der Wolken hat keine Chance gegen die Morgensonne. Im Nu ist der Himmel blau und wir können nun den Ort Pikounda besuchen.

Einst war Pikounda ein Handelsposten, der von den Aktivitäten eines Herrn Truchot lebte. Vom kolonialen Glanz ist nichts geblieben. Heute ist sie dominiert vom Volk der Bongili.  Wir besuchen eine Frau die eine improvisierte Destillerie betreibt, in der sie aus Mais und Stärke Schnaps herstellt.

Doch auch der stärkste Schnaps kann die heimtückischen Überraschungen, die der Dschungel für uns Ahnungslose hier bereithält nicht negieren. Dabei sind Magen-Darm-Erkrankungen mit flüssigem Durchfall, und Stiche überdimensionaler Insekten noch die harmlosen Erfahrungen. Einige Reisende waren in Kontakt mit Tumbu-Fliegen deren Larven sich unter die Haut bohren und dort zu Würmern heranwachsen. So müssen an diesem Nachmittag einige von uns operiert werden um die Larven und Würmer zu entfernen.

Derweilen gleitet unser Schiff ruhig weiter flussabwärts, das Wasser schimmert silbern im Licht der Nachmittagssonne. Ein sanfter Wind weht über das Deck.

Nach einer Weile taucht am Ufer ein kleines Fischer-Camp auf – zwei einfache Hütten aus Holz und Schilf, ein paar Boote liegen im Wasser. Wir legen an und gehen von Bord. In einer Hütte steht ein Räucherrost, auf dem die Fische und der Teil einer Ziege liegen. Heiß glimmt das Feuer darunter, gespeist von Holz, das dem Fleisch seinen besonderen Geschmack verleiht.

Die Männer des Camps zeigen uns ihre Fangtechniken, in dem sie im Fluss Fischfallen auslegen. Geduldig warten sie, bis sich die Fische darin verfangen – ein Handwerk, das sie seit Generationen beherrschen.

Die Sonne versinkt hinter dem Schiff über dem Regenwald und die Wolken färben sich orange. Das Farbenspiel wechselt von einer Seite des Schiffes zur anderen. Der Sangha River zieht sich nun in engen Bögen wie eine Schlange durch den Regenwald. Die Sichel des Mondes lugt hinter den Baumkronen hervor und dann umfängt uns wieder die Schwärze der Nacht.

Dann passieren wird den Äquator und feiern dieses Ereignis, das wohl alle Reisenden schon mindestens einmal erlebt haben.

Turboking

24.10.2025 – Frühsport an Deck, direkt neben dem Whirlpool – klingt zunächst paradiesisch, fühlt sich aber an wie Bootcamp mit Aussicht. Wir sind nur zu viert, der Drill-Instruktor ist ein Crew-Mitglied, dass ausschließlich aus Muskeln besteht. Er Trainiert Muskeln an mir, von denen ich bis heute nicht wusste, dass sie existieren. Nach 20 Minuten ruft er „Letzte Übung!“. Das jedoch zwölf Mal. Die Schmerzen werden langsam unerträglich.

Zum Frühstück versuche ich, die verlorenen Kalorien wieder reinzuschaufeln, damit ich auf dem Promenadendeck meine Hose nicht verliere. Ein Rührei, ein Kilo Ananas und zehn Pancakes mit Schokocreme.

Während die Sportskanonen der Gruppe sich auf einen Paddelbootausflug begeben, erklären wir das Sonnendeck kurzerhand zu unserem Privatstrand. Nur wir, die Bar – und der trügerische Frieden vor dem Tropensturm. Dunkle Wolken türmen sich, der Wind frischt auf, der Fluss schäumt. Blitze zucken, Regen prasselt und der Paddeltrupp ist schneller zurück als erwartet.

Wir setzen die Fahrt flussabwärts fort, während sich die Landschaft wandelt. Der dichte Dschungel tritt zurück, offene Ebenen, die zum Teil auch landwirtschaftlich genutzt werden, nehmen seinen Platz ein.

Zum Sonnenuntergang fahren wir mit den Speedbooten in einen Seitenarm des Sangha River. Das Wasser schimmert im letzten Licht des Tages, während Eisvögel auf Ästen am Ufer sitzen und ihre leuchtend blauen Federn in der Sonne aufblitzen lassen. Zwischen den Schilfbüschen sind Webervögel zu sehen, die geschäftig ihre kunstvollen Nester flicken, und hoch über uns ziehen Milane ihre Kreise – ruhig, fast majestätisch.

Unser Raumschiff legt schließlich an einem großen Baum in Likendze an. Der Abend bricht herein, und wir machen uns auf den Weg zur „Dorfkneipe“. Sie besteht aus runden Holzstämmen, deren Zwischenräume mit Lehm verfüllt sind – so wie fast alle Hütten hier. Nur die grelle LED-Beleuchtung und die dröhnende Musik verraten, dass dies der Treffpunkt des Dorfes ist.

Wir trinken ein paar „Turboking“-Biere“ (ja, das heißt wirklich so) und tanzen so gut wir können zur Musik. Doch der Lautsprecher spielt unermüdlich immer denselben Song in Endlosschleife. Sechs Bleichgesichter in einer lokalen Kneipe – ein Anblick, der offenbar Neugier weckt. Nach und nach tauchen Bewohner aus der Umgebung auf, um das ungewöhnliche Spektakel zu beobachten.

Draußen wird der Chor der Nacht immer lauter: Zikaden und Frösche übertönen fast die Musik. Der Tag endet, wie er begonnen hat – mit dem Klang und Rhythmus des Dschungels.

Congo Vessel Sunset

Ein Personenschiff der Demokratischen Republik Kongo auf dem Kongo-Fluss.

Mythos Congo

25.10.2025 Am frühen Morgen ziehen graue Wolken über Likendze hinweg. Der Fluss liegt still, nur hin und wieder kräuselt ein Windstoß das Wasser. Nach dem Frühstück brechen wir auf zu den Fischern. Mit ruhigen, geübten Bewegungen zeigen sie uns, wie sie ihre Netze werfen – ein Tanz aus Kraft und Präzision. Das Seil zischt durch die Luft, das Netz öffnet sich wie eine Glocke, fällt ins Wasser und verschwindet. Man zeigt uns auch wie Palmöl hergestellt wird Palmölfrrüchte, dampfende Bottiche, der intensive Geruch nach Öl und Rauch.

Zur Mittagszeit steht die Sonne erbarmungslos über dem Dorf. Auf der staubigen Lichtung treten unsere Matrosen gegen die „Likendze-Elf“ an. Zum ersten Mal gelingt ihnen ein 1:1 – ein kleiner Triumph, auch wenn das Spiel sich ein wenig wie ein Lückenfüller anfühlt. Doch solche Momente gehören dazu, denn die Beziehungen zu den Dörfern entlang unserer Route müssen gepflegt werden – und manchmal geschieht das am besten mit einem Ball.

Dann legen wir wieder ab. Das Schiff gleitet langsam zwischen gefährlichen Sandbänken hindurch. Der Fluss wird breiter, das Ufer karger. Vom Regenwald ist nichts mehr zu sehen. In der Ferne steigen große Rauchsäulen auf. Ein Hinweis auf Brandrodungen.

Dann passieren wir Mossaka am Zusammenfluss von Sangha und Kongo. Auf dem Vorderdeck genießen wir diesen Moment. Der Kongo wird hier bis zu zehn Kilometer breit. In seiner Mitte ein Gewirr aus Inseln, sumpfig, grün, unübersichtlich. In der Trockenzeit siedeln hier Fischer auf den wenigen Stellen mit festem Boden.

Dann besteigen wir wieder die Speedboote und versuchen in den Seitenarmen Vögel zu erspähen.

Das Ereignis des Tages ist jedoch nicht ein Vogel, sondern die Sichtung eines der traditionellen Personenschiffe. Ohrenbetäubend knatternd und eine schwarze Abgasfahne hinter sich herziehend, schiebt es sich langsam den Kongo hinunter. Auf dem Dach stehen Menschen die uns zuwinken. Auf Deck gibt es improvisierte Kabinen, auf den Vorderdeck zelten Passagiere zwischen der Ladung. Hinter den Maschinen hat man aus Wellblech zwei Latrinen angebaut von denen man seine Notdurft direkt in den Fluss absondert. Ein Anblick, so surreal und echt zugleich, dass kein postapokalyptischer Film ihn besser inszenieren könnte. Als die Sonne schließlich hinter dem Horizont versinkt, steht der Himmel in Flammen. Das Wasser spiegelt Rot und Gold, und für einen Moment scheint alles stillzustehen. Der Mythos Kongo – wild, widersprüchlich, überwältigend – ist heute für uns lebendig geworden.

Democratic republic of congo

Fahrt nach Tshumbiri

Warten

26.10.2025 – Die großen Wasserflächen des Kongo-Flusses und der häufige Regen sorgen für eine hohe Luftfeuchtigkeit, die in der Nacht zu dichten Wolken kondensiert. So ist auch an diesem Morgen kein Sonnenaufgang zu sehen. Fades Licht taucht die Landschaft in ein trübes Graublau, das Wasser wirkt schwer und undurchdringlich. Der Fluss ist breit, beinahe wie ein See. Dunst liegt über der Oberfläche und löst sich langsam auf, während die ersten Fischer in ihren schmalen Einbäumen lautlos hinausgleiten. Das Holz ihrer Boote ist dunkel vom Wasser, ihre Bewegungen ruhig und sicher, als seien sie selbst Teil des Flusses.

Im Laufe des Vormittags hellt der Himmel etwas auf, doch die Sonne bleibt verborgen. Stattdessen legt sich eine schwere, fast greifbare Wärme über alles. Wir warten! Wir warten bis zum Nachmittag bis wir mit den Schnellbooten zum östlichen Ufer des Kongo-Flusses, in die Demokratische Republik hinüberfahren. Ein vermülltes Uferstück. Eins der hölzernen Personenschiffe liegt in der Bucht. Der Rumpf mit Teer gestrichen, die Aufbauten rußgeschwärzt. Frauen waschen in dem trüben Wasser Wäsche, nackte Kinder baden. Wir springen vom Boot in den keimigen Morast und erklimmen die steile Uferböschung. Über einen Kilometer laufen wir mit Sack und Pack von der Landungsstelle durch den Ort, bis wir die Landcruiser erreichen. Autos sind hier etwas Besonderes. Etwa hundert Kinder haben sich hier eingefunden und johlen und schreien. Es fühlt sich an, als wären die Menschen hier nicht so zurückhaltend wie in der Zentralafrikanischen Republik. Die Kinder trommeln mit aller Kraft an die Türen der Autos, so dass wir froh sind als wir losfahren. Die Landcruiser rasen über eine schmale Sandpiste durch den Busch und wir erreichen zeitweise die 80 Stundenkilometer Marke. Auf weiten Strecken ist die Straße wohl am besten mit dem Begriff Trampelpfad zu beschreiben. Ab und zu fahren wir aber auch durch mannshoch wachsendes Gras. Wir passieren kleine Siedlungen des Volkes der Teke, die in dieser Region zu Hause sind und bis heute eine eigene Königin haben. Königin Ngalifourou ist Hüterin von „Nkwembali“, dem spirituellen Gott der Bateke und sie ist eine der mächtigsten traditionellen Autoritäten des Landes.

Die Häuser der Dörfer sind hier zumeist aus Ziegensteinen errichtet und mit Profilblech gedeckt. Hier und dort ein kleines Feld, Bananenstauden, Ziegen und Rinder bilden die Lebensgrundlage der Bewohner. Nach 35 Kilometern erreichen wir das Camp nahe Tshumbiri.

Nur in den tropischen Wäldern der Demokratischen Republik Kongo leben die seltenen Bonobos. Bonobos sowie Schimpansen gelten als genetisch nächste Verwandte des Menschen. Der Schutz der Tiere ist hier Teil des Mbou-Mon-Tour Projekts, dass sich dem Erhalt der biologischen Vielfalt und der sozioökonomischen Entwicklung der Umgebung widmet. Von den Geldern die hier vom WWF und dem Tourismus in das Projekt fließen, werden in eine Schule und eine Krankenstation sowie in Ranger investiert. Im Gegenzug schützt man den Wald und die Bonobos. Im Grunde ist das eine milde Form der Erpressung und es fragt sich, warum die Menschen nicht selbst danach streben ihre Heimat und Lebensgrundlage zu schützen.

Frauen, Männer und Kinder aus dem nahen Tshumbiri versammeln sich am Lagerfeuer. Trommeln werden geholt und an das Feuer gelegt, damit die Tierhäute, mit denen sie bespannt sind geschmeidig werden und einen guten Sound machen. Dann erheben sich die ersten Stimmen über den Busch in den nachtschwarzen Himmel. Die Trommeln setzen ein und ein rhythmischer Tanz mit fast animalischen Elementen im Schein des Feuers beginnt. Mystisches Wetterleuchten eines fernen Gewitters bildet den perfekten Hintergrund dazu und für einen Moment schien es, als würden selbst die Sterne im Rhythmus der Trommeln pulsieren.

Bonobo Rainforest PortraitRegenwald Trecking in der DR Kongo

27.10.2025 – Die Nacht war kurz, die Feldbetten schmal. Um drei Uhr früh reißt uns der Wecker aus dem Schlaf oder aus dem Dösen, denn gut geschlafen hat kaum jemand. Unser Zelt müssen wir fluchtartig verlassen, denn Millionen von Ameisen haben das Zeltlager entdeckt und fallen über uns her. Wir flüchten uns in die Landcruiser.

Acht Leute und ihre Rucksäcke quetschen sich in den Innenraum, während drei Guides außen auf der Stoßstange stehen. Der Motor heult auf, und wir rumpeln los – hinein in die Dämmerung.

Eineinhalb Stunden später halten wir mitten im Dschungel. Der Geruch von feuchter Erde, modrigem Laub hängt in der Luft. Ein schmaler Pfad führt in den Wald, und unsere Gruppe setzt sich in Bewegung. Sechzehn Menschen stolpern durch das Unterholz, klettern über umgestürzte Stämme, ducken sich unter Lianen und Ästen hindurch.

Langsam färbt sich der Himmel grau, das Licht sickert durch das dichte Blätterdach. Dann plötzlich ist dort Bewegung hoch in den Bäumen. Bonobos! Elegant und beinahe lautlos hangeln sie sich durch die Baumkronen – auf der Suche nach dem besten Platz am Frühstücksbuffet des Waldes. Für uns unten bleibt meist nur ein Schatten, ein dunkler Umriss gegen das fahle Licht.

Immer wieder hören wir ihre Rufe, das schrille Kreischen, wenn sie sich streiten oder spielerisch jagen. Wir folgen ihnen über eineinhalb Stunden, bis wir plötzlich wieder auf dem Fahrweg stehen. Und dann, ganz unerwartet, keine 15 Meter vom Weg entfernt, erkennen wir zum ersten Mal ihre Gesichter. Sie blicken neugierig, klug, fast menschlich. Ein kurzer Moment nur – aber einer, den keiner von uns so schnell vergessen wird.

Danach fahren wir wieder zum „Hafen“ und wechseln von der DRK in die Republik Kongo. (Ich komme bei den ganzen Kongosen durcheinander).

Unser letzter Ausflug auf dem Kongo-Fluss ist eine Bootsfahrt auf dem Lefini-Fluss, der in den Kongo mündet. Hier finden wir eine Familie von Flusspferden, die sich in der Nachmittagssonne zeigt. Dann kehren wir auf das Schiff zurück. Zum letzten Mal ist das Deck unseres Schiffes die Bühne, von der aus wir das Leben der Menschen am und auf dem Kongo beobachten.

Brazzaville

28.10.2025 – Breit und träge zieht der Kongo dahin. Hügelketten erheben sich zu einer Seite, während das andere Ufer flach und entwaldet ist. Bleischwer hängt der wolkenverhangene Himmel über allem. Sonor dröhnen die Maschinen des Schiffes, dass mit der Strömung gen Brazzaville strebt. Alles scheint in Erwartung zu verharren – nicht auf ein Ereignis, sondern auf das langsame Vergehen der Zeit selbst.

Sapeur-Brazzaville-KongoSapeur und Sapeuse

Während und nach der Kolonialherrschaft war es für die Kongolesen relativ einfach nach Frankreich zu reisen um dort zu arbeiten. Einige kamen mit Anzügen der neusten Haute-Couture von dort zurück, um ihren finanziellen Erfolg auch durch die Kleidung zum Ausdruck zu bringen. Daraus hat sich im Laufe der Jahrzehnte eine eigene Kulturszene entwickelt. Der Name der Dandies leitet sich vom Namen des Stadteils La Sape ab. Inzwischen gibt es sogar Frauen die sich als Sapeur kleiden und sie sind von den Männern kaum zu unterscheiden.  Ein Dilemma für die Genderpolizei! Muss man hier gendern oder besser nicht? Die meisten Sapuere gehen einer geregelten Arbeit nach und das müssen sie auch. Das Hobby sich am Abend extravagant zu kleiden, kostet nicht wenig Geld. Waren sie zu Beginn Stilikonen so sind sie inzwischen viel mehr als das. Sie sind ein fester Bestandteil der Kulturszene Brazzavilles und aus meiner Sicht die einzige Attraktion, die Brazzaville zu bieten hat. Selbst Unternehmen haben die Sapuere als Models erkannt. Lokale Biermarken und auch internationale Marken haben die Sapuere bereits gebucht.

Bushmeat

Bushmeat gehört zur Kongoregion wie Bratwurst zu Deutschland. Daher fahren wir zwei Sonderlinge (Norbert Eisele-Hein und ich) zum Total Markt. Der Name ist Programm! Hier gibt es alles was Ackerbau, Viehzucht und Fischerei im Kongo zu bieten hat. Allerdings muss man auch nicht lange suchen bis man die ersten Wildtiere gefunden hat. Darunter sind Affen, Waldantilopen, Nagetiere oder Fledermäuse. Letztere gibt es in großen Mengen. Einer der Händler zeigt uns, wie er die Fledermaus die Flughäute abreist und damit dann das Tier zu einem handlichen Päckchen verschnürt. Dabei benutzt er auch seine Zähne. Überflüssig ist zu erwähnen wie gefährlich Fledermäuse als Krankheitsüberträger sind.

Ein anderer Markt für Bushmeat ist zwar geschlossen aber vor einer Tür liegen zwei Krokodile auf dem staubigen Gehsteig. Wir halten und fragen ob wir fotografieren dürfen. Gegen eine Gebühr bekommen wir die Erlaubnis. Die Händler lassen sich regelrecht mitreißen und posiert mit den lebenden Tieren. Nach und nach werden immer mehr Tiere vor den Laden gelegt. Vier Krokodile, ein Varan und Schildkröten. Ein ganzer Bottich mit Schildkröten wird auf den Weg gekippt. Hunderte Fliegen umkreisen einen Bottich in dem ein toter Affe, ein Nagetier und ein Mittelstück einer riesigen Python, die sicher einmal sieben Meter lang war, liegt. Dann kommt Lady Rosalie die Besitzerin des Ladens. Auch sie steht unserem Tun gelassen gegenüber und macht zunächst mit uns Selfies. Es stellt sich heraus, dass dies ein Großhandel für Wildtiere ist. Abnehmer sind Spezialitätenrestaurants und wohlhabende Kongolesen, da Bushmeat sehr teuer ist. Wir besuchten nur kurz zwei Märkte, doch es gibt am Flusslauf des Kongo und seiner Zuflüsse hunderte dieser Märkte! So wundert es nicht, dass wir auf unseren Dschungel-Treckings so wenig Tiere gesehen haben. Würden sich die Bewohner der Wälder in den unendlichen Weiten des Kongobeckens darauf beschränken Bushmeat als Proteinquelle zu nutzen wäre das für die Artenvielfalt vielleicht nicht dramatisch. Wenn damit aber im großen Stil gehandelt wird und Menschen, die keineswegs an Hunger oder Proteinmangel leiden, Wildtiere nur aus Statusgründen verzehren, muss man resümieren: Es gibt keine Hoffnung für die Artenvielfalt in den Wäldern des Kongobeckens.

Obwohl diese Reise eine durch DIAMIR organisierte Reise war, war sie auf weiten Strecken ein Abenteuer. Viele der Destinationen der Reise werden nur selten von Touristen besucht. Dementsprechend ist die touristische Infrastruktur. Anders als in den „Tierparadiesen“ Afrikas, sind hier Tiersichtungen noch Glückssache. Weitere Bilder finden sich in der englischen Variante->

Quellen:

Daniel Blankenheim (Expedition Ducret)
Thomas Thadewald  (DIAMIR)

Department of State – USA

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