USA-Südstaaten

25. Mai 2025 joerg

I´m a asshole – no stupid People – you will be shoot – i´d rather have a gun in my Hand than a cop on the Police – Violators will be shot, survivors will be shot again – und vieles mehr an einem Eingangstor im Hinterland.
INTRO
Trump ist gewählt und anders als Politiker in Deutschland lässt er seinen Worten Taten folgen. Das kann auch USA-Besucher betreffen. Schon die Fragen für den ESTA-Antrag sind nun viel persönlicher und umfassender. Der US-Grenzschutz soll verstärkt KI nutzen, die Social-Media-Feeds in kurzer Zeit auslesen und nach kritischen Inhalten durchsuchen kann. Die KI kann bis zu 15 Jahre alte Posts finden und relevante Phrasen, Schlüsselwörter oder Logos erkennen. Technisch scheint es kaum noch Grenzen zu geben, denn die KI kann auch das Deep und Dark Web durchsuchen. Weder eine gültige ESTA-Genehmigung noch ein gültiges US-Visum garantieren die Einreise in die USA. „Die endgültige Entscheidung über die Einreise trifft der US-Grenzbeamte“, heißt es auf der Seite des Auswärtigen Amtes. Diese Entscheidung ist endgültig und indiskutabel! Deutschsprachige Medien sind voll von Meldungen, das Amerika-Reisende wegen Bagatellen in Abschiebehaft gekommen sind. Derart sensibilisiert, sind wir in Bezug auf die Einreise leicht in Sorge, da der Name auf meinem Ticket nicht korrekt mit dem Namen in meinem Pass übereinstimmt.
Hotlines sind eine coole Erfindung. Man kann mit Menschen in der ganzen Welt telefonieren, die einem das Gefühl geben sie würden sich um meine Probleme kümmern, obwohl sie mich gar nicht kennen. So zum Beispiel, wenn man sich Sorgen macht, das eben die Daten auf Dokumenten nicht stimmig sind.
Der erste Mitarbeiter, den ich in der Hotline der Lufthansa erreiche versichert, dass er sich darum kümmert und die entsprechende Information weitergegeben habe. Ich soll noch eine E-Mail an istmir@egal.de schreiben und dann bekommen wir innerhalb 24 Stunden eine Bestätigung dazu. Die zweite Telefonseelsorgerin ist mit mir überfordert, lässt die Leitung bestehen, hat sich jedoch selbst aus dieser verabschiedet. Vielleicht ist sie eine Tüte rauchen gegangen oder ich war der, welcher der Auslöser dafür war, dass sie nun aus dem Fenster gesprungen ist. Die dritte Call-Center Service Kraft, die ich mit meinem Problem nerve, besteht im Gespräch, gibt aber zu verstehen, dass dies kein Problem sei, wobei der Unterton, dass sie sehr froh wäre, wenn sie das Gespräch endlich beenden kann, nicht zu überhören ist. So ist das sicher mit allen Gesprächen. Gib den Anrufern das Gefühl man würde ihnen helfen und werde sie so schnell wie möglich wieder los. Natürlich bekommen wir nie eine E-Mail und niemand hat irgendwas an irgendwen weitergegeben. Wie absurd ist die Frage nach dem Einverständnis, das Gespräch zur Verbesserung der Servicequalität aufzeichnen zu dürfen.
Doch allen Befürchtungen zum Trotz gab es keine Probleme beim Check-In, keine Befragung in Frankfurt oder Atlanta. Wir sind noch nie so unkompliziert und schnell in die USA eigereist, wie am 20.04.2025 über den Airport in Atlanta.

Am Morgen auf der Uferpromenade von Savannah
So schnell wie von mir geplant verlassen wir Atlanta und sind nun das erste Mal in den Südstaaten, die auch Dixieland genannt werden. Woher der Name kommt, weiß heute niemand mehr so genau. Vermutlich von alten Zehndollarnoten, auf denen ‚dix‘ (französisch für zehn) stand. Ein Jeep Wrangler ist für unsere langen Beine nicht die beste Wahl aber das einzige Auto, mit dem mir das Fahren noch Spaß macht. Leider bieten die Autovermieter nur noch die 4 Zylinder Modelle an. Im Vergleich zu den 6 Zylinder Modellen brauchen die nur einen Fingerhut weniger Benzin auf 1000 Kilometer, sind aber mit dem Fahrzeuggewicht unterfordert und lassen das satte Brummen vermissen. Aber egal, ich liebe einfach den Blick durch den Sehschlitz den man Frontscheibe nennt und die fehlenden Ablagemöglichkeiten erziehen mich Ordnung zu halten. Vorbei an neuen und gerade fertiggestellten Produktionsanlagen, wie zum Beispiel dem neuen Werk von Hyundai, geht es nach dem Flug noch die die 390 Kilometer bis nach Savannah.
Zum Einstieg gönnen wir uns das Hyatt am Savannah River. “Hey, congratulations, your the guest oft the day“, rufen die überfreundliche Dame und ihr Kollege am Check-In Desk synchron. Das bringt uns ein Zimmerupgrade und gratis Frühstück im Wert von 63 Dollar ein. Das Panorama-Fenster unseres Zimmers, gewährt einen schönen Ausblick aus dem siebenten Stock auf den Mississippi. Ab und zu zieht ein riesiges Containerschiff vorbei und der Kapitän sieht von der Brücke direkt in unser Bett. Am nächsten Morgen beim Auschecken weiß natürlich niemand mehr was von den Versprechungen am Vorabend. Wir weisen freundlichst darauf hin und müssen dann doch nur das Parkhaus mit 50 Dollar für eine Nacht zahlen.
21.04.2025, 26 ° Celsius, Dollarkurs: 1$-1,14 €
Wie sahnige Eiskrem gleitet der Name Savannah über die Zunge. Durch die Alleen mit den historischen Bauten zu beiden Seiten und durch die mit spanischem Moos behangenen Baumkronen weht ein Hauch von „Fackeln im Sturm“. Doch die historische Altstadt mit den vielen Parks hat man an einem halben Tag durchwandert. Am Stadtrand von Savannah ist der Bonaventure Cemetery einen Abstecher wert, bevor wir zur Küste nach Jekyll Island fahren.

Die Natur als Schöpfer von Kunst am Strand von Jekyll Island.
Jekyll Island ist die südlichste Insel der Golden Isles an der Südostküste Georgias. Auf diesen malerischen Barriereinseln wird die heile Welt gelebt. Die Straßen nicht nur sauber, sondern rein. Die Blumenrabatten so schön gestaltet, dass sie das Cover einer Gartenzeitung zieren können. Hübsche Strandhäuser, die sich in den Küstenwald schmiegen. Dünen und Strände, an denen zumindest jetzt im April nur wenige Besucher einen Tag am Meer verbringen. Ob jung oder alt nach dem Dinner entschwinden amerikanische Touristen in ihre Räumlichkeiten. Das letzte Restaurant schließt um 21:00 Uhr. Doch auch tagsüber sind die Freizeitangebote auf Jekyll Island überschaubar. Genauer gesagt gibt es keine. Wir sind auch nur wegen dem Driftwood Beach hier. Sturm und Gezeiten haben an diesem Strandabschnitt die Wurzeln unzähliger Bäume freigelegt, bis sie den Elementen zum Opfer fielen. Einige stehen bis heute aufrecht wie versteinerte Kunstwerke mit dem Wurzeln im salzigen Wasser. Im Hintergrund jagen die grauen Pelikane nach Fischen. Ein besonderer Ort, an den man zum Sonnenaufgang gerne noch einmal wiederkommt. Dann schält sich die Sonne aus dem Dunst über dem Meer. Die schwarzen Silhouetten der toten Bäume werden in weiches Licht getaucht, während eine Gruppe Delphine am Driftwood Beach vorüberzieht. Als die Sonne das farbige Schauspiel beendet, beenden auch wir unseren Aufenthalt auf Jekyll Island.
22.04.2025, 28 ° Celsius, Dollarkurs: 1$-1,14 €
Die Interstate 95 und 10 durchneidet scheinbar endlose Wälder, Sumpfland und unermessliche Pinienplantagen. Zwischen den Farmen, versteckt im Dickicht, liegen verstreut einzelne Mobilehome-Siedlungen, denen man schon oft von außen die Armut ansieht. Verwittert sind die Kunststofffassaden und alte Autos und viele andere ausgediente Utensilien liegen auf den Grundstücken.
So ein Roadtrip durch mehrere Bundestaaten ist nicht nur streckenweise langweilig, auch die Verpflegung kann sich für den anspruchsvollen Gaumen schwierig gestalten. Zwar gibt es unzählige Fast-Food-Ketten aber das Essen ist überall eine kulinarische Vollkatastrophe. Ob Burger, Pizza, Tacos oder Hot-Dogs. Die kaloriengeschwängerten Malzeiten sind allesamt ernährungsphysiologische Sinnlosigkeiten und schmecken alle gleich. Am Abend suchen wir in Panama City Beach´s Restaurants etwas mit Salat, werden aber enttäuscht. So gönnen wir uns einen Teller Schrimps mit French Fries. Aber selbst hier, wo die gutbetuchten Amerikaner, die sich hier Urlaub in einem oder ihrem eigenen Strandhaus leisten können essen gehen, gibt es im Grunde das gleiche wie in jeder Trucker-Kneipe. Wir bekommen totfrittierte Schrimps die so gesalzen sind, dass man fürchten muss auf der Stelle an Nierenversagen zu sterben. Während wir auf das Essen warten, beobachte ich die Kellnerinnen die zwischen den Tischen umherschwirren. Die zerschlissenen Hosen und Schuhe allein sind vielleicht nicht aussagekräftig genug, aber wir haben Stellenanzeigen für 15 Dollar die Stunde gesehen. Davon kann in den USA niemand mehr sein Leben bestreiten, wenn es nicht üppiges Trinkgeld gibt. So sind die Servicekräfte wohl genau die Menschen, die spät am Abend mit ihren klapprigen Autos zurück ins Hinterland fahren und sich in einem der heruntergekommenen Mobilheime zur Ruhe betten. Währenddessen spüle ich meine Nieren mit einem zusätzlichen Bier auf dem Balkon, während die Brandung des Golfs von Amerika den Hintergrundsound liefert.
“Panama City-wold´s most beautiful beaches”, stand auf einem Schild an der Straße und es ist keine Übertreibung! Selten haben wir so weiße und zugleich saubere Strände gesehen wie hier. Der Sand ist so rein, dass er beim Laufen unter den Füßen quietscht.
Mit über 40 Kilometern weißen Sandstränden und mehr als 300 Sonnentagen im Jahr ist dies ein wirklich außergewöhnlich schöner Ort um einige Zeit zu entspannen. Am Morgen trotten wir nach dem Aufstehen über die Straße zum „Sunnyside Grill“ wo Frühstück kredenzt wird. Eine Bretterbude in der natürlich nicht gegrillt, sondern nur frittiert wird. Grill nennt sich in den USA jede zweite Imbissbude um zu verschleiern, dass dem Betreiber die Gesundheit seiner Gäste völlig egal ist und man alles was lebt oder schon lange tot ist ins blubbernde Frittenfett schmeißt. Der „Sunnyside Grill“ verbreitet seinen Geruch nach heißem Fett schon vor Sonnenaufgang um Gäste anzulocken. So treten wir ein und staunen nicht schlecht. Wir sind in einer Zeitkapsel aus den 70er Jahren, die so gar nicht in die mondäne Welt der schicken Strandvillen passen will. Die Wände und Decken im Innern sind über und über mit Ein-Dollar Noten beklebt und an der Wand hängen Bilder von lokalen Helden. Die Klimaanlage liefert ganztägig frostige 16° kalte Luft, die aus Öffnungen in der Decke auf die Gäste heruntergeblasen wird. Gegen die Kälte verteilt die überaus freundliche Kellnerin selbstgestrickte Decken. So gestärkt mit „sunnyside-up´s“, Toast und Bratkartoffeln nehmen wir Abschied von diesem traumhaften Ort und fahren weiter gen Westen.

Opulentes Anwesen mit Meerblick am Henderon Point.
Es war einmal und ist nicht mehr, die Zeit in der die Legende entstand, das die amerikanischen Autofahrer gechillt über die Straßen cruisen und sich geflissentlich an die Regeln halten. Heute ist der Kampf auf den Straßen vielerorts mit dem Krieg auf Deutschlands Straßen vergleichbar. Manche Amerikaner jagen über die Interstate. Die erlaubten 70 Meilen pro Stunde fahren nicht mal die Trucks. 80 Meilen pro Stunde ist die Regel aber auch mit 90 Meilen pro Stunde ist man nicht der Schnellste und dicht auffahren, Lichthupe und Hupen sind kein Tabu mehr. Auf der I10 durchqueren wir vom Norden Floridas kommend Alabama, Mississippi und kommen dann in Louisiana an. Zwar hatten wir geplant eine Abkürzung über Nebenstraßen im Inland zu nehmen, doch nach dem Frühstück war es plötzlich so nebelig, dass man stellenweise nur 50 Meter weit sehen konnte. Da sieht man dann auch auf den Nebenstraßen an der Küste und im Hinterland nicht viel und so ist die Interstate die bessere Wahl, weil man dort schneller ans Ziel kommt. Als der Himmel am späten Vormittag aufklart, verlassen wir die Interstate. Mobile lassen die meisten Reisenden rechts oder links liegen. Je nach dem von wo sie kommen. Dementsprechend freundlich sind die Menschen in Mobile und freuen sich über jeden Besucher. Dort treffen wir den Shop-Betreiber Garry. Ich frage ihn nach T-Shirts mit der Konföderierten Fahne als Motiv, nach Trump oder „MAGA“ Caps. Er erklärt uns das die Konföderierten Fahne nicht mehr offen gezeigt wird, da sich die People of Color dadurch an die Zeit der Sklavenhaltung erinnert fühlen. Die Trump Sachen sind bis auf ein Paar Trump Socken und Trump Schokolade alle ausverkauft. Das ist enttäuschend und zugleich kann man froh sein, dass die Villen der Plantagenbesitzer noch nicht abgerissen wurden, den die sind ja auch ein Symbol für Sklavenhaltung und Rassentrennung. Wir machen einen kleinen Spaziergang durch das „historische“ Mobile und haben somit wenigstes Mal den Fuß auf den Boden von „Sweet Home Alabama“ gesetzt.
Der Abstecher zum Henderson Point ist eher ein Versehen dafür aber eine schöne Überraschung. Auch hier gibt es endlose menschenleere weiße Strände und viele Villen, die hier in der ersten Reihe stehen und die sich an den Stil der historischen Häuser der Plantagenbesitzer anlehnen, kosten zwischen zwei und fünf Millionen Dollar. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Mit unseren Zwischenstopps an den Welcome-Schildern der Bundesstaaten und einer Fotosession für vorbeidonnernde Trucks, und einiger kleiner Kaffeepausen haben wir für die 510 Kilometer dieses Mal fast 10 Stunden gebraucht. Trotz leichter Ermattung machen wir noch eine Runde durch das French Quarter von New Orleans. Zurück im Hotel fallen wir aber schon um neun Uhr am Abend in einen komatösen Schlaf.

Ein Abend im French Quarter.
24.-25.04.2025, New Orleans, 28° Celsius, Dollarkurs: 1$-1,14 €
New Orleans, auch als „The Big Easy“ bekannt, gilt als die Wiege des Jazz und Musik tönt im French Quarter aus jedem Haus. Aus dem Restaurant in dem man sitzt, aus der Bar gegenüber, von den Straßenmusikanten und den Umzügen. Alles verschmilzt zu ohrenbetäubenden Lärm. Selbst den Fans der Jazz und Bluesmusik dürfte hier der Genuss vergehen. Das French Quarter pflegt auch schon lange keine Musiktradition mehr, es ist lediglich eine „moneymashine“, um den Besuchern aus aller Welt so viel Geld wie möglich abzunehmen. Wie mag das wohl hier zum Karneval Mardi Gras sein? Einziges Highlight ist die Cajun-Küche inspiriert von den Nachfahren der französischstämmigen Siedler im US-Bundesstaat Louisiana. Ursprünglich gab es die Cajun-Küche nur im Cajun Country, hat sich dann aber in ganz Luisiana verbreitet. Als „Arme Leute Essen“ besteht die Cajun Küche aus lokal verfügbaren Zutaten, ist herzhaft und oft scharf gewürzt. Wer in Louisiana Pizza, Pasta oder Burger isst, hat es nicht besser verdient!
Am zweiten Abend sind wir in der Royal Street unterwegs, jedoch ist es hier vergleichsweise ruhig. Das Nachtleben tobt eher in der Burbon Street. An der Bourbon Street Ecke Orleans Street finden wir die „Tropical Isle“ Bar, in der eine Band Indie-Blues-Rock live spielt. Mit einem Bier warten wir dort vor der Tür auf die blaue Stunde und beobachten das Treiben auf der Burbon Street. Die Live Musik aus der offenen Tür im Ohr und einem Drink in der Hand kann man in diesem Moment den Spirit von Nola spüren aber wahrscheinlich ist das sehr individuell. Die Menschen, in der Mehrzahl amerikanische Wochenendgäste, welche die Burbon oder die Magazine Street herunterschlendern, wollen wahrscheinlich nur kiffen, sich besaufen und Spaß haben. Sie wollen einfach nur mal Ablenkung von ihrem tristen Leben in einem namenlosen Kaff im amerikanischen Hinterland.

Begegnung im Atchafalaya Basin.
Ultimate Swamp Partys
Heute ist Freitag und das Jazz-Festival beginnt. Tausende Besucher strömen nach New Orleans. Um dem Trubel zu entkommen, widmen wir uns am Morgen dem Garden District, in dem die historischen Streetcars verkehren, die zwischen den schönen Antebellum Homes unterwegs sind. Dann schauen wir uns die Abfahrt des Schaufelraddampfers „Natchez“ an der dreimal täglich zu Hafenrundfahrten und am Abend einer Jazz Dinner Cruise ablegt. Das Restaurant Tableau, in dem wir zu Mittag gegessen haben war eher ein Zufallsfund. Abseits vom Lärm des French Quarter, in einem begrünten Innenhof mit Springbrunnen, gibt es dort nicht nur gute Gerichte zum üblichen Preisniveau, sondern neben Metallbesteck sogar Gläser statt Plastikbecher für die Getränke.
Wir hatten drei Nächte im „Best Western St. Christopher“ in New Orleans gebucht. Am zweiten Tag eröffnete uns der Hotelmanager, dass „das Hotel überbucht sei und er eine Entscheidung treffen musste und uns daher downgegraded hat“. Für uns hatte das zur Folge, dass wir aus unserem Zimmer ausziehen mussten und in ein Fensterloses Loch umgezogen sind. Das kostete uns nicht nur eine Stunde unserer Urlaubszeit, sondern man berechnete uns für das Zimmer 316,28 €. Wir hätten nicht gedacht, dass man als Diamond Select Mitglied unter dem Status eines Obdachlosen rangiert, denn denen werden in New Orleans von CHNOLA Notunterkünfte, Essen und Duschen kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Nach langen Ringen fahren wir am Nachmittag nach Westwego, dass nur 20 Minuten außerhalb von Down Town New Orleans liegt. Was soll es in einem Ort mit einem so eigenartigen Namen geben? Die Antwort ist: „Ultimate Swamp Adventures“! Der Familienbetrieb hat es geschafft sich als der bekannteste Veranstalter für Swamp Touren in New Orleans zu etablieren. Quick & Easy ist das Prinzip. Du bezahlst und wir kümmern uns um den Rest. Die Flyer dazu sind omnipräsent in New Orleans. Minibusse sammeln die Leute am Hotel ein, fahren sie zu den Bootsanlegern und wieder zurück. Die Touren gefallen jedem, denn das Unternehmen hat sogar eine Schankgenehmigung für alkoholische Getränke. Die Leute stehen an der Outdoor-Bar Schlange. Wer genügend kauft, bekommt einen Eimer mit Eis mit auf den Weg beziehungsweise auf das Boot. Es darf sogar auf dem Boot gesoffen und gekifft werden. 45 Gäste passen auf das Slow-Boot, aber wir sind zum Glück „nur“ 37. Darunter ist eine Familie aus Nebraska und sieben Twen-Girls aus northern Virginia, die einen Jungesellinnenabschied feiern. Ich glaube die einzigen mit einem Alkoholpegel von Null, war das langweilige Pärchen aus Deutschland. Dementsprechend wird der erste Alligator abgefeiert. Aber dabei bleibt es natürlich nicht. Die Schnappis haben allesamt Namen und werden mit Marshmallows gefüttert und so sehen wir unzählige. Waren es zehn? Ja mindestens. Die Girlsgroup ist inzwischen beim zehnten Squeezer angekommen und die mit dem Alkohol aufgenommene Energie wird sofort in Dezibel umgewandelt. Mit schrillem “Lisa, Lisa, Lisa – eines der Alligatoren heißt Lisa – „do it, do it”, wird sie, wie die anderen angefeuert sich einen der Marshmallows zu schnappen, die der Skipper über Bord wirft. Soviel Spaß wie sie haben kann man fast neidisch werden. Eines der Girls fasst die Eindrücke passend mit: “I fucking love the swamp” zusammen. Trotzdem dass der totale Touristenscheiß ist, in dieser Gruppe war das wirklich ein Erlebnis. Etwa zehn Krokodile, eine Schildkröte und ein Kormoran, der sich auf einem Ast trocknete. Alles das in kaum einer halben Meile von der Schnellstraße entfernt. „Ultimate Swamp Adventures“! Das stimmt sogar, wenn man das Wort Adventures gegen Party austauscht.
Am Abend schlendern wir noch einmal durch die Straßen des French Quarter und nehmen Abschied von New Orleans.

Die berühmte Oak Alley Plantation aus einer anderen Perspektive.
27.04.2025, Plantation-Tour, 30° Celsius, Dollarkurs: 1$-1,14 €
Unser Roadtrip führt uns nun weiter den Mississippi hinauf. Da wir für die 90 Kilometer sechs Stunden Zeit haben, bummeln wir erst noch an der Huey P. Long Bridge rum, bevor wir in das Gebiet der ehemaligen Plantagenbesitzer aufbrechen.
Wer denkt, dass die Plantagen auf sattgrünen Feldern liegen die nur von kleinen Wäldern unterbrochen werden der irrt. Zu beiden Seiten des Mississippi reihen sich eine Raffinerien und Tanklager aneinander. Auch Kohleminen chinesischer Unternehmen finden sich hier. Dazwischen kleine Siedlungen und Trailerparks der amerikanischen Arbeiter, die in den Industrieparks ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Erster Stopp ist die Houmas Plantation. Zunächst wollen wir noch zur Laura Plantation, skippen die jedoch und fahren zur Oak Alley Plantation. Nur die Gäste die auf der Plantage ein Cottage gebucht haben, können die Anlage am Abend und am Morgen allein genießen. Da zum Fotografieren ohnehin nur die Tagesrandlagen interessant sind, übernachten wir hier. Die Cottages sind geräumig, sauber und exzellent ausgestattet. Selbst eine Mikrowelle mit Pizzaofen sind vorhanden und Tiefkühler und Kühlschrank sind von „Whirlpool“. Allerdings ist das Vergnügen zum Sonnenuntergang über die Plantage zu blicken sündhaft teuer, besonders wenn man wie wir wegen Planänderungen einen Tag umbucht und upgraden muss.
Als McKenzie, stellt sich das etwa 20-jährige Mädchen vor, das mit uns die Führung durch die Villa der Oak Alley Plantation macht. Ich dachte immer McKenzie sei ein Nachname aber was weis ich schon. Was sofort auffällt, ist ihre Gestik, Mimik und Sprache. Alles an ihr erinnerte an einen Roboter, gesteuert durch KI. Besonders die Handbewegungen beim Sprechen sind total mechanisch. Wo die Amerikaner das Modell gekauft haben, konnten wir nicht in Erfahrung bringen aber die Technik ist sehr weit fortgeschritten. Fragen von mir hat sie korrekt und detailliert beantwortet. Doch sie klangen eben wie Textbausteine. Am Ende der Tour gab es keine Andeutung zu Trinkgeld oder gar eine Tipp-Box. Da war klar sie war eine KI-McKenzie.
Den Abend genießen wir auf unserer amerikanischen Terrasse, als sich aus der Ferne ein Geräusch nähert, das klingt wie ein amoklaufender Rasenmäher der nach Opfern sucht die er zerhäckseln kann. Nach dem wir eine Weile gerätselt haben, was das sein könnte und das Geräusch zu ohrenbetäubendem Lärm angeschwollen ist, nähert sich ein Pick-Up auf dessen Ladefläche eine Maschine dröhnt, die weißen Rauch ausstößt. Ich denke an ein Holzvergasermotor, Caroline wundert sich. Bis wir entdecken, dass auf den Türen eine Mücke abgebildet ist. Der helle Qualm verteilt sich wie Nebel in der Umgebung. Als der Mückenmann uns auf der Terrasse sitzen sieht, schaltet er seine Tötungsmaschine ab, wendet und entfernt sich wieder. Noch lange ist der Mückenmann in der Ferne zu hören. Übrigens, die Terrassen sind mit Gase gegen Insekten eingehaust.

Lake Martin bei Sonnenuntergang mit Sumpfzypressen.
28.04.2025, Atchafalaya Basin, 29° Celsius, Dollarkurs: 1$-1,14 €
Von schönen Webseiten sollte man sich nicht täuschen lassen. Ich habe mehrere Agenturen angefragt, die auf ihrer Seite „Photographer-Touren“ im Atchafalaya Swamp anbieten die zu meist zum Sonnenuntergang stattfinden. Eine wollte, dass wir uns schon Monate vorher auf einen Termin festlegen, was wir nicht wollten und konnten aber eine Agentur in Henderson sagte zu. Durch die professionellen Internetauftritte glaubt man es stecken solide Unternehmen dahinter, die auf die Bedürfnisse ihrer Gäste eingestellt sind. Doch viele haben nur ein paar Boote und eine Bretterbude als Anleger. McGee´s zum Beispiel bestätigte mehrfach eine „sunset-tour“ und sagte die dann 12 Stunden vorher ab. So wären wir umsonst nach Henderson gefahren und hätten sinnlos dort übernachtet, wären wir nicht hingefahren und hartnäckig geblieben. Vor Ort haben wir dann auch noch mit anderen Agenturen telefoniert, doch die bieten, obwohl auf der Webseite angepriesen, gar keine „sunset-touren“ mehr an. So stecke McGee uns in ein ausgebuchtes Boot mit 50 internationalen Studenten der „Louisiana State University“. Die Tour startete um 15:00 Uhr und 90 Minuten gab es einen Vortrag über das Atchafalaya Basin. Dabei unterquerten wir wieder die I10, auf der der Verkehr zweispurig in beide Richtungen lärmt. Was für ein Naturerlebnis! Fotografisch war die Tour ein Desaster, denn alle Motive, so man etwas auf dieser Tour überhaupt als Motiv bezeichnen kann, lagen im Gegenlicht. Einzig Alligatoren gab es wieder jede Menge, da die in dieser Gegend an Menschen gewöhnt sind und wissen, dass sie immer ein Paar Leckerlies mitbringen.
Den Abend verbringen wir am Ufer des Lake Martin und beobachten den Sonnenuntergang. Auch ohne Anfüttern, können wir mehrere Alligatoren, von denen eines an die vier Meter maß, aus nächster Nähe beobachten.
In Hendersen und Umgebung ist es so langweilig, dass alljährlich ein dreitägiges Crawfish Festival abgehalten wird. Dabei gibt es Wettbewerbe für den größten, den längsten, den schwersten Crawfish und wer die meisten Crawfische gefangen hat. Für Nimmersatte gibt es ein Crawfish-Wettessen. Die Kinder werden wie Crawfische geschminkt und tragen Schuppenkostüme. Bei der Wahl zur „Miss Crawfisch“ geht es um…naja ich spinne den Gedanken mal besser nicht zu Ende.
Im Atchafalaya Basin könnte man, je nach Interessenlage, viel machen. Man muss aber länger bleiben, sich sehr gut auskennen und eventuell eine gute Agentur vor Ort finden. Den Alligatoren, einer hätte beinahe meine Kamera geschnappt als ich mich zu weit aus dem Boot hängte um ein Bild zu machen, sind wir jedenfalls entkommen und fahren weiter nach Natchez.

Stadtansicht in Natchez
Natchez die Tote Stadt
Die Landschaft sieht aus wie die norddeutsche Tiefebene. Kleine Wäldchen, weite Felder, Ortschaften die kein Schild an der Straße wert sind das ihren Namen nennt. Eine schmale Straße windet sich am Damm zum Mississippi entlang. Auf unserem Weg überqueren wir Stauwehre, und rostige Hub- und Drehbrücken. Auf der riesigen Stahlträgerbrücke über den Mississippi nach Natchez wird wieder mal klar, dass hier doch alles etwas größer ist!
Natches wird auch „die Schöne“ genannt, denn im Bürgerkrieg wurde sie kaum zerstört, da sie früh kapitulierte. In der Stadt findet man noch heute die meisten Antebellum-Villen im ganzen Süden, wie zum Beispiel die Monmouth oder Dunleigh Villa. Besonders erwähnenswert ist die Longwood-Villa. Dabei handelt es sich um eine Investruine. Schon im Bauvertrag wurde festgelegt das nur das Basement fertiggestellt wird. Der Rest dieser außergewöhnlichen Villa, die als Oktogon projektiert wurde, ist sozusagen nur Fassade. In der exklusiven Monmouth Plantation, die ein nationales, historisches Wahrzeichen ist, kann man auch übernachten. Sie befindet sich auf einem weitläufigen Grundstück auf dem zweithöchsten Hügel von Natchez. Die historische Innenstadt ist nur fünf Gehminuten entfernt. Allerdings sollte man in den USA mit dem Begriff „Historical District“ nicht allzu viele Erwartungen verbinden. Meist sind es nur wenige Straßenzüge oder Blocks die man, wie in Savannah schnell erlaufen hat. In Natchez ist das noch überschaubarer. Es gibt nur wenige Geschäfte, wenige Cafés und Restaurants die zum Verweilen einladen. Dafür gibt es viel Leerstand, kaum Menschen auf den Straßen und schon gar keine Besucher, so dass sich ein mehr auch nicht rechnen würde. Natchez ist ein super Setting für einen „Corona-Film“ der während des ersten Lockdowns spielt.
Vor langer Zeit gab es hier einen Schaufelraddampfer aber auch das ist Geschichte. So gibt es außer den Antebellum-Villen keinerlei touristische Angebote. Außerhalb des „Historical District“ herrscht eher Endzeitstimmung. In manchen Straßen steht jedes Haus leer oder ist bereits verfallen. Selten haben wir eine so leere Stadt gesehen. Daher würden wir eher den Beinamen „Die Tote“ vergeben. In Natchez gibt es keinen Walmart und keinen Starbucks, ein Indiz dafür das diese Stadt aufgegeben wurde. Allerdings hat Mc Donalds am Stadtrand noch eine Filiale. Ob sie dort noch hoffen oder es nur noch nicht geschafft haben den Laden zu schließen, wissen wir nicht. Auffällig sind im Süden der USA und besonders in und um Natchez die vielen Kirchen. Gefühlt gibt es hier auf zehn Einwohner eine Kirche. Es werden wohl die Prediger sein die den Menschen in dieser Stadt noch Hoffnung geben.
Für uns war der Besuch im Restaurant „The Camp“ der schönste Moment in Natchez. Bei sommerlicher Wärme im Schatten auf der kleinen Terrasse, sitzen wir draußen mit Blick über den Mississippi, während wir aus dem Hintergrund mit amerikanischem Folk und Rockmusik berieselt werden.
Wir übernachten in dem historischen „Guest House Historic Mansion“. Oh das wahr jetzt wohl redundant. Aus einem anderen Jahrhundert sind dort nicht nur die Möbel und das, sondern auch die Gäste. Da Natchez eher eine Enttäuschung war und ist fahren wir weiter nach Memphis.

Das Geburtshaus von Elvis Aaron Presley in Tupelo.
29.04.2025, morgens Hochnebel bei 19° Celsius – ab Mittags 30° Celsius, 1 Dollar-1,14 € Frühstück gibt es erst um 8 Uhr und kaum ein amerikanisches Frühstück ist es wert so lange zu warten oder wie normale Touristen sagen würden: „…so früh aufzustehen“. Wir drücken den Startknopf des Wranglers um 6:23 Uhr. Zwei Stunden fahren wir auf einer schmalen Straße nur durch Wälder die so dicht sind, dass wenn man eine Meile hineinläuft wohl nie wieder hinausfindet. Als wir aus den Wäldern wieder auftauchen, suchen wir nach einem Café. Weit und breit nichts zu finden nur bestenfalls mal eine Tankstelle. Nach vier Stunden Fahrt fahren wir vor dem „Greenhouse Coffee Bar“ vor. Wir müssen fragen um zu erfahren, dass die Stadt Winona heisst. Uns und dem Café widmen wir eine ganze Weile bevor wir weiterfahren. Insekten platzen an der schmalen Frontscheibe, die erlaubten 70 Meilen pro Stunde sind nur noch eine Empfehlung und lassen auch 90 Meilen pro Stunde zu. Man muss nur einen siebten Sinn für die Polizei mit ihren Laserpistolen haben. Das Ziel ist Tupelo, der Geburtsort von Elvis. Dort steht das originale Haus von 1935 und die Kirche in der er mit 13 begann Gospel zu singen. Dies ist ein eher stiller Ort den nur wenige Touristen auf der Liste haben.
In Southaven übermannt uns der kleine Hunger und wir beschließen uns bei Burger King eine kleine Pommes zu teilen. Doch Burger King ist von 20 Fast-Food Anbietern der Einzige der geschlossen hat. Also fahren wir gegenüber zu „Backyard Burgers“. Das ist so ein richtig dunkles und schäbiges Fressloch! “Feed the family” for 24,99 Dollar, verkündet ein Werbeschild. Dafür gibt es zwei Burger, zwei Kids-Menüs und vier Getränke. Wir haben keine Familie dabei und so holt sich das kalorienbewusste deutsche Pärchen nur was es benötig, um die Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Zwei Chilly Cheese Hot Dogs, eine Cola und eine große Pommes. 16,74 Dollar bitte. Danke. Für 8,25 Dollar mehr hätten wir schön fett werden können. Den Chilly Cheese Hot Dog konnte ich nur essen weil ich Hunger hatte. Die Konsistenz war in etwa so, als hätte jemand vorher das Teil schon verdaut.
Wir sind heute 700 Kilometer gefahren! Ich bin total platt! Aber wir drehen noch eine Runde zu Fuß durch die nähere Umgebung und die Beale Street in Memphis. Dann sind die Rufe des überdimensionalen Bettes im Hyatt nicht mehr zu überhören.

Sun Studio in Memphis in dem auch Elvis aufgenommen hat.
No things to do in Memphis
Gibt man in den Suchmaschinen „10 thinks to do in Memphis“ ein, fällt schnell auf das nach drei Treffern nur noch Restaurants und Wiederholungen angezeigt werden. Unsere Ernüchterung ist groß, als wir durch Memphis cruisen. Zugenagelte Shops, leerstehende Gebäude und ganze Shoppingcenter die aufgegeben wurden, wechseln sich ab mit heruntergekommenen Wohngegenden in den Autowracks stehen und in denen überall Müll und Schrott herumliegt. „Lost Places“ Touren würden hier sicher gut gehen. Die Stadtverwaltung müht sich redlich, wenigstens die Innenstadt sauber zu halten.
Homless People gibt es in Memphis vermutlich mehr als Touristen. Überall schlafen sie in Nischen oder wandeln wie Komparsen eines Zombie-Films durch die leeren Straßen im touristischen Zentrum von Memphis. Am Abend wandelt sich das Bild um das 100 Meter lange Stück der Beale Street, die dann das touristische Epizentrum bildet. Die Polizei verscheucht dort die Obdachlosen bevor Busladungen meist älterer Menschen vor der Beale Street abgekippt werden. Die irren dann meist für kurze Zeit dort orientierungslos umher. Doch nach kurzer Zeit sind sie der Blues und Jazz Musik aus allen Kneipen und aus den Lautsprechern an den Häuserfassaden überdrüssig und ziehen sich mit einem Doggy-Bag wieder in den klimatisierten Reisebus zurück. Länger bleiben nur die, deren Batterien in den Hörgeräten inzwischen ihren Geist aufgegeben haben. Vielleicht sind sie aber auch nur total high vom intensiven Geruch nach Hush.
Memphis kommt mir vor wie die Stadt der Museen. Zwanzig Museen gibt es außer Graceland. Soul, Blues, Country oder Südstaaten Indi Rock in einem Saloon auf dem Land, das wäre cool. Das ist eine Art das amerikanische Lebensgefühl zu spüren und ein Stück in die Kultur einzutauchen. Doch in einem Musikmuseum aus billigen Lautsprechern von vermeintlichen Evergreens berieselt zu werden, während man sich Schallplatten anschaut, ist für uns absurd.
Wir haben lange überlegt ob wir Graceland besuchen wollen. Es ist ja auch nur ein Museum. Wir waren nie Elvis Fans und schon gar keine Fans von Museen. Wir fahren bis zur Schranke und drehen dann doch wieder um. Ich glaube, dass der Film von 2022 mehr über Elvis erzählt, als es ein Museum mit toten Gegenständen kann. Besonders die ersten Einstellungen wie Elvis Zugang zur schwarzen Musik gefunden hat, sind kinematographisch eine ikonische Leistung der Regie.

Entenmarsch mit Zeremonienmeister im Hotel Peabody Memphis Hotel.
Als ein besonderes Highlight werden die Peabody Ducks angepriesen. Die fünf Enten, werden täglich durch die Lobby des Hotels zum Springbrunnen geführt. Instagram hat daraus ein Massenevent gemacht. Hunderte Besucher drängen sich dabei in der Lobby, so dass schon Absperrungen errichtet werden mussten. Am Nachmittag kehren sie dann auf demselben Weg in umgekehrter Richtung zurück zu ihrem Gehege auf dem Dach. Die Show wird von einem Entenbeauftragten präsentiert, der am Ende die Sekunden bis zum Entenmarsch herunterzählt. Dann öffnen sich die Fahrstuhltüren und die Enten rennen so schnell über den Teppich, wie es eben die kleinen Stummelfüße zulassen. Nach zehn Sekunden plumpsen sie von der eigens für sie gebauten Treppe in den kleinen Springbrunnen und das wars. Das wir sowas mal erleben dürfen!
Wir brauchen jetzt dringend eine Auszeit von diesem touristischen Megaevents und fahren nach Arkansas. „Pedal to the metal“ ist das Motto in Memphis mehr als in den anderen Städten in denen wir waren. Jedes zweite Auto ist total zerschossen, aus den offenen Seitenfenstern quellen dicke Haschisch Wolken, die Fahrer haben ihre Rückenlehne in Liegeposition gebracht und können mit Mühe gerade so über das Armaturenbrett schauen, falls sie die Augen mal auf haben. inschlafen können sie aber nicht, denn die Musik ist so laut, wie es die Musikanlage der Schrottkarre hergibt. Dabei poltern die Autos durch Schlaglöcher und über Bodenwellen, die so krass sind, dass man besser das Fenster schließt damit keine Gegenstände oder man selbst hinausgeschleudert wird. In Memphis kann man Zweifel bekommen, ob Amerika je wieder zu alter Stärke zurückfindet.
01.05.2025, 23° Celsius, meist stark bewölkt und regnerisch, 1Dollar-1,13 € Endlich können wir Memphis verlassen und fahren auf der I40 weiter nordostwärts. Einen Stopp machen wir im Casey Jones Village, dass einem legendären Lokführer gewidmet ist, der bei einem Eisenbahnunglück vielen Menschen das Leben rettete und dabei als einziger selbst den Tod fand.
Die 550 Kilometer ziehen sich dahin, langsam werde ich des Fahrens überdrüssig. Besonders da der Straßenzustand selbst auf Interstates gewöhnungsbedürftig und der Verkehr dicht ist. Wir können uns nicht erinnern in den USA je so dichten Verkehr erlebt zu haben, wie im Süden. Am Nachmittag erreichen wir Chattanooga. Da das Wetter bescheiden ist, besuchen wir die Ruby Falls. Warum die Ruby Falls heißen verstehe ich nicht, denn es handelt sich ja nur um einen Wasserfall. Ein furchtloser Abenteuer war Leo Lambert. Er kroch in den 1920 Jahren mit einigen Freunden über acht Stunden durch kleine Öffnungen und schmale Spalten um die Höhle zu erkunden. Dabei entdeckte der die verborgenen Wasserfälle und benannte sie nach seiner Frau Ruby. Heute wird selbst hier, 300 Meter unter der Erdoberfläche vieles über Essen definiert. Mit den Namen wie Steak & Potato, Bacon und Potato Chip wurden die ausgewiesenen sehenswerten Felsformationen benannt.
Wie sich herausstellte war ich im Irrtum, wenn ich dachte jeder kenne den Glenn Miller Song „Chattanooga Choo Choo“. Immerhin hat den Udo Lindenberg für seinen „Sonderzug nach Pankow“ gecovert. Ich bin wohl einfach zu alt.
Chattanooga war und ist ein wichtiger Eisenbahnknoten. Über dem ehemaligen Bahnhof thront das “Choo Choo“ Schild weit sichtbar über der Stadt. In der einstigen Kathedrale des Reisens befinden sich heute Bars und Cafés aber die Aura mit dem Geruch nach Dampf, Qualm und Öl ist in den weitgehend original belassenen Räumlichkeiten noch heute spürbar. Um das Erlebnis intensiver zu machen, übernachten wir auf dem ehemaligen Bahnhof in Personenwagen aus den 30er Jahren. Zwar hebt sich diese Art der Übernachtung von Hoteleinheitsbrei ab und ist stilvoll aber für den Preis würde man mehr erwarten, da das Interieur schon etwas shabby ist.

Die 4501 ist eine bei Baldwin im Jahr 1911 gebaute Güterzuglokomotive, die bis zu ihrer Ausmusterung 1964 in Kentucky und Tennessee unterwegs war.
Obwohl Chattanooga wohl bei den wenigsten USA Reisenden aus dem Ausland auf dem Plan steht, hat die Stadt mehr zu bieten als man denkt. Für die Fans der Marke Volkswagen, hier steht das VW-Werk der USA und es gibt das „Village Volkswagen“ mit einem Automuseum. Natürlich gibt es auch in Chattanooga diverse Museen, den Lookout Mountain und den berühmten Ruby Fall, die Incline Railway und Rock City. Ein kostenfreier Shuttle bedient die gesamte Innenstadt. Chattanooga ist attraktiver, gepflegter und hat uns insgesamt besser gefallen als Memphis oder Natchez.
03.05.2025, 17° Celsius, Dollarkurs 1€-1,13$ Trump sagte während seiner ersten Amtszeit das mit der Klimaerwärmung wäre alles Quatsch, es werde auch wieder kälter und er hatte recht. Schwitzten wir gestern noch bei 28° Celsius, so sind es heute noch 17° Celsius. Gestern am frühen Abend gingen schon schwere Gewitter über Chattanooga nieder, so dass man keinen Fuß mehr vor den Wagon setzen konnte. Genau an dem Tag, an dem die Tennessee Railroad mit einem Zug nach Summerville fährt, regnet es Strippen! Nur von 11-14 Uhr gab es eine Regenpause, in der man einige Belegbilder machen konnte. Während der Regen wieder zunimmt verlassen wir Summerville. Sintflutartige Regenfälle gehen über der Interstate 75 nieder. Die Sichtweite fällt zeitweise auf 50 Meter und wir fürchten fast unser Ziel erst spät in der Nacht zu erreichen. Wir fahren nach Greenbrier im Robertson County. Dort besuchen wir Mark, den ehemaligen Gastvater von Caroline, seinen Bruder Jim und dessen Frau Kathy. Wir sind erst eine viertel Stunde da, als die Frage nach den Preisen für Eier in Deutschland kommt. Jim und Kathy sind Millionäre und es schon erstaunlich wie solche bedeutungslosen Themen durch die Medien hochgekocht werden. Jim und Kathy sind auch in der pro Trump Fraktion aber in der Garage steht Jims Mercedes GT AMG V8 Biturbo Roadster, Kathy´s Nissan Movano und ein chinesischer Motorroller. Ich frage Kathy ob das eine Vespa ist. Jim sagt es ist eine Amigo aus China, die sind billiger. Wenn ich Amerika great again machen will, kaufe ich doch möglichst Produkte aus den USA. Besonders wenn ich wie Jim und Kathy nicht unter Geldnot leide. Aber was weis ich schon.

Wie in den 1950er Jahren mit Corvette C1 in nachgestellter Straßenszene.
04.05.2025, 11° Celsius, Dollarkurs 1€-1,13$ Wir bekommen ein echtes Südstaatenfrühstück vom passionierten Südstaatenkoch Jim. Es gibt Gravy & Bisquite. Das ist Buttermilchbrei mit Schweinefleisch und eben Biskuit. Ich denke man muss aus den Südstaaten sein um das lecker zu finden. Jim macht mir netter weise zwei „sunny-side-ups“, denn Milchbrei mit Schweinefleisch geht für mich mal gar nicht. Was tun, wenn es regnet? Wir fahren wir nach Bowling Green in Kentucky zum „National Corvette Museum“ und schauen uns die Geschichte einer amerikanischen Autolegende an. Ja, ich weiß, in einem Kapitel weiter oben habe ich mich noch abwertend über Museen geäußert. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen. Es regnet, wir waren noch nie vorher in Kentucky und naja, alte Autos sind nicht das Schlimmste.
Wir waren auch im Corvette Restaurant zum Mittagessen. Das ist nüchtern betrachtet aber auch nur ein besseres Schnellrestaurant im Stil der allbekannten Ketten. Den Unterschied machte der Bezahlvorgang. Wir haben die Rechnung mit Karte bezahlt und das Trinkgeld in bar gegeben. Das hinderte die Frittenanstalt jedoch nicht uns trotzdem noch 25 Prozent Trinkgeld von der Kreditkarte abzuziehen. Das ist Tippflation und mit dem Trinkgeld in bar in Summe über 30 Prozent Trinkgeld!
Dann machen wir einen ersten Abstecher nach Nashville.
Besonders wenn man vorher in Memphis war, fällt auf, dass Nashville geschäftig, sauber und belebt ist. Zwar besteht die Innenstadt aus den immergleichen Betongießereien und Gasfassaden aber die Angebote für Bewohner und Besucher sind vielfältiger. Nashville ist die Hauptstadt der Country-Musik. Jonny Cash und andere Stars dieser Musikrichtung starteten hier ihre Karriere. Wir starten hier keine Karriere aber besuchen ein „Open Microphone“ Event im „Listening Room“. Wer Country-Musik nicht mag und an solchen Musikbars kein Interesse hat, kann auch gleich zu Hause bleiben oder woanders hinfahren, denn nur darum geht es in Nashville. Im Johny Cash Museum ist der Name insofern Programm, als das die Person und sein Vermächtnis eine Moneymashine geworden ist. Cash muss man nicht mehr zahlen. Alles geht per App oder Kreditkarte. Der Parkplatz kostet 10 Dollar, der Eintritt 30 Dollar, ein Johny Cash T-Shirt, produziert in Honduras und aus so billigem Material, das man hindurchschauen kann, auch 30 Dollar und eine Postkarte 4 Dollar. Aber wer kauft heute noch Postkarten!
Schon am Tage ist der Lower Broadway und seine Bars gut gefüllt. In New Orleans und Memphis wurden wir schon ausreichen beschallt, so dass wir nun eher ruhige Orte, wie den „Krispy Creme Donut“ Shop bevorzugen. Auch die Boutique „Draper James“ ist ein vergleichsweise ruhiger Ort. Eigentümerin ist die aus Nashville stammende Reese Witherspoon. Hier soll es Kleidung und Wohnaccessoires geben, die ein Spiegelbild ihres Geschmacks sind. “Draper James“ ist ein Anlaufpunkt für alle jene, die Reese Witherspoon verehren und keinen eigenen Geschmack haben.

Blutflecken verletzter Soldaten aus dem Bürgerkrieg auf den Dielen vor dem Kamin der Carnton Planation.
Eine Mississippi Cruise mit der General Jackson war ein wichtiger Teil unseres Programms mit unseren Gastgebern. Leider ist das Schiff in der Überholung und erst wieder ab dem 10.05.2025 im Dienst. Wir fühlen uns aber trotzdem, anders als die Besucher die in Hotels übernachten, verpflichtet einen Teil des Tages mit unseren Gastgebern zu verbringen. So können wir nur ein beschränktes touristisches Programm fahren, was aber auch nicht schlimm ist. Wen interessieren schon touristische Hot-Spots?
05.05.2025, 17° Celsius, Dollarkurs 1:1,13 € Eine wirklich sehenswerte Stadt ist Fränklin nahe Nashville. Wir entscheiden uns gegen eine „Civil War“ Tour im Lotz House und besuchen dafür die Carnton Planation, in der es neben der Familiengeschichte auch ausführliche Informationen zu den Geschehnissen während des Bürgerkriegs gibt. Die Tour geht eine Stunde und fordert unsere ganze Konzentration, da der Guide schneller spricht als wir im Kopf übersetzen können. So verstehen wir nur einen quarter part von allem aber mehr behält auf längere Sicht auch der nativ speaker wahrscheinlich nicht im Kopf. Das Gebäude der Carnton Planation ist jedoch im Innern besser erhalten und vermittelt mehr Geschichte als die Oak Alley Plantation, die ja als „The place to be“ gilt. Auf Carnton wird die Brutalität von Krieg spürbarer geschildert und nicht zuletzt prägen sich die Geschehnisse durch die heute noch sichtbaren Blutflecke in den Fußbodendielen nachhaltig in Gedächtnis.
Der Abend beschert uns endlich wieder ein paar Sonnenstrahlen, einen bescheidenen Sonnenuntergang und ein Steak im „Texas Roadhouse“. Es ist Montagabend, der 05.05.2025, ein mexikanischer Nationalfeiertag, was bedeutet das die mexikanischen Restaurants stark frequentiert sind. Das Texas Roadhouse ist trotzdem brechend voll, einige Gästinnen tanzen zwischen den Tischreihen zu der lauten Country-Musik. Eine Schar von Kellnern und Kellnerinnen sorgen dafür das trotz voller Hütte niemand lange auf sein Essen warten muss. Im Gegenteil, man wird während des Essens noch zweimal gefragt ob alles in Ordnung ist und ob man noch Wünsche hat. Für uns ein ungewohnter Service!

Raritäten wie der DeSoto Firedome von1956 finden sich im Wald von White.
Am Morgen strahlt die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Wir verabschieden wir uns aus der Wohlstandsinsel Greenbrier und fahren auf die Interstate 24. Einen Zwischenstopp machen wir in White, einem unscheinbaren Kaff unweit der I75. Seit 1931 besteht dort ein kleiner Gemischtwarenladen und irgendwer, begann irgendwann hinter dem Laden alte Autos abzustellen. Heute sind es etwa 4.400 Fahrzeuge, gebaut ab den 1920 Jahren, die dort in den unterschiedlichsten Verfallsstadien vor sich hin rotten. Seit Dekaden hat die Natur begonnen sich das Gelände zurück zu erobern. Aus einigen Fahrzeugen wachsen Bäume andere sind übereinandergestapelt. Dazwischen lassen sich hier und dort Fahrzeuge entdecken, die heute nur noch als Einzelstücke in Museen zu sehen sind. Wir betreten die heruntergekommene Bretterbude, die wohl einst der Laden war. Am Tresen empfängt uns ein Mann, dessen Alter schwer zu schätzen ist. Vermutlich ist er in den Mitvierzigern und trägt zerschlissene Kleidung. „Hello“ sagen wir, „we like to have two tickets“. Er schiebt sein speckiges Basecap etwas weiter in den Nacken. Sein Blick scheint auf uns gerichtet aber seine beiden Augen schauen in fünf unterschiedliche Richtungen. Er sagt etwas zu uns und da wir in den USA sind, vermute ich es wird auf Englisch sein. Aber ich verstehe kein Wort. Vielleicht, weil er zu schnell spricht, vielleicht aber auch, da es ihm die drei verbliebenen Zähne in seinem Mund aus dem ein übler Geruch entweicht, schwer machen deutliche Sätze zu formen. Wir sind viel zu spät, die letzten Besucher und haben nur noch eine Stunde Zeit. Wir hasten auf das Gelände und in mir reift der Gedanke, dass es nicht alle Besucher aus diesem riesigen Waldgebiet rechtezeitig wieder raus geschafft haben. Wahrscheinlich endeten sie wie in „The Hills have Eyes“ in Einweckgläsern oder gar als Organspender. Andererseits spricht der Eintrittspreis von 30 Dollar dagegen, dass sie das nötig haben. Wir werden sie wohl eher im „Texas Roadhouse“ wieder treffen, wo sie sich teurere Steaks als wir leisten. Natürlich sind wir viel zu spät, um das ganze Areal erkunden zu können. Es ist wirklich ein Abenteuerspielplatz für Freunde historischer Fahrzeuge, Filmemacher und Fotografen auf dem man auch gut drei Stunden zubringen kann.
Donald Trump wird betrogen!
Donald Trump wettert gegen europäische und vor allem asiatische Unternehmen, die den amerikanischen Markt mit Produkten fluten. Er erlässt astronomische Zollraten um das zu verhindern und Unternehmen zu Investitionen in den USA zu motivieren. Aus ökonomischer Sicht ist das ja auch grundsätzlich richtig. Wenn sich das Handelsdefizit im März 2025 auf eine Rekordwert von 140,5 Milliarden Dollar erhöht hat, sollte man schon die Frage stellen wie lange das noch gut geht. Doch offenbar hat er noch keinen seiner eigenen Merchandising-Shops besucht oder sich die Produkte, die unter seinem Namen verkauft werden genauer angeschaut. „Erlebe die Welt von Trump“ heißt es auf der Webseite, die aus dem Trump-Tower in New York Fanartikel in die ganze Welt verkauft. Wir haben versucht in einem seiner Shops einen Artikel zu finden, der in den USA produziert wurde und haben keinen gefunden. Dafür waren die Caps aus China, die T-Shirts aus Bangladesch und so ließe sich die Liste weiter fortführen. Kann sich einer vorstellen wie enttäuscht ich war? Trump selbst würde wohl aus einem seiner Tower springen, wüsste er wie seine Politik von der eigenen Werbeabteilung konterkariert wird. Da bleibt nur zu hoffen das der Schwindel möglichst bald auffliegt und wenn es der Präsident des besten Amerikas aller Zeiten selbst ist, der dann seinen Hut nehmen muss.

Skyline von Atlanta
Am frühen Abend erreichen wir Atlanta, die Hauptstadt Georgias. Die Stadt wurde 1837 unter dem Namen Terminus gegründet, 1847 in Atlanta umbenannt und während des Bürgerkriegs im Jahr 1864 in Schutt und Asche gelegt. Heute präsentiert sich Atlanta als hochmoderne Metropolregion mit zirka fünfeinhalb Millionen Einwohnern und somit als eine der größten Städte in den USA. Die städtebauliche Kreativität in Amerika, hält sich jedoch in bescheidenen Grenzen. In der Stadt selbst kann man nicht sagen, ist man nun in Atlanta, in Memphis, in Nashville oder in irgendeiner anderen Metropole der USA.
Caroline ist reisemüde und will am besten gleich nach Hause und so fällt mir wieder die Aufgabe zu, ein spannendes Programm für zwei Tage zu organisieren. Und das wo ich Städte ja sooo mag! So schauen wir uns am Abend noch die illuminierte Skyline von Atlanta zur blauen Stunde an und bestaunen danach die beeindruckende Innenarchitektur des Hotels „Atlanta Marriott Marquis“.
08.05.2025, 22° Celsius, bewölkt und regnerisch, Dollarkurs: 1:1,13 € Womit kann man fast alle Frauen begeistern? Mit einem Besuch des „The Outlet Shoppes„, wo wir den Vormittag verbringen. Natürlich darf ich die Einkaufstüten zum Auto schleppen und bekomme als Dank einen Doughnut. Dann fahren wir zum „Carvender´s Horsetown West“ in Marietta. Hier gibt es alles was Cowboy und Cowgirl für ein stilechtes Outfit benötigen. Handgemachte Lederstiefel, zumeist aus Mexico aber auch aus den USA kosten bis zu 500 Dollar. Wer über dem Hosenschlitz mit einer einzigartigen Gürtelschnalle posen will, kann dafür bis zu 250 Dollar zahlen. In dem Vorort Decatur besuchen wir einen Tesla Dealer. Obwohl wir dort ungefragt filmen und Fotos machen, werden wir zu unserer Überraschung mit offenen Armen empfangen und dürfen mit einem Cyber-Truck spielen. Wir erfahren vom Verkäufer, dass es auch in den USA ein Förderprogramm für Elektrofahrzeuge gibt. Rechnet man die Förderung mit ein, kostet ein solcher Cyber-Truck 75.000 Dollar und man bekommt dafür ein Monster das auf jeden Fall Aufmerksamkeit erregt. Unserer Meinung nach bekommt man jedoch für diesen shitlot of bugs ein Elektroauto einer anderen Marke, dass zumindest im Innern hochwertiger daherkommt, als der eher grobschlächtige Cyber-Truck. Caroline war jedoch begeistert und nur darum ging es ja. Am Abend essen wir wieder im Texas Roadhouse, die Hill Billys vom Schrottplatz treffen wir jedoch nicht.

Black, nasty and fast – ein Peterbuilt 389, der je nach Konfiguration eine Leistung zwischen 485 und 605 PS hat.
09.05.-2025, 28° Celsius, leicht bewölkt, Dollarkurs: 1:1,13 € Katzen sind wie ich! Arrogant, ignorant und egoistisch. Katzen sind die Arschlöcher unter den Haustieren. Da wundert es nicht, dass Caroline und ich sie so mögen. Daher machen wir noch einmal einen Ausflug nach Chattanooga. Dort gibt es das „Naughty Cat Cafe“, dass von sich behauptet das größte Katzencafés der Welt zu sein. In den Räumen mit gepflegten Möbeln, Sofas und Kunst aus der ganzen Welt an den Wänden, riecht es erstaunlicher Weise kein Bisschen nach Katzenpu. Bei leiser Chillout-Musik kann man hier mal so richtig runterkommen, mit den Katzen groomen, spielen oder sich wahlweise auch von einer der arroganten Biester kratzen lassen. Der Eintrittspreis von 17 $ pro Person ist eine Spende, an dieses engagierte Unternehmen und der Souvenirshop lässt das Herz eines jeden Katzenfreundes höherschlagen. Wen es mal nach Chattanooga verschlägt sollte einen Besuch dort anderen „Sehenswürdigkeiten“ vorziehen.
Auf dem Weg über die Interstate, nehme ich mir noch einmal Zeit für die klassischen amerikanischen Trucks wie die Kennworth W900, Kenworth K125 oder Peterbild 379. Peterbilt baut die klassischen Modelle als Modell 589 bis heute.
Wir wollen uns am Abend online einchecken das funktioniert jedoch nicht. So rufen wir wie vor der Reise die Hotline der Lufthansa an. Ich habe ja schon in der Eileitung über Hotlines geschrieben. Mir fällt gerade nicht ein, dass diese schon mal hilfreich gewesen wären. Aber wenigstens sind sie ab und zu informativ. Wir müssen erfahren, dass unsere Flüge storniert wurden und das Geld zurückerstattet wurde. Die Flüge waren als nicht stornierbar gebucht, wir haben sie auch nie storniert und auch kein Geld zurückerhalten. Hotline-Mitarbeiter lösen das Problem nicht sondern sind darauf trainiert das interne Problem an den Kunden auszusourcen. So dürfen wir dann zwei neue Flüge buchen und uns in Deutschland einen Advokaten suchen, der versucht eine angemessene Entschädigung einzuklagen.
„Die Kund:innen stehen bei der Lufthansa Group immer im Mittelpunkt. Der Luftfahrtkonzern möchte seinen Fluggästen stets einen perfekten Service bieten und das Fliegen mit all seinen Facetten zu einem nachhaltig positiven Erlebnis machen. Vor diesem Hintergrund gilt es, die Angebote und Produkte entlang der gesamten Reisekette kontinuierlich zu überprüfen und zu optimieren. Kundenorientierung und Qualitätsfokus sind strategische Eckpfeiler der Lufthansa Group. Regelmäßige Umfragen und Dialoge mit Fluggästen helfen dabei, möglichst viel über die Bedürfnisse der Reisenden zu erfahren und sie in die Entwicklung von Innovationen miteinzubeziehen.“ So zu lesen auf der Seite der Lufthansa.
Am Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport, der gemessen am Verkehrsaufkommen, der größte der Welt und das Tor zum Süden der USA ist, warten wir fast eine Stunde auf den Busshuttle von der Autovermietung zum Terminal. Er sollte alle 30 Minuten fahren. Nicht alle der Wartenden passten dann in den Bus. Als der Busfahrer seine genervten Gäste am Terminal rauslässt, sagte er zu jedem: „Give me a smile“ und meint damit das Trinkgeld. Mir fällt da Jack Nasher ein, der sagte: „Immer bis an die Grenze der Unverschämtheit“ und ich frage mich ob es wirklich sein kann das Nasher auch den Busfahrer gecoacht hat.
In Frankfurt muss die Lufthansa das Flugzeug und die Crew wegen technischer Probleme tauschen und so kommen wir mit 45 Minuten Verspätung am Flughafen Berlin-Brandenburg an. Wir haben dann an den Lufthansa-Service geschrieben und die Erstattung und eine angemessene Entschädigung eingefordert. Die Lufthansa reagierte innerhalb von drei Werktagen und lehnte die Rückforderung ab und schrieb im letzten Satz: „Auch wenn dies nicht die Antwort ist, die Sie sich von uns erhofft haben, würden wir uns freuen Sie auch in Zukunft wieder an Bord von Lufthansa begrüßen zu dürfen.“ Der Fall liegt nun bei einem Rechtsanwalt.
Dieser Reisebericht wird mit dem Ausgang des Verfahrens gegen die Lufthansa fortgeführt….bald vielleicht.