MEXIKO – CENOTEN & PYRAMIDEN

Hurricane Grace Mexico

19. September 2021

Ein Reisetagebuch im alten Stil.

Yucatan in der Hurrikane Saison bereisen? Wer kommt auf so eine idiotische Idee? Achtzehn Monate beherrschen Inzidenzen, Virusvarianten, Maßnahmen und Angst Europa und die Welt. Unsere Sehnsucht nach Ferne und Abenteuer mindert das nicht. Doch es gibt nur wenige Lücken im Geflecht aus Einreiseverboten, Risiko-, Hochinzidenz, Virusvariantengebieten, Quarantäneauflagen und spärlichen Flugverbindungen. Mexiko ist eines der wenigen Länder die Touristen ins Land lassen und in dem man sich relativ frei bewegen kann. Der August ist auch der Monat in der die Chance auf das Schwimmen mit Walhaien am größten ist. So riskieren wir das die schönste Zeit des Jahres in Wasser fällt und machen uns auf nach Mexiko.

Hurricane Grace 2021

17.08.2021 Überrascht sitzen die zwei Reiseprofis vor der Glotze und folgen dem Bericht über den Tropensturm Grace, der über den Atlantik fräst und Kurs auf Yucatan nimmt. Wie blöd, wenn man vor lauter Reiselust verpasst das Wetter in der Saison zu checken. Im Juni beginnt die Hurrikane-Saison und sie endet erst im November.

18.08.2021 Der Tropensturm wird zum Hurrikane der Kategorie 1 hochgestuft. Hotels in Tulum werden evakuiert und die Menschen in Notunterkünfte verfrachtet. Die Bevölkerung hortet Lebensmittel und Getränke , die Fenster werden eilig mit Holz vernagelt und hunderte Soldaten helfen bei der Evakuierung. Der Flugverkehr von und nach Cancun wird eingestellt.

19.08.2021 Hurrikane Grace trifft um 4:45 am Morgen, südlich von Tulum mit Windgeschwindigkeiten von etwa 130 Kilometer pro Stunde auf Land. Bäume, Palmen und Strommasten stürzen um, der Strom und Wasser fallen in weiten Gebieten aus.

21.08.2021 Wer reisen will muss vor allem geduldig sein. Allein die C-19 bedingten Reisebeschränkungen und landesspezifischen Regelungen machen die Planung noch anspruchsvoller und zeitraubender als noch vor achtzehn Monaten.

Vom Flughafen BER, an dem nun deutlich mehr Betriebsamkeit herrscht als noch vor einigen Monaten, fliegen wir nach Zürich, um dort nach fünf Stunden den Anschlussflug nach Cancun zu nehmen. Die Wartezeit verbringen wir auf der Außenterrasse eines Restaurants, in den Abgasen von Flugzeugturbinen und genießen den Lärm der Triebwerke.

Dann ist es so weit. Endlich wieder ein Langstreckenflug. Wir sind schon fast zwei Stunden in der Luft als der Flugkapitän des Edelweiß Fluges LX 8024 den Passagieren eröffnet, dass wir beim Start die Flugbahn einer Gruppe Störche gekreuzt haben, von denen einer gegen das Flugzeug prallte. Da man sich nicht sicher sei, welcher Schaden dabei entstanden ist, würde man nun zurück nach Zürich fliegen. Ob es heute oder morgen noch einen Flug für uns gibt, ist zunächst unklar.

Edelweiss Flug ZwischefallVor der Landung müssen wir jedoch noch 28 Tonnen Kerosin über der Schweiz zerstäuben, bevor das Flugzeug das maximale Landegewicht erreicht hat. Bloß gut, dass Edelweiß-Kerosin nicht so umweltschädlich ist wie herkömmliches Kerosin. Nach der Landung wird das Flugzeug auf Beschädigungen abgesucht und die 272 Passagiere gehen zum übernächsten Gate, wo schon ein anderer A 340 wartet, mit dem nun der Flug nach Cancun durchgeführt werden soll.  Die geplante Abflugzeit ist 20:15 Uhr. Doch wie es meist so ist, verstreicht dieser Zeitpunkt ohne dass wir eine Maschine besteigen. Plötzlich die Anzeige „Neues Gate: 43“. Der Tross setzt sich wieder in die entgegensetzte Richtung in Bewegung. Gate 43? Das ist doch die Maschine mit der wir gekommen sind? Ja das ist sie! Bei der Untersuchung hat man keine Schäden finden können und wir fliegen mit demselben Flugzeug nach Cancun. Inzwischen ist die Abflugzeit auf 21:15 Uhr verschoben. Wer reisen will muss eben vor allem auch geduldig sein.

Nach der Landung in Cancun warten wir eine Stunde auf unsere Koffer und als wir den Flughafen verlassen ist es 2:45 Uhr. Die Taxigesellschaften am Flughafen Cancun sind ein Kartell. Sie verlangen für die sieben Kilometer 45 US Dollar in bar und wenn man den Betrag mit Kreditkarte zahlt 62 US Dollar. Gegen 3:30 Uhr sind wir dann in einem Hotel am Flughafen, dass keine weitere Beschreibung wert ist.

Holbox Mexico Yucatan

„Downtown Holbox“

22.08.2021 Beim Warten auf das Shuttle, dass uns zur Fähre auf die Insel Holbox bringt, beschleicht mich die Frage, ob das alles noch zeitgemäß und sinnhaft ist. Ganz abgesehen von den 28 Tonnen Kerosin, die wir allein über der Schweiz zerstäubt haben, den Unmengen Müll die man beim Reisen unter Corona-Bedingungen verursacht, ist der Zeitaufwand für Planung und das Erreichen vermeintlich einzigartiger Plätze derart immens, dass man sich diese Frage schon mal stellen kann.

Unser Fahrer mag Geschwindigkeit. Die Verkehrsschilder ignoriert er. Der VW Bus fliegt dahin auf einem fast schnurgeraden Betonband. Zu beiden Seiten wächst scheinbar undurchdringlicher Dschungel bis an die Betonkante. Nur wenige kleine Orte unterbrechen die Fahrt zum Hafenstädtchen Chiquilá. Einer dieser Orte ist Kantunilkín. Schaut man hier aus dem Fenster wird schlagartig bewusst, wie unglaublich weit weg unsere Welt, von der Welt eines normalen Mexikaners ist. Kleine und kleinste Gebäude, die nur als Wohnkloo treffend beschrieben werden können, säumen die Straßen. Verrostete und verbeulte Autos mit diversen Fehlteilen, von denen die Farbe abblättert. Schutt und Müll an jeder Ecken und man fragt sich unwillkürlich: Wovon leben die Leute hier?
Ein halbe Autostunde weiter erreichen wir Chiquilá. Ein schäbiger, staubiger Ort, in dem man nicht tot über dem Zaun hängen möchte. Trotzdem gibt es einige Hostals und Hotels, die sich aber eher an den preisorientierten Traveller richten. Mit der Fähre ist man von hier in etwa zwanzig Minuten auf Holbox.

Willkommen im Paradies! Alle Zweifel sind zerstreut. Zwar ist auch Holbox kein Geheimtipp mehr aber hier spürt man es noch – das Backpackerfeeling. Holbox hat keine befestigten Straßen und keine Autos. Der Verkehr auf den unbefestigten Wegen wird mit Golfbuggys, Quarts oder Fahrrädern abgewickelt. Einfache, meist bunt angemalte Betonhäuschen dienen den Bewohnern als Behausung, vor denen der Müll und Schutt gelagert wird. Neben einfachen Unterkünften und Zeltcamps im Ort, hat man auch eine Auswahl an Hotelanlagen in der ersten Reihe zum Meer. Doch die rustikalen und mit Schilf gedeckten Holzbauten im historischen Stil, mit den chilligen Liegen und Fletzmöbeln im Schatten von Palmen haben ihren Preis. Dieses Luxus-Backpacker Feeling kann schon mal mit 500 Euro pro Nacht so manche Reisekasse sprengen. Unser Hotel ist eine Oase an einem Strand, dessen weißer Sand so fein ist, dass man kaum eine Körnung fühlen kann. Hellblau und türkis schimmert das Meer an dessen Horizont sich Kumulusgebirge türmen. Abkühlung? Nicht in Sicht! Es sind 33° Celsius – Pool und Meer haben 28° Celsius.

Bar, Pool und Restaurant befinden sich direkt vor unserer Terrasse und wir werden den ganzen Tag mit Progressive House Musik beschallt. Als der Tag sich dem Ende neigt, färben sich die Wolkenberge dunkelblau, pink und Gelb. Wir sind uns wieder sicher. Die Anreise hat sich gelohnt.

Mexico sunset perfect clouds

23.08.2021  Mit einem lauten Knall und einen Stoß der durch Mark und Bein geht, taucht der Bug des Boots in eine Welle und hunderte Liter Wasser schießen über den Bug. Eine Sekunde später sind wir alle nass, als kämen wir gerade vom Schnorchelgang zurück. Dann heulen die 300 PS am Heck wieder auf und weiter jagt das Boot mit harten Schlägen über die Wellenkämme. Die Fahrt zum Gebiet der Walhaie ist eine fast dreistündige Tortur. Bis zur Isla Contoy, wo Atlantik und Karibik ineinander übergehen und das Belize Barrier Reef beginnt, ist die Fahrt noch halbwegs erträglich. Doch auf dem Riff, wo sich die Wellen auftürmen, ist Akrobatik und Fitness gefordert um ohne Blessuren den Ritt zu überstehen. Wir klammern uns an die Stangen des Verdecks und versuchen die Schläge mit den Beinen abzufangen.

Wir sind nun mitten auf dem Ozean. Kein Land in Sicht. Ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff zieht nur einhundert Meter vor uns vorüber und verpestet minutenlang die Luft mit Abgasen. Nachdem Gustavo, unser Guide erzählt hat, dass es dieses Jahr besonders schwierig ist Walhaie, Mantas, Delfine oder Schildkröten zu finden, schwindet meine Hoffnung auf das Erlebnis mit den Walhaien zu schwimmen. Walhaie sind bisher wenig erforscht und man weiß nicht warum sie dieses Jahr so rar sind. Doch es bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn wie aus dem Nichts sind wir in einer Ansammlung aus über dreißig Booten. Zwischen den Booten tauchen immer wieder Flossen von Walhaien auf. Nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche saugen sie Meerwasser ein, um Plankton herauszufiltern. Schnorchler in kleinen Gruppen versuchen ihnen zu folgen, während die Boote hin und her manövrieren. Zwei Mal haben wir die Möglichkeit den Walhaien bis auf einen Meter nahe zu kommen. Vielleicht sind wir es ja, die tausenden Touristen, die Jahr für Jahr versuchen diese Erlebnis auf Chips zu speichern, die den Walhaien den Aufenthalt in diesen Gewässern verleiden.

Wir kennen die Bilder aus Reportagen und sicher sind manche Menschen davon beeindruckt. Doch keine noch so aufwendige Fernsehproduktion kann diese intensive Faszination transportieren, die man spürt, wenn man selbst erlebt, wie eines dieser bis zu fünfundzwanzig Meter langen Tiere nur einen knappen Meter entfernt an einem vorübergleitet. Wer einmal so einzigartige Momente in der Tierwelt erlebt hat, wird immer wieder danach suchen und eine andere Perspektive auf die Natur unseres Planeten und die Rolle die wir darin spielen entwickeln.

Die Rückfahrt dieser Boots Trips sind eher belanglose Zeitverschwendung. Das Schnorcheln wird auf Grund der schlechten Sicht unter Wasser abgewählt. Wir legen eine Lunchpause am hässlichsten Strand den es hier wohl gibt ein und fahren dann durch die Mangroven, die Rückzugsgebiet für Vögel sind, zurück zum Hafen nach Holbox. Die Mangroven sind zu dieser Jahreszeit ein Sammelplatz für tausende Flamingos. Doch auch von denen wurde in diesem Jahr noch keiner gesichtet.

24.08.2021 Es dämmert der Tag, die Sonne ist noch nicht über den Horizont gekrochen, als wir den Strand entlang zum Treffpunkt laufen. Die ersten Jogger sind bereits unterwegs und sogar ein, mit Kamera bewaffneter Touri fotografiert seine Freundin am Strand im Mondlicht mit Reiher im Hintergrund. Am Treffpunkt gibt es ein kleines Frühstück und die Instruktionen. Der Veranstalter „VIP Holbox“ hält sich peinlich genau an die Vorschriften der Naturschutzbehörden. Wir haben es getestet und gesehen wie andere Veranstalter an den Spots operieren!

Die Außenborder heulen auf und wieder reiten wir zweieinhalb Stunden die Wellen, bis wir die Walhaie umringt von vielen Booten erreichen. Wir plumpsen auf Kommando ins Wasser und nur Sekunden später erscheint ein riesiger Walhai aus dem Blau des Ozeans. Er gleitet dicht an uns vorüber und stellt sich dann im Wasser nahezu senkrecht auf, um planktonhaltiges Wasser an der Oberfläche zu inhalieren. Etwa zehn Walhaie, Kleine, Große, Männchen und Weibchen können wir ausmachen. Ein majestätischer Anblick selbst dann noch, wenn sie sich mit fließenden Bewegung im tiefem Blau des Ozeans auflösen. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon sind wir wieder auf dem Rückweg. Salz auf der Haut, Wind in den Haaren so gleiten wir über die Wellen dahin. Dieses Türkis des Wassers – man kann nur schwer dem Impuls wiederstehen sofort einfach reinzuspringen. Dann sichtet unser Guide Gustavo eine Flossenspitze und zwei schwarze Schatten im seichten Wasser. Ein Pärchen Mantas, mit ihrer Spannweite von fast zwei Metern, gleitet scheinbar schwerelos dahin. Einige Minuten lassen sich die beiden Riesen, beobachten. Dann sind sie genervt von unserem Boot und entziehen sich unseren Blicken in der Tiefe.

Whale Shark Snorkeling

Wenig später werden wir auf ein Boot aufmerksam, an dessen Motor die Crew rumwerkelt. Es sind drei Fischer, die mit Motorschaden auf dem Meer treiben und weder Signalraketen, Funkgerät oder Handys haben. Armut, Verzweiflung oder Dummheit? Wir erfahren es nicht.Nachdem wir sie zur ihrem Dorf an der Küste abgeschleppt haben, bereiten Gustavo und Pablo, der Skipper, ein Essen aus Mango, Avocado und Ceviche zu. Dazu gibt es Nachos ohne die widerlichen Geschmacksnoten, die uns die Industrie daheim aufzwingen will. Danach ist es nur noch eine Stunde bis zum Anleger auf Holbox.

Den Rest des Tages genießen wir die Atmosphäre von Downtown Holbox. Nüchtern betrachtet ist auch Holbox City ein dreckiges Kaff, in dem man sich nicht lange aufhalten will. Müll und Schutt säumt die Straßen, die oft nur matschige Pfade sind. Es sind die jungen Menschen die auf rostigen Mieträdern über die Schlaglochpisten radeln oder junge Pärchen, die zu Fuß ihre großen Rucksäcke oder auch Rollkoffer zu irgendeiner Unterkunft schleppen, die Holbox einen Hauch des Flairs geben, dass vor Beginn des Massentourismus auch überall anderswo zu spüren gewesen sein mag. Sie beginnen die Welt für sich zu entdecken, wie wir es einst taten. Doch die Backpacker von heute sind bestens vernetzt und so wird auch Holbox eines nicht allzu fernen Tages überquellen von Massen, die posten was vor ihnen schon Millionen posteten. Am letzten Abend hier, chillen wir in unserer Unterkunft „Villas Caracol“ und lauschen den Progressive House Klängen aus der Bar bis die Nacht hereinbricht.

 

25.08.2021 Caroline will heute wenigstens einmal in den Genuss des inkludierten Frühstücks im „Villas Caracol“ kommen, während ich mich mit den Erfahrungen der vergangenen Tage und einer abgespeckten Ausrüstung wieder aufmache Walhaie auf Speichermedien zu bringen.

Ein Frühstücksbuffet gibt es nicht, sondern nur „a la card“ Varianten, die überschaubar aber ausreichend sind. Wer so etwas Extravagantes wie einen Latte Macchiato will, muss es zusätzlich zahlen. Bei einem Zimmerpreis von 263 Euro pro Nacht erwartet man mehr!

Derweilen jagt das Boot über die Wellen entlang der Küste, an der in weiten Abständen Wellblech oder Holzhütten der Fischer stehen. Vorbei an Isla Contoy und über das Great Belize Reef, wo ich meine zweite Dosis gegen Seekrankheit einwerfe. Dann suchen wir das Meer nach Anzeichen von Walhaien ab, was für ungeübte Augen aus der niedrigen Perspektive eines kleinen Bootes schier unmöglich ist. Doch dann sehen wir eine Ansammlung von etwa zwanzig Booten die sich um zwei kleinere Walhaie ringen. Irgendwer muss ja die Haie am Morgen entdeckt haben und somit besser ausgerüstet sein als unsere Skipper es sind. Wer zuerst da ist, hat natürlich auch das beste Erlebnis. Für uns heißt es wieder auf das Kommando warten, reinplumpsen und sofort wissen aus welcher Richtung der Walhai kommt. Dann bleibt eine knappe Minute das Tier zu beobachten, zu filmen oder zu fotografieren bis man wieder zurück an Bord muss. Alles reine Glückssache! Als der Walhai dann ganz allein ohne Begleitung von Booten und Schnochlern im offenen Meer an uns vorüberzieht, geht niemand mehr ins Wasser! Nicht jeder Skipper und Guide lässt sich so eine Chance entgehen. Doch wir setzen unsere Fahrt zurück nach Holbox,mit den üblichen Programmpunkten fort.

Wir packen unseren Kram zusammen und warten auf unseren Transfer. Der kommt aber nicht! Nach dreimaligem Nachfragen, fährt man uns dann mit dem Golf-Car des Restaurants zum Hafen. Das Schiff hupt schon, alle sind an Bord und wir springen mit unseren Koffern über die Kaimauer auf die fahrende Fähre auf. In Chiquila erwartet uns ein Fahrer, der uns nach Cancun bringt. Die Fahrt nach Cancun führt auf meist schurgeraden Straßen, die beiderseits von dichtem niedrigem Dschungel gesäumt werden. Zu sehen gibt es sonst nichts. Doch dem aufmerksamen Blick entgehen die schwarzen Flecken nicht, von denen sich einige zu bewegen scheinen. Zunächst glaubt man seiner Wahrnehmung nicht. Doch wenn man genau hinschaut, realisiert man, dass es handtellergroße schwarze Taranteln sind, die sich am Abend auf Beutezug machen und auf die Straße verirren. Die wenigsten schaffen es auf die andere Straßenseite.

Mexico Tanrantel Spinne

Bei Hertz am Airport bietet man uns einen Nissan Klix oder einen VW Klax an. Wir wählen beide Fahrzeuge ab und gönnen uns ein Upgrade auf Jeep Wrangler Gladiator. Wenn die Ära der Verbrenner zu Ende geht, dann noch einmal so eine richtige Protzerkarre! Allerdings kostet uns die Abwicklung in mexikanischen Tempo und die Verhandlungen um akzeptable Konditionen fast zwei Stunden. Im Hotel angekommen, will man uns ein Zimmer geben, in dem weder gereinigt, noch die Betten neu bezogen wurden, so dass der Zimmertausch abermals Zeit kostet und der Abend recht unentspannt zu Ende geht.

26.08.2021  Nach einem kurzen Frühstück, bestehend aus Fruit-Loops, abgepackten Muffins, Keksen und Toast mit Zuckermarmelade oder Honig aus Plastikbehälterchen, chemischen Orangesaft oder ungenießbaren schwarzen Wasser, dass sie hier Kaffee nennen, gehen wir in die Tiefgarage. Es ist 7:00 Uhr und wir freuen uns, so früh vor unserem Zeitplan loszukommen. Der Tag verspricht entspannt zu werden. Doch der Gladiator springt nicht an. Alles blinkt und klackt, die Scheibenwischer gehen an, die Instrumente zucken, aber er lässt sich nicht starten. Wir stellen fest, dass der Bordcomputer ein massives Problem hat und anscheinend auch Serviceintervalle ausgelassen wurden. Statt entspannt unseren Roadtrip zu starten, üben wir uns nun in Kommunikation und Problemlösung. Caroline in nett und ich in fordernd. Zweieinhalb Stunden später, haben wir einen anderen Wrangler, der nun hoffentlich die Tour übersteht. Werkzeug zum Reifenwechsel gab es nicht dazu! Das haben wir uns aus dem kaputten Gladiator geklaut.

Erstes Ziel ist die Stadt Izamal. Vielleicht sind wir ja Banausen? Es fällt uns schwer, der überschwänglich gelobten Stadt Izamal was abzugewinnen. Zwar sind die gelb angemalten Gebäude im Zentrum, mit ihrem Chabby-Chic ganz nett anzuschauen und auch das imposante Kloster ist einen Besuch wert, doch entfernt man sich nur zwei Straßen vom touristischen Zentrum ist die Stadt so hässlich und austauschbar wie tausende Städte in Mittel- und Südamerika. So laufen wir bei 33° Celsius im Schatten, nur eine halbe Runde um den „Parque 5 de Mayo, bestaunen die bunt geschmückten Pferdegespanne und gehen dann im Restaurant „Kinich“ essen. Es ist ein Marco Polo Geheimtipp und obwohl ich von Reiseführer-Geheimtipps gar nichts halte, diese Speiseoase unter einem hohen Schilfdach, von der viele Ventilatoren herabhängen, die für etwas Abkühlung sorgen, ist einen Besuch wert. Vor allem wenn man die fettige mexikanische Kochkunst mag und verträgt. Bei uns hat nun aber die urlaubsbedingte Magenschrumpfung eingesetzt, sodass wir ab morgen dazu übergehen uns ein Mahl zu teilen.

Letzter Halt des Tages ist Chizen Itza, wo wir zunächst Karten für die uns empfohlene Light Show besorgen. Dann checken wir im der Lodge „Mayaland“ ein.
Was von vorn auf den ersten Blick wie ein Plattenbau sozialistischen Baustils wirkt, entpuppt sich dahinter als stille Oase mit Bungalows in der Art wie wir uns die Gebäude der Maya vorstellen. Inmitten eines weitläufigen Parks laden mehrere Pools ein, sich von der brütenden Hitze des Tages zu erfrischen. Doch viele der Gebäude werden zurzeit nicht mehr genutzt. Stühle und Tische sind in Folie eingewickelt und auf den riesigen Freiluft-Backöfen wächst bereits Moos. Einst war hier geschäftiges Treiben, viele Stars und Sternchen, wie zum Beispiel Jennifer Lopez haben hier genächtigt. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie blieben die Gäste aus und auch heute ist ein wirtschaftlicher Betrieb dieser riesigen Anlage nicht möglich, denn die meisten Besucher von Chitzen Itza sind Tagesgäste.

Ik Kil Cenote

Cenote Ik Kil

Wir besuchen noch die „schönste“ Cenote Yucatans „Ik Kil“, wo sich Menschmassen im kühlen Nass des einstigen Wasserreservoirs der Mayas erfrischen.

Was Chichen Itza heute attraktiv macht ist, dass seit Beginn der Corona-Pandemie die Besucherzahlen einbrachen. Für unser Empfinden ist es zwar immer noch recht voll, auch wenn es bis 2019 bestimmt noch mehr Menschen gewesen sind. Eine gute Alternative ist die Light-Show am Abend, während der man mit einer kleinen Gruppevon nicht mehr als fünfzig Menschen das Gelände mit den dann illuminierten Gebäuden und Pyramiden erkunden kann. Anfangs waren wir skeptisch, was an einer solchen Show so toll sein soll. Doch die Darstellung der Geschichte der Mayas auf Yukatan ist wirklich beeindruckend und wenn man die Landessprache besser beherrscht als wir mit unserem Survival-Spanisch, ist die Show sicher noch beindruckender, denn die Geschichte wird nur in Spanisch vorgetragen. Alles in allem ein gelungenerer Abschluss eines Tages, der wirklich mies angefangen hat.

Chichen Itza Night

27.08.2021 Traurig, dass wir nur so kurz im „Mayaland“ waren, verlassen wir die lauschige Oase und fahren zur Cenote Yokdzonot. Dort sind wir die ersten Besucher des Tages. Man muss uns das Tor zur Cenote erst aufschließen und wir können ein Foto ohne Menschenmassen machen. Dann fahren wir noch einmal nach Izamal, da zumindest mir die Zeit dort beim ersten Besuch zu kurz war.  Nach einer weiteren Stadterkundung hängen wir im Hotel &. Café „Hun Pik Tok“ ab. Hier sind wir die einzigen Gäste, denn außer an der Küste und an den bekanntesten Pyramiden und Cenoten, trifft man kaum auf Touristen.

„Folge immer deinem Plan“ist eine meiner Grundregeln. Aber den Eingang zum Ort der Angst „Xibalba“ zu finden, der nahe des Dorfes Tahtzibichen zu finden sein soll, verleitet mich davon abzuweichen. Ein Fehler wie sich herausstellt, denn es gibt auch Blogbeiträge von Leuten die von Orten schreiben, die sie selbst offenbar nie besucht haben. So fahren wir nach Tahtzibichen um dort festzustellen, dass der Ort in Wirklichkeit Tahdzibichen geschrieben wird und mit Sicherheit nicht der gesuchte Ort ist. Es ist nur ein abgelegenes Dorf inmitten des Dschungels, ohne Telefon oder GPS Signal. Hundert Kilometer und zwei Stunden für Nichts! Wir kehren um und fahren nach Merida. Ursprünglich auch nicht auf meiner Top-Ten Liste für Yucatan, bot sich die Stadt als Möglichkeit zur Übernachtung an und immerhin soll es ja hier so schön sein, das alle angebotenen Mietwagenrundreisen diesen Ort im Programm haben. Verschwiegen wird aber allzu gerne, das die kolonialen Gebäude unter dem Klima und der Vernachlässigung inzwischen arg gelitten haben. Die Mehrzahl der Gebäude sind ohnehin nur Betonhäuser in grau, in blau oder einfach in den Farben des Verfalls. Einstöckig, mehrstöckig aber alle quadratisch, verfrickelt und hässlich. Dazwischen Abgase, Lärm und Staus. Hier will ich nur weg, aber das Zimmer ist nicht stornierbar. Wir erkunden die nahe Umgebung und das historische Zentrum mit dem Plaza Grande, wo man dann doch wieder auf vereinzelte Touristen trifft. Auch wenn die Ansicht vielleicht nicht alle teilen, aber in Meridá es gibt es nichts, das es lohnt hier länger zu verweilen. Wir machen das Beste daraus und gehen am Abend in der „La Kambucheria“ mexikanisch Essen. Das ist dann auch das Higlight des Tages bevor wir uns noch mit einer Französin über die Erfahrungen auf Ihrer Route und der uns noch bevorstehenden Strecke austauschen. (Wir hätten sie mal auch nach Öffnungs- und Schließzeiten von Calacmul fragen sollen – aber wer ahnt sowas?)

Was uns in Meridá aufgefallen ist, wie bisher in keiner anderen Stadt, alle tragen Masken! Ob allein, im Auto, auf der Straße, überall werden Masken getragen. Peinlich genau wird auch darauf geachtet, dass man bei Betreten von jedweden Gebäuden die Hände desinfiziert und die Körpertemperatur gemessen wird.

Mexico Aerial Uxmal28.08.2021 Noch schnell ein Frühstück in der Kambucheria, das ebenfalls mehr als lecker war und dann nix wie weg aus Meridá. Eine halbe Stunde brauchen wir, bis wir aus dem Moloch raus sind. Dann machen wir Strecke auf der Betonpiste. Geschwindigkeitsbegrenzung? Ja gibt es. Aber wenn man weiß, dass die Polizei unter Brücken oder Bäumen im Schatten steht und vorausschauend fährt, können es auch gerne zwanzig Kilometer pro Stunde mehr sein. Die Einheimischen machen das genauso. Nur die Dörfer mit ihren quer zur Fahrbahn verlaufenden Bumbs, den Schlaglöchern, den Taxi-Dreirädern und den ungezählten Hunden, die trotz 33° Celsius im Schatten mitten auf der Straße liegen und sich braten lassen, bremsen das Tempo. Dann sind es noch acht Kilometer Sandpiste durch den Dschungel bis zur abgelegenen Cenote Santa Rosa. Das Besondere an dieser Cenote, in die man über eine hölzerne Stiege in etwa zwanzig Meter unter der Erdoberfläche steigt ist, dass sie bunt illuminiert ist.  Die Cenote X´batun zu der wir als nächste eilen, gleicht eher einem Waldsee. Seerosen und herabhängende Wurzeln säumen das Ufer. Letzter Zwischenhalt ist dann die Cenote Kankiriche, die ebenfalls eine Höhle ist. Hier hängen mächtige Stalagtiten von der Höhlendecke und unter Wasser sieht man die Stalagniten. In dem glasklaren Wasser kann man Fische, Aale und Krebse entdecken und ein Bad in dieser beeindruckenden Cenote ist ein Muss. Um endlich einmal die Annehmlichkeiten einer Unterkunft wie der „Lodge at Uxmal“zu kommen, belassen wir es bei diesen drei Cenoten. Das erste was uns der Concierge in der Lodge at Uxmal fragt ist, ob wir Hilfe mit unserem Gepäck brauchen. Offenbar hat sich die Lodge selbst ihre fünf Sterne, gemessen an mexikanischem Standard gegeben. Zumindest sind die Preise auf fünf Sterne Niveau. Mir persönlich ist das auch egal. Noch kann ich meine Koffer selbst tragen. Wichtig ist uns die Lage nur hundert Meter von den historischen Anlagen von Uxmal entfernt. Die stilvollen Gebäude liegen im Dschungel unter Bäumen und Palmen, ich kann mir aussuchen, in welchem der zwei großen Pools ich schwimme, ich habe sie für mich allein, sowie scheinbar die ganze Anlage. Das ist es, was uns das Geld wert ist. In einer Zeit nach der Pandemie wird das sicher anders sein.

Die archäologische Stätte Uxmal öffnet um 8:00 Uhr und schließt um 15:30 Uhr. Taschen, Rucksäcke, Stative sind nicht erlaubt. Fotos mit dem Smartphone ja, aber für eine Kamera ist eine Extragebühr fällig. Das ist nicht nachvollziehbar!

29.08.2021 Heute steht ein wirkliches Downgrade auf dem Programm. Vom „5 Sterne“ Etablissement in Uxmal geht es nicht nur auf der Landkarte abwärts. An der Pyramide Calakmul erwartet uns ein Zelt im Dschungel, ohne Trinkwasser, ohne Strom und natürlich ohne jedwede moderne Kommunikation. Da ich noch einmal im Morgenlicht Uxmal besuche und eine Runde Drohne fliege, kommen wir erst um 9:30 Uhr los. Wir geben echt Gas um etwas Zeit rauszufahren, klemmen uns den Besuch der Altstadt von Campeche und machen dort nur eine kurze Café Pause. Dann wieder Vollgas. Der Willy ist inzwischen bei 10,5 Liter Durchschnittsverbrauch. Da er uns bisher so zuverlässige Dienste geleistet hat, halten wir für ihn bei Burger King. Er mag den Geruch von „american food“ & Pepsi Cola und fühlt sich dann einen Moment wie zu Hause. Doch zu Hause wird er nicht so getreten. Wir lassen nicht nach, um so früh wie möglich Calacmul zu erreichen. Ein schnurgerades Betonband zieht sich scheinbar ewig durch das größte zusammenhängende Dschungelgebiet Mexicos. Nur selten durchfährt man noch kleine Siedlungen, die durch die Straße in zwei Hälften geschnitten sind. Eine provisorische Werkstatt, in der man auch Benzin in Flaschen kaufen kann, ein paar Shops und kleine Restaurants. Dann endlich im kaum wahrzunehmenden im Ort Konhuas die Abzweigung nach Calacmul. Gleich dahinter eine Schranke mit Wachhäuschen. Wir werden registriert, mit Desinfektionsmittel besprüht und abkassiert.  Ab hier ist die Straße ist nun nur noch ausreichend für eineinhalb Autos aber in gutem Zustand. Schilder die vor Begegnungen mit Jaguaren, Pumas und anderen Tieren warnen, säumen den Weg. Dann, nach 17 Kilometern, erreichen wir den nächsten Schlagbaum. Hier erklärt uns der Parkwächter, wir können es kaum fassen, der Zugang ist jetzt geschlossen. Es ist 15:28 Uhr und von hier wären es noch 40 Kilometer bis zur Pyramide von Calacmul. Der Zugang nach Calacmul schließt um 15:00 Uhr! Warum auch immer, alle Besucher sollen um 17:00 Uhr den Park verlassen haben. Was jetzt? Die „Archaeological Zone of Becán“ und das nahe gelegene Balamkú haben ebenfalls schon geschlossen.

Wir können nix tun, außer unser Zelt im „Eco Campamento Yaax Che en Calakmul“ zu beziehen und einen kleinen Jungle-Walk machen. Der Test der sanitären Anlagen verläuft nicht so gut. Das Wasser ist so stark gechlort, dass es einem fast die Haut vom Gesicht frisst. Aber wir sind gerüstet. Wasser, geladene Musikbox, gekühlte Getränke. Wir sitzen auf Plastikstühlen vor unserem Zelt bis die Dunkelheit über uns hereinbricht. Hab ich schon erwähnt, dass wir allein sind? Na ja, die beiden Mexikaner sind noch da – irgendwo. Dann erwacht der Dschungel! Vögel kreischen und Milliarden Insekten stimmen ihr Nachtkonzert an. Die Kopflampe schwenkt in den Waldboden und überall scheinen kleine Diamanten im Laub versteckt zu liegen. Es sind die Augen hunderter kleiner aber auch größerer Spinnen, die auf Beutezug sind. Mir war bisher nicht bewusst, wie unendlich viele Spinnen es im Dschungel gibt. Ameisen im Massen auf dem Weg vor unserem Zelt. Zehn Minuten später haben sie eine Straße gebildet und ziehen weiter in den Dschungel mit unbekannter Mission.

Maya Pyramide Mexiko30.08.2021 Spider-Monkeys und Brüllaffen beenden die Nacht um 6:00 Uhr. Wir packen unser Zeug in den Willy, putzen uns die Zähne und fahren dann wieder Richtung Tor. Von hier sind es noch 40 Kilometer über eine schmale Piste bis Calakmul. In der Reserva de la Biósfera Calakmul begegnen uns ein Tapier, eine Art Wiesel, Füchse, Pfauentruthühner, Königsgeier und endlich auch mal eine fotogene Tarantel stattlicher Größe. Dann erreichen wir endlich das Tor zur „Zona Arqueológica de Calakmul“. Von hier sind es noch 1,8 Kilometer zu Fuß bis zur Hauptpyramide Struktur I.

In den bis heute vielfach mit Bäumen bewachsenen Anlagen mitten im Dschungel, fühlt man sich eher als Entdecker denn als Besucher. Die Unberührtheit, in der man noch den Geist der Mayas zu spüren glaubt, ist das was Calakmul so besonders macht. Die Hauptpyramide Struktur I, darf als eine der wenigen Pyramiden noch bestiegen werden und das nutzen wir auch. Von oben erspäht man fünf der Kolossalbauten und hat einen atemberaubenden Blick über den Dschungel der sich in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckt.

Calakmul ist bis heute noch eine weitgehend unerforschte Stadt der Maya. Man schätzt das sie sich einst über 30 Quadratkilometern erstreckte und über 100 Kolossalbauten besaß. Die Einwohnerzahlen des Stadtkerns schätzt man auf etwa 50.000 Menschen.

Im Jahre 1931 wurde die in alten Texten oftmals als „Kaan“ oder „Königreich der Schlange“ bezeichnete Stadt durch den Amerikaner Cyrus L. Lundell wiederentdeckt. Seit den 1980er Jahren arbeitet ein mexikanisches Team an der Erforschung. 1997 wurde die Grabkammer von König Yuknoom Yich’aak K’ak’ gefunden. 2009 wurde ein prächtig erhaltenes Wandgemälde in Form von Bilderfriesen durch Forscher um Carrasco Vasgas entdeckt, die das vielfältige Leben der einfachen Bevölkerung darstellt. Damit ist diese, im noch unerforschten Nordteil der Stadt gelegene Ruine von einzigartiger Bedeutung für das Studium des Lebens der Maya.

Drohne fliegen ist auch hier, wie überall sonst in Mexiko verboten. Wird man allerdings erwischt, ist es zumeist nur eine Frage des Preises, der zu zahlen ist. In Calacmul haben die beiden Parkangestellten von uns umgerechnet 7,50 Euro verlangt. Diesen Preis haben wir dann auch nicht weiter verhandelt.

Nachdem wir eine Minute innegehalten, in der wir nur die Pyramide angesehen und an die großartige Leistung gedacht haben, welche die Maya hier erbrachten, laufen wir wieder zum Parkplatz und machen uns auf zur nächsten Etappe. Das Zermonialzentrum der Maya in Kohunlich liegt an der Strecke nach Chetumal, nur zehn Kilometer landeinwärts. In der gepflegten Anlage, umgeben von einem Wald aus Palmen, fühlt man sich an englischen Rasen erinnert. Die Götterdarstellungen der Maya sind restauriert und mit Netzen bespannt. Warum man so einen sinnlosen Mist macht, erschließt sich mir wiederholt nicht, zumal die Pyramide und die mit einem Schilfdach geschützt ist und die Bildhauereien auch ohne Schilfdach und Netz ein Jahrtausend fast unbeschadet überstanden haben.

Bacalar Cenote LaguneLeider habe ich mich bei der Planung grob verschätzt was die Zeit betrifft und ebenfalls entspannter und sinnvoller wäre es gewesen, hätten wir die Route im Uhrzeigersinn geplant. Leider weiß man sowas immer erst dann, wenn mal einmal vor Ort gewesen ist und die Gegebenheiten kennt. So sind wir auch heute wieder so knapp dran, dass es nur einen Burger, während der Fahrt auf dem Schoß gibt. Fahren, essen, trinken, Navi beobachten und gleichzeitig auf Polizisten achten. Dann kann man schon mal eine der fiesen Bumps in den Orten übersehen und dass passiert uns nicht nur einmal! Doch wir erreichen spät aber nicht zu spät die Küste in Bacalar, um uns die Cenote Azul und die Cenote del la Bruja anzusehen. Diese Cenoten befinden sich unter Wasser in einer Lagune. Die wahre Schönheit dieser kreisrunden Cenoten erschließt sich nur aus der Luft.

Eine letzte 260 Kilometer Etappe, dieses doch recht anstrengenden Road-Trips bis nach Tulum. Die Autopista MEX-307 ist unnatürlich leer. Zwar begegnen uns hin und wieder LKWs oder PKW, doch Richtung Tulum sehen wir kaum ein Fahrzeug.

Tulum empfängt uns mit starken Wind, Regen und riesigen Pfützen. Die große Hauptstraße wird gesäumt von ungezählten Shops, Hotels, Restaurants und Bars, die auf Touristen warten. Die sind zwar da, aber nicht in der Zahl das die Erwartungen der Betreiber derzeit erfüllt werden könnten. Um kurz vor 19:30 Uhr sind wir auf unserem Zimmer im „Cielo Maya Tulum“. Die Brandung tost und der Wind peitscht die Palmen, während wir auf dem Balkon sitzen und beschließen den Tag morgen zu chillen.

31.08.2021 Nach einem entspannten Frühstück im Hotel steuern wir die Cenote Calavera nahe Tulum an. Fotografisch ist sie eher nicht interessant, da nur zwei kleine und ein großes Loch im Boden sind. Die Höhle selbst ist tief und schwarz. Aber bei dieser Höhle, in der schon zahlreichen Gebeine gefunden wurden, könnte es sich laut des international renommierten Cenote-Experten und archäologischen Höhlentauchers Guillermo de Anda von der Universität Yucatán,um den im heiligen Buch der Maya „Popol Vuh“ beschriebene Eingang zum Ort der Angst „Xibalba“ handeln. Wer zum Ort der Angst hinunter will, steigt die glibschige Holzleiter hinab oder wagt einen Sprung hinab ins dunkle tiefe Wasser der Cenote.

Plant man Touren anhand von Google Maps oder Google Earth, kann es passieren, dass man sich von den Orten die man sich aussucht ein völlig falsches Bild malt. Die Detailgenauigkeit entspricht eben noch nicht 4 oder gar 8 K. So passierte es auch mir bei dem Ausflug nach Punta Allen. In meinem Kopf ist es eine wunderschöne Küstenstraße, die sich an weißen Stränden entlangzieht, wo türkisblaues Wasser zum Baden einlädt. Cafés und Restaurants mit Lounge Musik verlocken zu einer Pause bei der man mit einem kühlen Getränk aufs Meer zu blickt.Die Realität sieht das jedoch etwas anders aus!

Tulum Ahua Figure

Schlange stehen für ein Selfie

Zunächst fährt man durch die Carretera Tulum, sozusagen dem „Rodeo Drive“ Tulum´s. Ungezählte Hotels am Strand auf der einen Straßenseite und ebenso viele Restaurants, Bars, Geschäfte und Drogerien auf der anderen Straßenseite. Dazwischen verläuft eine Schlaglochpiste, die den Namen Carretera nicht verdient. Es passen kaum zwei Autos an einander vorbei und man kommt nur im Schritttempo voran. Parkplätze gibt es nur für Hotelgäste auf der anderen Straßenseite auf provisorischen Flächen und auch die auch nur begrenzt. Der Staub der Straße liegt auf Tischen und Stühlen. Die Bars, Restaurants und Geschäfte sind jetzt in der Nebensaison gähnend leer, aber vor dem Hotel „Ahau Tulum“ steht eine lange Schlange. Das gewaltige Tor in Form einer Figur aus Holz und Schilf, welche mit den Händen eine Öffnung in seine Brust reißt, durch die man in die Anlage gelangt, ist ein bekannter Insta-Spot, vor dem täglich Hunderte dieses Motiv für ihre Blogs und Storys machen. Am Ende der Hotelmeile befindet sich das ehemalige Anwesen von Pablo Escobar. Damals wie heute ist der Zugang nur für autorisierte Personen durch eine Art Privatarmee gesichert.

Hat man die Carretera Tulum hinter sich gelassen, wird die Straße nicht besser. Nach 17 Kilometer Schlaglochpiste erreicht man die Boca Paila Brücke. Hier kann man mit etwas Glück Krokodile beobachten. Doch heute suchen auch Tour-Boote nach Krokodilen in den Mangroven, finden aber keine. So fahren wir weiter. Was auf Google Maps eben nicht zusehen war, die Küstenstraße ist auf den bis Punta Allen folgenden 28 Kilometern, eine mit normalen Autos kaum zu bewältigende Tortur. Die Schlagloch bewährte Sandpiste hält auch einige tiefe, mit Schlamm gefüllte Passagen für den unerschrockenen Autofahrer bereit. Besonders jetzt nach dem Hurrikan wird die Straße gesäumt von Tonnen angespülten Plastikmülls und Treibgut. Der Strand und das Wasser sind braun von toten Algen und Seegras, so das ein Bad im Meer nicht möglich ist. Natürlich gibt es auch keine Lounge-Cafés! Nach einer gefühlten Ewigkeit, unser Willy sieht nun wirklich wie ein Off-Roader aus, erreichen wir Punta Allen. Ein verpenntes Fischerdorf in dem es absolut nichts gibt, was die anstrengende Fahrt lohnen würde. Zwei Polizisten dämmern in ihrer Uniform am Strand im Schatten eines Baumes dem Feierabend entgegen, ein Fischer versucht uns in sein aus Brettern gezimmertes Restaurant zu locken und eine Vierergruppe Touristen kommt gerade von einer Tour zurück und stolpert verloren die staubige Straße entlang. Wir kehren um, umfahren wieder siebenundzwanzig Leguane verschiedenster Größen, beobachten die Pelikane die im Segelflug versuchen etwas Essbares am vermüllten Strand zu erspähen, sehen auch beim zweiten Mal auf der Boca Palia Brücke keine Krokodile, quälen uns durch Tulum in unsere Unterkunft und essen um 17:00 Uhr endlich mal was seit dem Frühstück.

Ek Balam Mexiko

137 Stufen auf die Spitze der Pyramide von Ek Balam

01.09.2021 In irgendeinem aktuellen Beitrag habe ich gelesen das Ek Balam, was übersetz so viel wie „Schwarzer Jaguar“ bedeutet, noch ein echter Geheimtipp sei! Ja klar! Als wir um 8:00 Uhr dort den Eingang passieren, eilt der Wächter noch an uns vorüber um die Tickets kontrollieren zu können, die wir vor einer Minute unter seinen Augen gekauft haben. Das findet er selbst lustig. Um kurz nach 8:00 Uhr treffen die ersten Besuchergruppen ein und es folgen die Reisebusse. Ein echter Geheimtipp also! Es ist aber eine beeindruckende Anlage in Mitten des Dschungels, die am frühen Morgen einen Besuch lohnt. Als wir um 9:30 Uhr wieder auf dem Parkplatz eintreffen, sind es schon wieder 30 ° Celsius und wir reif für eine Dusche.

Eine kurze Pause gönnen wir uns in Valladolid, um im „Cafe Arte“, in einer alten Markthalle,einen Ice Latte zu trinken. In Valladolidist heute eine Demonstration. HumV´s und Militärlaster stehen auf der Straße und um uns herum laufen Soldaten mit voll auf magazinierten Maschinegewehren und Kampfuniform. Man fühlt sich fast wie in einem Bürgerkriegsgebiet. Dann fahren wir zur Cenote Suytun, wo es endlich die so nötige Dusch gibt. Die Cenote, in einer tiefen Höhle ist mit ihrer kleinen Öffnung, zentrisch an der Höhlendecke,ist wirklich einzigartig. Das haben auch die Einheimischen erkannt und von der Mitte einen Catwalk gemauert, der auf einer runden Plattform endet. Seit dem ist die Cenote ein bekannter Foto-Spot und wenn wir uns auch gerne darüber lustig machen, hier stellen auch wir uns auch an, um Fotos zu machen. Leider liegt der Catwalk nach Sturm und Regen einen Meter unter der Wasseroberfläche.

02.09.2021 „Hola Amigo, tour Cozumel, very cheap. I give a discount only for you!“Versuche doch mal durch die „5th Avenue“ (Quinta Avenida) von Playa del Carmen zu laufen und eine Minute nicht angesprochen zu werden. In der Nacht, wenn die letzten Clubs geschlossen haben, könnte es klappen. Tourveranstalter, Autovermieter, Ladenbesitzer und Restaurantbetreiber alle wollen dein Geld, sonst nichts.Immerhin gibt es in Playa del Carmen Straßen und gepflasterte Wege und auch sonst alles was der Pauschi liebt. Zwei Starbucks, zwei Mc Donalds, Burger King, ein Hard Rock Cafe und Kentucky Fried Chicken ist auch nicht fern. Die 5th Avenue ist die ultimative Hotel und Partymeile!

Immerhin hat Playa del Carmen öffentliche Strände, die von vermodernden und stinkenden Algen geräumt werden. Versuche doch mal zwischen Playa del Carmen und Tulum einen öffentlichen Strandzugang zu finden. Den gibt es nicht (mehr). Alles Hotelstrände oder Privatgelände! Am Playa Paalmul, einer der Zugänge zum Meer werden 500 Pesos (23 Euro) abgezockt. Karibische Traumstrände sehen aber anders aus. Das Problem besteht seit Jahren und heißt Sargasso. Das sind braune Makroalgen, die in gemäßigten und tropischen Ozeanen auf der ganzen Welt vorkommen. Durch die steigende Erwärmung der Meere jedoch, kommt es vermehrt zur Bildung dieser Algen an der Playa Maya. Die am Strand im Wasser treibenden und angeschwemmten Algen türmen sich an den Ständen bis zu einem Meter auf und machen das Baden im Meer Unmöglich. Man versucht der Situation Herr Zu werden, indem man die toten Algen mit Bulldozern zusammenschiebt und mit Lastwagen abtransportiert. Dieser eher hilflose Versuch, die Strände für Touristen attraktiv zu halten hat nur mäßigen Erfolg.

Maya Pyramide Tulum03.09.2021 Einst war es möglich den Sonnenaufgang über den Ruinen der alten Maya Bauten zu beobachten. Möchte man die Maya Ruinen von Tulum heute besuchen, muss man nicht früh aufstehen. Die Anlage wird erst um 9:00 Uhr geöffnet aber um 15:00 Uhr bereits wieder geschlossen.

Doch schon vor 9:00 Uhr steht eine Schlange von etwa 100 Menschen am Zugang an. Die einzige bisher am Meer entdeckte Maya Siedlung könnte schön sein und man könnte sie genießen, würden die Mexikaner nicht alles unternehmen um einem den Aufenthalt zu verleiden. Schon an der Zufahrt, springen dubiose Gestalten, brüllend und gestikulierend vors Auto, um einem Touren oder Nippes zu verkaufen. Fürs Parken ist natürlich eine Gebühr fällig. Dann darf man noch fünfhundert Meter bis zum Eingang laufen. Auf dem Weg dorthin sieht man rechts und links im Dschungel, wie viel den Mexikanern das Erbe der Maya wert ist. Müll wohin das Auge blickt. Es ist unwahrscheinlich, dass Touristen hier mit Müllsäcken anrücken, um ihn dann im Buschwerk zu entsorgen. Müllbehälter sind außer am Eingang zum Gelände nirgends zu sehen. Auf dem Gelände der Maya Pyramiden brüllen sich zwei aggressive Mexikaner die Seele aus dem Leib, weil ich auf einem Steinhaufen abseits des markierten Weges stehe, um aus einer erhöhten Perspektive ein besseres Bild zu machen. Ich würde keinen Respekt zeigen. Dabei ist er selbst kein Maya! Die haben seine Vorfahren ausgerottet! Die Regeln gelten im Übrigen nur für Touristen, die selbsternannten Parkwächter und Tourguides laufen dort wo es ihnen beliebt. In den Ruinen von Tulum darf man sich nur auf markierten Wegen bewegen und diese sind mit Seilen beidseits abgesperrt. Es gibt vorgegeben Richtungen in die man zu laufen hat. Selbst der Playa Ruinas unterhalb der Ruinen ist für die Besucher gesperrt. Wer es mag, sich mit Massen von Besuchern aus aller Welt durch einen Schaupark zu schieben, ist hier richtig. Es wäre jedoch naiv von dieser Anlage, nahe der touristischen Hot-Spots, mehr zu erwarten.

Die Städte sind hässlich, der Verkehr ist nervig und manche Mexikaner auch. Da bekomme ich Lust ins Hotel zu fahren und wie viele es tun, die Anlage nicht mehr zu verlassen. Das tun wir heute auch. Allerdings müssen wir nach dem Frühstück noch einmal los uns in der Stadt einen Kaffee holen, denn zumindest Cappuccino ist im Hotel aus. Der wird auch nicht nachgekauft – warum die Mühe! Auch die Eiswürfelmaschine ist außer Betrieb genommen worden – wer will bei 30° Celsius schon ein Getränk mit Eiswürfeln? Ich paddele noch einmal mit einer Plastikschale aufs Riff hinaus und lege mich mit den Wellen an. Doch die zeigen mir, dass ich mich besser nicht mit ihnen angelegt hätte. Nachdem ich zwei Wellen mit meiner blauen Plastikwanne, die nicht größer ist als ich selbst, geritten bin, wirft mich die dritte Welle mit ganzer Wucht ab. Nachdem ich mit Mühe wieder in die Wanne gekrabbelt bin, reite ich noch eine Welle. Dann wirft mich eine weitere Welle wieder über Bord. Mich, die abgerissene Sitzlehne, meine Sonnenbrille und das Ruder kann ich retten. Mein gestern gekaufter Silberring ist der Tribut ans Meer.

Das Meer ist stärker aber das wusste ich ja schon. Mit einem Bier ziehe ich mit Caroline auf unseren Balkon zurück und wir genießen die Sonne. Dunkle Wolken ziehen am Horizont auf und kündigen einen Wetterumschwung an. Ehe wir uns versehen bricht ein tropischer Regen über uns herein, sodass wir uns ins Zimmer flüchten müssen. Die Wolken werden bis zu unserer Abreise nicht mehr weichen doch die Pelikane stört das nicht. Sie ziehen ihre Bahnen über dem seichten Meer und fangen Fische, wie sie es immer taten.

Maya Pyramide Coba04.09.2021 Auch der letzte Tag will genutzt sein. So wollen wir die Coba Pyramide, 42 Kilometer von Tulum entfernt besuchen. Als wir losfahren beginnt es sintflutartig an zu regnen und der Himmel verspricht keine Besserung. Wir fahren trotzdem nach Coba und oh Wunder in einem Fenster von einer halben Stunde kann ich mit der Drohne eine Runde über der Anlage drehen.

Die offenbar als Zeremonialstätte genutzte Pyramide mit den umliegenden Anlagen sind etwa 1400 Jahre alt und wurden schon vor Eintreffen der Spanier verlassen. In der Blütezeit der Maya war Cobá eine der größten Mayastädte in Yucatan, deren Siedlungsgebiet eine Fläche von 70 Quadratkilometern einnahm. Ikonisch ist die 42 Meter hohe Nohoch Mul Pyramide. Auf der Spitze der Pyramide befinden sich ein kleiner Ritualraum und ein steinerner Altar, der von den Mayapriestern vermutlich für Blutopfer an die Götter verwendet wurde. In Coba wurde auch steinerner, gemauerter Weg entdeckt, der etwa 100 Kilometer nach Westen bis zur Mayastadt Yaxuná südlich von Chichén Itzá reicht.

Die menschenverachtende Politik der Regierung von Präsident Lopez Obrador spiegelt sich auch im täglichen Leben wieder. Während man im Hinterland noch auf nette Menschen trifft, treten die Symptome extremer sozialer Ungleichheit in den touristischen Zentren offen zu tage. Aggressivität, Ignoranz und Rücksichtslosigkeit haben wir mehrfach erlebt. Wenn jemand nett zu dir ist, dann nur, weil er unmittelbar an dir verdienen kann oder, weil er mittelbar am Tourismusgeschäft partizipiert.
Das muss ich mir in der „schönsten Zeit des Jahres“ nicht geben und werde meine Urlaubsziele in Zukunft viel genauer auswählen. Die Playa Maya in Mexiko wird ganz sicher nicht mehr dazu gehören.

 

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