Münsterland

12. Januar 2021

Sommer 2018 – wahrscheinlich wieder mal der wärmste Sommer aller Zeiten, der trockenste Sommer aller Zeiten und in jedem Fall schon jetzt der Sommer mit der längsten Schönwetterperiode an die sich Alt und Jung erinnern kann. Egal wohin man reist überall ein Feeling wie in den Urlaubsländern im Süden. Doch ich reise nicht in den Süden sondern in den Westen!

Dörenther Klippen Münsterland Telgte Billerbeck Sommer LandwirtschaftUp de Haselke, Up de Ruer, An der Liene oder Im Hoeck heißen die kleinen Wege, die sich kreuz und quer durch die Felder im Tecklenburger Land ziehen und die kleinen Höfe verbinden. Satt grüner Mais und goldgelbe Kornfelder erstrecken sich zwischen Baumspalieren, die sich in der Wintersaison den Winden entgegenstellen. Jetzt in diesem Jahrhundertsommer flirrt die Hitze über der Landschaft, so dass Wanderer und Fahrradfahrer froh sind über jeden Baum der ihnen Schatten spendet. Einige der unzähligen Höfe, von denen viele auch heute noch für die Landwirtschaft genutzt werden, betreiben Hofläden, Cafés und Gästezimmer.

Am Ende Kornblumen gesäumter Felder erheben sich die Dörenther Klippen, eine der bekanntesten Landmarken im Münsterland. Ausgeschilderte Wanderwege mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden führen durch schattigen Mischwald auf atemberaubende 405 Meter. Am Weg durch das Bocketal laden mehrere Restaurants zu einer Rast und am Hermannsweg findet sich sogar eine Almhütte. Von Dörenther Klippenschaut man weit über das Münsterland, über die vielfarbigen Felder hin zu Windparks und weit entfernten Industrieanlagen. Als Startpunkt eignet sich der Parkplatz „Dörenther Klippen“ an der B219 bei Ibbenbüren. Unweit findet sich auch die Sommerrodelbahn Ibbenbüren. Weiterführende Informationen für Wanderfreunde zu den Dörenther Klippen unter: https://www.outdooractive.com/de/wanderung/muensterland/teutoschleifen-doerenther-klippen/15786129/

Nicht weit entfernt, am Rand der waldreichen Hügellandschaft der Baumberge liegt der staatlich anerkannte Erholungsort Billerbeck. Die Stadt ist mit 12.000 Einwohnern recht klein und außer dem Dom und der kleinen Fußgängerzone, gibt es in dieser Stadt nichts wirklich erwähnenswertes. Unweit von Billerbeck befindet sich das Hotel Weissenburg, das gleichzeitig Basislager für das Trainingscamp der U 96 ist. Hotel, Restaurant und Dachterrasse sind aber für jeden offen und das absolute Hotel-Highlight im weiteren Umkreis! Von dem am Hang gelegenen Hotel hat man einen schönen Blick auf das Wildtiergehege und den Ort Billerbeck.

Burg Steinfurt

Burg Steinfurt Schloss Steinfurt

Lohnend ist auch ein Rundgang durch die engen, von Fachwerkhäusern gesäumten Gassen im Steinfurter Ortsteil Burgsteinfurt. Das Schloss Burgsteinfurt ist ein malerisches Wasserschloss welches von der Aa umflossen wird. Sie ist die älteste Wasserburganlage Westfalens. Das Schloss befindet sich heute noch im Besitz der Familie der Fürsten zu Bentheim und Steinfurt und wird als Wohnsitz genutzt. Eine Besichtigung des Innern der Schlossanlage sind seit 2009 nicht mehr möglich.

Es ist Sonntag und die Glocken der katholischen Wallfahrtskirche St. Marien läuten. Eine Gruppe Nonnen sitzet auf der Wiese im Schatten großer Bäume und sie singen Kirchenlieder. Dahinter erheben sich die Mauern der Wallfahrtskapelle und die Szenerie wirkt wie das Sujet eines Historienromans. Telgte oder Telchte wie die Einheimischen sagen, ist beschaulich, wenn nicht gerade Wallfahrt ist. Ziel dieser jährlichen Wallfahrten ist das 1370,aus Lindenholz geschnitzte Bildnis der Mutter Maria, mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Christus im Schoß. Telgtes historischer Stadtkern zwischen Herren- und Königsstraße ist geprägt von kleinen Geschäften, Restaurant und Cafés. Dass es der Stadt wirtschaftlich sehr gut geht, merkt man spätestens wenn man am Nachmittag oder Abend in einem der vielen Restaurants am Markt und in den umliegenden Straßen versucht einen Tisch zu ergattern.

Münster ist Tatort, beziehungsweise Drehort für die gleichnamige Endlosserie. Münster ist die Fahrradhauptstadt der Welt, behauptet man stolz. Dabei unterschlägt man gerne, dass nicht die Stadtväter, sondern die schlechten Verkehrsverbindungen und die über 44.000 Studenten ausschlaggebend für diesen Rekord sind. Nicht viele Städte können von sich behaupten über Fahrradampeln, eine Fahrradautobahn und sogar eine Fahrradwaschanlage zu verfügen. Wie woanders die Autos, parken die Räder auf den Gehwegen in zweiter oder dritter Reihe oder vor den Unigebäuden in scheinbar unentwirrbarem Drahtgewirr.

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Schaufenster eines Ladens für Pilgerbedarf in Telgte

Die Innenstadt wirkt wie die Kulisse eines Historienfilms. Fast vergessen sind die letzten Kriegsjahre, in denen Münster beinahe komplett zerstört wurde. Die historischen Orte Prinzipalmarkt, Spiekerhof, Kirchen und viele andere Gebäude wurden danach wieder originalgetreu aufgebaut. Wie im Umfeld, findet man auch in der Münsteraner Innenstadt überall skurrile Straßennamen wie Georgskommende, Drubbel oder Krummer Timpen.

Die Südseite des Münsteraner Hafens kennt man in der Szene als „Dirty Side“. Hier wo es immer mal wieder spontan Konzerte und kleine Jam-Sessions stattfinden, gibt es noch den wilden Charme des Aufbruchs. Doch die Stadtentwicklung der Stadt Münster plant auch dieses Kleinod in kürze wegzusanieren und durch eine langweilige Promenade zu ersetzen. Wenn das Projekt alle politischen Hürden nimmt und die benötigten Städtebaufördermittel durch das Land Nordrhein-Westfalen fließen, ist dieser lebendige Künstlertreff bereits im Sommer 2019 Vergangenheit.

Für Kleintierfreunde hält Münster ein Überraschung bereit! Die Kaninchen auf dem Ludgerikreisel haben gelernt nicht auf die Straße zu gehen sondern sich ausnahmslos auf der Grünfläche des Kreisverkehrs aufzuhalten. Vom Park auf der anderen Straßenseite haben sie einen Gang auf die Kreiselmitte gegraben, so dass sie nicht die Straße überqueren müssen.

Die Münsteraner habe die Ludgeri-Kaninchen so liebgewonnen, dass sie, als eine Tiefgarage an dieser Stelle gebaut werden sollte, protestierend durch die Stadt zogen, bis die Langohren ein Schutzgebiet währed der Veränderungen am Kreisel bekamen. Und so hoppeln sie noch heute.

Angeblich soll es in Münster immer regnen. Doch wenn die Sonne scheint strömt, wer immer Zeit hat, auf die Promenade. Der viereinhalb Kilometer lange Grünstreifen, der sich entlang der ehemaligen Befestigungsmauer um die Stadt zieht, ist dann ebenso Anziehungspunkt wie der künstlich aufgestaute Aasee. So schön es auch an sonnigen Tagen ist, kaum ein Münsteraner bestreitet das unübersehbare. Wären nicht die vielen Studenten, so wäre Münster eine schnarchige Stadt voller alter Menschen und ebenso alter und schnarchiger Bustouristen.

Außerhalb der historischen Zentren fordert Wohlstand und Fortschritt seinen Tribut. Einkaufszentren, Autohäuser, Gewerbegebiete, Industriebetriebe, neue herausgeputzte und verkehrsberuhigte Eigenheimsiedlungen und Tankstellen ziehen sich wie einst die Stadtmauer um Münster, Telgte, Steinfurt, Warendorf Coesfeld und all die anderen Perlen Nordrhein-Westfalens.

Ein wilder Hase mümmelt Gras, Enten schnattern auf dem Dorfteich und Hühner gackern. Doch dies ist kein Dorf in der guten alten Zeit, es ist ein lebendiges Museum.

Ende der 1950er Jahre hatten weitsichtige Bürger aus dem Münsterland und Emsland die Idee der Stadt Münster eine Windmühle zu schenken. Diese sollte ein Denkmal für landwirtschaftliche Tradition und die Lebensweise der bäuerlich geprägten Region im Münsterland und Emsland werden. Im Laufe der Jahre entstand daraus ein fünf Hektar großes Gelände mit vielen original getreuen Bauwerken aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Seit 1963 kümmert sich der der gemeinnützige Verein „De Bockwindmüel“ um die weitläufigen Anlagen. Kundige Führer, welche die Zeit auf den Höfen teils noch aus dem eigenen Erleben kennen und dem Plattdeutsch mächtig sind erzählen kurzweilige Geschichten aus dem harten Leben der Bauern bevor es Kühlschränke, elektrischen Strom und Telefone gab. Ob Werkstätten, Landschule, Gutshäuser, Vorratsspeicher oder die Mühle, alle Gebäude sind mit historischem Gut ausgestattet, so dass einen Eindruck von den Gewohnheiten und Lebensumständen sowie Arbeitsweisen der Menschen wiedergegeben wird, die hier einmal zu Hause waren. Ständig finden hier Veranstaltungen statt an dem Traditionen wie zum Beispiel das Backen von Brot lebendig werden. Ein Dorfladen und ein Restaurant ergänzen das Angebot.

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