LAST CALL MYANMAR

Myanmar Pagode Ballon

11. Januar 2020

Wir sind nicht wie die anderen – wir sind schlimmer!

Intro
Tempel, Pagoden, Inle See und goldener Felsen. Zwischendurch werden die Reisenden mit historischen Namen und Daten beworfen, die sie meist nach fünfzehn Minuten wieder vergessen haben. Wenig bis nichts  zur aktuellen Lage im Land. Oberflächlich und naiv ist der Blick auf die jeweilige Destination, austauschbar die Destinationen selbst. Die Reisemaschine macht Myanmar zu einen gewinnmaximierten Reiseziel, dessen Inhalte beliebig und austauschbar sind.

Myanmar - Ballons over Bagan

Gedanken zum Tourismus in Myanmar
„Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet!  Treffender kann man die Disparität des Tourismus, sei es als Einzel- oder Gruppenreisender nicht ausdrücken. Unsere bloße Anwesenheit an einem neu entdeckten Ort verändert diesen Ort. Nur sehr schwierig zugängliche Gegenden bleiben von der Dynamik der Zerstörung teilweise verschont.
Schwer zugänglich ist Myanmar nun schon lange nicht mehr. Viele Airlines verbinden inzwischen das  Land mit den internationalen Luftdrehkreuzen.
Doch noch gibt es Flecken mit intakter Natur und noch hat der Tourismus die Verhaltensweisen der Menschen in dieser Kultur nicht gänzlich verändert. Lange Zeit war das abgeschottete und von vielen großen Tourismusagenturen gemiedene Myanmar ein asiatischer Mikrokosmos, in dem die Zeit vor hundert Jahren stehen geblieben zu sein schien. Für die Einwohner Myanmars waren Touristen eine unbekannte Spezies, deren finanzielle Potentiale sie sich nicht bewusst waren. Doch dieses scheinbar heile Asien hatte seinen Preis. Die Freiheit seiner Einwohner! Besuchte man Myanmar, so musste man sich den Vorwurf gefallen lassen, eine Militärdiktatur mit Geld unterstützt zu haben. Lange war ich der Meinung, dass die seit Jahren andauernden Kontroversen darüber, ob man Myanmar besuchen sollte oder nicht, eine Scheindiskussion Subintellektueller sei, die es versäumen gleichermaßen die Frage aufzuwerfen ob man Thailand, China, Israel oder die USA besuchen sollte. Doch desto länger ich mich mit der Innenpolitik des Landes beschäftigte, desto weiter öffnete sich die Büchse der Pandora.
Vertreibungen, Krieg gegen Minderheiten, Kindersoldaten und Umweltzerstörung um eine Elite aus ehemaligen Militärs zu Multimillionären zu machen – das sind die Realitäten im „Goldenen Land“. Der Anteil des Tourismus am BIP von Myanmar ist so gering, dass er fast schon vernachlässigbar ist. Es ist vielmehr eine moralische Frage ob man dieses Land besucht oder nicht und jeder muss seine Anwort darauf finden.

In den 90´er Jahren öffnete die Militärdiktatur das Land langsam für einen organisierten und überwachten Tourismus. Am 4. Februar 2011 setzte die Militärregierung einen zivilen Präsidenten als Staatsoberhaupt ein, und es dürfte wohl klar sein, dass sie niemanden in ein Amt heben würden, der die Macht des Militärs grundsätzlich in Frage stellen würde. Doch ungeachtet von Diktatur, Menschenrechtsverletzung, Ausbeutung und Umweltzerstörung gewann die Entwicklung im Tourismus weiter an Fahrt. 2003 besuchten 500. 000 Personen Myanmar, 2013 waren es schon 2 Millionen. Der Union Minister of Hotels and Tourism of Myanmar U Htay Aung hat Grosses vor. Bis 2016 soll sich die Zahl der Touristen verdreifachen! Glücklicherweise hinkt die Zahl der Buchungen in 2015 mit etwa 2,5 Millionen den Planungen hinterher. Derzeit spiegelt sich die touristische Entwicklung vor allem in Preissteigerungen von 20 Prozent pro Jahr wieder. Die meisten Touristen sind Thailänder, Chinesen, Japaner und Amerikaner. Deutsche machen einen Anteil von 3 % aus. Thailänder und Chinesen sind selten Touristen. Viele von ihnen sind Geschäftsleute oder machen nur einen Visa Run aus den Nachbarstaaten.

Die Infrastruktur kann noch nicht mit den wachsenden Anforderungen des Tourismus mithalten. Fehlende Beförderungs- und Hotelkapazitäten, sowie die damit einhergehenden Preissteigerungen machen es Rucksacktouristen schwer. Doch Backpacker sind nicht die Zielgruppe von U Htay Aung. Nachhaltiger und hochpreisiger Tourismus soll es werden. Der Minister lässt verlauten er habe einen Masterplan für die Tourismusentwicklung. Er plant den Einbezug der lokalen Bevölkerung, die schrittweise touristische Erschließung von Sperrgebieten, die Erleichterung von Einreisebestimmungen und die Anwerbung von ausländischen Investoren. Was U Htay Aung wahrscheinlich nicht weiß, schon seit über zehn Jahren gibt es einen deutschen Reiseveranstalter, der mit ausgezeichneten Kontakten in Myanmar Reisen in jede Ecke des Landes und auch in Sperrgebiete organisiert.

In Gedanken fahren wir nach Deutschland und besuchen Berlin, Köln, Hamburg, den Müritz NP,  Dresden und München. Was haben wir hinterher über Deutschland gelernt, wie objektiv ist unser Eindruck? So in etwa kann man sich die klassische Myanamar Reise vorstellen. Die meisten Reisenden bewegen sich im Viereck Rangun – Bagan – Mandalay – Inle-See, manche hängen noch ein paar Tage Strandurlaub ran.

Der Königspalast in Mandalay ist ein Beton-Nachbau aus jüngster Zeit, der die einstige Pracht nicht widerspiegelt. Eine tote Stadt mit leeren Häusern wie die „Verbotene Stadt“ in Peking. Das einst reich mit Schnitzereien verzierte Mandalay hat schon vor Jahrzehnten eine Metamorphose zu einer der üblichen gesichtslosen asiatischen Ansammlung von Betonhäusern vollzogen. Mandalay lebt nur noch vom Mythos.
Die U Bein Brücke und Amarapura sind die Orte an denen sich die Erwartungen erfüllen lassen. Doch die Brücke und die Klöster sind voll von Touristen mit kurzen Hosen und Blümchenhemden. Die Mönche werden von überall her angeglotzt und abfotografiert, und es wundert, dass sie das alles so hinnehmen. Tourimassen ohne Anstand und Abstand – ein guter Ort zum Selbst- oder Fremdschämen.

Noch kann man sich insbesondere in Myanmar von den „Main Stream Spots“ problemlos absetzen und Land und Leute kennenlernen. Man könnte eine Zigarillofabrik oder eine Gummibaumplantage besuchen und aus erster Hand erfahren unter welchen Bedingungen die Menschen arbeiten und was sie verdienen. Spannend ist auch der Besuch des Frachthafens von Rangun. Von hier  könnte man vielleicht sogar mal mit einer der übervollen Fährschiffe um die Sandbänke auf dem Ayerwaddy River herum schippern. Nur sehr wenige Touristen verirren sich an solche Orte, obwohl es doch gerade diese Dinge sind, die man zu Hause nicht sehen kann und wo man der Lebenswirklichkeit näher ist als in Bagan oder den Tempeln bei Mandalay. Wirklich Hartgesottene, die sich auf Land und Leute einlassen, fahren die Strecke Mandalay – Bagan mit dem Zug. Abfahrt 21 Uhr, Ankunft 4.50 Uhr. Kein Schlafwagen!
Es klingt ja auch besser und couragierter, wenn man erzählen kann, dass man abseits der Touristenpfade, das wirkliche Leben der Menschen gesehen und erlebt hat. Es erweitert den Horizont, man ist geerdet kann sich in Demut üben. Und dann sind da noch die Fotos die mehr zeigen als nur Sehenswürdigkeiten.

Doch wer von den Daheimgebliebenen, denen der Bezug zum Land und der Reise fehlt, interessiert das alles wirklich? „Wie war dein Urlaub?“ „Ohh, das war toll. Burma ist so ein schönes Land und die Menschen sind alle so nett.“ Schnell noch ein paar Pagoden und Sonnenuntergänge übers Display des Smartphones gewischt und fertig!
Myanmar Besucher wollen mehrheitlich ein verklärendes Myanmar wie es die Hochglanzprospekte der Reisekonzerne nur allzu gern vermitteln. Mönche, Klöster, vergoldete Pagoden und Stupas. Lächelnde Menschen ohne jede Sorge und Ochsen vor Holzpflügen, die zwischen Pagoden den Acker bestellen. Die Verlockung ist groß und zu schön sind diese Motive, dass man sich ihnen entziehen könnte. Magisch ist der Moment, auf einer der Stupas sitzend, den Sonnenuntergang zu genießen. Unvergesslich die Stimmung schwebend aus dem Korb eines Ballons zu beobachten, wie die ersten Strahlen der Sonne  den Morgendunst zwischen den tausend Pagoden und  Tempeln von Bagan auflöst. Das ist Myanmar, aber eben nur ein Teil des Ganzen.

Ob es U Htay Aung gelingt, einen nachhaltigen und umweltverträglichen Tourismus zu entwickeln, von dem auch die lokale Bevölkerung partizipieren kann wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen. Ich vertrete eher die These, dass es nicht der Union Minister of Hotels and Tourism of Myanmar U Htay Aung sein wird, der entscheidet in welche Richtung sich der Tourismus entwickelt.
Der Mainstream wird es entscheiden! Alles andere ist nur Wunschdenken.

Tagelöhner im Frachthafen von Yangon in Myanmar

Tagelöhner im Frachthafen von Yangon.

Raubtiere in Myanmar
Die „Investoren“ sind schon da! Bei dem Namen Myanmar bekommen chinesische und indische Wirtschaftsbosse leuchtende Augen. Nur eben aus anderen Gründen als wir Touristen. Myanmar verfügt neben Erdgas und Erdöl über reiche mineralische Vorkommen wie Kupfer, Silber, Zinn, Wolfram, Zink und den Edelsteinen Jade. Der größte Investor ist bisher die VR China mit gemeinsamen Projekten bei Nickel, Kupfer und Blei. Der Deal ist meist sehr einfach. Der Investor errichtet in der Region eine Infrastruktur und schafft Arbeitsplätze. Einige Entscheider der Regierung von Myanmar werden plötzlich sehr wohlhabend und als Gegenleistung bekommt der Investor Schürf und Förderrechte. Die Infrastruktur hätte er ohnehin schaffen müssen um seine Produkte abzutransportieren und die billigen Arbeitskräfte hätte er ebenfalls nicht mitbringen können. Von den Grenzkonflikten zwischen Myanmar und Thailand sollte man sich nicht täuschen lassen. Seit 2003 ist auch Thailand in seinem Nachbarland stark in den Erdöl- und Erdgasfeldern engagiert. Im Fiskaljahr 2013/14 hatte Thailand mit 29 Prozent einen erheblichen Anteil an Myanmars Exporterlösen. Die VR China ist mit Hilfe der 793 Kilometer langen Pipeline zwischen beiden Ländern der zweitgrößte Abnehmer. Weitere Unternehmen in Myanmar sind Petronas, Daewoo International, CNOOC, Nippon, Essar, Shell, Chevron, Conocophillips, BG, ENI SpAA, Total E&P und die indische Oil & National Gas Corporation. Von großer Bedeutung ist der Edelstein Jade, der im Fiskaljahr 2013/14, mit einem Anteil von 9 Prozent und einem Wert von 1 Mrd. Dollar, auf dem zweiten Rang der Ausfuhrstatistik folgte. Dies ist ein  Zuwachs von 240% gegenüber dem Vorjahr. Hauptabnehmerländer sind Japan, VR China, Hongkong (SVR) und Indien. Myanmar erzeugt etwa 90 Prozent der Weltproduktion von Rubinen und Jade in Feinqualität. Last but not least ist das Tropenholz zu erwähnen. Von der einstigen bewaldeten Fläche sind inzwischen nur noch etwa 55 Prozent übrig. Laut Bericht der Umweltorganisation EIA ist China inzwischen die Nummer 1 des illegalen Welthandels mit Holz. Der jährliche Schwarzmarktwert betrage ca. 4 Mrd. US-Dollar. Die Abholzgebiete finden sich unter anderem im korrupten Indonesien, in Kambodscha, Laos, Myanmar, aber auch in Afrikas desorganisierten Staaten und in Südamerika. In den illegalen Holzhandel sind auch chinesische Staatsunternehmen involviert.

Kinderarbeit in Fabriken in Myanmar.

Kind in einer Zigarillofabrik – Vollzeitjob im Kerzenschein

Blutige Gewänder

Der friedfertige Buddhismus ist ein Mythos des Westens. Es dürfte für Touristen, die genau dieses Klischee in Myanmar erfüllt sehen möchten, eine frustrierende Erfahrung sein, dass sie ihre Betrachtungsweise des Buddhismus korrigieren müssen.

Nahe Yangon, In der Stadt Oakkan hat es sich zugetragen, dass ein muslimisches Mädchen mit ihrem Fahrrad versehentlich einen Mönch anfuhr. Dieser unbedeutende Vorfall, war der Auslöser für Ausschreitungen gegen in der Stadt lebende Muslime. Das Ergebnis waren ein Toter, neun Verletzte, beschädigte Moscheen und 70 ausgebrannte Häuser.
Im Jahr 2013 vertrieben extremistische Mönche der Gruppe „969“ unter der Führung von Ashin Wirathu Zehntausende Muslime im Westen Myanmars. Während ein tropischer Wirbelsturm aufzog, lagerten 70.000 Vertriebene schutzlos am Indischen Ozean.
Das sind nur zwei Vorfälle eines seit Jahrzehnten schwelenden Konflikts der sich weiter zuzuspitzen droht.
War es früher die Militärregierung die ethnische Säuberungen durführte, so sind es heut meist radikalisierte Mönche, die Front gegen die muslimischen Minderheiten machen und auch vor Gewalt nicht zurückschrecken. In den letzten Jahren so schätzt man, gab es bei Überfällen, Plünderungen und Massakern Hunderte Tote und  über hunderttausend Vertriebene. Verlässliche Zahlen sind aus dem Land bis heute nicht zu bekommen. Angst herrscht in den muslimischen Vierteln des Landes, in den Dörfern sowie in Städten.
Der Mönch Ashin Wirathu, Anführer der radikalen Bewegung „969“, aus dem Kloster Maseyein in Mandalay macht die Muslime für Drogenhandel, Kriminalität und Vergewaltigungen verantwortlich. Er behauptet die Muslime würden „Rasse und Religion“ in Myanmar zu zerstören. Er ruft dazu auf, kein muslimisches Geschäft mehr zu betreten. Uns Deutsche dürfte diese Argumentation bekannt vorkommen. Besonders hart trifft es die 800.000 Angehörigen der Volksgruppe der Rohingya an der Grenze zu Bangladesch, die ebenfalls dem muslimischen Glauben folgen. Gemeindeführer und Mönche haben die lokale Bevölkerung aufgerufen, muslimische Viertel gezielt anzugreifen, die Muslime zu terrorisieren und zur Umsiedlung zu zwingen, berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und stuft die Rohingya als eine der „meistverfolgten Minderheiten der Welt“ ein. In der Stadt Sittwe der Hauptstadt der Rakhine-Provinz kam es 2012 zu schweren Unruhen. Die muslimischen Rohingyas wurden von der buddhistischen Mehrheit gewaltsam vertrieben. Zerstörte Moscheen, geplünderte und niedergebrannte Häuser sowie zweihundert Tote und über 150.000 Vertriebene waren das Resultat. Das alles geschieht unter den Augen der myanmarischen Sicherheitskräfte. Wer in Myanmar nicht nachweisen kann, dass er vor 1823, dem Beginn der britischen Kolonialzeit eingewandert ist, gilt als neu zugewandert und damit  recht- und staatenlos. Für die Rohingyas ist die Situation ausweglos, da auch das benachbarte Bangladesch sich weigert sie aufzunehmen.
Ashin Wirathus profitiert von der neuen Presse und Redefreiheit. Während einer Rede im Jahr 2013 vor tausenden Anhängern ließ er verlauten: „Du kannst voller Liebe und Zuneigung sein, aber Du kannst nicht neben einem räudigen Hund schlafen“ und „Wenn wir schwach sind, wird unser Land von Muslimen beherrscht werden“. Er bezieht sich dabei auf geschichtliche Ereignisse, wobei die britischen Kolonialherren ab den 1920 Jahren Inder, zumeist Muslime und wenige Hindus als Polizisten und Beamte ins Land brachten. Land im Irrawady-Delta, der Reiskammer des Landes, wurde an Inder verkauft. In der Folge kam es zu Pogromen von Burmesen gegen die verhassten Inder. Nach der Unabhängigkeit von Burma verließen viele Inder das Land. Doch die Vorurteile sind geblieben und seine Botschaft kommt an. Überall in Yangon schmücken sich Taxis, Busse und Geschäfte heute mit dem bunten 969-Emblem. Weder Aung San Suu Kyi noch der Dalai Lama haben bis heute eine klare Position zu dem Konflikt bezogen.
Aung San Suu Kyi folgt anscheinend politischen Kalkül. Ihre Nationale Liga für Demokratie (NLD) will 2015 die Parlamentswahlen gewinnen und sie fürchtet mit einer klaren Stellungnahme für die Staatbürgerschaft der Rohingya und gegen Ausschreitungen gegen die muslimische Minderheit, die gerade einmal 5% der Gesamtbevölkerung ausmacht, Stimmen zu verlieren.
Einzig der Der Dalai Lama forderte die Buddhisten in Myanmar dringend dazu auf, den Buddha um Anleitung und Belehrung zu bitten.

Es ist nicht der Glaube der ein Gesicht hat, es sind die Gläubigen die ihm ein Gesicht geben.

Mönch Monk red Myanmar Asien

Mönchsgewänder zum Trocknen in der Sonne.

Boy Soldiers

Eine kleine schmutzige Seitenstrasse in Yangon. Ein Mann, unscheinbar aber auffallend sauber gekleidet geht durch die Strasse. Er spricht einen Jungen an, der vielleicht 15 Jahre alt ist. Sie sprechen eine ganze Weile ruhig miteinander. Der Mann macht immer wieder Gesten mit den Armen um seinen Worten mehr Ausdruck z verleihen, der Junge hört zu. Dann gehen beide zusammen los, biegen in eine Strasse ab. Man wird beide hier nie wieder sehen. Rekrutiere der staatlichen Armee sind in den Straßen Myanmars unterwegs und suchen nach Nachwuchs für das Heer. Leichte Opfer sind unbegleitete Minderjährige, Straßenkinder oder Kriegswaisen. Für jeden neuen Rekruten erhalten sie eine Belohnung. So schrecken sie auch nicht davor zurück, Minderjährige für volljährig zu erklären. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände in manchen Landesteilen fördert die Nachfrage nach Kindersoldaten. Allerdings sind Kindersoldaten nicht nur bei der regulären Armee heute noch Praxis, sondern auch Rebellengruppen schrecken nicht davor zurück, Minderjährige in die Kämpfe zu schicken. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt die Zahl der Kindersoldaten in der staatlichen Armee auf über 10.000 und bei den bewaffneten Oppositionsgruppen auf etwa 1000 Kindersoldaten.

Faces of Myanmar

Gesichter Myanmars

Tourreport

24.01.2015: Vom Flughafen Berlin Schönfeld geht es mit einem A 320, Flugnummer SU 2319 der Aeroflot nach Moskau Scheremetjevo 2, wo Berge von Schnee und verschneite Taxiways nicht Gutes verheißen. Als die Boing 777-300 der Aeroflot mit der Flugnummer SU 270, wegen der widrigen Wetterbedingungen mit einer Stunde und fünfzig Minuten Verspätung startete, befürchteten wir unseren Anschlussflug in Bangkok nicht mehr zu bekommen.

Myanmar Stupas Pagode Tempel Bagan

Bagan sunset

25.01.2015: In Bangkok angekommen, müssen wir in Thailand einreisen, unsere Koffer holen, einchecken, wieder ausreisen und das Gate finden. Erleichtert erreichen wir rechtzeitig unseren Anschlussflug PG 709 nach Mandalay. Zwei weitere langweilige Stunden später stehen wir auf dem Mandalay International Airport.
Über die neue und noch leere Autobahn fahren wir von Mandalay in Richtung Süden. In Amarapura verlassen wir das Betonband und fahren durch schmale Straßen zur U Bein Brücke. Die erste Ernüchterung sind die Unmengen von Plastikmüll, der überall herumliegt und auch auf dem Wasser des Sees treibt. Die zweite sind die Menschenmassen an der U Bein Brücke. Während man sich fragt für welche Meterlast die Brücke eigentlich gebaut wurde, schiebt man sich mit hunderten von Touristen über das Holzgestell, welches eine der Hauptattraktionen von Mandalay und Myanmar ist. Die 1784 aus dem Holz des Königspalastes in Inwa errichtete und zum Teil vergoldete Brücke ist heute nur noch ein, durch Flickschusterei notdürftig erhaltenes Holzgestell. Täuschend, verklärend und schön sind nur die Bilder vor und nach Sonnenauf- und untergang.

Der Wasserstand des Taungthamana Sees ist sehr niedrig und an den neuralgischen Punkten am Ufer nahe der Brücke stehen jetzt die Bambushäuser zweier Restaurants. So mussten wir verzweifelt feststellen, dass es unmöglich ist trockenen Fusses die Brücke über dem Wasser für ein Foto freizustellen und wollen dafür ein Boot mieten. Doch eine Armada von Holzbooten, voll besetzt mit Kamera bewaffneten Touristen, liegt bereits auf dem See in Fotoposition, und auf der Insel im See ist kein Boot mehr zu bekommen. Bis zum Sonnenuntergang sind es nun noch etwa fünfzehn Minuten. Nun rennen wir im Slalom durch die Menschen über die Brücke zurück zum Ufer, wo wir das letzten Boot entern und gerade noch kurz vor knapp zu den bereits tausendfach geknipsten Kitschbilden kommen.

U Bein bridge Myanmar with Monk

Mönche auf der U Bein Brücke.

26.01.2015: Als alle anderen Touristen noch schlafen, treffen wir an der U Bein Brücke ein. Mit Taschenlampen tasten wir uns durch die Dunkelheit auf eine Landzunge. Im Zartrosa des anbrechenden Tages nutzen nur Einheimische und Mönche die Brücke und für einen Moment ist die Mystik des alten Burma hier wieder lebendig. Nur mit einer Hand voll Touristen teilen wir dieses Erlebnis. Im Restaurant am Ufer des Sees snacken wir unser Frühstück. Hier ist es nicht mal ein Problem, dass wir unser Frühstück mitgebracht haben. Die Jungs der Restaurantbetreiber, vielleicht 14 Jahre alt, bringen uns Tee und Kaffee. Sie sind sichtlich stolz auf ihr Outfit. Enge Jeans, gelabelte T-Shirts und Gel gehärtete Trendfrisuren erforderten es sicher so früh aufzustehen, wie wir es taten. Als die ersten Bettelmönche, ihre Schüsseln vor sich haltend vorbeigehen, machen auch wir uns auf nach Amapura zur „Naqayon Stupa“ (Buddha der auf dem Drachen sitzt). Die Stupa selbst ist wenig interessant, doch wird mein Interesse durch Geräusche geweckt, die aus irgendeiner Fabrik in der Nähe kommen müssen. Ich folge dem Rhythmus der Maschinen und stehe nach einigen Minuten vor dem Tor einer Weberei. Beim Versuch einen Blick ins Innere zu erhaschen, entdeckt mich einer der Vorarbeiter, der uns ohne zu zögern zu einer Besichtigung einlädt. In einer dunklen Wellblechhalle stehen dicht an dicht mechanische Webstühle aus den 1930 Jahren. Mädchen und Jungen, nicht älter als 20 Jahre, werkeln emsig an den durch Lochkarten gesteuerten Webstühlen, welche unter Ohren betäubenden Lärm Seidentuch in makelloser Qualität weben. Im schummrigen Licht eingestaubter Leuchtstofflampen werden Maschinen repariert, geölt und die dünnen Seidenfäden gerichtet. In der Ecke sitzt das Kind einer der Arbeiterinnen. Es scheint als würde es seine Umwelt und den Lärm gar nicht wahrnehmen. Still und in sich gekehrt, spielt es mit einer kleinen schmutzigen Puppe und steckt sich fortwährend irgendwelche Krümel in den Mund, von denen man nicht sagen kann ob sie essbar sind oder nicht. Als wir nach etwa einer halben Stunde wieder nach draussen auf die Strasse gehen ist die Welt um uns ganz still geworden. Diese kurze Zeit, hat unser Gehör temporär schon beeinträchtigt. Doch diese jungen Menschen stehen sechs Tage in der Woche für zehn Stunden in dieser Halle. Wie lange hält ein Mensch das aus? Wie lange wird es wohl noch dauern, bis ihre Arbeitsplätze durch automatisierte chinesische Webmaschinen ersetzt werden? Auf der anderen Straßenseite ist eine weitere Weberei und daneben die Färberei, welche wir uns jedoch aus Zeitmangel nicht ansehen.
„Get out of my picture.“ „Go away, go away!“ Sie schreien sich an, sie drängeln, schieben, schubsen und lästern über andere Touristen, die das gleiche tun wie sie selbst. Der eigene Standplatz wird mit Ellenbogen verteidigt als ginge es um etwas Überlebenswichtiges. Etwa 200 Touristen säumen die Strasse zum „Mahagandahyon“ Kloster an dem täglich bis zu 500 Mönche um ihre Mahlzeit anstehen. Wechselnde private Spender sorgen mit 2.000 Dollar pro Tag für die Verpflegung der Mönche, die hier im Kloster leben und studieren. Doch die Essenausgabe am Morgen ist inzwischen zu einer Touristenattraktion verkommen, die fester Bestandteil eines Mandalay Aufenthalts zu sein scheint. In der Mittagspause ist Gelegenheit mit unseren Guide Ye eine wichtige Frage zu klären. Heißt es nun Burma, Birma oder Myanmar? Wir wissen schon, dass Burma und Birma Landesnamen der Kolonialmächte aus längst vergangenen Tagen ist. Das Myanma (ohne r am Ende) auch schon im 11. Jahrhundert gebräuchlich war und die Myanmare mit der (Rück)benennung einverstanden sind, ist uns neu. Nach einer Stunde Urlaub im Sky Restaurant, der Dachterrasse des im Hotels, fahren wir nach Ava,  die Stadt welche einst eine bedeutende Kaiserstadt war. Mit einer Fähre überqueren wir einen Seitenarm des Ayerwaddy um nach Inn-Wa zu gelangen. Von dort schaukeln wir in, von Pferden gezogenen Einspännern zum Bagaya Monastery. Das Bagaya Kloster liegt inmitten ausgedehnter Reisfelder. 1834 König Bagyidaw dieses Klostter auf 267 mächtigen Teakholzstämmen errichten und ist seither eines der schönsten und authentischsten des Landes. Die Außenfassade des etwa 57 m langen und etwa 31 Meter breiten Klostergebäudes ist mit filigranen Holzschnitzereien geschmückt. Auch im Inneren findet man schöne Schnitzereien wenn man genauer hinschaut. Das Bagaya Kloster wird auch heute noch als Pali-Schule für Mönche genutzt. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stopp an der Yadanar Semi Pagode, die im 2. Weltkrieg von den Engländern durch Bombenangriffe zerstört wurde, und müssen uns dann schon wieder beeilen. Die letzte Sonnenstunde des Tages verbringen wir auf dem Sagaing Hill, auf dem Gelände der U Min Kyaukse Pagode von wo wir uns den Sonnenuntergang ansehen. Von hier oben kann man auch die Rauchschwaden sehen, die Teil der burmesischen Müllverwertung sind. Bis zu Beginn der 2000 er Jahre wurden zum Beispiel Mahlzeiten an Imbissständen noch ausschließlich in Schalen, welche  aus Blättern gefertigt wurden, ausgegeben. Diese Zeiten sind vorbei! Heute werden Plastikbehältnisse ausgegeben, die nach dem Verzehr der Mahlzeit genauso in den Straßengraben befördert werden wie vormals die Schalen aus Blattwerk. Während die Blätter verrotteten, sieht man sich heute wachsenden Müllbergen gegenüber. Gedankenlos verteilt jeder seine Plastikabfälle, Tüten, Dosen und Flaschen gleichmäßig in der Landschaft. Bei Anbruch der Dunkelheit beginnt Zeremonie der Mülltrennung. Der über den Tag in den Straßen zusammengefegte Müll, wird mittels Verbrennung in giftigen Qualm und toxische Asche getrennt. Was nicht verbrannt wird, kippt man in Flüsse, Seen oder hortet ihn an den Straßenrändern. Den Rest erledigt der Wind!

Sagain Hill Myanmar

Sagain Hill

27.01.2015: Es ist noch dunkel als wir zum Ayeyarwady River fahren, wo wir ein Schiff besteigen, auf dem wir Richtung Bagan fahren. Die einzigen Einheimischen, die auf dem Schiff mitfahren sind die Besatzungsmitglieder. Als die Sonne über die Baumwipfel steigt, wühlen die Schiffsschrauben das Wasser des Ayeyarwady auf und das Schiff legt ab. Im Zick Zack Kurs umfährt der Steuermann die Untiefen und Sandbänke des Flusses. Die Sonne glitzert auf den Wellen, während wir an Dörfern und ungezählten Pagoden und Stupas vorbei gleiten. Wer den Blick nicht nach unten richtet sieht auch nicht den Müll der auf dem trüben Wasser treibt. Nach drei Stunden des monotonen Brummens der Dieselmotoren verlassen wir die dreistöckige Stahlwanne und fahren mit dem Bus weiter nach Bagan. Am späten Nachmittag besteigen wir mit hundert anderen Touristen die Pya-tha-da Pagode von wo wir den Sonnenuntergang beobachten.

28.01.2015: Das wohl unvergesslichste Erlebnis in Bagan ist eine Ballonfahrt zum  Sonnenaufgang. Während die ersten Strahlen der Sonne die Pagoden und Stupas in einem warmen Streiflicht erstrahlen lassen, fährt man eine Stunde lang in verschiedenen Höhen über das ausgedehnte Pagodenfeld. Manchmal sogar so niedrig, dass man zwischen zwei Pagoden hindurch schwebt.  Nur das Fauchen der Brenner und das Klicken der Kameraverschlüsse stört die himmlische Ruhe. An diesem Morgen wandern 19 runde Schatten über das Pagodenfeld. Nur selten sind es weniger. Nachdem jeder sein Glas Sekt geschlürft und seine Ballonfahrer Urkunde in Empfang genommen fahren wir zum Hotel und frühstücken auf der Dachterrasse. Das Licht des frühen Vormittags nutzen wir um das Pagodenfeld zu durchstreifen. Wir fotografieren an der Bulei Tei Pagode, der A swe Pagoode  und besuchen dann den Ananda Tempel, der für seine vier Buddha Statuen berühmt ist, von der jedes Gesicht einen etwas anderen Ausdruck hat. Bis zum Nachmittag erholen wir uns etwas in den Hotelbetten, bevor wir dann zum Pyathatkyi Tempel fahren. Anders als ich es von vor 11 Jahren her kannte, sind an Tempeln und Stupas, deren Besteigung gestattet ist, jetzt Wächter beschäftigt und es gibt diverse Souvenirhändler, die versuchen mit den über hundert Touristen die dort in der Saison täglich die Stupas oder Tempel besteigen, ein Geschäft zu machen. Nach dem Sonnenuntergang besuchen wir ein Restaurant das nur burmesische Küche anbietet und daher fast ausschließlich von Einheimischen frequentiert wird. Es steht uns nicht zu das Essen in Qualität und Geschmack grundsätzlich zu bewerten. Wir waren jedoch einstimmig der Meinung, dass es für unsere europäischen Gaumen ungenießbar ist.

Balloons over Bagan Stupa Temple Myanmar

Balloons over Bagan

29.01.2015: Es ist unser letzter Morgen um die tausenden Stupas und Pagoden im weichen Streiflicht der Sonne zu erleben, bevor wir zum Frühstück hasten und zum Flughafen fahren. Gerade mal eine halbe Stunde dauert der Flug von Bagan nach Heho. Kaum sind wir im noblen „Hu Pin“ Hotel angekommen, geht es mit einem der typischen schmalen Holzboote, angetrieben von einem der geräuschmaximierten und leistungsreduzierten Außenbordmotoren auf den See. Nahe der Phaung Daw U Kyaung Pagode essen wir zum Mittag. Hier wimmelt es von Touristen, so dass wir uns einen Besuch der Pagode ersparen.

Auch von Touristen überrannt ist die Seidenweberei. Hier weben die Inta Frauen in mehreren Pfahlbauten aus den Stielen, der im See wachsenden Lotuspflanzen, Seide. Aus den Fasern von Buddah´s heiliger Pflanze, wird der wohl teuerste Stoff der Welt gewebt. Ein Anzug aus diesem Stoff kostet in Italien 7.000 Euro. Für die Inta Frauen ist er nicht nur unerschwinglich, sondern auch die Tradition verbietet es, Kleidung aus diesem Stoff zu tragen. Nur Buddha selbst und Mönche sind rein genung diesen Stoff zu tragen. Doch nun sind die Touristen da und mit ihnen das Geld. Beide kümmern sich nicht um Traditionen und nachhaltig sind nur die Veränderungen die sie in Umwelt und im Denken der Menschen im Land hinterlassen. Sie machen aus dem besonderen Stoff eine Massenware, ein Andenken und ein Produkt für das myanmarische Geschäftsleute am liebsten den ganzen See mit Lotus bepflanzen würden. Es ist das Bewusstsein, dass wir von einem anderen Planeten kommen, der in mir von dem Moment an, als ich das Gebäude der Weberei betrat, das Gefühl auslöste, ein Eindringling zu sein. Ein Fremder aus einer anderen Welt, der hier für einen Moment verweilt um kurz etwas über das Handwerk zu erfahren, um schnell ein paar Fotos zu schiessen und ein kleines Andenken runterzuhandeln. Durch eine Tür die nur einen Spalt aufstand, blickte man in eben diese andere Welt. Doch in Minuten erfährt man wenig und versteht nichts von den Menschen die in ihr leben. Doch desto länger man verweilt, je bewusster wird, dass der Wandel in Myanmar zwei Geschwindigkeiten hat. Wenigen bringt er Reichtum, den meisten nur Hoffnung, denn wie zuvor geht es für viele nur um darum zu überleben.

Ka-Yan-women Inle Lake Myanmar

Ka-Yan-Frau in der Weberei.


30.01.2015:
Die ersten Strahlen der Sonne, lassen ein schmales Wolkenband über dem Inle Lake noch vor Sonnenaufgang in Pink erstrahlen, als wir am Steg stehen. Mit dem Boot fahren wir auf den See wo wir ein Arrangement mit drei Fischern haben, die uns über eine Stunde lang ihre traditionelle Fangmethode vorführen. Im ersten Licht der Sonne hatten die Teilnehmer so auch die Gelegenheit Fotos und Videos zu machen, die denen in den einschlägigen Hochglanzmagazinen oder Reportagen in nichts nachstehen. Auf der Rückfahrt zum Hotel sehen wir fünfzehn Motorboote mit Touristen wie an einer Kette über den See zu ihren Tageszielen jagen. Immer neue Boote schälen sich aus dem Dunst über dem See. Es sind so viele, das sie bei der abendlichen Rückfahrt einen breiten Abgasstreifen hinterlassen, der deutlich sichtbar lange über dem See steht. Sofort nach dem Frühstück jagen auch wir wieder über den See nach Indein. In dieser Klosteranlage finden sich 1080 Stupas in den unterschiedlichsten Verfallsstadien. Bis 1998 war diese Anlage durch die Militärregierung für jedermann gesperrt. Hier bleiben wir länger um die interessante Anlage in Ruhe besichtigen zu können. Auch hier gilt, je früher man ankommt und je mehr Zeit man sich nimmt, desto mehr Motive und Ansichten, die anderen Betrachtern verborgen bleiben, ergeben sich. Da wir uns genau die Zeit nehmen, hatten wir das Glück Frauen und Kinder vom Stamm der Paoh im Pagodenfels von In tein zu fotografieren (es gibt wie bei vielen Orten in Myanmar verschiedene Schreibweisen). Weiter geht die Fahrt durch schmale Kanäle über Stauwehre aus Bambus zur Silberschmiede, wo man sich über unseren Besuch freut, da wir dort 200 Dollar investieren. Die Zeit der heißen und harten Mittagssonne chillen wir im Golden Moon Restaurant. Nur zwei Minuten mit dem Boot entfernt ist das Webereimuseum, in der Langhalsfrauen vom Stamm der Ka-Yan ihr Handwerk in traditioneller Weise vorführen. Die Ka-Yan-Frauen wohnen in der etwa 100 Kilometer entfernten Stadt Lya kaw, nahe der Grenze zu Thailand. Außer in der Touristensaison kehren sie zwei Mal im Monat nach Hause zurück. Da sie hier nur die Erlaubnis haben im Museum für Touristen zu arbeiten, dürfen sie die Häuser nicht verlassen. Dank unseres lokalen Guides Ye können wir jedoch auch hier ein Shooting im Außenbereich arrangieren. Zum Dank geben wir auch hier einige Euros aus. Nachdem wir wieder auf der Terrasse des Paramount Hotels mit Blick auf die schwimmenden Gärten einen leckeren Sundowner genommen haben, suchen wir nach einer Lokation für den Sonnenaufgang und feiern den Sonnenuntergang fotografisch  ab.

best picture ever of Inle fisher man

Inle fisher man

31.01.2015: Der Speicherkarten-Overkill beginnt wieder vor Sonnenaufgang auf dem See. Da gute Bilder nicht immer Zufall sind, treffen wir wieder zwei Fischer, die die traditionellen Netze dabei haben. Das Frühstück auf der Terrasse des „Hu Pin“  Hotels über dem See ist auch unser Abschied von diesem besonderen Ort, an dem es uns trotz Lärm und Dreck sehr gefallen hat. Eine letzte Fahrt über den See nach Nyaung Shwe, dem Tor zum Inle See für die meisten Touristen. Da der Ort mit Fahrzeugen vom Flughafen Heho leicht zu erreichen ist, finden sich hier unzählige Hotels. Die zahlreichen Baustellen lassen vermuten, dass sich die Zahl der Hotels hier in den nächsten zwei Jahren verdoppeln wird. Abgasschwaden und das nie endende Geknatter der unzähligen Boote auf dem Kanal machen einen Aufenthalt hier sicher nicht zu einem Vergnügen. Wir verlassen diesen schrecklichen Ort as soon as possibe und halten an der Buddha´s Scripture Shwe-yan-pyay Monastery. Das buddhistische Shwe-yan-pyay-Kloster wurde 1887, vollständig aus Teakholz erbaut und fällt durch seine ovalen Fenster auf. Es ist auch heute noch gut erhalten und dient vor allem als Schule für die arme Bevölkerung der Umgebung. Die Eltern können ihre Kinder im Alter von sechs Jahren in dieses Kloster schicken, wo die Kinder neben der Lehre Buddhas, Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Wenn sich die Kinder im Alter von 14 Jahren gegen ein Leben als Mönch entscheiden, müssen sie das Kloster verlassen und zu ihren Familien zurückkehren. Ein Besuch in diesem, von aussen eher unscheinbarem Kloster, ist fast schon eine spirituelle Erfahrung. Es ist noch viel Zeit bis unser Flieger nach Yangon startet und so entscheiden wir uns die Zeit für eine weitere kulinarische Erfahrung zu nutzen. In Heho halten wir an einem Restaurant, in dem nur Burmesen zu Mittag essen oder wie am Nebentisch aus einer grossen Kanne um die Wette Bier trinken. Im Hof hängen in grossen Schalen Speck und Zwiebeln in der Sonne und die Zubereitung der Mahlzeiten konnte man nach Belieben vorher in der Küche beobachten, wo von ich jedoch abrate. Das Essen selbst hat uns jedoch besser geschmeckt als der kulinarische Albtraum an jenem Abend in Bagan. Mit Flug 6T808 starten wir um 16:20 Uhr von Heho nach Yangon, von wo wir mit einem Charterbus nach Bago fahren. Das Hotel „Jade Garden“ ist das beste Hotel der Stadt. Man sollte bei einer solchen Klassifizierung jedoch nicht ausser acht lassen, dass man sich in Myanmar in einer von Touristen wenig besuchten Stadt befindet. Nach dem Abendessen und einem kurzen Briefing fallen alle müde in ihre Betten.

Pho Khyar Elephant Camp Myanmar

Pho Khyar Elephant Camp

01.02.2015: 4:07 zeigt die digitale Uhr im Bus als wir vom Hof des Hotels rollen. Glücklicherweise haben sich nur drei der Gruppe zu dem Ausflug zum Elefantencamp entschlossen. So hat jeder von uns eine eigene Sitzbank, um zu schlafen. Die neue und fast Auto freie Autobahn, kann man sich nicht wie eines der Betonbänder vorstellen die Europa durchziehen. Die  Breite der vierspurige Autobahn ist zwar in etwa die so wie wir sie kennen, doch handelt es sich um eine unebene Holperpiste, auf der das Schlafen im Bus schwer fällt, da man ständig droht von der Sitzbank zu fallen. Trotz der neuen Autobahn fahren wir vier Stunden bis zum Elefanten Camp nach Phokhyar. In Myanmar gibt es noch etwa 5.000 wilde und genauso so viele Arbeitselefanten. Ein Teil der Arbeitselefanten gehört der der staatlichen Myanmar Timber Enterprise, der andere Teil ist in Privatbesitz. Einige der Camps in denen Elefanten für die Bergung der Teakholzstämme als Zugtiere genutzt werden, kann man heute ohne Sondergenehmigung besuchen. Jedoch liegen die meisten Camps weit ab der Touristenpfade und verfügen über keinerlei Tourismus kompatible Infrastruktur wie Unterkünfte oder Verpflegung. Für jeden Elefanten gibt es einen Betreuer, der hier Oozie heisst, und ihn meiste das ganze Leben als Arbeitselefant begleitet. Das Pho Khyar Camp ist von Bago relativ leicht erreichbar, und so wird dort auch etwas für „normale“ Touristen geboten. Das Waschen der Elefanten kann von einer kleinen überdachten Tribüne beobachtet werden, man kann auf den Tieren reiten und es wird demonstriert wie die Dickhäuter Stämme durch den Wald ziehen. Zu guter Letzt kann man die Elefanten füttern und sich mit ihnen fotografieren lassen. Das klingt nach Touritheater, ist es auch, doch lohnt sich die weite Anfahrt besonders für jene, die noch nie asiatische Elefanten gesehen haben.

Wer denkt, dass wir jetzt nach einer zehneinhalb Stunden Tour mit dem Tag durch sind der irrt! Im Tha net Pin Township nahe Bago besichtigen wir eine Reismühle mit einer stationären Dampfmaschine aus England von 1928 und einer Transmissionsanlage, die auch heute noch genutzt wird. Feinster Staub von den Schalen der Reiskörner erfüllt die Luft. Offenbar sind Staubexplosionen in Myanmar unbekannt, denn hier laufen die Arbeiter auch mit einer brennenden Zigarette im Mundwinkel durch das Holzgebäude an deren Ende man im Staub eine Tür nur erahnen kann. Überall arbeiten hölzerne Rüttelwerke und blickt man an den Tragbalken hoch zum Wellblechdach stellt man fest, dass das gesamte Gebäude mit rüttelt. Ohne Mundschutz und in Badelatschen arbeiten Frauen und Männer hier in der Saison von November bis April bis zu 12 Stunden. Aber die Tage der dampfbetriebenen Reismühlen sind gezählt. Viele Bauern haben sich inzwischen einer der neuen elektrischen  Reismühlen aus chinesischer Produktion gekauft und benötigen die Dienste des Reismüllers nicht mehr. Über neu asphaltierte Dorfstraßen geht es weiter nach Bagoda, wo wir an einer Zigarillofabrik halten. Auch hier schauen wir uns die Produktion an. Auf dem Fußboden sitzend im Schein von Kerzen sind es auch hier Frauen aber auch Kinder, die für das Rollen von 1.000 Zigarillos am Tag einen Lohn von 3.000 Kyat, umgerechnet 3 Euro pro Tag erhalten. 355 Tage im Jahr, 7 Tage in der Woche, 8 Stunden pro Tag, kein Urlaub! Nach einem Abstecher zum Bahnhof ist der anstrengende Teil des Tages erledigt. Es ist ein eigenartiges Gefühl, sich den ganzen Tag mit den Arbeits- und Lebensbedingungen der Burmesen zu konfrontieren und sich am Abend in einen anderen Kosmos zu begeben. Wir sitzen an einem edlen schweren Holztisch, mit Platzdeckchen und weißen Tellern darauf auf der Terrasse des Restaurants Hanthawaddy mit Blick auf die 114 Meter hohe Shwemawdaw Pagode. Für ein Essen und unsere Getränke zahlen wir so viel wie eine Arbeiterin in der Zigarillofabrik in drei Tagen verdient.

Rice Mill Myanmar

Rice Mill

02.02.2015: Dunkel ist es, als wir Bago Richtung Yangon verlassen. Wir fahren direkt zum Hafen von Yangon. Bei der Hafenbesichtigung zeigt sich der Fortschritt in Gestalt neuer Fähren, welche die rostigen Seelenverkäufer ersetzt haben. Die Menschen, welche die Fähre nutzen haben jedoch noch immer die gleichen Gewohnheiten. Kaum hat sich die Fähre soweit dem Landungsponton angenähert, dass man durch einen beherzten Sprung hinübergelangt, strömen die Massen aus dem Kahn. Wem die neuen Fähren zu teuer sind, der nutzt einen der antiken Holzkähne, die über den Yangon River gerudert werden. Es sind an die hundert Holzkähne, die sich bei Sonnenaufgang fotogen als Silhouetten auf den glitzernden Wellen abzeichnen.  Am Frachtpier nebenan kann man das Löschen der Ladung von den hölzernen Frachtkähnen beobachten. Männer die zusammensitzen und in ewigem Palaver die Preise für Güter aushandeln. Kinder, die zwei schwere Fässer donnernd die Landungsbrücke hoch rollen. Hühner, Eier, Kokosnüsse, Reissäcke, Bananenstauden und Fässer werden per Hand entladen. Die Arbeiter bekommen an der Ladeluke ein Holzstäbchen, welches der Nachweis für die Anzahl der geschleppten Frachtstücke ist und tragen dann die Güter auf dem Kopf über eine schmale Landungsbrücke zu den LKWs. Manche der  Arbeiter, die Tagelöhner sind und ohne jede Versicherung arbeiten, erhöhen ihre Löhne in dem sie zwei, 40 Kilo schwere Säcke auf einmal tragen.

Die betagten Chevrolet Busse gehörten bis vor wenigen Jahren zum Straßenbild in Yangon und waren im Linienverkehr im Einsatz. Doch das Ende des  Einsatzes dieser Fahrzeuge zeichnete sich Anfang 2013 ab, als nur noch die Linie 61 mit diesen Fahrzeugen bedient wurde. Wir wollten diese letzte Chance nutzen und in Yangon diese Fahrzeuge im Einsatz sehen und auch mit einem mitfahren. Doch dann kam die Nachricht, dass die Stadtverwaltung mit Wirkung zum 1.Januar 2015 verfügt hat, dass diese Fahrzeuge aus dem Verkehr zu nehmen sind. Unsere deutsch-burmesische Reiseorganisatorin Kyi Kyi nahm daraufhin Kontakt zu Zulassungsstelle auf, um zu erfahren ob irgendwo im Stadtgebiet noch so ein Fahrzeug verfügbar ist. Bevor dies zu einem Ergebnis führte, entdecke Bernd Seiler, Inhaber eines Reiseunternehmens, bei einem Aufenthalt in Yangon durch Zufall einen Chevrolet Bus vor einer Schule. Der wiederum beauftrage Kyi Kyi herauszufinden wem dieser Bus gehört. Zu guter Letzt traf diese dann auf dem Ersatzteilmarkt in Yangon, wo Ersatzteile für diese Fahrzeuge gehandelt werden, einen Inder der den Busfahrer kannte. Der 72 jährige U nyint maung, der den 1942 gebauten Bus seit 42 Jahren fährt, hat seit 40 Jahren einen Vertrag mit einer privaten Schule und fährt Kinder zu dieser Schule und wieder nach Hause. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass er von dem Verbot, dass nur Linienbusse betraf, ausgenommen ist. Somit dürfte er nicht nur einer der ältesten Busfahrer sein von denen ich je gehört habe, sondern er fährt auch den letzten Chevrolet Bus in Myanmar. Nur in Bagan werden noch drei dieser Busse im Shuttleverkehr von „Balloons over Bagan eingesetzt. Dank des  Engagements unserer Reiseleitung konnten wir nun doch noch den Bus in Stadtverkehr erleben und auch selbst eine Runde mit fahren.

Myanmar Oldtimer Bus Truck Chevrolet Yangon Rangun

Der Letzte seiner Art.

Ich kann mir nur schwer vorstellen was „normale“ Touristen in Yangon außer deiner Besichtigung der Shwedagon Pagode noch machen. Yangon ist ein stadtplanerischer Supergau. Häuser vom Monsun gezeichnet, dreckig und vertaubt an denen sich ein Gewirr von Elektroleitungen durch die Strassen zieht. Offene Abwasserkanäle in denen eine dunkelgraue Flüssigkeit mit der Konsistenz von Sirup in der Hitze vor sich hin blubbert. Für den allgegenwärtigen Müll der sich in einer Metropole potenziert, gibt es wenig bis keine Konzepte. Einen Mülleiner zu finden ist eine zeitraubende Beschäftigung. Wenn die Stadtverwaltung Mülltonnen aufstellt, wissen die Leute nichts damit anzufangen. Sie laden ihren Müll davor ab. Abgasschwaden ziehen durch die Strassen das einem die Luft weg bleibt und die Stimme versagt. Millionen Autos, Busse, Lastwagen und Mopeds hupen sich durch die Häuserschluchten. Lange Schlangen bilden sich in den Hauptverkehrsadern vor den Ampeln deren Umschaltphasen 15 Minuten und länger dauern können. Für eine Entfernung von zehn Kilometern sollte man eine Fahrzeit von einer Stunde einplanen. Besonders auch, weil Taxifahrer sich selten in ihrer Stadt auskennen. Wie sollten sie auch, sie verändert sich jeden Tag. Als Zeugnisse des Fortschritts wachsen unzähligen Baustellen die immer gleichen Betontürme in den Himmel. Man kann inzwischen in einer beliebigen asiatischen Großstadt ankommen und wird nicht mehr unterscheiden können welche es ist.

Myanmar Shwedagon Pagode Yangon Rangun

Gruppengebete in der Shwedagon Pagode in Yangon.

Keep away from Siem Reap!

03.02.2015: Good Bye Myanmar and Welcome in Cambodia. Mit einem A 320 der Bangkok Airways, Flugnummer PG 702, fliegen wir um 10:50 Uhr von Yangon nach Bangkok und von dort mit PG 913 weiter nach Siem Reap. Am Flughafen steht eine eigens errichtete Ziermauer, die auf den Kongress des Rates zum UNESCO Weltkulturerbe vom 4.2.2015 bis zum 6.2.2015 in Siem Reap hinweist. So ist der Ort und die Tempelanlagen in diesen Tagen frisch gefegt und gewischt. Kaum Dreck oder Müll in den Straßen. Es ist geradezu eine Wohltat wenn man soeben dem Moloch Yangon entkommen ist. Das heisst natürlich nicht, dass es keinen Müll gibt. An den Wegen durch den Dschungel zwischen den Tempeln liegt genügend Müll, den Einheimische und Touristen achtlos wegwerfen. Doch in Siem Reap gibt es wenigstens ein Recyclingkonzept und einen Müllabfuhr. Unser erstes Ziel an diesem Nachmittag ist der Bakheng Hill. Doch vorher müssen wir einen Touristenpass für 40 Dollar erwerben. Dieses Plastikkärtchen ist die Eintrittskarte in die Welt der Khmer-Tempel, das größte religiöse Bauwerk der Welt, Symbol und Stolz aller Kambodschaner. Der Umriss der Tempelanlage Angkor prangt auf der kambodschanischen Landesflagge, sein Name steht für Produkte von Bier bis zu Zigaretten, und viele der Hotels führen die sechs Buchstaben an prominenter Stelle im Namen. Hier, wo die Tempelanlagen zur Money-Maschine degradiert wurden, wird die Pflicht zum Besucherpass rigoros durchgesetzt. Vor jedem Tempel, an jedem Parkplatz und manchmal auch zwischendrin wird der Ausweis kontrolliert. Einen faden Beigeschmack bekommt die Ticket-Manie allerdings. Pächter des gesamten Angkor Komplexes ist die Sokha Hotel Co. Ltd., Teil eines in den 90er Jahren entstandenen Firmenkonglomerats rund um den kambodschanischen Erdölkonzern Sokimex. Welcher Anteil der Einnahmen an den Staat weitergereicht wird, ist in der kambodschanischen Politik immer wieder Gegenstand heißer Diskussionen. Sowohl von Sokimex als auch von staatlicher Seite werden keine exakten Daten preisgegeben. Abhängig von der Aufenthaltsdauer kosten die Pässe zwischen 20 und 60 Dollar pro Kopf. Da könnten schnell 50 Millionen Dollar im Jahr zusammenkommen!

Angkor Wat siem Reap Tourismus Touristen Kambodscha

Angkor Wat

Wir haben uns als Partner in Siem Reap für die Agentur About Asia entschieden, da diese Agentur einen Teil der Gewinne in lokale Schulprojekte investiert und so die Bildung von mehr als 50.000 Kindern finanziert. Zudem organisiert About Asia die Touren möglichst so, dass man die schlimmsten Ansammlungen von Menschen in den Anlagen vermeidet. Allerdings wird dies mit dem zunehmenden Besucherandrang immer schwieriger. So erleben auch wir zum Sonnenuntergang auf dem Bakheng Hill unseren ersten Massenandrang. Die Tempelruine von Bakheng hatte einen spektakulären 360 Grad Blick, der jedoch inzwischen weitegehend zugewachsen ist.

Cambodia Bakheng Hill Tourism sunset

Bakheng Hill sunset

Vergesst alles was ihr je über die Tempelanlagen von Angkor beziehungsweise Siem Reap gehört habt. Formulierungen wie „um diese Tageszeit werden sie die Tempelanlage fast für sich alleine haben“ oder ähnliche sind schlicht nicht zutreffend oder sogar arglistige Täuschung! Ab 4:30 Uhr am Morgen postieren sich fünfbeinige Hobbyfotografen an der Wasserlache von dem Haupttor von Angkor Wat. Noch bevor die Sonne aufgeht haben sich vor dem wohl bekanntesten Motiv von Angkor etwa 1.000 Menschen versammelt. Zur gleichen Zeit beginnt der Run auf die Tempelanlagen. Etwa 8.000 Besucher pro Tag machen hier Tempelkunde im Schnelldurchlauf. Jede der berühmten Spots ist inzwischen durch hölzerne Absperrungen und Seile verunstaltet. An manchen Stellen sind sogar Podeste aus Holz errichtet worden, auf den en sich vornehmlich chinesische Besucher in ablernen Kostümen in noch lächerlicheren Posen abbilden lassen. Wächter in den Tempelanlagen kontrollieren die Besucherausweise und versuchen die Horden in die immer gleichen Rundwege zu zwingen. Reisegruppe auf Reisegruppe und dazwischen die Individualreisenden schieben sich durch die Gänge und die Jahrtausend alten steinernen Kunstwerke. In den Tempelanlagen ist kein Platz mehr die Großartigkeit dieser Anlagen auf sich wirken zu lassen. Die Aura von Angkor wird verdrängt durch die schiere Masse an Touristen. Siem Reap besteht fast ausschließlich aus Hotels, Restaurants und Shops. In den verbliebenen Baulücken finden sich kleine Servicebetriebe der touristischen Infrastruktur. Es ist so voll auf den Straßen, dass man sie manchmal kaum überqueren kann. Staub und Lärm mischt sich mit den Abgasen von Mopeds, Tuc Tucs, Kleinbussen  und den klimatisierten Großraumbussen.

Kambodscha Ta Prohm Tomb Raider Siem Reap

Ta Prohm

04.02.2015: Nach unserem mehr oder weniger gelungenen Sonnenaufgangserlebnis am Tempel von Angkor, machen wir einen kurzen Stopp am Hotel zum Frühstück. Dann geht die Fahrt zu dem im Dschungel gelegenen Wasserreservoir von Kbal Spean. Auch hier versprechen Reiseführer Ruhe vor dem Trubel in den Tempelanlagen. Obwohl die Ruhe von Kbal Spean ständig  von quiekenden und schreienden chinesischen Besuchern gestört wird, ist es beeindruckend die kunstvollen Steingravuren im Flusslauf zu bestaunen. Die drei Kilometer Wanderung durch die hüglige Waldlandschaft hatten wir auf die Mittagszeit gelegt um uns in der schlimmsten Hitze nicht durch die Tempelanlagen schieben zu müssen. Danach besuchen wir den „Ladytemple“ Banteav Srei und scouten den durch „Thomb Raider“ bekannten Ta Prohm Tempel, der jedoch am Nachmittag hoffnungslos überfüllt ist. Nun ist es schon 15:00 Uhr und allen dürstet es nach Erfrischungen und etwas Essbarem. Fündig werden wir im Blue Pumpkin gegenüber dem Eingang zum Angkor Wat Tempel. Hier verweilen wir bis es Zeit ist ein paar fotografische Impressionen vom Sonnenuntergang über dem  Angkor Tempel einzufangen. Am Abend gehen wir im noblen Viroth´s Restaurant essen.

Angkor What sunrise Cambodia

Angkor What sunrise

Um einen Platz für den Sonnenaufgang über dem Angkor Wat Tempel zu bekommen, krieche ich wieder um 4:00 Uhr aus dem Bett. Im Taschenlampenschein tappe ich durch die Anlage von Angkor Wat. Keine Menschen, kein Lärm und zum ersten Mal spürt man so was wie Atmosphäre. Ich bin unter den ersten fünf. Doch bereits um 5:00 Uhr haben sich etwa 250 lärmende Menschen an der modrigen Seekante eingefunden. Schon jetzt in der Dunkelheit sind Kinder unterwegs, die versuchen Kaffee, Tee, Shirts, Postkarten und Bücher an die Touristen zu verkaufen. Sie werden bis zum Einbruch der Dunkelheit durcharbeiten.
Eine weitere Stunde später sind es die gefühlten 1.000, hauptsächlich asiatischen Besucher, die entsprechend Lärm emittieren. 10.000 Dateien sind schon angefertigt, bevor der Himmel sich färbt und es überhaupt Sinn macht auf den Auslöser zu drücken. Um 6:25 Uhr verlasse ich das Volksfest und gehe zum Eingang wo mich unser Bus pickt. Nun starteten wir zu einer zweiten Tempelrunde in den Ta Prohm Komplex. Der Ta Prohm Tempel wird im Wesentlichen so belassen wie man ihn vorgefunden hat. Umgeben von üppigem Wald, umklammern hier mächtige Baumwurzeln die Ruinen. Für mich ist es der schönste Tempel von allen, jedoch sollte man hier am frühen Morgen erscheinen, wenn der Tempel noch nicht von Reisegruppen gestürmt wurde. Im weiteren Tagesverlauf besuchten wir dann der Reihe nach den Bayon Tempel (Rundgang), den Baphoun Tempel (nur von außen durch die Bäume/ Tempel mit zentraler Treppe) und zuletzt den Phimean Akas Tempel an dem sich die Elefantenterrasse und die Terrasse des Leprakönigs befinden. Im Gebiet von Angkor und besonders am Bayon Tempel finden sich überall Baugerüste und Kräne. Für die Restaurierung und den Erhalt der mächtigen Tempelanlagen bekommt Kambodscha von der UNESCO, von Regierungen und Hochschulen aus aller Welt Unterstützung. So beschäftigt sich seit 1995 das „German Apsara Conservation Project“ vor allem mit den kunstvollen, mehrere Meter hohen und kilometerlangen Reliefs an den Tempelwänden und Giebeln. Diese zeigen die Apsaras, die himmlischen Tänzerinnen. Zur Mittagszeit waren wir, nach wohlbemerkt 10 Stunden, mit Tempeln und Steinen so übersättigt, dass es zwischen den Zähnen knirschte. Aus meiner Sicht macht es sowieso keinen Sinn alle Tempel abzuhaken. Vielmehr sollte man sich auf einige beschränken und versuchen, einen Eindruck von dem einstigen Leben zu bekommen. An einigen Stellen ist es sogar noch möglich zu erahnen wie es in den Jahrhunderten gewesen sein mag, als nur Pflanzen und Tiere die Tempelanlagen beherrschten. Blue Pumpkin heißt unser favorite „Café in das wir heute wieder einkehren um unseren Energiemangel auszugleichen. Nach einer Pause im Hotel nehmen wir in luftiger Höhe Abschied von den Tempelanlagen und Siem Reap. Nachdem die chinesischen Betreiber von Heißluftballons wegen Unfällen und gravierender Sicherheitsmängel ihr Geschäft einstellen mussten, gibt es nun nur noch den Fesselballon der „Societe Sokha Hotel“ der auf 100 Meter aufsteigt. Der 10 Minuten Höhenflug kostet 20 Dollar und offeriert eine besondere Perspektive auf den Angkor Komplex. Von hier oben erblickt man westlich von Phnom Bakeng eine fast zwanzig Quadratkilometer große, rechteckige Wasserfläche. Sie wurde von Menschenhand vor über eintausend Jahren für die kontinuierliche Wasserversorgung angelegt. Als wir wieder zurück im Hotel sind entdecken wir, dass dieses eine wunderschöne Dachterrasse mit  Pool hat. Diesen Luxus für einige Stunden auszukosten und bei einem Whiskey-Cola zuzuschauen wie die Sonne am Abend im Dunst über Siem Reap versinkt, ist so viel besser als weiteren Fotomotiven nachzujagen. Da uns unser Guide uns die Pub Street (Street 8) empfohlen hatte, wollen wir heute dort Abendessen gehen. Doch nicht nur unser Guide, sondern wahrscheinlich auch alle anderen, inklusive der Reiseführer in allen Sprachen, empfehlen diese Straße, die stark an die Bierstraße auf Mallorca erinnert. Blinkende Leuchtreklamen überspannen die Fußgängerzone. Aus jedem Restaurant eine andere Musik, deren Lärmpegel Unterhaltungen schwierig macht. Alle Restaurants sind ausgebucht und auch mit Wartezeit von 20 Minuten und mehr bekommen wir keinen Tisch. So gehen wir wieder in das mondäne Restaurant Viroth´s, wo der Abend und die Reise ausklingt.

Kambodscha Angkor Thom Relief Stone

Wandrelief in Angkor Thom

Am nächsten Morgen werden wir unkomfortabel in unsere Heimat zurück gejetet. Aber es wird auch meteorologisch unangenehm.
Siem Reap – Bangkog PG 924T, 9:50-10:40 25° Celsius in Siem Reap
Bangkok – Moskau SU 273N, 12:40-18:40 -1° Celsius in Moskau
Moskau – Berlin Schönefeld SU 2316, 20:30-21:20 -5° Celsius in Berlin

Mengelaba –  guten Tag
Quatomé – auf wiedersehen
Jesube      –  danke

Quelle:
http://www.gtai.de
http://www.umweltwoche.de
TAZ, 23.02.14, „Die Horden von Ankor“
Doris Böttcher, Freie Fotografin, Bremen
Journal 21, Peter Achten, 15.08.2013
Burma-Initiative
Burma-Projekt Berlin,
Evangelischer Entwicklungsdienst
Gesellschaft für bedrohte Völker, Misereor, terre des hommes

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